Er verschickt Penisbilder, sie dagegen sammelt Kerle wie Sammelbilder. Die ungeschönte Wahrheit, wie Frauen und Männer bei der Dating-App Tinder ticken.
Scheinbar scheint der Rummel um die Dating-App Tinder nicht verstummen zu wollen. Innerhalb dieses Blogs ist der Artikel »Wie Tinder mein Leben ruinierte« mitsamt seinen Fortsetzungen zum Dauerbrenner mutiert. Auch wenn ich bislang kein persönliches Tinder-Tagebuch führte, kann ich jedoch einige meiner Erfahrungen an dieser Stelle teilen – sofern ich es nicht bereits tat. Es ist nun einige Monate her, seit dem ich diese App auf meinem Smartphone installierte und mir beim Wischen fast den Daumen brach. Es kam zu allerlei Matches, bei denen oft ähnliche Fragen gestellt wurden:
Diese Fragen kann ich allesamt verneinen. Jedoch kam es bei der einen oder anderen Kontaktaufnahme zum Erfahrungsaustausch, wie sich Männer und Frauen bei Tinder verhalten und geben. Deshalb nahm ich mir vor, diesem Thema doch noch ein paar Zeilen zu widmen. Während die Matches mir aus ihrer Sicht die Männerwelt bei Tinder erklärten, konnte ich zusätzlich aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis weitere Infos zum Flirtverhalten auf der Wischapp sammeln. Den Rest erfuhr ich aus erster Hand, sprich meinen eigenen Matches. Demnächst werde ich die App von meinem Smartphone löschen und stattdessen auf die Alternative »Real Life« setzen, da das Gewische einfach zu viele Nachteile mit sich bringt. Ohne nun zu weit auszuholen: Ich habe weder den gefragten Waschbrettbauch, noch habe ich Lust auf einen Tennisdaumen. Doch solange das Thema noch was hergibt, schreibe ich gerne darüber.
Während die Herren der Schöpfung sammeln und jagen, trifft auf Frauen bei Tinder folgender Spruch zu: »Der einzige der noch um seine Prinzessin kämpft ist Super Mario«. Und genau das ist auch Programm! Wie die Prinzessin in Elfenbeinturm erwartet die Tinderella ihre unzähligen täglichen Hofnarren, die je nach Tagesstimmung gewisse Bedürfnisse zu erfüllen haben. Möchte die Dame nur Bestätigung erhalten, werden regelmäßig sogenannte »Momente« mit der Meute geteilt. Ein solcher Moment könnte beispielsweise ein Hot-Dog-Leg-Foto sein oder ein Schnappschuss vom Lieblingscocktail.
Frauen bei Tinder präsentieren sich in der Regel eher wortkarg und zurückhaltend. Weder haben sie einen Text in ihrem Profil, noch schreiben sie zurück. Sie verhalten sich meist wie die erwähnte Prinzessin, die erst bei einer treffenden Anrede aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht. Aufgrund der massiven Konkurrenz ist es aber keine Seltenheit, dass sie nach ihrem automatisch abgespulten Fragenkatalog (»Woher kommst Du, was suchst Du, was machst Du beruflich, wie groß bist Du«) wieder schreibfaul werden und einschlafen.
Tinderellas geben sich dagegen in ihren Profilen gerne aktiv. So vereinen sie neben ihren letzten Urlaubsfotos auch zahlreiche Schnappschüsse in ihren Profilen, die sie bei sportlicher Betätigung zeigen. Dass sie trotzdem die meiste Zeit faul mit Smartphone auf dem Sofa gammeln, um Netflix-Marathons mit Ben & Jerry’s zu zelebrieren, wird verschwiegen.
Viele Nutzerinnen der Dating-App haben für langes hin und her Getexte nicht viel übrig. Stattdessen erwarten sie, dass man nach einem Match möglichst schnell in die Pötte kommt, um sich bei einem Kaffee oder Drink näher zu beschnuppern. Das hat zur Folge, dass es häufig zu drei bis vier Dates pro Woche kommt, bei denen die männliches Kandidaten nach der Reihe abgearbeitet werden. Zuvor wurde freilich angekündigt, dass ausschließlich »etwas Festes« beziehungsweise eine dauerhafte Beziehung angestrebt wird. Männer mit Tinder-Erfahrung wissen jedoch, dass dieses Argument nur dem Zweck dient, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Fun Fact: Frauen wischen gerne auch im Freundeskreis. So sollten Männer Obacht geben, wenn sie Frauen aus derselben Ortschaft wischen. Es könnte die beste Freundin des letzten Matches sein.
Bringen wir es kurz und schmerzlos auf den Punkt. Natürlich suchen Männer nur das Eine. Während sie in Kneipen und Clubs unendlich viele Drinks spendieren müssen, brauchen sie dank Tinder nur ihren Daumen bewegen. Um dies auch letztendlich bei irgendeiner Frau zu erreichen, muss auch dementsprechend gewischt werden. Bedeutet im Klartext, dass es beim Wischen nur eine Richtung geben kann – nämlich nach rechts. Jeder Wisch nach links – oder meinetwegen das rote X – bedeutet eine vergeigte Chance auf Beischlaf.
Mittels dieser simplen Methode ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis irgendeine Frau in die Falle tappt. Um die Wartezeit zu verkürzen, lohnt es sich durchaus, ein wenig am Profil zu feilen. Laut diversen Berichten erfahrener Tinderellas trumpfen Kerle meist mit einem Foto vom Waschbrettbauch auf – sei es vor dem Spiegel, im Badezimmer, oder direkt aus dem Fitnessstudio. Auch beliebt sind absurde Bilder mit vermeintlich niedlichen Haustieren, die per doppelten »Dackelblick« überzeugen sollen. Ansonsten ziehen auch die Motive, die gerne auch von Frauen genutzt werden, wie beispielsweise ein Foto vor dem Eiffelturm, beim Sport oder mit drei Promille plus irgendeiner Tussi im Arm.
Sollte es tatsächlich zum Match kommen, scheinen Männer schnell überfordert. Da Frauen davon ausgehen, dass der Kerl die Initiative ergreifen sollte, entsteht großer Leistungsdruck. Viele verzweifeln an der ersten Kontaktaufnahme und wissen schlicht und einfach nicht, was sie schreiben sollen, um aus der Masse der verzweifelten Typen herauszustechen. Deshalb entscheiden sich viele Männer für ein aussagekräftiges Foto von ihrem Penis, anstatt einfach mal »Hi« zu schreiben.
Ein großer Unterschied zu den Frauen ist bei Männern, dass sie nicht selten aus einer Beziehung heraus Tinder nutzen. Wenn die Ehefrau, Verlobte oder Freundin nicht in greifbarer Nähe ist, wird mal eben mit Hilfe der Dating-App der aktuelle Marktwert berechnet. Dumm nur, wenn es in so einem Fall zum Match kommen sollte, denn dann sieht sich der Vergebene in der Zwickmühle, sich uncharmant herauszureden oder die Tinderella als sogenannten »Zombie« in der Match-Liste schweigend abzulegen.
Fun Fact: Männer wischen wie gesagt immer nach rechts, ohne die Profile genauer zu studieren. Deshalb empfiehlt es sich, ein Bild mit Mittelfinger hochzuladen.
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Ein sehr gelungener Artikel mit feinen Facetten majestätischer Seitenhiebe für Prinzessinnen.