HARR HARR HARR! Lauter, länger, härter. Männer lachen sich gerne gegenseitig klein, um zu zeigen, dass sie ganze Kerle sind.
Männer müssen sich messen. Zumindest, wenn man an Klischees glaubt. Die bekannte Szene, in der zwei Kerle ihre Habseligkeiten vergleichen, wurde in meiner Jugend durch einen albernen Werbespot auf die Spitze getrieben. Im Spot sitzen sich zwei Schlipsträger gegenüber und hauen die Karten auf den Tisch: mein Haus, mein Auto, mein Boot. Die gezeigten Objekte müssen natürlich größer, teurer, geiler sein – keine Frage. Ist dieses Verhalten wirklich derart tief im männlichen Verhalten unter Geschlechtsgenossen verankert?
Als Mann muss ich an dieser Stelle gestehen: Ja, auch ich fühlte mich bereits unter Druck, gewisse Vergleiche anzustellen. Besonders Zahlen eigenen sich dafür hervorragend; aber vielleicht wurde ich auch schlicht und einfach in meiner Kindheit durch ausgiebiges Quartett-Spielen (»Mein Traktor wiegt mehr als Deiner!«) negativ beeinflusst. Aber in diesem Beitrag soll es primär gar nicht um die allgemeine Klärung dieses sonderbaren und leider oft typischen Männerverhaltens gehen, sondern viel mehr um die verstörende Art, wie manche Kerle miteinander lachen.
Aufgefallen ist es mir zuletzt, als ich berufsbedingt auch einige Schlipsträger dabei beobachten musste, wie sie sich Nichtigkeiten aus dem Alltag um die Ohren hauten. Typischer Smalltalk eben, Urlaub, Essen und Kinder. Wie es in Gesprächen dieser Art üblich ist, brachte irgendwann mal einer aus Verlegenheit einen Spruch. Die Reaktion war ein übertriebenes Lachen, auffallend laut und gefühlt mindestens 10 Sekunden zu lange. Anstatt im Gespräch fortzufahren, wurde ebenfalls mit einem Lachanfall gekontert, der beinahe hysterisch wirkte.
Was dann folgte, wirkte auf Außenstehende wie mich bizarr: sämtliche Gesprächsteilnehmer schienen sich in ihrem Lachen übertönen zu wollen, geierten wie die Wilden mit weit aufgerissenen Augen und mit ausufernder Körpersprache um die Wette. Es machte den Eindruck, als wäre dies ein indirekter Machtkampf. Statt fliegender Fäuste gab es jedoch nur durch die Lachsalven fliegenden Speichel. Irgendwann beruhigt sich die Szenerie wieder und alle gingen wieder ihrer Arbeit nach. Im Laufe des Tages konnte ich keinen weiteren Lachkampf mehr beobachten.
Nun ist Lachen grundlegend nicht Schlechtes. Es ist sogar wünschenswert, wenn gewisse Situationen statt mit Geschrei und Aggression lachend bewältigt werden. Ich befürchte nur, dass sich konkurrierende Männer in einem verbalen Machtkampf stark anpassen, im oben besagten Beispiel war es ein kollektiver Lachanfall. Wahrscheinlich wäre es gegenteilig zu einem Messen gekommen, wenn einer zum Beispiel angefangen zu heulen. Ich wette, dass innerhalb weniger Sekunden alle Teilnehmer sich heulend in den Armen liegen und jeder Einzelne von sich behauptet, es am schwersten zu haben.
Vielleicht scheitern Männer deshalb auch bei Frauen, wenn sie aufgrund ihres Männerschnupfens Aufmerksamkeit und Fürsorge einfordern. Unter Geschlechtsgenossen könnte wenigstens die Fieberhöhe oder der Rotzausfluss verglichen werden. Wer dann den Kleinsten hat, wird verlacht. Die einzige Antwort darauf, die nicht auf einem Schlagabtausch basiert: Zurücklachen. Je lauter, desto besser. Man will ja gehört werden. Oh je, was haben die Quartette unserer Jugend nur angerichtet?
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