Am liebsten möchte man der Frage "Wie geht es Dir?" um sich schlagen.
Die Demotivationsfrage: Muss ich auf die Floskel »Wie geht es Dir?« antworten? Und wenn ja, was? Die meist gestellte Frage überhaupt lässt uns verzweifeln.
»Erst gestern wurde ich schon wieder über mein Befinden ausgefragt. ‚Wie geht es Dir?‘ … und mir stockte der Atem. Was soll ich auf so eine fordernde Frage schon entgegnen? Natürlich könnte ich über meine akuten Darmbeschwerden berichten – oder das mir die Telefonleitung gekappt wurde, weil ich die Rechnung nicht bezahlte. Doch warum sollte ich meinem Gegenüber diese Alltagssorgen offenbaren? Dass mir meine Frau neuerdings vorschlägt, auch mal außerhalb der Ehe aktiv zu werden oder den allmählich auslaufenden Jahresvertrag meines Broterwerbs? Diese Frage, die so harmlos klingt, bereitet mir Kopfzerbrechen. Diesem gesellschaftlichen Leistungsdruck bin ich nicht gewachsen und ich antworte meistens wie aus der Pistole geschossen »Gut, und dir?«. Meist habe ich dabei die Hoffnung, dass ich den Schwarzen Peter direkt weiterreichen kann. Doch muss ich wirklich darauf antworten? Und wenn ja – was?« – Michael U. aus Hamburg
Der Mensch neigt zum ewigen Vergleich – anders ist sein Wertesystem zum Scheitern verurteilt. Neid, Missgunst und Eifersucht sind die Antriebe hinter dieser harmlos scheinenden Frage »Wie geht es Dir?«. Die Frage ist das reinste trojanische Pferd; sie dient zum reinen Abgleich von Gegebenheiten und Statussymbolen, im Grunde könnte der Fragende auch direkt die Karten auf den Tisch legen, wie es schon in früheren Werbespots zu sehen war.
Aus diesem Grunde ist Ihre Skepsis bei Aufeinandertreffen dieser Art durchaus gerechtfertigt. Was wie ein harmloser Smalltalk beginnt, entpuppt sich dank dieser vier kleinen Worte zum endgültigen Penisvergleich. Ein Albtraum, sofern sie nicht die Gabe besitzen, schamlos lügend über diese Frage hinwegzugehen. Wenn Sie »Gut, und Dir?« in all seinen Variationen entgegnen, laufen Sie dennoch Gefahr, dass Ihr Gegenüber zum massiven Gegenschlag ausholt. Der Fragende könnte über seine Erfolge und seinen Status berichten, der Sie nur noch mehr verunsichert und sie dazu drängt, schnell die Arena zu verlassen. »Du, ich muss leider weiter … gleich macht das Sonnenstudio zu« wäre in dem Fall ein feiger Rückzug aus dem Kräftemessen.
In wenigen Fällen ist die Frage jedoch eine Verzweiflungstat, weil das Gegenüber keine Ahnung hat, worüber es mit Ihnen sprechen soll. Es konnte ja niemand ahnen, dass sich die Wege kreuzen würden. Aus Höflichkeit heraus entsteht dieser recht sinnfreie Schlagabtausch der Floskeln, bei dem jeder Beteiligte sein Gesicht wahren möchte. Doch haben Sie schon einmal darüber sinniert, was geschehen würde, wenn Sie sich über diesen zwanghaften Ablauf hinweg setzen? Berichten Sie doch einfach über Ihre Impotenz oder Ihre Wechseljahre. Lassen Sie es zu, dass Mitleid entsteht, weil Sie dieses Jahr auf Balkonien verweilen müssen. Eventuell brökelt dann langsam die Maske des Fragenden. Es könnte sich herausstellen, dass Sie nicht die einzige Person auf dieser Welt sind, die hoffnungslos vom Leben per se überfordert ist.
Natürlich ist diese Chance recht gering, da es in der menschlichen Natur liegt, sämtliche Schwächen zu verschweigen. Darum sollten Sie schleunigst üben, auf die Frage »Wie geht es Dir?« standardisierte Antworten vorzubereiten. Sie könnten zum Beispiel Ihrer Kreativität vollen Lauf lassen und über fiktive Ereignisse berichten, die zwar so nie stattgefunden haben, aber einfach verdammt gut klingen. Hier ein Beispiel:
»Wie geht es Dir?«
»Ich kann nicht klagen. Doch ich sage Dir … Nimm niemals einen Döner mit in die Achterbahn.«
»Was? Warum das denn nicht?«
»Es könnte einfach unangenehm auffallen.«
»Ja, stimmt. Ich bin auch schon einmal unangenehm aufgefallen. Aber noch nie wegen eines Döners.«
»Nein? Weswegen dann?«
»Oh, schon so spät? Gleich macht das Sonnenstudio zu. Wir sehen uns!«
Sehen Sie? So einfach lässt sich der Spieß umdrehen. Probieren Sie es ruhig aus. Nur achten Sie darauf, dass Sie ein anderes Sonnenstudio aufsuchen.
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