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Muss ich beim Anstoßen dem Gegenüber in die Augen starren?

Demotivationsfragen: Rhetorische Fragen, deren Antworten entmutigen aber zeitgleich erheitern können. Regelmäßig auf Miesepeters.

Die Demotivationsfrage: Muss man in einer feucht-fröhlichen Runde tatsächlich einander tief in die Augen sehen, sobald am anstößt?

 „Natürlich trinke ich gerne. Anders ertrage ich meinen Alltag nicht. Wenn ich mich nicht bereits montags auf den nächsten Vollrausch am Wochenende freuen kann, schaffe ich es meist nicht mal bis Mittwoch. Sollte ich jedoch bis zum Anstoßen am Freitagabend durchhalten, kommt es schnell zu unangenehmen Momenten. Die Rede ist vom tiefen Blick in die Augen des Gegenübers. Kein „Prost!“, „Cheers!“ oder „Chin-Chin!“ ohne nerviges Dauergeglotze. Wehe, man mischt bei diesem typisch deutschen Spießertum nicht mit! Der Spielverderber wird gemieden, verspottet und einer Ignoranz gestraft, als ob man gerade einen Helene Fischer Song angestimmt hätte. Ist es wirklich unverzichtbar, dem Gegenüber beim Anstoßen in die Augen zu starren? Oder handelt es sich hier um einen freiwilligen Akt? Nicht, dass ich was gegen diese flüchtige Intimität der Trinkbruderschaft hätte. Es ist eher so, dass ich mir die Leute lieber vorab attraktiv trinke.“ – Jens F. aus Ennepetal

Wie sagt der Volksmund? Wer trinken kann, kann auch arbeiten. Natürlich bedeuten soziale Kontakte jede Menge Arbeit, drum packen Sie es an. Der einfachste Weg, das  bescherte Umfeld aus Freundeskreis, Verwandschaft oder Kollegium zu besänftigen, ist die konsequente Nachahmung aller präsentierten Marotten. Da bietet sich ein Weg oder gar eine Abkürzung über Alkohol geradezu an – ohne diesen garantierten Eisbrecher würde eventuell gar keiner ein Gespräch anfangen.

Um schnell aufkommende Unsicherheiten abzubremsen, mischen die üblichen Verdächtigen schnell die gängigen Klischees unter die Menge. Hat man gerade noch das PLOPP! der Flasche vernommen, hört man diverse Trinksprüche, die wohl im Laufe der Jahre nie ab- oder in Frage gestellt wurden. Den folgenden Teil kennen Sie gut: Nun heißt es nicht nur „Schau mir in die Augen, Kleiner/Kleines“, sondern es entsteht gleichzeitig ein subtiler Machtkampf. Wer starrt am längsten? Wer guckt weg? Wer rennt weinend aus dem Raum? Werde ich gerade angeflirtet? Dieser Machtkampf ist ein Überbleibsel unserer Tage als Höhlenmenschen, als unsere Kommunikation noch auf Körpersprache und Laute beruhte. Dieser Zustand tritt erst bei kräftigem und zunehmenden Alkoholkonsum ein! Somit kann das Gestarre als Vorhut interpretiert werden. Das Anstoßen ist ein trojanisches Pferd, ein ganz mieser Bluff. Denn Trinken ist Krieg.

Sie können sich natürlich als Pazifist outen, um diesen klassischen Machtkampf zu entrinnen. Doch wer nicht kämpft, hat bereits verloren. Sind Sie ein Verlierer? Gewiss nicht. Also trinken Sie sich bei der nächsten Gelegenheit genügend Mut an, um alle kommenden tiefen Blicke in ihre Augen zu meistern. Auge um Auge, Glas um Glas.

Weitere Demotivationsfragen


photo by: cheers by Luigi Torreggiani

Oliver Peters

Notorischer Schwarzmaler und Weltmeister im »Böse gucken«. Geboren am Niederrhein, verdorben durch den Rest der Welt. Mag Pandas, verabscheut Pendeln. Kontakt: Facebook, Twitter oder Email.

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Oliver Peters

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