Fluchen ist nicht besonders sexy. Derbe Verbalattacken können demotivieren und verbreiten schlechte Stimmung. Warum also nicht bestimmte Wörter durch positive Umschreibungen ersetzen?
Meine Freundin und ich wollten den Hass aus unserem Leben streichen. Ständig das Gefluche über alles und jeden zerrte an unseren Nerven. Wenn ich zum Beispiel nachhaltig verstört aus der U-Bahn kroch, fluchte ich wie ein Rohrspatz. Arsch hier, Fuck da. Fallt um, ihr Opfer! Und sowieso stinken alle nach Pups??? Solche Aussagen drückten etwas die Stimmung. Hinzu kam, dass meine nicht zu überhörenden Aggressionen hoch ansteckend waren, sodass am Ende sogar meine bessere Hälfte über Belanglosigkeiten motzte. Ich fühlte mich schuldig, wenn ich sie dabei beobachtete, wie sie einem harmlosen Brötchen verbal zusetzte: »Du Dreckssemmel! Warum bist du scheißehart?!«
So ging es nicht weiter. Diese allumfassende Wut musste aus unserem Alltag verschwinden. All die negativen Gedanken und giftigen Hassreden zogen uns in einen Strudel, in den wir zu ertrinken drohten. Ich nannte ihn den Treibsand des Grolls. Anhand unserer heimlichen Vorbilder, den Glücksbärchis, boten wir zeitweise dem Weltschmerz die Stirn und versuchten, unser Umfeld etwas positiver zu sehen. Leider kam uns die Realität dazwischen. Nachrichten, Rechnungen und eine sommerlochstopfende Datenschutzverordnung. Wir mussten uns eingestehen, dass die Welt unabänderlich miserabel und unser Einfluss quasi nicht existent ist.
Drum fassten wir uns den Entschluss, wenigstens unsere Sprache zu verändern. Negative Äußerungen sollten in positive verwandeln werden, um unsere Weltsicht auf lange Sicht hin zu verbessern. Wörter bzw. Sätze können schließlich die Welt verändern. Man denke da an »Ich bin ein Berliner«, »Die Rente ist sicher« oder »Hölle, Hölle, Hölle«. Ein derber Fluch wie »Fuck« wurden somit zu »Flausch«, »Arsch« zu »Augenweide« und das allgegenwärtige »Scheiße« zu »Schmetterling«.
Diese kleine Änderung war gewöhnungsbedürftig, aber zeigte enorme Wirkung. Unsere Gespräche hatten seitdem eine neue Qualität und selbst die schlimmsten Situationen im Alltag verloren nach und nach ihren Schrecken. Ein typischer Dialog sah dann so aus:
Ich: Die Waffeleisenprinzen von der GEZ haben wieder geschrieben. Die wollen Geld.
Sie: Flausch! Die kleinen Purzelchen haben ja nur Flausen im Kopf.
Ich: Stimmt! Wie war die Arbeit heute?
Sie: Ganz schön Schmetterling!
Ich: Bei mir ebenfalls. Am liebsten würde ich die alle bauchpinseln!
Mehr Toleranz, mehr Verständnis, mehr Liebe. Es war einfacher, als wir uns dachten. Und wenn zum Beispiel ein Brötchen mal wieder zickt, dann rufen wir nur: »Ach, du heiliger Schmetterling! Du hast mir gerade noch gefehlt, du verflauschte Knutschkugelgeburt!«
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