Alle reden von »get stuff done«, doch einige Faulpelze bleiben lieber bei der Visualisierung des Vorhabens. Kann man sich seinen Terminplan »schön« denken?
Ist mir letztens erst passiert: ich stellte mir an einem entspannten Samstagvormittag vor, wie ich den Fußboden meiner Wohnung wischte – intensiv und mit einer extra Ladung Schaum. Als ich wieder in die Realität zurückfand, war die Sonne bereits untergegangen und der Boden dreckig wie Sau. Komisch, irgendwie hatte mich meine Tagträumerei davon überzeugt, dass ich sämtliche nervige Hausarbeiten bereits hinter mich gebracht hätte. Mein Verstand hat mich ganz schön an der Nase herumgeführt.
Halb gedacht ist halb gemacht
Anderes Beispiel. Ich träumte seit langem davon, mir ein Didgeridoo zuzulegen. Mir gefiel die Vorstellung, meine Nachbarn mit dröhnenden Sounds wahnsinnig zu machen. Wochenlang nervte ich mein Umfeld mit diesem Wunsch und malte mir allerhand wahnwitzige Situationen mit dem Didgeridoo aus. Zum Beispiel wie ich in die U-Bahn einsteige und dort zwischen den Haltestellen mit dröhenden Coverversionen (»Final Countdown«, »How deep is your love«) die Fahrgäste nerve.
Dumm nur, dass es nie dazu kam. Weder bin ich Besitzer eines Didgeridoos, noch habe ich Morddrohungen von Pendlern im Briefkasten. Alleine die Vorstellung von dem Akt hat das Belohnungssystem zwischen meinen Ohren so stark getriggert, dass ich zu faul war, das Vorhaben letztendlich in die Tat umzusetzen. Das kommt dem einen oder anderen Faulpelz womöglich bekannt vor.
Vorstellung > Realität
In einer anderen Realität hätte ich mir das Teil vielleicht zugelegt, aber es wäre nach wenigen Tagen in der Ecke verstaubt. Weil meine Vorstellung dieser unglaublichen Abenteuer mit meinem nigelnagelneuen Didgeridoo wahrscheinlich großartiger ausfallen würde als die triste Realität. Ist ja leider häufig so. Man stellt sich eine Situation immer wieder vor, freut sich wie Hulle und malt es sich wie eine Mischung zwischen Geburtstag, Weihnachten und Black Friday aus – und am Ende herrscht die Stimmung eines Karfreitags. Enttäuschung garantiert! Und das alles nur dank einer ausgeprägten Vorstellungskraft.
Es scheint beinahe so, als würde jeder überflüssige Gedanke zum Scheitern führen. Kann natürlich auch Vorteile bringen. Steuererklärungen, Müll rausbringen, Zahnarztbesuche … alles bereit erledigt! Durch reine Visualisierung dieser lästigen Alltagsroutinen. Zumindest im Kopf. Für eine gewisse Zeit. Bis jemand die Polizei ruft.
Hirn- statt Muskeltraining
Somit muss leider ernüchterend festgestellt werden, dass Vorstellungen in die Tat umgesetzt werden müssen. Nimm Abschied von der langen Projektplanung mit jeder Menge Teambesprechungen und Visualisierungen. Sag Adieu zur Bedenkzeit und Reflexion. Schließlich war es der erste Gedanke entscheidend und wird durch ewiges Aussitzen nur schwammig und un(be)greifbar. Wobei ich dies nicht auf den Bereich der »körperlichen Ertüchtigung« ausbreiten möchte. Alleine die Vorstellung, ein paar schwere Hanteln zu heben, soll laut einer Studie zum Muskelaufbau genügen. Das behaupten zumindest einige Forscher diverser Universitäten, die damit meinen Fitnessplan um Längen vereinfacht haben.
Dadurch habe ich auch endlich wieder mehr Zeit für Tagträumerei. Da erledige ich mehr Dinge, als letzten Endes realistisch wäre.
Letzte Bearbeitung war am 09.01.2017
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