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Facebook und die angebliche Meinungsfreiheit Nein, Facebook muss Deinen Kommentaren keinen Raum bieten

Beitragsbild: Facebook und die angebliche Meinungsfreiheit

Facebook löscht Deine blöden Kommentare? Richtig so. Oft wird der Unterschied zwischen Tatsachenbehauptung und Meinungsäußerung missverstanden.

Erst heute verbreitete Facebook einen Hinweis in Sachen »Fake-News« mit dem Titel »Tipps zum Erkennen von Falschmeldungen«. Die meistgenutzte Social-Media-Plattform rät unter anderem, die »Überschriften kritisch zu lesen«. Erstaunlich! Aufgrund des politischen Drucks sieht sich Facebook verpflichtet, den Nutzern das besonnene Lesen beizubringen. Ob dank dieser Checkliste eine Verbesserung der angezeigten Chronik ermöglicht wird, bleibt zunächst abzuwarten. Es gibt leider haufenweise fragwürdige Blogs, Portale und News-Seiten, denen man bei der Nutzung der sozialen Medien über den Weg klicken kann. Dass man wirre Meldungen wie »Ungesundes Essen und Junkfood lassen das Gehirn schrumpfen« auch nur eine Sekunde ernst nehmen könnte, stimmt mich irgendwie traurig.

Noch trauriger stimmen mich nur noch die Kommentare, die unter diverse Veröffentlichungen dieser unseriösen Seiten verbreitet werden. Wird ein Artikel oder gar ein Kommentar durch Facebook entfernt, ist das Geschrei in der Regel groß. Häufig ist dann direkt von »Zensur« oder einer Einschränkung der Meinungsfreiheit die Rede. Warum? Das will mir nicht in den Kopf. Wie kommen einige Nutzer von Facebook auf die schräge Idee, dass sie ein Recht darauf haben, ihre Meinung dort zu präsentieren?

Ein Experiment ohne Folgen

An dieser Stelle ein kleines Gedankenspiel. Nehmen wir einmal an, dass ich ein leeres Flipchart oder eine Tafel mitten in einer stark frequentieren Fußgängerzone aufstellen würde. Für dieses Experiment hätte jeder Bürger die Möglichkeit, seine Meinung oder seinen Kommentar offen und ohne Hindernisse auf diese Fläche zu kritzeln. Einfach hinstellen, per Edding Dampf ablassen und vielleicht sogar signieren – am besten mit Selfie/Foto. Ich denke, dass ich recht lange auf freche Meinungen oder gar aufhetzende Kommentare warten würde. Wahrscheinlich würden sich – sofern sich überhaupt jemand traut – höchstens ein paar Sätze einfinden, die an ein Gästebuch auf einer Ausstellung oder eines Restaurants erinnern würden. Spannend würde es werden, wenn mir ein Kommentar nicht gefällt und ich ihn mit mit einem Schwamm wegwischen würde. Es ist meine Tafel! Ich kann damit tun und lassen, was ich will. Ob da auch jemand empört auf seine Meinungsfreiheit pocht? Ich denke nicht.

Gesichtslos für die Meinungsfreiheit

Wie wir alle wissen, gehört Mark Zuckerberg Facebook. Er gibt uns zahlreiche Kommunikationsmöglichkeiten, Informationen und Unterhaltung … und wir schenken ihm dafür unsere Daten. So ist der Deal. Dass Mr. Zuckerberg uns damit auch gleichzeitig ein Recht auf unantastbare Meinungsäußerungen gegeben hat, steht garantiert nicht im Kleingedruckten. Deshalb finde ich es vollkommen angebracht, dass bescheuerte Kommentare und Meinungen – besonders Hass- und Hetzkommentare – gelöscht werden. Meine Güte, wenn jemand Pornos und Mordvideos hochlädt, dann würden die Kritiker ja auch nicht auf Meinungsfreiheit plädieren. Im Grunde kann Zuckerberg nach Lust und Laune morgen die Seite schließen und wir können zuschauen, wie wir das große Loch in unserem Alltag kompensieren.

Das Problem mit der Meinungsfreiheit auf Facebook ist, dass sich die Nutzer in der Regel hinter ihren Rechnern und Handys verstecken können. Aus dieser Position ist es leicht, Gott und die Welt zu beschimpfen und sämtliche Hemmungen fallen zu lassen. Nur das solche negativen Haltungen durch absichtlich manipulierte »News« provoziert werden können, wirkt auf mich bedrohlich. Oft wird eine Tatsachenbehauptung mit einer Meinungsäußerung verwechselt. Eine Tatsachenbehauptung liegt dann vor, wenn die Behauptung dem Beweis zugänglich ist. Eine Meinung hingegen stellt vielmehr eine Wertung dar (Quelle: GG). Doch dieser Unterschied wird wohl schnell übersehen, wenn man hastig durch Facebook scrollt, um sich ein Bild zu machen.


Letzte Bearbeitung war am 13.04.2017

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