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Titel: Mixtapes - Eine Liebeserklärung

Mixtapes – Eine Liebeserklärung

Denke ich an Romantik, denke ich an Mixtapes. Die kleinen Plastikteile dienten nicht nur als Songsammlung, sondern auch als Liebeserklärung.

Nietzsche soll einst den bekannten Satz »Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum« geschrieben haben. Nicht einmal den größten Querulanten würden zu dieser Aussage nennenswerte Gegenargumente einfallen. Ich setze an dieser Stelle noch einen drauf und behaupte: »Ohne Musik wäre die Liebe ein Irrtum«. Begründen möchte ich meine These mit der Existenz von Mixtapes, die wahrscheinlich beinahe jeder über beide Ohren Verliebte für seinen Schwarm zusammengestellt hat. Eine ordentliche Mischung aus Kuschelrock, Herzschmerz und sexy Grooves.

Superaffentittengeiler Bandsalat meiner Jugend

Doch was ist ein Mixtape? Kurz gesagt, eine Playlist auf Plastik gebannt – auf einer Audiokassette. Diese Kassetten wecken direkt Assoziationen bei mir – an Bandsalat und Bleistifte. Warum? Das Abspielen der Tapes endete irgendwann in einem Chaos, weil das aufgerollte Audioband sich von der Rolle löste und Panik im Walkman auslöste. Mit einem Bleistift ließ sich der gesamte Kladderadatsch aufrollen. Aber die Teile waren nicht nur zum Aufrollen da, sondern auch zum Mitschneiden der liebsten Radio-Programme oder zum selbst Aufnehmen. Ich selbst stellte mir via Rekorder meine Lieblingsmusik zusammen und schrieb halt irgendwas Cooles drauf – wie »Cool Mix«.

Die ganz Mutigen unter den Möchtegern-DJs der 80er und frühen 90er sprachen ihre Intros selbst ein. Oder war das nur bei meinen Aufnahmen der Fall? Keine Ahnung, jedenfalls habe ich meine Tapes meist so oder ähnlich eingeleitet: »Hey, das ist der Superaffentittengeile-Hitmix von mir«. Ebenfalls ein Meilenstein meiner noch nicht aufgeblühten Kreativität. Im Laufe der Jahre nahm das Mixtape zusätzlich eine weitere Rolle an. In meiner Jugend dienten Tapes als Vehikel, um die Damenwelt zu beeindrucken. Frei nach dem Motto: »Hey, mein Musikgeschmack ist voll cool, heirate mich!«. Ich verteilte meine Mixtapes stapelweise, mit überschaubarem Erfolg.

Adieu, Mixtapes: Playlist statt Plastik

Bleiben wir bei der Romantik in Plastik: Die meisten von uns kennen das zaghafte Abchecken des Gegenübers, wenn es ums Kennenlernen geht. Mit dem Präsentieren der Lieblingsmusik kann man sich von seiner Schokoladenseite präsentieren, sofern kein Blödsinn in der Playliste steht. Heutzutage nutzen die Leute wohl Spotify, Amazon und Co., um Playlisten zu erstellen. Und nehmen wir einmal an, dass diese auch zwischen Verliebten geteilt werden.

Aber fehlt da nicht was? Das griffige Plastik, welches feierlich mit hochrotem Kopf überreicht wird? Die Beschriftung, bei der man sich ordentlich Mühe gab, sämtliche Schriftzüge der Lieblingsbands nachzuahmen? Das eigens gesprochene Intro, was jedem Kirmeskarussell-Betreiber Konkurrenz macht? Die Fortsetzung, ein »Cool Mix Vol. 2«, die mehr Charakter hat als jede Datensammlung in einer Cloud? Ein Irrtum!

Die beste Zeit der klassischen Mixtapes und den dazugehörigen Audiokassetten scheint vorbei. Und das ist schade. Wie wollt ihr euren Schwärmen und Love-Interests euer Innerstes, eure Gefühle und all das, wofür ihr keine Worte findet, präsentieren, wenn sie alle eure Instagram-Selfies und Stories durch haben? Mit einer unpersönlichen Playlist? Vielleicht. Nur denk daran: vielleicht bist noch nicht soweit und redest etwas Dummes, anstatt die Musik selbst wirken zu lassen. Wie zum Beispiel »cool«.

Titel: Zusammenziehen - Bist du bereit für ein Leben ohne Me-Time?

Zusammenziehen – Bist du bereit für ein Leben ohne Me-Time?

Schnauze voll vom Alleine leben? Doch bevor man mit seinem Herzensmenschen zusammenzieht, sollte man sich ein paar Fragen stellen.

Auf eine Phase voller Schmetterlinge im Bauch folgt eines Tages der Moment der Wahrheit. Eingeleitet durch die ultimative Frage, die über die Zukunft der Beziehung entscheidet: sind wir bereit für erste gemeinsame Wohnung? Für einen Zahnputzbecher mit zwei Bürsten? Für ein Riesensofa, was beide vollpupsen werden? Eine übereifrige Bauchentscheidung (anstatt einer Kopfentscheidung) kann zu tragischen Beziehungskrisen führen. Ob ein Zusammenziehen überhaupt in Frage kommt, lässt sich vorab mit ein paar simplen Fragen klären.

Von Hotel Mama ins Wrestlingszimmer- mit Popcorn

Der wichtigste Faktor für ein erfolgreiches Zusammenziehen ist … ja, Geld. Klar, das wissen wir bereits. Ebenso entscheidend ist jedoch die Einbeziehung des Partners bzw. der Partnerin. Sind die Geschmäcker überhaupt kompatibel? Streben beide Personen ähnliche Ziele an? Ja, wie gut kennt ihr euch überhaupt? Schlimmstenfalls gibt es am Ende ein böses Erwachen, weil der Herzensmensch von Anfang an eine exzessive Neigung für Popcorn-Mampfen-im Bett verschwiegen hat.

Laut meiner Erfahrung sind es in Hetero-Partnerschaften meist die Kerle, die nie in den Genuss des Alleine-Lebens erlebt haben. Viele ziehen direkt von Hotel Mama zur ersten Freundin hin zur nächsten Freundin. Bei diesem Vagabundentum landen die meisten Entscheidungen über die Bleibe bei der Partnerin. Wenn ich mich so umhöre, haben die meisten Pärchen mit diesem Arrangement kein Problem; die Typen würden die Bude nur mit Wrestling- und Biermotiven dekorieren.

Härtetest Urlaub

Das Zusammenleben lässt sich bestens im gemeinsamen Urlaub antesten. Dabei geht es dank Hoteleinrichtung etc. primär nicht um die Einrichtung, sondern um das Aushalten der Marotten des Herzblattes. Schnarcht er doch heftiger, als er von sich behauptet? Singt sie zu laut und zu schlecht unter der Dusche? Lässt er immer sämtliche Dinge offen stehen, wie Kühlschränke und Mülleimer? Erträgt sie es nicht, wenn das Handtuch schief hängt?

All diese Fragen können im Urlaub geklärt werden. Jedoch ist die wichtigste Frage nur von jedem selbst zu beantworten: wie wichtig ist die Me-Time, die Zeit für sich selbst? Manchen ist sie hoch und heilig, andere können und wollen nicht alleine sein. Besteht man auf viel Freiraum, sollte der/der PartnerIn nicht nur Verständnis zeigen, sondern diesen Wunsch auch fördern. Stimmen die Vorstellungen für das gewohnte Miteinander überein, spricht nichts mehr gegen die Gemeinschaftszelle.

Titel: Man kann mir das Ruhrgebiet ansehen

Man kann mir das Ruhrgebiet ansehen

Frecherweise wurde mir unterstellt, ich würde wie ein Typ aus dem Ruhrgebiet aussehen. Stimmt zwar, aber hey! Wie kann das sein?

Lässt sich der Geburtsort am Gesicht ablesen? Ich meine damit nicht die Wurzeln der Vorfahren oder so. Vielleicht sollte ich noch einmal genauer fragen: ist es möglich, dass ich einem Kölner das das Kölsche ansehe? Auf alle Fälle wurde ich durch diese Fähigkeit überrascht. In einem Smalltalk-Gespräch warf man mir an den Kopf, dass man mir das Ruhrgebiet ansehen würde. Pff!

Die Nase als Himmelbett für Tauben

Das Ruhrgebiet steht mir scheinbar ins Gesicht geschrieben. Doch was macht den Pott aus? Kenner erinnern sich an den ersten TV-Satz des berühmt-berüchtigten Kommissars Schimanski, der da lautete: »Zottel, du Idiot, hör auf mit der Scheiße«. Typisch für uns. Hauptsache motzen, am besten vulgär. Könnte tatsächlich auf meinem Gesichtsausdruck zutreffen. Es wäre nicht das erste Mal, dass meine Mimik kritisiert wird. Eine alte Bekannte meinte einmal zu mir, dass, ich zitiere, sie »Angst hätte, wenn sie mich nicht kennen würde.«

Auch der aktuelle Tatort-Kommissar Faber, der in Dortmund alle zur Verzweiflung treibt, zeichnet sich durch seine depressive Art und sein großes Mundwerk aus. Dortmund selbst macht in in dieser Reihe keine gute Figur; selbst der damalige Oberbürgermeister beschwerte sich, dass mit der Darstellung der größten Ruhrgebiets-Stadt »Mobbing« betrieben werde. So scheiße ist es hier nicht! Ehrlich!

Grau, abgerockt, aber dafür mit Herz. Solche Beschreibungen lassen sich häufig über den Ruhrpott lesen. Vor einiger Zeit gab es für Duisburg (wo wir schon bei Schimanski sind) die urkomische Werbekampagne, die genügend Freiraum für freche Interpretationen ließ. So stand auf den Plakaten »Duisburg ist echt« und den Rest konnte man sich denken. Besonders kreativ oder gar positiv dürften die Ergänzungen nicht ausgefallen sein, dafür ist der Pott zu sehr abgehängt. Zumindest wenn man den Zahlen des seltsamen »Städte-Rankings« glauben möchte.

Mimik-Mumpitz aus dem tiefen Westen

Zurück zu meiner Visage. Leider versäumte ich, den frechen Mutmaßer zur Rede zu stellen. Was bitte ist an mir typisch Pott? Meine Nase? Hat sie einen Pulsschlag aus Stahl? Vor Arbeit ganz grau und leider total verbaut? Er selbst war in dieser Zeit in Münster daheim. Zugegeben, als Münsteraner hätte ich auch über jeden Duisburger gelacht. Angesehen habe ich ihm das aber nicht, er wirkte mehr wie Typ Düsseldorf.

Auch wenn ich mich an dieser Stelle gekünstelt aufrege, ein Teil von mir ist irgendwo schon zufrieden mit der Einschätzung. Da sehe ich halt nach Ruhrpott aus, was soll’s? Hömma, das erlaubt mir wenigstens die Nutzung eines gewissen Jargons. Wie zum Beispiel: »Jau, bevor ich über dat Pille-Palle von so einen Heiopei bräsich rumnölen tu, kann ich lieber ´nen Pilsken picheln und schön Tralafitti machen. Dann is Schicht im Schacht!«

Wobei … was mache ich, wenn mein Gesicht einfach nur nach Currywurst ausschaut? Töffte.

Titel: Wie man alleine in die Kneipe geht, ohne unangenehm aufzufallen

Wie man alleine in die Kneipe geht, ohne unangenehm aufzufallen

Es ist gar nicht so einfach, alleine in die Kneipe oder vergleichbare Lokalitäten zu gehen, ohne aufzufallen – erst recht nach Corona.

Erinnert sich noch wer an die Zeit vor der Pandemie? Als nicht die wichtigste Frage war, ob man überhaupt genug Abstand findet, sondern wo am meisten los ist? Goldene Tage voller unerwünschter Hangover und leerer Geldbeutel, mit einer Prise Social Awkwardness. Letzteres ist aber in den vergangenen zwei Jahren gar nicht verkümmert, sondern konnte aufgrund der Beschränkungen ordentlich florieren.

Nehmen wir meine Person als Beispiel. Vor der Pandemie bereits komplett von der schnellen und lauten Umwelt verunsichert, fand ich trotz allem einen gewissen Halt an den Tresen meiner liebsten Lokalitäten. Vielleicht lag es am flüssigen Beruhigungsmittel, vielleicht aber auch an den überzeugenden Verkaufsargumenten der Bedienungen. »Willst bestimmt noch eins, wa?« – schwuppdiwupp war ein neues Bier vor meiner Nase. Gegenwehr zwecklos, aber wer mag schon penetrante Spaßbremsen.

Einfach offline bleiben und lächeln

Ob bereits von einem »Nach der Pandemie« die Rede sein kann, lasse ich an dieser Stelle offen. Fest steht jedoch, dass die Kneipen, Lokale, Restaurants, Bars oder whatever wieder zum Socialising bzw. Betrinken einladen. Doch wie soll sich ein verhaltensauffälliger Typ wie ich, der vorher schon arg seltsam Gespräche führte (»Hey, wusstet ihr, dass ein Tatort eine Mindestlänge von 88 Minuten haben muss???«) aktuell ins Getümmel einbringen, ohne direkt unangenehm aufzufallen?

Diverse Ratgeber haben für den Fall des Alleine-Ausgehens mehr oder weniger praktische Tipps parat. Einer leuchtet ein: das Handy einfach mal in der Tasche lassen. Wozu das Haus verlassen, wenn man eh nur die absurden Gespräche in den WhatsApp-Gruppen lesen wird? Der zweite Tipp wirkt auf mich aber arg unrealistisch: einfach (oder mehr) lächeln. Man stelle sich bitte meine Griesgram-Visage vor, wie ich mich einsam am Tresenbier klammere und wie von allen guten Geistern verlassen durch die Gegend grinse. Wenn da niemand die Polizei ruft, dann weiß ich auch nicht.

Wir sitzen alle im gleichen Boot

Noch ein Tipp? Kein Thema. Smalltalk führen! Jede/r, der bereits den einen oder anderen Text dieses Blog gelesen hat, könnte mitbekommen haben, wie miserabel ich diese Disziplin meister. Dabei mag ich oberflächliche Gespräche, in denen nicht direkt meine Finanzen und meine Liebschaften abgefragt werden. Immer schön über das Wetter reden, Hauptsache ich habe die Gelegenheit, mich mit einer ironischen Bemerkung oder Sarkasmus aus dem Gespräch zu winden.

Wie dem auch sei, es ist auch jetzt nicht unmöglich, sich unter die Leute zu wagen. Eine Sache steht fest: den anderen Personen geht es garantiert ähnlich, denn auch sie haben aller Wahrscheinlichkeit die wildesten Marotten in ihrem Sozialentzug gelernt. Lerne sie kennen, zelebriere sie! Und falls jemand mich persönlich an einem Tresen des Vertrauens entdeckt: bitte nicht manisch lächeln. Ich könnte die Polizei rufen.

Titel: Dinge, die ich nicht verstehe: Prank-Videos

Dinge, die ich nicht verstehe: Prank-Videos

Zugegeben: Ich kann diese verdammten Prank-Videos nicht leiden. Typisch deutsche Schadenfreude, bei der man lange nach der Pointe sucht.

Diese verdammten Prank-Videos! Ein weiterer unerträglicher YouTube-Trend, bei dem irgendwelche »Influenza« (Wie Onkel Ralf sie nennt) unbedarfte Leute mit versteckter Kamera verarschen. Dabei kennt man diese Form der Schadenfreude aus dem damaligen Fernsehprogramm. In den 80ern versammelte sich die Familie gemeinsam vor der Flimmerkiste, um über »Verstehen Sie Spaß?« abzulachen. Wahrscheinlich nicht der Urvater der Prank-Videos, aber zweifelsfrei ein Vorreiter. Da lachte selbst Onkel Ralf, wenn die Lockvögel ihre Opfer an der Nase herumführten.

Knutschen als Verarsche

Scheinbar gibt es das Format bis heute, wobei ein Großteil dieser Prank-Geschichten tatsächlich bei YouTube gefeiert wird. Ist halt easy und schnell gemacht: der Pranker geht auf irgendeine Person zu und erzählt eine Story, die Baron von Münchhausen vor Neid erblassen lassen würde. Das Ganze wird gefilmt, hochgeladen und dem Hinweis »Hinterlasst einen Like und abonniert meinen Kanal« ins Netz geballert. Angeblich werden in Deutschland meist Pranks mit dem Zusatz »Kissing« oder »Gold Digger« bei YouTube gesucht.

Ich selbst bin wahrlich kein Fan dieser Form der Unterhaltung, wobei ich einräume, dass ich nicht allzu viele gesehen habe. Was ich jedoch beim Schauen von einer Handvoll Clips sagen kann: es gibt nicht nur viele Gemeinsamkeiten, sondern auch negative Aspekte, die ich – sorry – einfach nur scheiße finde. Das hat mehrere Gründe. Zunächst hatte ich den Eindruck, dass die von mir gesehenen Prankster ungerne Personen ansprechen, mit denen sie auf Augenhöhe sind. Vorrangig markieren die verkappten Chauvis den Macker und sprechen folglich mit Vorliebe junge Frauen für ihre Videos an. Die angesprochenen Suchtrends bestätigen diese Annahme.

Witzlose Pranks

Natürlich geht es um Aufmerksamkeit. Das Netz bietet jedoch auch alternative Mittel und Wege, um die klassischen 15 Minuten Ruhm zu erlangen – und vor allem witzige! Die besagten Prank-Videos zeichnen sich stattdessen durch eine konsequente Humorlosigkeit aus. Eine Selbstdarstellung, bei der höchstens die Macher und die max. 15jährigen Fans vor Begeisterung jubeln. Mir persönlich fehlte die ordentliche Prise Selbstironie, die Option, bei all den dem Schabernack ebenfalls über sich selbst lachen zu können. Dafür sah ich nur selbstverliebte Draufgänger, die sich nur für Views interessieren.

Es ist eine feige Art von Humor und Unterhaltung. Egal, wie unverschämt und dreist der Prank war, letzten Endes lässt sich behaupten, dass alles nur Spaß gewesen sei. Alles für die Show, für die Klicks! Sich selbst als überlegen darstellen, während die ausgenutzte Person für einen müden Lacher herhalten muss. Wäre keine Kamera dabei, würde es unter Mobbing fallen. Da muss ich zugeben, dass ich selbst Onkel Ralfs Wortwitze lustiger finde. Typisch deutsche Schadenfreude.

Titel: Doomscrolling - mit Lust und Laune lebensmüde lesen

Doomscrolling – mit Lust und Laune lebensmüde lesen

Kaffee? Nein. Eine kalte Dusche? Mitnichten! Kaum bringt mich mehr auf Trab, als kurz nach dem Aufstehen meinen Nachrichten-Feed zu starten und munter die aktuellen Schlagzeilen zu inspizieren. Krieg! Krankheiten! Katastrophen! Noch mehr Krieg! Neue Krankheiten! Gib mir mehr Katastrophen! Macht das glücklich? Gute Frage. Auf jeden Fall befriedigt es etwas Unbestimmtes in mir, eine Art Drang nach Destruktion. Als ob ich den Lego-Todesstern direkt nach dem mühseligen Aufbau zerstörerisch gegen die Wand werfe.

Wenn das Schrecken kein Ende nimmt

Das Phänomen der Lust am Untergang nennt sich Doomscrolling oder auch Doomsurfing. Kurze Umschreibung:  wenn exzessiv negative Nachrichten im Internet konsumiert werden. Der Begriff schlug erstmals 2018 bei Twitter seine Wellen, wobei Ereignisse wie z.B. Trump und Corona trugen zur Popularität beitrugen. Ein typisches Problem beim übertriebenen Doomscrolling kann nicht nur die sehr eingeschränkte Weltsicht bzw. das Meinungsbild sein. Vielmehr geraten LeserInnen in die Gefahr, den dämlichsten Fake-News aufzusitzen, mit der die Verursacher um die Aufmerksamkeit und die Klickzahlen buhlen.

Aufmerksamkeit im Internet bedeutet meistens hohe Klickzahlen und diese Klicks wiederum bringen Kohle. Das wissen nicht nur die Schlawiner mit den ausgedachten Fake-Geschichten, sondern auch die großen Medienportale, die sich hinsichtlich ihrer Berichte und Faktenchecks bei einer saftigen Ohrfeige von Will Smiths kaum noch bremsen wollen – nur um ein Beispiel zu nennen. Wie soll da der neugierige Internetsurfer (Sagt das heutzutage noch irgendwer?) noch seinen Gemütszustand retten, wenn es immer nur negative Schlagzeilen hagelt? Ich persönlich würde ja zum Verzicht raten, aber nachher bekommt man die neueste Pandemie-Verordnung nicht mit – und muss sich letztendlich mit empörten Mitmenschen auseinandersetzen.

Doomscrolling, um sich selbst besser zu fühlen

Vielleicht ist es die Lust an der Empörung. Kennt man ja vom Nachbarn, der nach 22 Uhr zu laut seine 90er Playlist abspielt oder gar am heiligen Sonntag seine Waschmaschine anschmeißt. Warum da aufhören? Ist doch viel geiler, wenn man sich über den Klimawandel aufregen kann. Über die nächste Pandemie, welche mich zum Horden von Klopapier zwingt. Oder es ist der Wunsch nach der Gewissheit, selbst nicht so scheiße zu sein, wie die Welt, die durch diese miserablen Schlagzeilen gezeichnet wird.

Bei mir würde das nicht so laufen! Wenn ich der CEO des Planeten Erde wäre, dann würde das alles nicht passieren. Lässt sich behaupten, oder? Dieser kleine Wunsch nach Ordnung und Gerechtigkeit, den man selbst beim Doomscrolling inne hat, wird beim Querlesen arg auf die Probe gestellt.

Womöglich hilft am Ende nur der Verzicht auf das frühe Smartphone-Ritual und die Rückkehr zur abendlichen Tagesschau. Eine Packung Negatives am Stück als den ganzen Tag über verteilt über viele kleine Häppchen. Macht gewiss auch satt, aber schafft wenigstens etwas Luft zum Atmen. Wobei ich mir persönlich wünsche würde, dass die Verursacher öfter mal was Nettes schreiben würde – dieser Blog ausgenommen.

Titel: Beim »Gesundheit!« sagen will jeder der Erste sein

Beim »Gesundheit!« sagen will jeder der Erste sein

Hatschi! Gesundheit! Danke! Bitte! Ein typisches Ritual auf den ersten Blick. Auf den zweiten ein erbitterer Wettkampf um Schnelligkeit. Die Zeit bzw. Nase läuft!

Es gibt dieses Meme namens »Blank Nut Button«, welches zur folgenden Situation bestens passt: jemand niest und wie aus der Pistole geschossen brüllt einer: »Gesundheit!!!!!11«. Meiner Ansicht nach bereitet es besonders hierzulande ein großes Vergnügen, zur jeweiligen Situation die passende Phrase zu dreschen.

Endlich mal recht haben

Zwar habe ich keine Statistik parat, um meine These zu stützen, aber ich erlaube mir zu behaupten: Alman-Achim und Alman-Anette lieben es, nach einem Rotzlaut so schnell wie möglich »Gesundheit« zu brüllen. Sie lauern auf ihre Chance, endlich voller Stolz und mit der Gewissheit das vermeintlich einzig Richtige gesagt zu haben – und freuen sich wie Bolle. Gibt natürlich auch Sonderfälle:

Ich_iel from r/ich_iel

Dankeschön! Bitte, gerne! Die Höflichkeit nach einem Nieser kennt kaum Grenzen. Natürlich gibt es einige Pappenheimer, denen die Rotzfahnen anderer Leute egal sind. Aber in den meisten Fällen hört man Genesungswünsche, eine Höflichkeit, die sonst im Alltag kaum noch anzutreffen ist.

Prost, Gesundheit, was auch immer

Ein paar Worte zum Ursprung. In Zeiten der Pest wünschte man sich »Gesundheit«, sobald jemand nieste. Ein Hatschi stand für eine mögliche Infizierung und mit einem hastigen Genesungswunsch sollte das Unheil verhindert werden. Auf Englisch sagt man »Bless you!«, auf Polnisch eher »Na zdrowie!«, was ebenso »Prost« bedeutet. Jedoch fände ich es etwas irritierend, wenn eine Stimme aus dem Off bei einem besonders feuchten Nieser meinerseits die Notlage mit »Prost« kommentiert.

Zurück zum Wettrennen. Es erstaunt mich, wie in einer Welt voller Unverschämtheiten dieser scheinbar in Stein gemeißelte Reflex des »Gesundheit!«-Rufens dennoch unverwüstbar wirkt. Die Menschen erscheinen gefühlt immer ignoranter, egoistischer, intoleranter und streitlustiger, aber ein Hatschi schafft Raum für Höflichkeit, für Zwischenmenschlichkeit. Sind wir schon so weit, dass wir krank auftreten müssen, ehe etwas Rücksicht und Höflichkeit eingeräumt wird? Manche sagen, Kommunikation sei »alles«. Vielleicht ist Niesen das Kommunikationsmittel der Wahl.

Titel: Solange ich nicht im Koma liege, brauche ich keinen Krankenschein

Solange ich nicht im Koma liege, brauche ich keinen Krankenschein

Wenn man sich trotz Rotznase sich ins Büro schleppt, ist man scheinbar in bester Gesellschaft. Denn nur Versager nehmen einen Krankenschein.

Schaffe, schaffe, Häusle baue. Nicht nur im Schwabenland gilt die Maloche als das wichtigste Statussymbol. Nur wer arbeitet, hat ein Mitspracherecht und wird von der hiesigen Gesellschaft respektiert. Die Tätigkeit selbst spielt dabei eine entscheidende Rolle. Ärzte und Anwälte gelten als Halbgötter, Beamte als faul und verwöhnt. Einen noch schlechteren Eindruck vermitteln Arbeitslose. Generell gilt: Gutverdiener umgeben sich nicht gerne mit »Hartzis«, wer nicht arbeitet, fällt durch. Wer sich erlaubt, einen Krankenschein bzw. eine AU zu nehmen, muss sich Hohn und Spott gefallen lassen.

Krankenschein? Nur über meine Leiche

Verrückt, oder? Selbst bei der hartnäckigsten Grippe erscheint der brave deutsche Arbeitnehmer erwartungsgemäß und pünktlich am Arbeitsplatz. Erkranken gilt als uncool und man hustet sich lieber die Lunge aus dem Leib, als sich die Blöße zu geben, einfach daheim zu bleiben. Was sollen nur die Nachbarn, die Arbeitskollegen und der/die Vorgesetzte denken?

Es fängt bei der verstopften Nase an, die man morgens nach dem Aufstehen bemerkt. »Liegt bestimmt am Herbstwetter« – wer es glaubt. Im Laufe des Badezimmer-Rituals macht sich ein zugedröhnter Schädel bemerkbar, muss halt der Wein vor Vorabend sein. Krank? Auf gar keinen Fall. Spätestens auf dem Parkplatz vor dem Arbeitsplatz wird einem bewusst, dass wahrscheinlich das letzte Stündchen geschlagen hat, aber na ja. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

Schnief, rotz, hust – aber immer kollegial

»Deutsche arbeiten mehr als blau zu machen« schrieb die Welt über die strenge Arbeitsmoral unserer Angestellten. Der Fachbegriff dieses Zustands soll laut des Artikels »Präsentismus« lauten. Sprich, wenn man zur Arbeit geht, obwohl man sich wie ausgekotzt fühlt. Das Gegenteil vom Präsentismus ist der Absentismus. Mit anderen Worten »Krankfeiern«. Freunde dieser

Alles andere wäre peinlich. Ernsthaft? Wer denkt denn so seltsam? Nach dem Motto »Nur Schwächlinge melden sich krank« röchelnd und triefend zur Mittagspause abrackern? Leider kennen wir alle solche Beispiele aus unserem Arbeitsalltag. Geht einfach mal rüber ins benachbarte Büro, oder meinetwegen den Flur runter. Irgendwo sitzt er, der einsame Streiter der Arbeitsmoral.

Mein Mitleid bekommen diese vertrottelten Maschinen keineswegs, mein Lob schon gar nicht. Denn sie beweisen mit ihrem Durchhaltevermögen nur eins: das Menschlichkeit am Arbeitsplatz noch weniger erwünscht ist als hartes Maiskorn in der Popkorntüte.

Beitragsbild: Hört auf, mich mit Kuchen zu quälen!

Hört auf, mich mit Kuchen zu quälen!

Egal, wie sehr man seine Kollegen verabscheut. Mit Essen kriegt man sie scheinbar alle. Auch du willst Deinen Kollegen mit einem selbstgebackenen Kuchen den Tag versüßen? Bitte überleg es Dir zweimal.

Überstunden, Video-Konferenz, Papierstau … all diese Dinge treiben meine Kollegenschaft schnell und zuverlässig in den Wahnsinn. Meine Augenbraue hingegen zuckt erst nervös, wenn es krümelt. Meine ausgewachsene Aversion konzentriert sich besonders gegen Selbstgebackenes, besonders in der Form eines Kuchens. Der Umstand hat sich zwar schon ordentlich herumgesprochen, aber hat scheinbar sind gewisse Backfeen auf diesem Ohr taub. Anders kann ich mir nicht die Frechheit erklären, die sich letztens erst zugetragen hat. Da wurde in meiner Abwesenheit frech ein Teller mit einem Stück Käsekuchen auf meinem Schreibtisch platziert. Einfach so! Krümelte da dreist vor sich hin. Ich tat das einzig Vernünftige: Ich kündigte.

Unhöflich müsste man sein

Okay, ich kündigte nicht wirklich. Aber ich war kurz davor! Ein aufgezwungener Kuchen stellt meiner Meinung nach ein gutes und einleuchtendes Argument dar. Nicht, dass ich Käsekuchen zum Würgen fände, aber es geht mir um das Prinzip. Ein höfliches »Nein, danke. Ich verzichte« wird in den meisten Fällen lächelnd übergangen. Nur meine aus der Not heraus erdachte spontane Diabetes Erkrankung konnte mich vor der gebackenen Nötigung bewahren. Doch diese Blicke. Vorwurfsvoll von der Seite, pure Verachtung. Die nackte Enttäuschung ebenfalls auf dem Gesicht der unnachgiebigen Kuchenfee, Tränen statt Schlagsahne. In dieser Flut an negativen Gefühlsausbrüchen möchte niemand untergehen, bleibt also nur Mund auf und durch. Das Stück Kuchen wird gemampft, damit der Haussegen nicht in eine Schieflage gerät.

Freiflug für das ungeliebte Stück Kuchen

Dabei soll es nicht wenige Kollegen geben, die sich höchst kreativ der ungewollten Kuchenstücke entledigen. Verstecken Sie in ihrer Hosentasche, um sie bei Gelegenheit aus dem Fenster oder ins Klo zu werfen. Andere bringen ihren Bürohund mit, um am Ende blankgeleckte Teller zu präsentieren. Einmal hörte ich gar von einem Kollegen, der ein ungewolltes Stück Kuchen in einen Umschlag steckte und an eine zufällige Adresse schickte, Hauptsache weit weg. Kann man ein solches Verhalten verurteilen? Ich denke nicht. Wenn das höfliche Nein ungehört bleibt, letztendlich die Argumente fehlen und man nicht gebrandmarkt gelte möchte, hilft in Extremsituationen nur der schnelle Wurf des Tellers, als ob es eine Frisbee-Scheibe wäre.

Eine Lösung für das Krümeldilemma lässt sich kaum finden. Das Aufschreiben meiner Kuchenwut hilft wenigstens ein Stück. Vielleicht wird das NEIN DANKE doch irgendwann gehört und ich bleibe verschont. Zumindest bis zu dem Tag, an dem ich ein matschiges Stück Kuchen in meinem Briefkasten finde.

Bild von Sharon Ang auf Pixabay

Beitragsbild: Früher war mehr Lametta

Früher war mehr Lametta

Lametta wtf? Was geht auf diesem Blog? Oder heißt es in diesem Blog? Keine Ahnung! Hier ist ein kurzes Lebenszeichen und ein Stand der Dinge.

Nein, verdammt! Früher war nicht alles besser. Nur irgendwie anders. Bunter? Näh. Weniger pessimistisch? Ich bestimmt nicht. Aber selbst ein Möchtegern-Miesmacher wie ich musste angesichts der letzten Monate seinen Hut nehmen und sich zurückziehen. Zu gewaltig war die negativ-toxische Bullshit-Welle, der wir kaum entfliehen konnten. Egal, welches Medium ich anwarf, überflutete mich ein Sammelsurium an Meldungen, die meinen Tag ruinierten.

Zu viel Schatten, zu wenig Licht

Fällt mir direkt ein alter Gag von Bill Hicks ein, den ich unverblümt an dieser Stelle im Original zitiere: »Watch CNN headline news for an hour, its the most depressing fucking thing: war, famine, death, AIDS, homeless, recession, depression… And you look out your window… Where’s all this shit happening?!« … ersetze halt CNN mit n-tv oder was auch immer.

Jedenfalls verspürte ich den vergangenen Monaten wenig Lust dazu, hier meine ironischen Texte abzuliefern. Die Realität war härter. Eine Pandemie hält die Welt immer noch im Atem, aber wenigstens gibt es Hoffnung. So langsam habe ich wieder Bock, einen Dad-Joke zu reißen und ein paar Zeilen unter die Interessenten zu bringen. Schwarzmalerei ist immer noch meine Passion, nur ich wollte es zuletzt niemanden sonst zumuten.

Letzte Ausfahrt Lametta

Die Kunst der Schwarzmalerei ist, auch in den tiefsten Abgründen etwas Licht zu finden. Ein blinkendes Ausfahrt-Schild, etwas Bling-Bling, ein Hoffnungsschimmer, ein Silberstreif am Horizont, ein Exit-Symbol oder wenigstens ein bissel Lametta. Die Bestände sind etwas dürftig geworden, aber noch bin ich nicht auf Grund gelaufen.

Zwar tappe ich noch etwas im Dunkeln, was das regelmäßige Schreiben hier angeht, aber solange mir noch so schlechte Wortspiele wie jetzt gerade einfallen, bin ich ich guter Dinge. Wir lesen uns bald wieder häufiger. Mehr Licht!

Bild von Pexels auf Pixabay