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Du musst lernen, Kompromisse zu lieben Über den harten und komplizierten Alltag eines Miesepeters

Beitragsbild: Du musst lernen, Kompromisse zu lieben

Leider werde ich kaum gefragt, warum ich überhaupt zur Schwarzmalerei neige. Schade! Dabei hätte ich zu meiner Leidenschaft jede Menge zu berichten. Jedoch fällt es mir in dieser Welt voller abgenervter Hallodris immer schwerer, meinen Pessimismus zu wahren.

Je mehr Leute sich um mich tummeln, desto deutlicher wird es dir. Andere Menschen? Magst du nicht. Nicht nur, dass sie täglich über Bullshit wie lustige Netzvideos und TV-Serien reden, nein! Wenn du dir die Mühe machst und ein paar Augenblicke dem Gesabbel zuhörst, fällt dir auf, dass sie alle nur meckern. Über unverständliche Politik, sinnentleerte Jobs, hohe Preise, noch höhere Rechnungen, ignorante Partner, Eltern vom anderen Planeten und die drückende Affenhitze. Das macht es für einen wahren Misanthropen, einen Miesepeter, gar nicht so einfach. Schließlich möchtest du der Einzige mit einer scheiß Laune sein.

Selbst 15 Selfies täglich können nicht deine Abgründe kaschieren

Sonderstellung Schwarzmaler! Du hast es dir so einfach vorgestellt. Beispiel: alle lieben den neuen Song von dieser angesagten Sängerin? Du hasst ihn. Aus Prinzip! Er ist musikalisch nicht sehr einfallsreich und kopiert ca. 3940 andere Klassiker des Genres. Nächstes Jahr wird eine andere halbnackte Trulla an ihre Stelle treten und ebenso mit Kaugummisounds Moneten ohne Ende scheffeln. Mit Trends konntest du dich noch nie anfreunden. Stattdessen wärst du lieber ein Fisch, der gegen Strom schwimmt, anstatt bei jedem Hype zum fast ausgerotteten Thunfisch zu werden. Auch wenn diese Theorie so einleuchtend und simpel klingt … die Praxis ist da um Längen schwieriger. Die nervige Generation Y stellt mittlerweile alles in Frage und macht lieber ihr eigenes Ding. »Warum eigentlich?« statt dem simplen »Nein«. Das hat zum Nachteil, dass man als ewiger Nein-Sager blitzschnell entwaffnet wird.

Und wie sie alle motzen und nörgeln! Wer meint, ich würde an dieser Stelle maßlos übertreiben, der sollte einmal die jeweiligen Kommentare zu kontroversen und aktuellen Themen auf Nachrichtenportalen und Facebook nachlesen. Wem da nicht schwindelig oder kotzübel wird, muss entweder abgestumpft oder schon längst in der Thunfischdose gelandet sein.
Auch wenn die Meute nach außen hin immer glückliche Selfies und niedliche Puppies postet: deren Weltsicht und Seele ist pechschwarz. Kein Wunder, so bieten Formate wie die Tagesschau einen täglichen Roundhousekick in die Endorphinproduktionsstätte, wie ihn nicht einmal Chuck Norris verteilen könnte. Was ist da passiert? Wurde der Misanthrop etwa gesellschaftsfähig?

Drama war gestern. Tragödie, Baby

Schwer zu sagen. Es ist ja eher so, dass Social Media uns die Illusion eintrichterte, dass sich die gesamte Welt ausschließlich um unsere Person drehen würde. Dass man mit dieser leicht größenwahnsinnigen Fehlannahme schnell an Grenzen stößt, dürfte kaum überraschen. Umso größer ist der Frust, wenn etwas nicht so läuft, wie es laufen sollte. Doch weil heutzutage jeder davon ausgeht, das schlimmste aller Schicksale überhaupt gehortet zu haben, bleiben wahre Miesmacher auf der Strecke. Denn sie verachten ja nicht aus Narzissmus heraus, sondern aus Überzeugung.

Man muss sich nicht lange im Umfeld umhören, um Wettkämpfe des Frustes zu erleben. Es werden schlechte Erfahrungen und Unglücke »gemessen«, wen denn die größte Arschkarte von allen gezogen hat. Hat man selbst keine zu bieten, so postet man eine furchtbare Nachricht der Tagesschau, um alle ordentlich zu schocken. Nach dem Motto »Seht mich an! Ich habe das Unglück gepachtet!« schmückt man sich mit dem Leid, um etwas Aufmerksamkeit zu erhaschen.

Ein Königreich für ein Lächeln

Was bleibt nun dem Schwarzmaler, dem Pessimisten, der nie aus Gefallsucht heraus verabscheute? Kompromisse. Du darfst weiterhin alle hassen, doch darfst dabei nicht aus Bequemlichkeit heraus verallgemeinern. Lass die schimpfenden Wutbürger wüten, du hingegen winkst still und heimlich ab. Noch besser wäre es, wenn es dir gelingt, mit den komplexen Hilfsmitteln der Rhetorik in Hinsicht auf Ironie und Sarkasmus zu punkten. Die glauben am Ende noch, dass du zu scherzen beliebst! Dein Ernst wird nur von wenigen durchschaut und du wiegst dich in der Gewissheit des kleinen Erfolges.

Wenn du Superduperpessimist demnächst durch die Straßen wandelst, so blicke dich um. Solltest du nur in halb verschlissene und abgenutzte Grimassen starren, die der Zorn entstellt hat, dann erinnere dich an deine weisen Gedanken, die du bereits zu Beginn deiner Schwarzmalerei konkretisiert hast: ich hasse dieses mies gelaunte Pack.

Bild: Pixabay.de | CC.0


Letzte Bearbeitung war am 16.09.2016

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