Kaum ein Beruf bringt so viel Verantwortung, Kritik und Spitznamen mit sich. Warum dieser Job ein besonders schlimmer Beruf ist, liegt nicht nur am Hashtag.
Derzeit haben es Polizisten schwer. Einerseits fordern die Bürger ihren Einsatz und auf der anderen Seite wirft man ihnen »racial profiling« vor. Dabei kämpft die Berufsgruppe, die wohl am meisten durch Spitznamen (Streifenhörnchen, Bulle) verunglimpft wird, bereits seit Jahren gegen fragwürdige Darstellungen in den Medien. Man erinnere sich an das Format »Toto und Harry«.
Polizeiarbeit mit maximal 140 Zeichen?
Neben einer Waffe trägt man als Polizist vor allem eins: Verantwortung. Auf irgendeinen muss man ja zeigen können, wenn alles drunter und drüber läuft. So auch aktuell wie zur Silvesternacht 2016, in deren Ablauf der Gebrauch des Hashtags #Nafri (soll für Nordafrikaner stehen) heiß diskutiert wird. Keine Ahnung, wieso ausgerechnet dort eine noch nie gebrauchte Bezeichnung eingepflegt werden musste – der Social Media Experte der Polizei wird es besser wissen. Jedenfalls gibt Twitter die Möglichkeit, ganze 140 Zeichen für einen Tweet zu nutzen. Dass hier die eine oder andere Abkürzung hilfreich ist, erscheint logisch. Aber in diesem Fall muss sich die Ordnungsbehörde allerhand Kritik stellen, die nach großem Hin und Her nun durchgestanden sein könnte.
Doch das Imageproblem ist nicht das Einzige, was den Beruf des Polizisten wenig attraktiv macht. Zum Beispiel wird man als Gesetzeshüter im Bekanntenkreis gerne für Auskünfte aller Art gefordert. Wie viel Hasch darf man bei sich tragen? Wo wird gerade geblitzt? Wo lebt meine Ex? Darüber hinaus verhalten sich flüchtig bekannte Personen besonders auffällig, sofern man als Polizist zugegen ist. Manche schauen nur so, aber einige Spezialisten sprechen es auch direkt aus: »Ich habe nichts gemacht! Ehrlich!«
Stress, Frust und Einschusslöcher
Dann wäre da noch die Sache mit dem Risiko. Als Polizist riskiert man schließlich aus beruflichen Gründen permanent seine Gesundheit. Das fängt beim Rücken und der elend langen Schreibtischarbeit an und hört bei der Ausweiskontrolle und mindestens drei Einschusslöchern auf. Angenehm ist das nicht. Ganz zu schweigen von dem kaum vermeidbaren Frust und Stress, weil sie als Vertreter für Recht und Ordnung immer Angriffsfläche bleiben. Entweder für Kritiker oder Kriminelle.
Wer sich für den Beruf des Polizisten entscheidet, muss demzufolge ein extrem dickes Fell oder einfach keine Ahnung von Social Media und Co. besitzen. Wobei ein aktueller Artikel die Polizei als beliebtesten Arbeitgeber 2016 aufführt. Der Sprecher der sächsischen Polizei sich nicht erklären, wie es dazu kommen konnte: »Das Interesse hat über die Jahre zugenommen. Woran das liegt, können wir allerdings nicht sagen«. Richtig mies dagegen schneiden die Banker ab. Die haben wohl einfach die langweiligeren Hashtags.
Letzte Bearbeitung war am 04.08.2018
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