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Urlaub für Masochisten – Sommerlust oder Reisefrust?

Beitragsbild: Urlaub für Masochisten - Sommerlust oder Reisefrust

Urlaub ist doch nur was für Masochisten. Für solche, die unendlichen Staus und verlorenen Koffern Lust abgewinnen können. Ein Plädoyer gegen das Verreisen.

Die Urlaubszeit bricht an und Deutschland ist unterwegs. Denn jeder mag es im Urlaub zu sein, nur dorthin zu kommen gleicht einer Odyssee. Natürlich hat man die Wahl, welches Fortbewegungsmittel man auch immer bevorzugt. Nur leider gleicht es eher der Wahl zwischen Strick und Wasser.

Auto fahren

Pünktlich zur Urlaubszeit füllen sich die Straßen und die Autobahnen sind verstopft. Zwischen den Baustellen, Unfällen und Vollsperrungen schaffst du es tatsächlich manchmal Schrittgeschwindigkeit zu fahren. Du fixierst mit deinem Blick Käfer am Wegesrand, nur um sicher zu gehen, dass du nur gefühlt rückwärts fährst. Deine Frau zetert mit der Karte in der Hand rum, dass du selbst schuld bist dich verfahren zu haben, weil du damals zu geizig für das Navi warst. Hinten quengeln die Kinder, wovon eines vor einer halben Stunde meinte, dass es Pipi müsste und die letzten 5 Minuten verdächtig still und erleichtert aussieht. Das andere weint, weil der Akku der Spielkonsole leer ist und es aus Versehen die Capri-Sonne im Fußraum entleer hat.

Bahn fahren

Lokführer, Fahrscheinkontrolleure oder die Typen, welche die Mülleimer im Zug leeren, einer streikt immer. Gerüchten zufolge gibt es eigens hierfür eine WhatsApp-Gruppe, in der täglich geklärt wird, wer heute an der Reihe ist. Alternativ gibt es noch technische Defekte oder Verspätungen im zweistelligen Stundenbereich, von denen nie jemand verstehen wird, wie sie entstehen. Egal was passiert, die Bahn sorgt dafür, dass die Fahrt zum Erlebnis wird und man etwas zum Erzählen hat. An sehr unkreativen Tagen läuft alles nach Plan, aber um im Gespräch zu bleiben schalten sie wenigstens die Klimaanlage aus.

Fähre

In deiner Fantasie stehst du auf Deck, während dir eine leichte Brise durch das Haar weht und du einen auf »Ich bin der König der Welt!« á la Titanic machen kannst. Die Wahrheit sind stürmische See und peitschender Regen. Du torkelst durch die Gänge und suchst panisch die nächste Toilette, um dein Frühstück rückwärts zu essen. Bei Traumschiff sah das anders aus.

Flugzeug

Zur Jet-Set-Society zu gehören ist auch nur cool, wenn man es in Hollywood-Filmen sieht. Schmale Sitze, furchtbares Essen, das laute Dröhnen der Turbinen wäre alles zu ertragen. Dein Nebensitzer, der Duschen für Luxus hält und dessen Krankheit du panisch versuchst an der Farbe seines Auswurfs zu identifizieren, eher nicht. Sein Redebedarf ist noch ekelhafter als seine Erscheinung und nach 7 Stunden Flug, kennst du seine komplette Lebensgeschichte. Du bist froh »Patient 0« entkommen zu sein und wartest auf deinen Koffer, der leider verloren gegangen ist. Freu dich auf eine Woche leben aus dem Handgepäck. Nach etlichen Formularen wird Monate später ein Bruchteil des Anschaffungswertes überwiesen.

Jeder der mir erzählt, dass Reisen ja so toll sei und einem Abenteuer gleicht, entgegne ich stumm mit skeptischem Blick und einer hochgezogenen Augenbraue. Solche Menschen mögen sicher auch Fußpilz oder Reiszwecken im Sandwich, weil beides ja so aufregend ist. Da bleibe ich lieber zu Hause und beobachte mein Joghurt-Experiment im Kühlschrank, welches wöchentlich die Schimmelfarbe wechselt. Spannender als zu reisen ist das allemal und dabei deutlich nervenschonender.


Letzte Bearbeitung war am 19.07.2016
Kategorie: Freizeit

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Avatar for Melanie Messinger

Sie arbeitet in der Technik und muß mit Mitte 30 noch oft den Ausweis vorlegen beim Lotto spielen. Zum Trost schreibt und singt sie gern - von Alt bis Mezzosopran.

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