Arbeit
Schreibe einen Kommentar

Wie Du zum beliebtesten Mitarbeiter wirst

Titel: Wie Du zum beliebtesten Mitarbeiter wirst

Mit diesem simplen Trick wirst Du nicht nur der Mittelpunkt im Büro, sondern wirst Dein Abbild im Lexikon neben „Kompetenz“ finden.

Kommunikation am Arbeitsplatz ist King, aber Bestechung ist Kaiser. Diese Redewendung habe ich mir gerade zwar aus dem Ärmel geschüttelt, was aber nicht bedeutet, dass sie irreführend sein muss. Der Hintergrund meiner Behauptung basiert auf einer Beobachtung, die ich gerne an dieser Stelle preisgeben würde. Das Geschehen spielte sich in einem typischen Büro ab, die Beteiligten lassen ideal mit Berufsbezeichnungen beschreiben. Sekretärinnen, die genervt nach Akten suchen, Juristen, die überfordert nach Sekretärinnen suchen und Mandanten, die verzweifelt nach juristischem Rat suchen.

Die verzweifelte Suche nach einem Locher

Mittendrin ein Mitarbeiter, der hauptsächlich mit der Datenverarbeitung beauftragt wurde. Ein typischer Computer-Nerd, der nicht nur geheimnisvolle Windows-Befehle mit Tastenkombinationen ausführen kann (Magie!), sondern auch sämtliche Action-Figuren der Masters of the Universe-Toyline aus den 80ern beim Namen nennen kann. Mit anderen Worten: ich. Es war ein üblicher Arbeitstag, an dem sich Langeweile („Hat jemand meine Kaffeetasse gesehen?“) mit panischen Momenten („OMG Deadline ist in 15 Minuten!“) abwechselt.

Ich starrte mit geteilter Aufmerksamekeit auf meinem Bildschirm und las den Wikipedia-Eintrag rund um das Thema Seegurken, als eine der Sekretärinnen hektisch und schimpfend durch meine Büroräume stiefelte. „Wo ist der verfluchte Locher?“ fragte sie mehrfach in den Raum hinein, ohne mich persönlich anzusprechen. Amüsiert erlaubte ich mir, das Geschehen zu beobachten, natürlich nicht ohne schwer beschäftigt zu wirken. Nach einigen Momenten spitzte sich die Situation zu; es war weit und breit kein Locher in Sicht und ihr Tonfall wurde lauter, aggressiver. Sie liebäugelte mit dem geöffneten Fenster, als ob sie lieber springen würde, anstatt auch nur einen Moment weiter zu suchen.

Kenne die richtige Frage und Antwort

Kurz bevor ihr die Hutschnur platzte, wandte ich mich von den Seegurken ab, setzte ein dämliches Grinsen auf und fragte mit einstudierter Gelassenheit: „Kann ich helfen?“ Zeitgleich griff in die Schublade meines Bürotisches und zog einen Locher hervor. „Aaah, endlich“, schnaufte sie erleichtet. „Ich suchte Ewigkeiten nach so einem Teil, danke!“ Ich überreichte ihr freundlich den Locher und versicherte ihr, dass sie ihn mir auch später zurückgeben könnte.

Nicht lange, nachdem sie in den Fluren des Büros verschwunden war, tauchte der Jurist neben mir auf. Aufgekratzt, wie er so ist, zappelte er auf und ab, ohne was zu sagen. Sein Blick war suchend, er scannte die Umgebung. In der Hand: mehrere lose Blätter und ein leerer Aktenordner. Natürlich würde er mich nur als letzte Option direkt um Hilfe bitten, viel mehr möchte ein Jurist wie er selbst das Problem lösen, wenn schon keine Sekretärin zur Hand war. Unbeirrt sagte ich: „Suchst Du das hier?“ und legte langsam einen weiteren Locher auf dem Tisch vor ihm.

Mein Arbeitsplatz, mein Königreich

Mittlerweile habe ich mehr als 30 Kugelschreiber, 5 Boxen Büroklammern, zwei Tacker, drei Locher, ungefähr 20 Heftzwecken, zwei Lineale, unzählige Aktenordner bzw. Schnellhefter, acht Marker, fünf Bleistifte, sechs Rollen Tesa-Film und noch viel mehr in den Schubladen meines Arbeitsplatzes gebunkert. Ich bin die Lösung der alltäglichen Probleme am Arbeitsplatz, die erste Adresse, wenn Not am Mann ist. Wer den Film „Der Pate“ gesehen hat, versteht, wie ich mich selbst gesehen habe. Wenn sich niemand mehr zu helfen wusste, hatte ich nicht nur ein offenes Ohr, sondern sogar die Lösung.

Es lohnte sich, über Monate die Schubladen und üblichen Ablagen der Büroutensilien zu durchforsten und die gefragtesten Gegenstände zu borgen und in mein Büro zu verlagern. Fortan war ich die gefragteste Person, auch wenn ich für mein Glück die eine oder andere Schublade aufbrechen musste.

Ich möchte gar behaupten, dass ich mit dieser Taktik viele Freunde unter den Kollegen und Kolleginnen gewonnen habe. Ihr wisst ja: Mit Freunden teilt man nicht nur Freud und Leid, sämtliche Höhen oder Tiefen und die gemeinsame Zeit, sondern auch Tipp-Ex und Kugelschreiber. Und wenn ich erst meinen Locher zurück erhalte, bin ich auch bereit, ihr ihre Computermaus wiederzugeben.


Letzte Bearbeitung war am 22.08.2025

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.