Hiobsbotschaft für Naschkatzen und Leckermäuler: Auch wenn aktuelle Studien belegen, dass Zucker nicht süchtig macht, doof und faul wird man dadurch dennoch.
Zyniker behaupten, dass Zucker im Grunde Crystal Meth für Arme sei. Dass es nicht verwundern würde, wenn sich Dealer und Junkies an zwielichtigen Orten (Bahnhof) treffen würden, um Bares gegen Zuckerpackungen von Starbucks zu tauschen. Zucker, der in reichhaltigen Varianten unseren Alltag begleitet, hatte laut einigen Studien ähnliche Wirkungen wie Drogen. Vor nicht allzu vielen Jahren wurde medienwirksam verbreitet, dass Zucker berauschend wirke und vor allem süchtig mache. Wer schon einmal eine Packung Kinder Schokobons genascht hat, wird wissen was damit gemeint ist.
Mittlerweile wurde entwarnt; Zucker besitzt nicht die Eigenschaften einer Droge und kitzelt zu stark in der Nase. Viel eher kommt zu einer Sucht nach dem Essen an sich. Während einer ausschweifenden Völlerei kommt es allerdings zu einer gesteigerten Einnahme von Zucker, die eine zweite These in den Raum stellt. Macht Zucker stattdessen faul und dumm?
Lahme Hirne für süße Zombies
Insbesondere Trauenzucker genießt den traditionellen Ruf, die Denkfähigkeit und Konzentration zu steigern. Leider hält die Werbung nicht, was sie verspricht. Zwar gibt es einen kleinen Schub an Energie, doch eine nachweisbare außergewöhnliche Leistungssteigerung der Hirnrinde wirkt fraglich. Meist tritt sogar das Gegenteil ein. Zu viel Zucker ermüdet das Hirn und macht aus uns süßliche Zombies.
Eine Studie fand heraus, dass ein regelmäßiger Verzehr von stark gesüßten Speisen und Getränken insgesamt langsamer werden lässt. Zumindest war es bei den Versuchskaninchen bzw. den Ratten der Fall, die für diesen Test herhalten mussten. Es gab zwei Teams mit jeweils unterschiedlichen Ernährungsplänen. Team 1 bekam irgendeinen Cocktail aus Omega-3-Fettsäuren, während Team 2 mit Cola, Slurp und Ahoi Brause leben musste. Die Aufgabe bestand darin, ein Labyrinth zu durchqueren, idealerweise vor und nach der Spezialdiät. Der Unterschied war auffallend: Team 2 hatte sich so dümmlich gezuckert, dass sie mitten im Labyrinth einen Flashmob anstimmen wollten. Team 1 hingegen lernte noch während der Bewältigung des Labyrinths insgesamt acht Fremdsprachen. Auch wenn der Vergleich zum Menschen auf dem ersten Blick hinken mag, so gibt es doch reichlich Parallelen.
Dick- und Doofmacher werden gefeiert
Man muss nur den Fernseher einschalten und die berühmt berüchtigten Sendungen bestaunen, in denen gewisse Stereotypen gefeiert werden. Die Rede ist von Formaten wie „Schwiegertochtertausch“ oder „Schwer verliebt in Berlin – Tag & Nacht“, die nun oftmals nicht die hellsten Kerzen auf der Torte präsentieren. Interessant zu beobachten ist nun das Stimmungsbild oder auch die offene Meinungsbekundung in kulinarischer Hinsicht. Abgesehen von den Hauptlebensmitteln – Bier und Tabakdose – sind häufig die angesprochenen Dick- und Doofmacher zu sehen. Da stellt sich die Frage: Füllen die bösen Privatsender gebildete und mitten im Leben stehende Bürger mit Zucker ab, nur um ihre Sendeformate durchsetzen zu können? Man stelle sich vor, dass die letzte Bachelorette monatelag mit Weingummi und Fanta gemästet wurde, nur damit aus ihr eine Kandidatin für einen romantisch veranlagten Fachhandelspacker wird.
Eine weitere Horrormeldung macht die schwer verzichtbare Süße ungenießbar. Zucker soll vergesslich machen. Je höher der Blutzuckerspiegel ist, desto weniger Wörter kann man sich merken. Das würde bedeuten, dass man nach drei Milchshakes möglicherweise seinen eigenen Namen vergisst. Auch hier liegt der Verdacht einer fieser Masche der Zucker-Industrie nahe. Wer innerhalb weniger Augenblicke vergisst, dass er schon so und so viele Kilos an Gumibären o.ä. genascht hat, bleibt ein treuer Kunde.
Noch etwas Kaffee zum Zucker?
Es scheint unmöglich zu sein, dieser süßen Falle zu entfliehen. Schließlich zwingt uns ja alleine schon die liebe Verwandtschaft dazu, wenn sie uns zu Kaffee und Kuchen einlädt und zu Weihnachten reichlich Nervennahrung verschenkt. Doch wenn wir Glück haben, haben wir das alles in 365 Tagen wieder vergessen – dank Zucker.
Und wie trinken Sie morgen früh Ihren Kaffee?
photo: Jerry in the sugar isle face down by TheeErin, CC 2.0
Letzte Bearbeitung war am 25.08.2017
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