Die Demotivationsfrage: Welches Brillenmodell kann man in einer Welt voller Hipster noch tragen?
„Seit Jahren wehre ich mich mehr oder weniger erfolgreich gegen das Altern. Graue Haare töne ich, Falten spritze ich. Nur beim Thema Augenlicht gebe ich zu, dass ich mittlerweile das Sehvermögen eines Maulwurfs besitze. Da ich aber zu viel Angst vor dem Augenlasern habe, möchte ich auf eine Brille zurückgreifen. Aber welche? Entweder sehe ich mit den gängigen Brillenmodellen aus wie meine verhasste Mathelehrerin oder gar wie ein Hipster. Was ist das nur für ein fragwürdiges Angebot? Ich bin am Ende und möchte Alternativen zur Berlin-Mitte-Brille!“ – Lena T. aus Düsseldorf
Da möchte ich die Situation gar mit einem Unwort umschreiben: Alternativlos. Andererseits kann ich Sie an dieser Stelle auch ein wenig trösten, indem ich Ihnen versichere, dass Sie nicht alleine sind. Unzählige angehende Maulwürfe und Blindschleichen schämen sich, eine Brille zu tragen. Schuld daran ist die von Ihnen erwähnte Angst vor dem Hipstertum. Wer möchte schon zu dieser Meute von Kreuzbergern gehören, die sich den ganzen Tag tätowieren lassen und dabei Latte macchiato schlürfen? Mit ihren hautengen Skinny-Jeans und ihren Holzfällerbärten? Ich verstehe Ihren Frust! Wobei, es sind nicht alle Brillenträger direkt Hipster. Nur Ignoranten würden beispielsweise Woody Allen oder Harry Potter derartig beschimpfen.
Die Brillenindustrie bietet, ähnlich wie Soziologen die gegenwärtigen Gesellschaftsschichten beurteilen, keine Mitte mehr. Es gibt nur die Zielgruppen „Jung und geschmacklos, yolo“ und „Midlife-Crisis„. Inwiefern Sie sich da wiedererkennen, kann ich nicht sagen. Vielleicht erkennen Sie sich ja in Kürze überhaupt nicht mehr, da Sie sehtechnisch abbauen. Sie könnten die kommende Brille nutzen, um Ihr Leben neu auszurichten. Wie wäre es mit einem Umzug nach Berlin? Einem neuen Tattoo? Oder gar einem Bart?
Wie dem auch sei: Haben Sie keine Furcht vor dem Älterwerden. So eine Hipsterbrille ist erst der Anfang. Es folgt die Schwerkraft und die Wechseljahre. Wohlmöglich ist die freiwillige Mutation zum Hipster gar eine Antwort darauf. Ein erzwungen jugendlicher Auftritt, der in den Metropolen dieses Landes eh gang und gäbe ist, könnte lindernd wirken. Augen zu und durch!
photo: ira spectacles by hey paul studio
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Letzte Bearbeitung war am 16.08.2017