Freizeit
Schreibe einen Kommentar

Lassen Sie mich durch, ich bin Skeptiker!

Titel: Lassen Sie mich durch, ich bin Skeptiker!

Skeptiker genießen zum Glück keine Ansehen wie Ärzte, Pfaffer oder Anwälte – auch wenn sie es gerne so hätten.

Das Internet hat neben der Suche nach Informationen und Pornos eine besonders effektive Befriedigung unserer Bedürfnisse parat: Besserwisserei in sämtlichen Bereichen. Egal, ob es um die Themen Politik, Fußball, Epidemien, Nahrung, Religion, Promis oder weiß der Geier geht, im digitalen Netz kann jeder seine Meinung kundtun und so lange in den sozialen Medien debattieren, bis es passt. Das Wichtigste: Egal, wie absurd die eigenen Argumente auch sein mögen … man hat gefühlt im jeden Fall recht.

Skeptische Grüße aus Absurdistan

Ein besonders rechthaberische Schlag von Zeitgenossen sind die selbst ernannten Skeptiker. Die aus reiner Lust an der Freude Widerworte geben und auf alternativen Sichtweisen herum reiten. Oder die Fakten weglächeln und abstruse Statistiken irgendwelcher Forscher aus Absurdistan aus dem Hut zaubern, um sich als besser informiert darzustellen. Durch die vielen Möglichkeiten der freien Meinungsäußerung, die das heutige Internet bieten kann, fühlen sich Skeptiker herausgefordert, über Blogs, Kommentare, YouTube etc. der Welt zu präsentieren, was ihnen durch den Kopf geht.

Letztlich geht es um das recht haben, oder nicht? Warum sonst die Mühe machen und stundenlang nach Argumenten für den Weltuntergang, den Deep State oder der Existenz (ich hätte fast Echsistenz geschrieben, lol) von Echsenmenschen suchen, wenn der Skeptiker nicht das Gefühl hat: ich habe recht, meine Worte überzeugen mich. Warum sonst in zufälligen Gesprächen in der Bahn, auf dem Arbeitsplatz oder im Freundeskreis auf die angeblich einleuchtenden Begründungen einer Verschwörungstheorie beharren? Obwohl man mit größter Wahrscheinlichkeit vollkommen daneben liegen wird? Das will ich nicht kapieren. Ich weigere mich auch, mit Menschen zu diskutieren, die mir ihre Flache-Erde-Theorie mit ihrem Smoothie verkaufen wollen.

Gut gebrüllt, Skeptiker

Wahrscheinlich geht es schon gar nicht mehr um das recht haben, sondern mehr um das gehört werden. Die Debatte mit einem Skeptiker zu führen, ist zweifelsohne anstrengend, aber seine Befriedigung zieht er nicht mehr aus seinem mehr oder weniger überzeugenden Worten, sondern aus meiner Aufmerksamkeit. Ich schenke seiner Argumentation Gehör, also wird es doch vielleicht gar nicht so hirnrissig sein, oder? Es kann eine Basis haben.

Recht bekommen und recht haben können in der Regel zwei verschiedene Dinge sein. Nur wünsche ich mir persönlich in zukünftigen Debatten einen Riegel vor hanebüchen Bullshit zu schieben. Nur weil ich meine Sichtweise begründen kann, muss diese nicht als Fakt gelten. Es ist und bleibt eine persönliche Meinung. Die darf jeder haben, aber eine eigene Meinung formulieren zu können, gleicht keinem Ritterschlag. Nur weil ich provoziere, muss dem keine Aufmerksamkeit geschenkt werden. Es scheint mir, als mutieren Skeptiker in ihrem Wahn zu einer lebendigen BILD-Zeitung. Aufmerksamkeit um jeden Preis, am lautesten schreien, ohne Rücksicht auf Verluste.

Foto von fotografierende von Pexels


Letzte Bearbeitung war am 30.09.2020

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.