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Skandal! Ich nehme keine Drogen

Beitragsbild: Skandal! Ich nehme keine Drogen

Schon blöd, wenn man dank einer bestimmten Frisur zum Pothead erklärt wird. Oder wegen des Studienfachs. Oder dem Job. Aber hey! Dabei nahm ich nie Drogen!

All die Jahre belastete mich dies dunkle Geheimnis und ich bin froh, dass es nun endlich raus ist: ich hab nie verbotene Substanzen nach dem Betäubungsmittelgesetz genommen. Und das gerade (oder wegen?) meiner Vita: alternativste familiäre Einflüsse seit frühester Kindheit, Partizipation subversiver Gruppierungen in der Teenie-Zeit und nicht zuletzt ein (ok, abgeschlossenes) Studium. Skandalös! Ich hatte sogar mal Dreadlocks, während dieser Zeit pendelte ich jeden Tag beruflich zwischen Deutschland und Holland. Ich kannte irgendwann jeden Polizisten beim Namen und ich unterstelle bis heute, dass die Herren Drogenfahnder sich einen Volkssport daraus machten, mich nahezu täglich zu kontrollieren. »So wie die aussieht…das kann doch nicht sein, dass wir ihr Dope nicht finden?!«

Die Leiden der jungen Frau Go

Okay, ich hab den Fehler mit den Dreadlocks zweimal gemacht, das erste mal in jungen Teenie Jahren. Immerhin wurde ich rebellisch erzogen. Und ganz offensichtlich darf man als THC-freier Mensch unter gar keinen Umständen Träger einer solchen Frisur sein. Selten wurde ich öfter angesprochen als damals, »Ey psssst, haste noch was?«. Hab ich..äh…was? Dauerte eine ganze Weile bis ich begriff, was meine Gegenüber eigentlich meinten. Kann auch daran gelegen haben, dass sie unfassbar langsam sprachen, zehn Minuten beim Betrachten ihrer Hände kicherten oder mich am Schlafittchen schüttelten, weil ich doch ganz bestimmt irgendwo ein verdammtes Snickers versteckt hätte. Fürsorglich wie ich bin, drapierte ich eben Jene sorgsam in diverse Sitzsäcke und bemalte sie.

Geisteswissenschaftler ohne Geisteserweiterung

So mancher meiner ehemaligen Kollegen fragt sich bis heute, wie ich eigentlich überhaupt mein Studium geschafft habe. In der geisteswissenschaftlichen Fakultät, ohne Bewusstseinserweiterung! Gut, ich habe weder Philosophie noch Psychologie studiert (letztere sind sich, glaube ich, sowieso Droge genug), aber ich hatte mit den schönen Künsten zu tun. Ich wollte das Blau von Yves Klein nie fühlen, aber ich kenne Leute, die es sogar gelebt haben! Und zwar drei Tage lang. Fürsorglich wie ich bin, drapierte ich eben Jene sorgsam in diverse Sitzsäcke und bemalte sie. Mit blauem Edding.

Lass mal einen Schneeengel machen

Irgendwann landete ich (ja, ich schäme mich heute, aber hey ich war jung und bekam kein Geld!) eine Weile in der Werbung. Diese ist wild, schnell und voller Möglichkeiten. Live fast and … just die! Aber vorher ordentlich Kohle scheffeln, nicht schlafen und nicht der Konkurrenz hinterher hängen. Passionierte Bäckerin, die ich bin, habe ich zum Glück rechtzeitig geschnallt, dass das Zeug da in der großen Schüssel (Düsseldorf halt) kein Mehl ist! Ein ebenfalls unbedarfter Fotograf erzählte damals, wie leid ihm die Models beim letzten Fotoshooting taten. War in den Alpen und jedes Mal bekamen die zarten Geschöpfe Nasenbluten. Wegen der Höhe. Kenne ich selbst vom Skiurlaub, jedes mal tropf ich wie eine abgestochene Sau rot aus dem Sessellift. Egal, fürsorglich wie ich bin, drapierte ich eben Jene sorgsam in diverse Sitzsäcke und malte ihnen Punkte mit weißem Edding unter die operierten Näschen.

Lieber eine ordentliche Steinpilzpfanne

Auch ich wurde irgendwann etwas älter, aber wirklich nur etwas. Wenige Teile meines Umfelds ebenfalls, aber irgendwie nicht nur etwas. Manche alterten seltsamerweise schneller als ich, ich bin keine große Genetikerin, aber ich unterstelle mal ganz leise, dass es nicht nur der natürliche Verfall ist. Bis heute sind meine liebsten Pilze Mu-Err, bis heute kann ich auf die »Hey psssst«-Frage nur mit einem »Nein, ich habe leider kein O« antworten, aber manchmal fahre ich noch bei den Jungs am deutsch-holländischen Übergang vorbei. Der guten alten Zeiten Willen.
Dann sitzen wir da das eine oder andere Stündchen bei diversen Bieren zusammen und lachen über damals, während wir den beschlagnahmten Tabak »vernichten«. Manchmal sitzen wir dabei in Sitzsäcken und bemalen uns gegenseitig.

Ich bin einfach Fan der körpereigenen Drogen, tut mir Leid. Nicht. Ich habe auch keine Dreadlocks mehr. In diesem Sinne: Sláinte.


photo: Th3rd 3y3 by Michael Le Roi, CC 2.0


Letzte Bearbeitung war am 14.03.2016
Kategorie: Freizeit

von

Avatar for Nadine Goutrié

Eigentlich hat sie Geschichte und Kunstgeschichte studiert. Schnell fand sie aber heraus, dass ihre Umgebung statt Gemälde zu betrachten deutlich interessanter ist. Leider gefällt ihr oft nicht alles was sie da sieht, aber hey! Sarkasmus ist eine wunderschöne Sprache. Sie beobachtet euch und dann verwickelt sie euch in ein harmloses Gespräch. Kurze Zeit später findet ihr euch eventuell hier wieder. Glaubt ihr nicht, wenn sie sagt, dass sie euch mit ihren Texten reich und berühmt mache!

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