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Weselsky! Deinetwegen ist mein Arsch nass!

Weselsky! Deinetwegen ist mein Arsch nass!

Der Bahnstreik hat Auswirkungen, mit denen kaum einer gerechnet hätte. Oder schlicht und einfach: wie aufgrund des Bahnstreiks mein Hinterteil total unangenehm befeuchtet wurde.

„Diesmal richtig lange!“ Na klar, der Streik der Lokführer nervt nur noch. Jeder Tag kostet hunderte Millionen und viele Arbeitnehmer sehen ihr Pfingstwochenende gefährdet. Der Mann, der in dieser heiß diskutierten Ausnahmesituation als Zielscheibe herhalten muss, heißt Claus Weselsky. Er ist der Chef der GDL (Gewerkschaft Deutscher Lokführer) und ist derzeit ungefähr so beliebt wie ein Mettigel auf einem Veganer-Meeting.

Aktuell prasseln dank diesem Cocktail aus Live-Tickern und Shitstorms so viele News über Streik, Deutsche Bahn, Lokführer usw. auf uns ein, dass oft nur noch resigniertes Abwinken bleibt. Auch ich bin des Schimpfens müde. Keinen Bock mehr, die Hotline der Deutschen Bahn mit Drohgebärden vollzuquatschen oder mit Hilfe der BILD-Zeitung zum Stalker von Herrn Weselsky zu werden. Nein, dem bin ich überdrüssig – beziehungsweise – dem war ich überdrüssig. Bis heute morgen.

Feuchtfröhliches Reisen mit der Bahn

Überraschenderweise fiel dank des Bahnstreiks mein Zug aus. Drum wählte ich die nächste Alternative, die Straßenbahn. Nachdem ich auf der mehr als lästigen Internetpräsenz meines Verkehrsverbundes (nach ellenlanger Recherche) letztendlich doch die Abfahrtzeiten erfahren durfte, war es fast zu spät. Allzu viele fahren gar nicht in meine bevorzugte Richtung, drum musste ich mich sputen. Das Frühstück musste ich mir klemmen und für die gewohnte Runde Facebook blieb auch keine Zeit. Stattdessen raste ich wie von einer Tarantel gestochen das Treppenhaus hinab und zog mich dabei an.

Zum Glück erreichte ich noch die von mir auserkorene Straßenbahn. Bei der Einfahrt bemerkte ich bereits höchst nervöse Kontrolleure, die ihren Minijob wohl sehr lieben müssen. Kurz nach meinen Einstieg stürmte einer der beiden direkt auf mich. Ergibt ja auch Sinn, schließlich würde ich als notorischer Schwarzfahrer sofort in jede Bahn einsteigen, in der ich Kontrolleure sehe. Jedenfalls war ich arg genervt und suchte erst einmal schnell Halt in Form eines Sitzplatzes.

Als ich mich achtlos in einem der typischen Vierer-Abteile niederließ, um mein Ticket in Ruhe rauszukramen, bemerkte ich den auffälligen Blick eines anderen Mitreisenden. Der graubärtige Mann blickte mich mit einem undeutlichen Ausdruck voller Ekel und Mitgefühl an. Verwunderte zeigte ich dem ungeduldigen Kontrolleur mein Ticket vor und bemerkte dabei, wie mein Hintern feucht wurde. Ich habe mich fett und saftig in eine Pfütze gesetzt! Anstatt hysterisch aufzuspringen, blieb ich cool sitzen. Man könnte ja denken, die Pfütze unter meinem Gesäß sei von mir. Schnell spielte ich alle möglichen Szenarien durch.

Regen. Hat es geregnet? Nein. Und wenn, müsste es schon lange getrocknet sein.
Bier. Irgendein Säufer hat dort sein Bier verschüttet. Und ich sitze in seinem Bier. Bah.
Urin. OH GOTT BITTE LASS ES KEIN URIN SEIN.

Die nächste Eskalationsstufe ist erreicht

Weselsky, deinetwegen musste ich über eine Stunde mit nassem Arsch auf dem Weg zu Arbeit ausharren. Leute schauten mich seltsam an und rümpften die Nase. Kinder zeigten lachend mit den Finger auf mich und hörten erst auf, als deren Mütter sie ermahnten. Alles nur, weil Du ständig rumstreiken musst. Was soll das? Weißt Du eigentlich, wie unangenehm so ein feuchter Hintern werden kann? Selbst als meine Hose im Laufe der Reise langsam antrocknete, blieb stets ein Gefühl von Scham. Außerdem fühlte ich mich schlecht, wenn Leute bei meinem Umstieg auf meinem warmfeuchten Sitz Platz nahmen und mich vorwurfsvoll anschauten. So nicht, mein Lieber!

Es mag ja sein, dass ihr alle zu wenig Geld erhaltet und viel zu viel arbeiten müsst. Doch legt doch mal eure Scheuklappen für einen Moment nieder! Da sind noch andere Menschen um euch herum, die ähnliche Sorgen haben wie ihr. Zu wenig Geld, zu viel Überstunden. Manche von denen haben sogar eine nasse (nach Bier stinkende) Hose, mit der sie malochen gehen. Hättet ihr nicht gestreikt, wäre ich ganz normal mit dem Regionalexpress gefahren und hätte mich höchstens über zuwenig Beinfreiheit geärgert.

Also Weselsky: Das Maß bzw. meine Hose ist voll. Bitte teile Deinen Lokführern mit, dass die Streikerei so nicht weitergehen kann. Müssen erst neue Gesetze wie z.B. öffentliches Trinkverbot eingeführt werden, damit ich mit trockener Hose reisen kann? Muss doch nicht sein. Vorsichtshalber ziehe ich morgen lieber eine Badehose an. Einer von uns muss ja baden gehen.


photo: Streikrecht-Tarifeinheit-Gewerkschaftspluralismus von Rosa-Luxemburg-Stiftung, CC 2.0


Letzte Bearbeitung war am 22.08.2017

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