Arbeit muss man schon mögen. Für alle, die gerne beschäftigt aussehen, aber im Grunde lieber Solitär spielen möchten, sind folgende Tipps Gold wert.
Was das Bild zu diesem Artikel verschweigt: Der Typ schaut in Wirklichkeit süßlustige Panda-Videos. Er hat keine Lust auf den Unfug, der in seinem Arbeitsvertrag steht. Zum Glück ist er nicht alleine. Er ist umzingelt von Simulanten, die allesamt schwer beschäftigt wirken und sich erfolgreich um anfallende Arbeit drücken. Manche stellen sich dabei geschickt an und öffnen zum Beispiel mehrere Word-Dokumente gleichzeitig, die sie mit allerhand Texten aus einem Blindtext-Generator füllen. Sollte ein Kollege zufällig einen Blick auf den Bildschirm erhaschen, wirkt man nicht wie eine faule Sau, sondern wie ein Kandidat für eine Gehaltserhöhung.
Wie gesagt, alle tun es. Kurioserweise geht jeder einzelne Angestellte davon aus, dass man der Einzige ist, der eine ruhige Kugel schiebt. Aus diesem Grunde verbringt man den halben Tag mit der Angst, von den lieben Kollegen beim Antäuschen erwischt zu werden. Es werden gewaltige Energien dafür aufgewendet, die man eigentlich auch direkt im Job verbraten könnte. Aber wo bleibt da der Spaß?
Erst das Vergnügen, dann die Arbeit
Möchte man bei der Arbeitssimulation glaubwürdig und beschäftigt wirken, so gehört ein wenig Understatement der einzelnen Arbeitsabläufe dazu. So könnte es äußerst ungeschickt sein, wenn man alle 10 Minuten einen Kaffee holen möchte und dabei am Büro des Chefs vorbei muss. Sollte der Kaffeeautomat so dämlich platziert sein, hilft nur der vorherige Gang zum Kaffee-Dealer deines Vertrauens. Leute, die sich einen Kaffee »to go« leisten können, wirken immer extrem busy. Sie haben nicht einmal Zeit, sich selbst welchen zu kochen oder gar am Automaten zu ziehen. Außerdem erstarren deine Kollegen vor Ehrfurcht, weil sie von deinem Eifer eingeschüchtert sind. Du hast keine Zeit zum Rumsitzen und benötigst so viel Koffein, dass du stets Nachschub mit dir herum trägst. Zusätzlich kannst du den Becher ganz locker mit interessanteren Getränken (Wodka, Korn, Pina Colada) füllen, ohne das es jemand merkt. Fun pur! Steht ein ein nervtötendes Projekt an, kannst du den »Kaffee« auch einfach pseudo-ungeschickt über deinen Rechner kippen. Nun hat der Nerd aus der Informatikabteilung Stress … und du brauchst erst morgen deine E-Mails checken.
Workout mal anders
Natürlich ist der Kaffee-Trick eher für Leute, die bereits das Stadium »Alles scheißegal« erreicht haben. Die Anfänger sollten sich erst einmal angewöhnen, jederzeit mit einem Ordner oder Unterlagen herumzulaufen – und das möglichst schnell. Man sagt, Reisende soll man nicht aufhalten. Deshalb werden sich deine Kollegen hüten, dich in deiner Arbeitswut zu stoppen. Lege dir einen Plan zurecht (gerne mit genauen Zeiten) und renne alle einzelnen notierten Punkte ab. Um den Effekt zu steigern, kannst du ein Headset tragen und bei diesem etwas anderem Workout extrem wichtige klingende Wörter deiner jeweiligen Branche runterleiern.
Um auch ernsthaft beschäftigt zu wirken, brauchst du einen angepissten Gesichtsausdruck. Niemand, der wahrhaftig schuftet, sieht dabei glücklich aus. Übe vor dem Spiegel und denke daran, dass bald die letzte Staffel deiner Lieblingsserie läuft und dein Auto durch den TÜV muss.
Nur ein unaufgeräumter Schreibtisch…
Dein Arbeitsplatz muss authentisch wirken, wenn du den Workaholic mimen willst. Mülle ihn zu. Lasse sämtliche Ordner und Notizen liegen; es ist vollkommen egal, ob du sie bereits abgearbeitet oder ignoriert hast. Nur ein voller Schreibtisch ist ausdrucksstark genug, um alle Zweifler zu überzeugen. Falls dennoch ein nerviger Kollege irgendetwas von dir möchte, bleibt dir nur der letzte Strohhalm: betone lautstark wie beschäftigt du bist. Dass du vor lauter Arbeit gar nicht mehr weißt, wo vorne und hinten ist. Manche sind schwer von Begriff und schauen dich vorwurfsvoll an. Da bleibt nur die Flucht. Mache ein paar überflüssige Kopien oder drucke deine Blindtexte aus. Wenn alle Stricke reißen, gehe aufs Klo und warte bis Feierabend. Mit Laptop. Glaube mir, dann wird niemand mehr blöd fragen, sondern nur mitleidig und leicht angewidert hinterher schauen.
Letzte Bearbeitung war am 28.02.2017