Auf »Benching« folgt ein weiterer absurder Dating-Trend: beim sogenannten »Breadcrumbing« wird häppchenweise Interesse vorgegaukelt – ohne Happy Ending.
Mandy schaut erneut auf ihr Handy. Bestimmt schon das vierte Mal in 15 Minuten. Ob Karlo heute endlich mal Eier zeigt und sich auf das versprochene Date einlässt? Sie glaubt immer noch fest daran und hofft auf eine positive Antwort auf ihre Frage, ob er heute Abend Zeit hat. Erst vor einer Stunde likte er ein Bild auf Instagram, auf dem sie einen Donut isst. Was Mandy nicht ahnt: sie ist nur ein weiteres Opfer von eines fiesen Möpps, der »Breadcrumbing« betreibt – ein weiterer Dating-Trend aus der Vorhölle der Bindungsscheuen.
Breadcrumbing: Wenn dein Flirt dich für eine Ente hält
Als ich die Bezeichnung Breadcrumbing zum ersten Mal hörte, dachte ich an übertriebene Brotkrumen-Exzesse durch gelangweilte Omas, die zum Enten mästen den nächsten Tümpel aufsuchen. Viel mehr handelt es sich dabei um einen Dating-Trend, der mit menschlichen Bedürfnissen wie Aufmerksamkeit und Facebook-Likes spielt. Das vorhin angeführte Beispiel mit Mandy und Karlo verdeutlicht den Ablauf. Mandy macht sich Hoffnung auf etwas Romantik und Karlo suggeriert Interesse, ohne dabei verbindlich zu werden. Brotkrumen hinwerfen! Er schickt einen zweideutigen Smiley, eine geschnaufte Sprachnachricht, ein Foto von seinem Abendessen und schreibt letztendlich so etwas wie »Kann es kaum erwarten, mit dir gemeinsam zu schnaufen«.
Natürlich werden Typen wie Carlo nie zusagen. Viel mehr bevorzugen sie die offene Option, falls die Ehefrau nervt oder das Ego unter Minderwertigkeitskomplexen leidet. Höchstwahrscheinlich würde er selbst dann kneifen, wenn Mandy wie vom Teufel besessen auf Beischlaf spekulieren würde. So sind sie, die Brotkrumen-Boys. Wenn es ernst wird, verkrümeln sie sich.
Zu faul zum Daten
Bereits vor einiger Zeit beschrieb ich ein weiteres Datingphänomen namens »Benching«; es scheint, als sei das Kennenlernen zwischen paarungswillen Leuten heutzutage gar nicht mehr so einfach. Meinee Meinung nach gibt es einen triftigen Grund für die Flaute und demzufolge den Zuwachs von zum Scheitern verurteilte Partnerbörsen und Tinder: die meisten sind scheißefaul geworden. Diese allgemein verbreitete Bequemlichkeit lässt sich in verschiedenen Lebensbereichen beobachten. Ich sage nur Staubsaugroboter. Dass diese Faulheit selbst beim Dating maßgeblich unsere Chancen auf Zweisamkeit oder Coitus vermasselt, wirkt nicht besonders überraschend.
Breadcrumbing ist neben Ghosting, Benching usw. nur ein weiteres blödes Trendwort für Beziehungsunwillkeit. Irgendwann wird selbst Mandy die Schnauze voll haben und Karlos Nummer löschen. Sie wird auf einer Fortbildung ihren Traumprinzen treffen und Karlos dämliche »Was machst Du gerade?« Frage einfach wegwischen und vergessen. Karlo versucht es noch einmal an Mandys Namenstag, Weihnachten und dem Towel-Day. Keine Reaktion, aber diese Erfahrung ist für den Breadcrumb-Boy nichts weiter als Brot und Spiele. Sein Pool an Nummern ist gewiss noch nicht ausgetrocknet, deshalb wird er wohl weiter mit Krumen um sich werfen.
Letzte Bearbeitung war am 21.09.2017