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Im Büro gibt es nichts zu lachen

Beitragsbild: Im Büro gibt es nichts zu lachen

Dieser eine Fremdschäm-Moment, wenn der Chef einen furchtbaren Witz reißt und dennoch alle mitlachen. Humor im Büro? Fehlanzeige. Gelacht wird aber dennoch – und das vor allem laut.

Bei Reddit gibt es das Sub »Ichbin40undlustig«, ein Sammelsurium von schlechten Witzen in Bildern. Ein Fest für all die verlorenen Seelen, die selbst im Jahr 2020 noch über »Eine schrecklich nette Familie« und Tom Gerhardt lachen können. Mittlerweile habe auch ich die verrufenen 40 Lebensjahre überschritten und bekomme bekomme schnell Schnappatmung, wenn zum Beispiel im Büro die berühmt-berüchtigten lustigen fünf Minuten angebrochen sind.

Diese kurze, aber schmerzhafte Zeitraum ist gefüllt mit lautstarkem Gelächter und Pointen, die sich in ihrer Kreativität stets aufs Neue unterbieten. Der typische Arbeitsplatz-Scherz ist nicht selten sexistisch, rassistisch oder auf eine andere unangenehme Art und Weise diskriminierend. Lausche ich wehrlos auf dem Weg zwischen Kaffeemaschine und Kopierer dieser Büttenrede aus der Hölle, so fühle ich mich in eine Kindheit voller Blondinenwitze und Kalauer über Leprakranke zurückversetzt. Let’s fetz.

Zweideutigkeit für beklopfte Schenkel

Woran liegt das? Es gibt in der Regel »diesen-einen-Kollegen«, der besonders bescheuerte Bilder in die WhatsApp-Gruppe schickt und der zu jeder (un)passenden Gelegenheit die (für ihn) zutreffende Redewendung wie aus der Pistole geschossen aufsagt. Anstrengend. Begleitet wird dies meist von gekünstelt lautem Gelächter, welches sogar einige Kollegen ansteckt. Da gackert das halbe Büro, weil jemand einen eindeutig zweideutigen Spruch brachte – und ich möchte am liebsten aus dem Fenster springen.

Auf meinen wenig amüsierten Gesichtsausdruck hin werde ich gar angesprochen: »Hach ja, schlechte Laune? Lachen Sie doch mal!« … während ich bereits mit einem Bein auf der Fensterbank stehe. Ist das der Durchschnitt? Die Messlatte unseres Humors? Anspruchsloser Humor, der sich nicht totkriegen lässt und in einigen Kreisen hochansteckend wirkt? Oder ist es nur ein Phänomen des Arbeitsalltag, da die wild durcheinander gewürfelten Persönlichkeiten der Mitarbeiter irgendwo zwischen Pispers-Zitaten und Frauentausch-Anekdoten ihre Mitte finden müssen?

Mit »Dad-Jokes« beim Chef beliebt machen

Um noch einmal auf das Alter zurückzukommen: ab einem gewissen Punkt machen Typen scheinbar nur noch sogenannte »Dad-Jokes«, die so schlecht sein sollen, dass sie beinahe (!) wieder lustig sind. Witze aus einem Land vor unserer Zeit. Bei meinen Recherchen suchte ich nach dem Pendant »Mom-Jokes«. Diese gibt es zwar auch, aber werden von den typischen »Deine Mutter« Sprüchen überschattet.

Zurück zum Fremdschämen während der Arbeit. Wie soll man nun mit solchen Pausenclowns umgehen? Mitlachen? Weggehen? Mein Tipp: Über die Witze des/der Vorgesetzten immer schenkelklopfend mitgröhlen oder wenigstens glaubwürdig lächeln. Bei den Kollegen wird es kniffliger: Natürlich alle TeilnehmerInnen der WhatsApp Gruppe stumm schalten, im WC verstecken und hoffen, dass »dieser-eine-Kollege« keine dämlichen Toilettensprüche irgendwo hingeschmiert hat.


Letzte Bearbeitung war am 15.06.2020

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