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Minimalismus im Alltag

Beitragsbild: Minimalismus im Alltag

Weniger ist mehr. Der eingeforderte Minimalismus im Alltag ist leichter zu erreichen, indem man sich Raum verschafft. Zum Beispiel im Kleiderschrank.


Welche Trends kann eine Gesellschaft hervorbringen, in der alles zu jeder Zeit und im Überfluss zu haben ist? Der bewusste Verzicht. Der Trend zum Minimalismus setzt sich fort und erobert die Herzen aller Konsumgeplagten. Hier einige kurze Bespiele, warum man gewinnen kann, in dem man sich von gewissen Dingen trennt.

Passt ein Leben in einen Geldbeutel?

Es beginnt mit dem Inhalt des Geldbeutels. Hierbei ist mit Minimalismus nicht die traurige Höhe der verfügbaren monetären Mittel gemeint. Eher stellt sich die Frage: Sind dort nur Geld, EC-/Krankenkarte und der Personalausweis? Mit einem Griff hätte man das benötigte Zahlungsmittel, würde man sich nicht durch alte Rechnungen, Kinokarten, Automatenfotos, Knöpfe und Kundenkarten wühlen müssen. Im Weg eines aufgeräumten Geldbeutels stehen meist zwei Dinge. Die eigene Faulheit – die tausend Dinge interessanter findet, als das Abheften von Rechnungen und Entsorgen alter Kinokarten – und die Nostalgie. Sie lässt uns an Dingen kleben, da uns sonst die Erinnerung daran zu schwinden droht. Also halten wir am grotesken Inhalt der Börse fest und ignorieren gekonnt die Schlange an der Kasse hinter uns, die uns genervt beim Graben in den Tiefen unseres Geldbeutels taxiert.

Der Kleiderschrank des Grauens

Ob das Exemplar klein oder groß ist, der Kleiderschrank ist meist übervoll. 80% der Dinge darin tragen wir nicht regelmäßig. Entweder weil sie zu klein oder zu groß sind, es dafür selten Anlass gibt oder weil das Teil 1992 noch ganz fesch war, aber jetzt nicht mehr modern. Das kratzige Material mochte man noch nie. Der Pulli krabbelt beim Tragen immer hoch in die Taille. Die Farbe lässt einen tot aussehen. Das Dekolleté ist zu tief. Der Schnitt zu bieder. Fakt ist, es nimmt Platz weg und nimmt uns den Blick auf unsere Lieblingsteile, sodass wir jeden Tag aufs Neue nach ihnen wühlen dürfen. Sich von den Teilen zu trennen, fällt schwer und plötzlich tauchen 1000 Gründe vor dem geistigen Auge auf, warum man es noch unbedingt behalten muss.

»Vielleicht nehme ich ja ab und dann passt es wieder.«
»Vielleicht kommt es ja in 20 Jahren wieder in Mode. Es wiederholt sich ja eh immer alles.«
»Das kann ich vielleicht mal noch zum Streichen der Wohnung tragen.«
»Das war ein Souvenir meiner Londonreise!«
»Vielleicht steht mir irgendwann orange.«

Wenn aus »Weniger« plötzlich »Mehr« wird

Überwindet man diese »vielleicht«, bekommt man zur Belohnung einen aufgeräumten Kleiderschrank, mit allen Lieblingsstücken auf einen Blick. Ein weiterer Vorteil ist, dass man nun Platz für neue Stücke hat. Der nächste Schlussverkauf kann kommen!
Dann aber bitte keinen Neuerwerb des kratziger Pullovers in orange, mit viel zu tiefem Dekolleté in der falschen Größe.


photo: hangers. by Adam Hinett, CC 2.0


Letzte Bearbeitung war am 07.04.2016
Kategorie: Freizeit

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Avatar for Melanie Messinger

Sie arbeitet in der Technik und muß mit Mitte 30 noch oft den Ausweis vorlegen beim Lotto spielen. Zum Trost schreibt und singt sie gern - von Alt bis Mezzosopran.

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