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Perverse Gerichte aus aller Welt – Kochen für Anspruchslose

Perverse Gerichte aus aller Welt – Kochen für Anspruchslose

Nur schwer verdaulich sind diese internationalen Gerichte, bei denen neben stinkenden Früchten und Fischen auch noch aufgespießte Meerschweinchen serviert werden. Von Nadine Goutrié.

Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. Viele wissen jedoch nicht, dass gegenteilige Gefühle das ebenfalls können. Rosin und Co. reden bei ihren Kreationen von Geschmacksorgasmen, aber wie pervers muss man sein, wenn man einen solchen bei einem traditionellen Haggis erlebt? Es gibt sie, die traurigen und deprimierenden Gerichte, welche es niemals zum Candle Light Dinner schaffen werden. Ich möchte an dieser Stelle ein paar dieser Speisen vorstellen, welche es mitunter – sogar verdammt oft – was sagt das über ein Volk aus? – zum Nationalgericht brachten.

Haggis – Whiskey, Dudelsack und Baumstammwerfen

Beginnen wir mit dem Haggis, auf welchen die Schotten stolzer denn auf ihren William sind. Damit meine ich Wallace und nicht Windsor. Der große Dichter Robert Burns verfasste eine Ode auf diese kulinarische Besonderheit und das wilde Volk im Norden Großbritanniens begeht alljährlich einen Feiertag zu Ehren des mit Innereien gefüllten Schafmagens. Das einzige Erfreuliche daran ist allerdings die delikate Whiskeysauce, denn die Ingredienzien sind nicht einmal das Schlimmste. Es besteht mitunter Explosionsgefahr, da sich die Innereien durch das Erhitzen erwärmen und den Darm akut unter Spannung setzen. Innereien und Darm, lecker! Nein, reicht? Gut, dann machen wir weiter, ich bleibe jedoch im Inneren.

Bei den Schotten Deutschlands gibt es eine sehr bekannte Nudelsuppe. So weit, so gut. Wesentlicher Bestandteil dieses Gerichts jedoch sind Hühnermägen und -herzen. Da mag ja wieder die Verbindung zur Liebe und dem Magen sein, aber Kraft durch das Verzehren des Herzens seines Feindes erlangt man hierdurch nicht. Ein wenig Ekel vielleicht, wobei die gummiartige Konsistenz der Hühnermägen noch markanter ist. Schließlich sind beide Zutaten Muskeln, das eine eben nur sehniger als das andere. Oh, Sie stellen sich gerade vor, sehniges Fleisch zwischen der Kauleiste zu haben? Mundet nicht? Gut, dann serviere ich Ihnen den nächsten Gang und berichte mal was über Obst.

Durian – Vitamin Bäh

Obst ist total toll und gesund, das vermittelt nicht nur Mama, sondern auch die Werbung! Wissen Sie, was eine Durian ist? Diese kopfgroße Frucht hat noch weitere Namen. Zibetfrucht zum Beispiel, interessanter jedoch ist die Bezeichnung »Stinkfrucht«. So etwas kommt in der Regel nicht von ungefähr. Sie mag ja süßlich schmecken, jedoch wird der Geruch als sehr, sehr abstoßend empfunden. Schuld sind die in der Durian enthaltenen Dithiohalbacetale und alles riecht irgendwie schwefelig, wie Höllenobst quasi, falls es da unten so etwas geben sollte.

Surströmming – wo Aurora Borealis Deinen Esstisch küsst

Nach diesem kleinen Exkurs ins Reich der Vitamine, begeben wir uns ins Meer, dem Element, in welchem alles entstand. Dort schwimmt ja einiges rum und die Skandinavier schätzen die flossenbewehrten Leckerbissen sehr. Wer hier nun aber an ein zartes Tunfischsteak denkt, liegt falsch. Die tapferen Nachfahren der Wikinger litten schon immer an harten Wintern und suchten eine Möglichkeit, ihre Lebensmittel haltbar zu machen. Das kann man natürlich mittels Trocknung erreichen und bergeweise Stockfisch im Schuppen lagern. Kann. Muss aber nicht, denn die Skandinavier haben eine interessantere Methode entwickelt. Sie schnappen sich einen Hering, packen ihn in Salzlake und lassen ihn vergammeln! In Konserven verpackt, faulen die Meeresbewohner emsig vor sich hin, wodurch sich auch Verwesungsgase und die entsprechenden Gerüche entwickeln. Man erkennt den Inhalt einer Dose oft an ihrer durch Druck entstandenen Wölbung. Nicht nur einmal flog bisweilen einem Gourmet eine solche Dose um die Ohren. Meine Theorie ist ja sowieso, dass die Leutchen diesen wirklich, wirklich toten Fisch nur verzehren, um ein Argument für ausgiebigen Aquavit-Genuss zu haben.

Cuy chactado – Friedhof der Kuscheltiere

Abschließend möchte ich noch über die Leib- und Lieblingsspeise der Andenbewohner berichten. Zartbesaitete Gemüter und haustierliebende Kinder (wieso dürft ihr überhaupt in diesem Blog lesen?) mögen nun den Rechner herunter fahren. Dass man kleine Nager gut grillen kann, weiß auch der Durchschnittseuropäer. Kaninchen mit einer feinen Rotweinsauce ist ein beliebtes Gericht in jedem zünftigen Dorfrestaurant. Ein Ecuadorianer jedoch schnappt sich ein niedliches Meerschweinchen, kloppt einmal ordentlich drauf und rammt ihm dann einen Stock durch den Allerwertesten! Das ganze wird wie Stockbrot über ein gemütliches Lagerfeuer gehalten und verschafft pazifistischen Gemütern einen lebenslangen Albtraum. Soll lecker schmecken, jedoch starren einen die kleinen Knopfäuglein während des Garprozesses vorwurfsvoll an. Laufen Sie, holen sie Schnuffi aus dem Käfig um ihn ein wenig zu herzen und denken Sie an mich, wenn Sie das nächste Mal Stockbrot machen.


photo: 욕망 시리즈 – eat by Photo and Share CC, CC 2.0


Letzte Bearbeitung war am 10.03.2016
Kategorie: Freizeit

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Avatar for Nadine Goutrié

Eigentlich hat sie Geschichte und Kunstgeschichte studiert. Schnell fand sie aber heraus, dass ihre Umgebung statt Gemälde zu betrachten deutlich interessanter ist. Leider gefällt ihr oft nicht alles was sie da sieht, aber hey! Sarkasmus ist eine wunderschöne Sprache. Sie beobachtet euch und dann verwickelt sie euch in ein harmloses Gespräch. Kurze Zeit später findet ihr euch eventuell hier wieder. Glaubt ihr nicht, wenn sie sagt, dass sie euch mit ihren Texten reich und berühmt mache!

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