Sie kleben, sind gesundheitsgefährdend und häufig ungenießbar: Weihnachtskekse. Auch wenn es gut gemeint ist … besonders anstrengend wird es, wenn gewisse Kollegen für einen nie enden wollenden Nachschub sorgen.
Weihnachten, das Fest der Liebe und Pfunde. Für konstant enger werdende Hosen sind bei weitem nicht nur Lindt-Schokolade, Glühwein und Kartoffelsalat verantwortlich. Die eigentliche Gefahr krümelt leise vor sich hin … in Form von Weihnachtskeksen. Eine werte Kollegin liebt es scheinbar, stundenlang in der Küche zu stehen und eben solche Kekse zu backen. Das wäre ja kein Problem, wenn sie diese nicht täglich in übertriebenen Mengen mit zur Arbeit bringen würde. »Ich habe Kekse dabei!« ruft sie mit einem sadistisch anmutenden Singsang den Kollegen zu. Unsere Blicke sprechen Bände. Schon wieder? Dabei stecken wir noch mitten in der Verdauung. Wer wird sich dieses Mal opfern und den ersten Keks probieren?
»Weihnachtskekse? Das wäre doch nicht nötig gewesen«
Nicht falsch verstehen: natürlich ist es eine nette Geste zum nahenden Weihnachtsfest den Kollegen eine zuckersüße Freude zu machen. Aber es gibt Grenzen. Das Drama begann mit einer für Kekse typischen Blechdose, die sich nicht einmal für motivstarke Instagramm-Angeberei eignet. Diese Dose war randvoll gefüllt mit den unterschiedlichsten Keksen; manche mit Zuckerguss, mit Schokolade oder Kokosraspeln. Bei diesem klebrigen Großangriff auf unsere Gesundheit reiben sich nicht nur Zahnärzte die Hände. Wie uns die Kollegin kichernd gestand, fügte sie wagemutig neben kiloweise Zucker noch kräftig Rum-Aroma hinzu. »Soso« entgegneten Opfer wie ich, die solche Kekse anstandshalber kosteten. Brav bedankten wir uns für die Mühe und hofften, dass wir a) keine Diabetiker werden und b) aus dem Schneider wären.
Am nächsten Tag sollten wir jedoch die Quittung für unsere Höflichkeit erhalten. Die Keksdose wurde nach Feierabend von der Backfee mitgenommen und für den nächsten Arbeitstag wieder aufgefüllt. Erneut gab es die frohlockende Ankündigung »Ich habe neue Kekse mitgebracht«. Verzweiflung machte mich sich breit. Einige Kollegen fantasierten eine plötzliche Magen-Darm-Geschichte zusammen, andere verlegten spontan ihren Urlaub vor. Schnell wird uns der Teufelskreis bewusst, in den wir uns selbst geritten haben … wir starrten wie Zombies aus dem Fenster, ob sich ein LKW mit einer Fuhre Weihnachtskekse nähert.
Kekse! Wir brauchen mehr Kekse!
In dieser Situation half nur die Flucht nach vorn. Ich wollte den Backfetisch im Keim ersticken und begann einen Großteil verschmähter Kekse heimlich zu entsorgen. Die Kollegin musste demzufolge davon ausgehen, dass ihre Weihnachtskekse unfassbar gut ankamen, sodass für Nachschub gesorgt werden musste. Diesen Effekte verstärkte ich, indem ich nachfragte, ob es denn keine Nascheinheiten mehr gäbe. Meine Kollegen killten mich mit überzuckerten Blicken.
Ich stellte mir vor, wie diese arme keksbesessene Frau nach getaner Arbeit nach Hause fährt, um ihren Mann von unserem unstillbaren Hunger zu berichten. Voller Stolz könnte sie sagen, dass wir ihr die Kekse aus der Hand reißen und nicht genug davon bekommen können. Dass sie fortan den Teig in einer Badewanne anrühren muss, um die zuckersüchtige Meute zu befriedigen. Wahrscheinlich packte sie aus Mangel an Zutaten (oder aus Kreativität) gewisse Aromen hinzu, wie zum Beispiel Schweiß. Backen kann anstrengend sein, besonders in solch unnatürlichen Mengen.
Schlimmer als Wichteln
Am nächsten Tag (es war Nikolaus) rechnete ich mit der Resignation. Niemand, nicht einmal diese spezielle Backfee, konnte innerhalb der kurzen Zeitspanne so viele frische Weihnachtskekse produzieren. Unsere Kollegin musste vor unserem Heißhunger und den explodierenden Kosten kapitulieren! Womit jedoch niemand rechnete, waren die kleinen Beutel für jeden einzelenen Mitarbeiter, die sie zum Nikolaustag vorbereitete. Sie waren randvoll gefüllt mit Weihnachtskeksen
– keiner sollte leer ausgehen.
Das war nicht nur schlimmer als Wichteln unter Kollegen, es war gar eine Art Kriegserklärung der krümeligen Art. Wahrscheinlich betreibt die Kollegin nebenher eine Weihnachtsbäckerei und produziert täglich mehrere Tonnen klebrig süßes Gebäck. Ich für meinen Teil bewahre meinen Beutel bis zum nächsten Jahr auf, nach dem Motto: »Nein, danke! Habe schon!«
Letzte Bearbeitung war am 21.12.2017