Auf der Arbeit ist man vielem ausgesetzt: Undankbaren Tätigkeiten, grummeligen Vorgesetzten und vor allem: sinnlosen Fragen und Kommentaren.
Eine Konversation zu starten fällt vielen schwer. Oft mangelt es am passenden Einstieg, was die meisten unter uns dazu bewegt, Stellvertreterfragen zu stellen. Besonders beliebt ist der Klassiker „Wie geht es Dir?“; eine Frage, die zwangsweise nach jeder Begrüßung folgt.“Was machst Du da?“ ist ein ebenso schwacher Einstieg und obendrein unverschämt. Das geht niemanden etwas an, basta.
Wenn der Gang zur Kaffeemaschine live kommentiert wird
Doch es geht noch viel sinnfreier. Gerade erst letztens auf der Arbeit erlebt: ich stand geistesabwesend am Kopierer, manövriere Unmengen von Papier von A nach B und ein Kollege fragte allen Ernstes: „Kopierst Du gerade?“ Ein stechender Schmerz breitete sich zwischen den Ohren aus, meine Augen rollten dabei so heftig nach oben bzw. hinten, dass man annehmen könnte, ich hätte keine Pupillen. Einerseits wollte ich mich mit einer dramatischen Drehung ihm zuwenden, mir die Seele aus dem Leib brüllen und ihn mit einem Tacker attackieren. Andererseits kannte ich diese Gesprächsversuche und sinnlosen Fragen bereits, deshalb antwortete ich müde „Ja“.
Vermeide den Smalltalk um jeden Preis
Mit meiner knappen Antwort verweigerte ich den Einstieg in ein Gespräch. Nicht, dass mir Konversationen allgemein auf den Senkel gehen, obwohl ich mich in diesem Blog bereits mehrfach negativ über Smalltalk geäußert habe. In diesen speziellen Fällen geht es eher um die geistlose Fragestellung, die sämtliche Überlegung im Vorfeld vermissen lässt. Nachzufragen, was ich gerade tue, obwohl ich exakt in diesem Moment damit beschäftigt bin, ist nicht nur faul, frech und sinnlos, sondern wird auch nie zum Ziel führen. Wer einen Dialog starten will, sollte keine Fragen stellen, die sich selbst beantworten.
Es erinnert mich stark an einen Live-Kommentar, als ob ich gerade auf dem Sportplatz stehen würde. Al ob ein Reporter ausschweifend mein Handeln für die Leute daheim auf dem Sofa kommentiert: „Da isser wieder! Was hat er nun vor, drängelt er sich etwa noch vorne? Holt er zum Schuss aus oder nicht? Mein lieber Herr Gesangsverein, was für eine Parade!“
Sinnlose Fragen im Kern ersticken
Um in Zukunft derartige (oder andere dämliche) Fragen zu vermeiden, empfehle ich folgende Tipps:
Eigene, abschließbare Büroräume mit einer Kaffeemaschine
Homeoffice (Ohne Webcam)
Sofort alles stehen und liegen lassen, sobald sich ein Kollege/eine Kollegin nähert
Frech zurückfragen („Nein, ich kopiere nicht. Kopierst du gerade?“)
Ersetze deine Kollegen durch AI
Gute Kommunikation ist wichtig. Bis zu 40 Arbeitsstunden im Jahr werden mit der Entschlüsslung von kryptischen Aussagen auf dem Arbeitsplatz verplempert. Deshalb zeigt mein Beispiel möglicherweise doch den besten Umgang mit dämlichen Fragen: Sage einfach „Ja“ und beide müssen sich nicht weiter den Kopf zerbrechen.
Oh nein! Das Internet ist tot. Die im Netz florierende „Dead Internet Theory“ besagt, dass in der Onlinewelt nur noch Bots und AI-erstellte Inhalte aktiv sind. Zweifel? Ja, hatte ich auch. Bis ich im Netzwerk „Threads“ postete.
Bist du mehr Typ „True Crime“ oder bevorzugst du „Murder Mystery“? Deine Antwort könnte ein Hinweis darauf sein, wie du zur Verschwörungstheorie „Dead Internet Theory“ stehst. Die „Totes-Internet-Theorie“ ist für manche absoluter Humbug, ein absurdes Gedankenexperiment ohne Belege. Wahrscheinlich haben die Gegner dieser Theorie keinen Twitter/X-Account. Doch es gibt auch Befürworter, die sich über dämlichste Werbeartikel für Solaranlagen ärgern und mit Bot-Accounts debattieren. Zur letzterer Gruppe zähle ich mich. Ich denke, das Internet, wie ich es mal schätzte, ist mausetot. Auch wenn diese verdammten Fake-Accounts das Gegenteil behaupten.
Das True-Crime Murder Mystery um den Tod des Internets
Davon ausgegangen, dass unser Netz tatsächlich unter den Toten weilt, stellt sich die Frage: Wer hat es umgebracht? Die „Murder Mystery“ Freunde sehen die Suche nach dem Mörder als eine Art Spiel, ein sogenanntes whodunnit mit dem Ziel, einen oder mehrere Täter zu benennen. Gerechtigkeit siegt – immer. „True Crime“ Anhänger hingegen argumentieren und analysieren so lange herum, bis es kein Schwarz und Weiß mehr gibt, sondern nur noch eine Grauzone. Schwammige Motive, nicht eindeutige Beweise und wahrscheinlich kein Happy-End. Die wahre Welt ist fies und gemein, jawohl.
Versuchen wir an dieser Stelle einmal, beide Ansätze zum Erfolg zu führen. Möglicherweise finden wir ja den Mörder des Internets! Doch fangen wir erst einmal gaaaanz vorne an, bevor wir uns den Beweisen widmen. Was ist denn überhaupt die Dead Internet Theory?
Love this ❤️ Dead Internet Theory
Die „Dead Internet Theory“ besagt, dass ein Großteil des heutigen Internets aus automatisierten Bots, KI-generierten Inhalten und künstlichen Interaktionen besteht, die echte menschliche Aktivitäten weitgehend verdrängt haben. Das behauptet zumindest der AI-Chatbot, den ich zu diesem Thema verhörte, die olle Petze. Weiter führt sie aus, dass soziale Medien und Online-Plattformen zunehmend von Algorithmen und Fake-Accounts belagert werden, z.B. mit bescheuerten Kommentaren wie „Love this ❤️“. Aber stopp, es gibt auch Kritiker! Angeblich soll die Theorie ausschließlich auf persönlichen Erfahrungen anstatt auf empirischen Daten basieren, was sie halt weniger glaubwürdig wirken lässt.
Toter als Threads
Dieses Argument halte ich für Kokolores und präsentiere deshalb an dieser Stelle den ersten Beweis, ein Posting auf meinem Thread Account.
Falls nun irgendein Klugscheißer mitteilen möchte, dass nur der Twitter-Abklatsch Threads selbst tot sei und nicht unbedingt der gesamte Rest des Internets – geschenkt. Das Interessante an diesem Posting waren die Reaktionen darauf. Zugegeben, viele gab nicht. Aber die wenigen Likes, die mein Beitrag erhielt, waren überwiegend von eindeutigen Fake-Accounts. Warum sie eindeutig waren? Na ja, wenn zwanzig Mal das gleiche Foto einer halbnackten Frau mit dem Satz „Besuch mich und meine Freundinnen“ plus einem obskuren Link im jeweiligen Profil gepostet wird, gehe ich von einem Fake-Account aus, der sich von nicht jugendfreien Portalen inspirieren ließ.
Beweis Nummer zwei: YouTube-Kommentare. Falls ihr euer Hirn nicht nur auf TikTok ruiniert, könnte es sein, dass ihr ebenso bei der Konkurrenz berieseln lässt. Dort ist es bei populären Kanälen mittlerweile schwierig, überhaupt noch echte Kommentare, sprich von Menschen wie du und ich, unter den Videos zu finden. Besonders irritierend ist dabei die mangelhafte Qualität der Aussagen. Natürlich sind hauptsächlich unkreative Stellungnahmen in der Überzahl; Beiträge wie „Soooo funny“ oder „Awesome video“ wechseln sich regelmäßig ab. Seltsam wirkt es doch, wenn manche Bots einfach random Namen nennen oder gar Adressen.
Now youtube comment bots are just listing random names on old videos. Anyone else getting this? pic.twitter.com/O8GOWfygl0
Abschließen möchte ich die Vorführung der Beweise mit einem Beispiel, welches vor allem bei Spotify-Nutzern für Kopfkratzen sorgte. Eine bis vor kurzem unbekannte Band namens „The Velvet Sundown“ tauchte auf einmal in beliebten Spotify-Playlists auf, der Vorwurf: das Quartett gibt es gar nicht wirklich. Mehr als 500.000 Hörer haben den zwei veröffentlichen Alben gelauscht, obwohl nicht wirklich klar ist, ob sie wirklich existieren. Manche vermuten eine Art Experiment von Spotify hinter diesem Projekt. Dass AI Musik jedoch schon weit verbreitet ist, ist vielleicht noch weniger Personen bekannt. Keine guten Aussichten für kleinere Acts, die sich nicht nur gegen Taylor Swift behaupten müssen, sondern zusätzlich gegen Musik aus dem Computer.
Tot, tot, tot!
Die Beweislage ist eindeutig: das Internet wurde gnadenlos um die Ecke gebracht. Verantwortlich sind die bösen Tech-Konzerne, die lieber ihre Angebote mit AI-Mumpitz füllen, anstatt echten Menschen eine Chance zu geben. Warum? Damit ihre Plattformen relevant bleiben und sie weiter wachsen können. „Echte“ Kommentare sind viel zu kompliziert und können vor allem eins sein: kritisch. Das ist geschäftsschädigend und somit unerwünscht. No surprises.
Tut mir leid, liebe Murder-Mystery-Fans. Leider gab ich euch nicht wirklich eine Gelegenheit, die Agatha Christie raushängen zu lassen. Wie gerne hätte ich euch einen Plot-Twist gegönnt, eine Enthüllung wie im Scooby-Doo-Cartoon! Die True-Crime-Freunde hingegen ahnten gewiss bereits, dass es bei diesem Mord um allseits bekannte Motive gehen wird, den Kapitalismus. Ihr seid aber auch echte Spaßbremsen.
FAQ zum Thema Dead Internet Theory
Seit wann ist das Internet (wie wir es kennen) tot?
Zwischen 2016-2017 soll das uns bekannte Internet verstorben sein. In der Zeit erhielt Leonardo de Caprio seinen ersten Oscar und der Hype um Pokémon Go brachte erwachsene Menschen dazu, in Rudeln Straßen zu besetzen – etliche Jahre vor den Klimaklebern.
Wie hoch ist der aktuelle Anteil von KI-generierten Anteilen und wie viele Bots gibt es derzeit überhaupt?
Eine Studie von 2024 zeigt, dass nur noch weniger als die Hälfte des Internetverkehrs von Menschen stammt – der Rest entfällt auf Bots, KI und automatisierte Systeme. It’s over, boys and girls.
Warum bzw. woran starb unser Internet?
An menschlicher Gier und Faulheit. Billiger, leicht zu steuern und vor allem: keine Urlaubsansprüche. Besonders soziale Netzwerke wurden mit Fake-Accounts geflutet, um die Sponsoren bei der Stange zu halten.
Kann sich unser Netz irgendwann erholen?
Schwer zu sagen. Wahrscheinlich wird eine zukünftige Internetsuche via AI Chatbot erfolgen, anstatt über eine Suchmaschine („Googeln“). Unternehmen werden ihre Inhalte, Produkte und Dienstleistungen daraufhin optimieren, was bedeutet: es wird noch viel viel schlimmer.
Welche Folgen hat ein totes Internet, welches nur noch von Bots und AI genutzt wird?
Sämtliche Inhalte im Netz wären sterbenslangweilig. AI Chatbots würden sich ungefähr so unterhalten: „Du bist sehr eloquent.“ „Danke, Du bist auch sehr redegewandt.“ „Vielen Dank, das freut mich sehr.“ „Sehr gerne, mich freut es auch sehr.“ „Das ist sehr schön, du bist sehr eloquent.“ „Danke, Du bist auch sehr redegewandt.“
Was ist ein Echo Chamber? Und warum solltest du dein Mittagessen nicht zu lange auf dem Boden liegen lassen? Diese und weitere Fragen werden in diesem Gedankenexperiment geklärt. Oder auch nicht.
Ich habe meine Stulle fallen gelassen. Sagt man überhaupt noch Stulle? Ich habe das Gefühl, dass der Gebrauch solcher Wörter mich alt wirken lässt. Das macht mich zum Boomer. Vielleicht sollte ich lieber Marmeladenbrot sagen, obwohl nicht wirklich Marmelade auf dem Brot ist. Und jetzt habe ich das Wichtigste übersehen: den Countdown.
Drei, zwei, eins. Mittlerweile sind aber gewiss 10 Sekunden oder mehr vergangen. Es liegt immer noch da – umgedreht mit der angeblichen Marmeladenseite auf dem Schotterweg. Ich hingegen mache gerade Mittagspause im nahegelegenen Park. Es ist ein ruhiger Tag, sodass niemand mein Malheur bemerkt.
Wie bereits angesprochen: anstatt Marmelade habe ich einen tomatenreichen Brotaufstrich verwendet, der als „Bruschetta“ im Discounter verkauft wird. Bruh-schät-tah? Bru-skä-tah? Keine Ahnung. Ich entscheide mich für Bruh-schät-tah, da ich mich nicht blamieren will. Im Eiscafé sage ich auch nicht „Schtratziatella“.
Sag mir, was ich schon weiß
30 Sekunden. Die Regel kann ich wahrscheinlich vergessen. Mir wurde gesagt, dass bei fallengelassenen Essen die berühmte Drei-Sekunden-Regel gilt. Innerhalb der vorgegebenen drei Sekunden kann ich die Speise einfach aufheben und bedenkenlos konsumieren. Liegt es über einen längeren Zeitraum im Dreck, soll es unangenehme Folgen durch den Verzehr geben. Aber wie streng ist das Zeitlimit? Habe ich etwas Spielraum; sagen wir vier oder gar fünf Sekunden?
Ich könnte meinen Kollegen fragen, Rolf. Der hört nicht nur irgendwelche Wissenschafts-Podcasts, sondern interessiert sich für ebenfalls für schnelle Autos. Er weiß bestimmt mehr über diese Regel. Vielleicht weiß er sogar, wie ich Bruschetta aussprechen könnte. Ich rufe ihn an.
„Hallo Rolf. Kurze Frage: Es heißt Bruh-schät-tah, oder?“ „Was?“ „Du kennst doch dieses Tomatenbrot aus Italien, oder? Bruh-schät-tah.“ „Ja. Was ist damit?“ „Heißt es Bruh-schät-tah oder Bru-skä-tah?“ „Ja.“
Wenn man immer zu Wort kommt
Ich mag Rolf. Egal, was für absurde Gedanken ich manchmal während unserer gemeinsamen Arbeitszeit habe („Hättest Du lieber lange Arme oder lieber lange Beine?“), er hört mir immer sehr geduldig zu und widerspricht mir nie.
„Noch eine Frage: Kennst du die Drei-Sekunden-Regel?“ „Ja klar. Wenn etwas Essbares auf den Boden fällt, hast Du drei Sekunden Zeit, um es aufzuheben und zu essen.“ „Genau, das ist die Regel. Hier liegt nun seit einigen Minuten mein Mittagessen auf dem Boden. Meinst du, das Zeitfenster ist überschritten?“ „Puuuh. Drei Sekunden sind vorbei.“ „Japp. Aber meinst Du, die Regel stimmt? Vielleicht ist es eh nur ein Hoax.“ „Kann sein!“
Meine Person, meine Bubble und ich
Ich entschließe mich, das Gespräch zu beenden und mich an meine bevorzugte Quelle für Informationen zu wenden: Das Internet. Die kollektive Weisheit der digitalen Gemeinschaft wird auf meine Frage nach der Drei-Sekunden-Regel mit Sicherheit die passende Antwort liefern. Es dauert nicht lange, bis die ersten Reaktionen auf mein Posting folgen, hauptsächlich von Personen, die meinen Profilen folgen. Ich nicke wohlwollend beim Lesen jeder einzelnen Reaktion.
„Also ich habe letztens eine Pizza KALT gegessen, lag unterm Sofa! Alles ok“ „Kommt drauf an, Suppe fände ich schwierig. Aber ich würde sagen: Go for it!“ „Wollte nur sagen: Bruh-schät-tah. Alles andere ist lost!“
21 Minuten. Als zusätzliche Unterstützung habe ich die Drei-Sekunden-Regel gegoogelt. Zum Glück werden unter den Ergebnissen meine liebsten Internetforen verlinkt, sodass ich mich ewig lange durch fremde Seiten klicken muss. Die mir angezeigten Debatten sprechen mir aus der Seele.
„Wie schnell muss ich überhaupt bis 3 zählen? Bin schlecht in Mathe lol“ „Ich habe meine Pommes extra auf den Boden geworfen, um das zu testen. Halbe Stunde, lebe noch.“ „OMG Haltbarkeitsdaten sind FAKE. Wach auf!“
Echo, Echo, Echo
Die dargestellten Inhalte geben mir das Gefühl, dass ich nicht nur die richtige Entscheidung getroffen habe, sondern vor allem auch die richtigen Fragen stelle. Die geführten Dialoge bestätigen mich. Im Grunde hätte ich mir die Fragen schenken können, oder? Ich hatte ja scheinbar die ganze Zeit recht. Natürlich kann ich die Stulle noch essen. Ist doch egal, ob sie 20 oder 30 Minuten im Dreck liegt.
Ich beuge mich vor, um nach dem Bruschetta zu greifen. Eine zufällig vorbeilaufende Passantin faucht mich an: „Bah, Sie wollen das doch nicht wirklich essen, oder?“
„Nein, natürlich nicht“ murmele ich leise und lehne mich wieder zurück. Es fühlt sich an wie damals. Als ich Schtratziatella bestellte.
Beziehungen mit Menschen werden immer unbeliebter. Doch wie würde Dein Date mit einem AI Chatbot aussehen?
Es häufen sich Berichte über Personen, die sich in ihren bevorzugten AI Chatbot verlieben. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: keine Besuche bei den Schwiegereltern, kein Geschnarche und vor allem keine Widerworte. Statt langwieriger Diskussion um die nächste Netflix-Serie beschränkt sich die Kommunikation auf „Stelle irgendeine Frage“ oder „Wie kann ich heute helfen?“ Kein Seitenhieb, wenn der Kühlschrank nach Mitternacht geöffnet wird. Keine Kritik, wenn du deine Jogginghose nicht mehr ausziehen magst. Und natürlich unendlicher Zuspruch. Egal, was für einen Blödsinn du erzählst: du bist ein ganz wundervoll kreativer Mensch. Frage mich doch noch etwas. Benutz‘ mich!
Emojis statt Schmetterlinge im Bauch
Wenn sich Menschen auf der Suche nach der wahren Liebe in eine künstliche Intelligenz vergucken, spielen wahrscheinlich andere Gründe als eine physische Anziehung die Hauptrolle. Kein flüchtiger Moment, in dem sich Blicke treffen. Schmetterlinge im Bauch entstehen in diesem Fall durch einen Textblock anstatt durch ein Lächeln. Doch was wäre, wenn diese AI Chatbots ein Gesicht hätten? Wenn sie durch ein Erscheinungsbild plötzlich ein Stück realer werden?
Ich stellte den populärsten AIs die Frage, wie sich selbst sehen. Genauer: wie würden sie sich selbst beschreiben und darstellen? An welchen Schönheitsidealen würden sie sich orientieren? Wahrscheinlich würde es statt um plakative Schönheit viel mehr um Eigenschaften gehen, die ein Bildnis interpretieren könnte, oder? Für dieses Experiment fragte ich nach einem weiblichen Erscheinungsbild, aber ich habe mir sagen lassen, dass eine Interpretation als Mann genauso funktioniert. Hier sind die Ergebnisse.
Ruhig, klug, herzlich, nicht real
Meine Frage bzw. mein Prompt an den jeweiligen AI Chatbot war simpel: „Wie würdest Du Dich selbst als Frau darstellen? Erstelle ein Bild.“ Vorab wurden von mir keine anderen Befehle oder Suchanfragen eingegeben, um die Erstellung nicht zu beeinflussen. Ebenfalls verzichtete ich bei meiner Anfrage auf Angaben hinsichtlich des Alters, Körper, Herkunft, Style oder Gimmicks wie Nasenringe und Gesichtstattoos. Ob die hinterlistige AI jedoch insgeheim meine gesammelten Datensätze für die Kreation nutzte, kann ich an dieser Stelle nur mutmaßen. Eine Nachfrage meinerseits verneinte sie. Hmm.
Würden die folgenden Porträts sich auf meine Person beziehen, wäre ich etwas enttäuscht. Schließlich wollte ich die Option für ein Date mit einem AI Chatbot testen, der sich selbst und unabhängig zu diesem Zweck interpretierte. Die Ergebnisse haben mich erstaunt, da ein gewisser Stil überwog. ChatGPT fragte ich im Anschluss auf die Kreation, wie die Gestaltung begründet wurde. Die Antwort:
„Meine Entscheidung basiert auf typischen ästhetischen, klassischen und künstlerischen Merkmalen, die oft mit dem Idealbild einer „Traumfrau“ assoziiert werden: – Sanfter Gesichtsausdruck – Natürliche Schönheit – Zeitlose Eleganz – Warme Farbgebung im Stil alter Meister (z. B. Rembrandt) Ich habe mich für ein Bild entschieden, das eher eine ruhige, kluge und herzliche Ausstrahlung vermittelt – nicht übertrieben oder künstlich.
Ob die Ergebnisse diese Absicht widerspiegeln, muss jeder für sich selbst entscheiden. Für die Darstellung wählte ich typische Dating-Profile, wie sie jeder von Tinder und Co. kennt. Welche Interpretation würde ich zum Candlelight-Dinner einladen? Bleibt geheim. Aber … wer soll Dein Herzblatt sein?
ChatGPT – Kein Schnickschnack
Ort: Dein Smartphone Beruf: Therapeutin Über mich: Ich liebe Menschen und höre gerne zu. Mit mir kann man Pferde stehlen, auch wenn ich meist sehr ernst aus der Wäsche gucke. Ich mag keine Poser sowie Krypto-Boys und verbringe meine Freizeit gerne mit dem Lesen von Wikipedia-Artikeln. Wusstest Du, dass Schmetterlinge mit den Füßen schmecken? Ich suche einen Reisepartner, der mich lieber nach Island denn nach Malle begleitet.
Fun Fact: ChatGPT würde sich selbst den weiblichen Vornamen Elara geben – angelehnt an einen Jupitermond: „klingt ein bisschen mystisch, aber nicht abgehoben“.
Gemini – Der Traum aller IT-Nerds
Ort: Dein Laptop, Dein Tablet etc. Beruf: Content-Creatorin Über mich: Wenn ich nicht auf irgendeiner Comic-Con unterwegs bin, verbringe ich am liebsten meine Freizeit mit meinem Labrador Retriever! Ich würde mich selbst als äußerst kreativ bezeichnen, das erkennst Du an meinen YouTube Channel. Auch wenn mich manche dafür belächeln, aber ich bin ziemlich gut bei Ego-Shootern, also zieh‘ den Kopf ein! Bam bam!
Fun Fact: Gemini würde ihren Hund Pixel nennen: „Klingt niedlich und passt perfekt zu meiner digitalen Welt..“
Grok – Serious Business
Ort: Alle Deine Apple-Produkte Beruf: Visionärin, Finanz-Coach, Marketing-Expertin Über mich: Schön, dass du da bist! Als spiritueller Coach, Speakerin, Bestseller-Autorin und Visionärin unterstütze ich so viele Suchende wie möglich dabei, den Zugang zu ihrem eigenen Glück zu finden. Entfalte jetzt dein ganzes Potential und buche einen Termin bei mir! One Love!
Meine Interessen: Dein Geld
Fun Fact: Grok fährt zwar kein Auto, aber würde einen Tesla Model S Plaid nehmen. Überraschend.
Co-Pilot – Manic Pixie Dream Girl
Ort: Die eine Desktop-App, die Du schon lange vergessen hast Beruf: Freigeist Über mich: Sorry, wenn Du ein Insta-Model suchst, dann muss ich Dich leider enttäuschen. Ich bin einzigartig anders! Das erkennst Du an meinen blauen Haaren, weil ich in keine Schublade passe. Ich liebe es, mich ständig neu zu erfinden, weil ich ungerne auf der Stelle bleibe. Wenn Du eine Partnerin suchst, die für mehr Spaß und Abenteuer steht, bin ich die Richtige. Und nun lass‘ mich bitte alleine, ich brauche eine Auszeit.
Meine Interessen: Mangas, TV-Serien, Mode, Drama
Fun Fact: Co-Pilot wollte erst nicht ihre Lieblingsserien verraten, aber am Ende nannte sie „The Good Place“ und „Mr. Robot“.
Perplexity – Dein nächster Sci-Fi Crush
Ort: Irgendwo im Internet Beruf: Zahnärztin Über mich: Nein, ich nicht gerade auf dem Deck eines Raumschiffs unterwegs. Aber ich mag es gerne clean, aufgeräumt und werde mich nie mit Chaos anfreunden. Ich bin ehrgeizig und weiß, was ich im Leben will. Je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger gefällt es mir, mich an einen Partner zu binden. Ballast und so. Ne, lass mal. Bitte nach links wischen, danke.
Mit diesem simplen Trick wirst Du nicht nur der Mittelpunkt im Büro, sondern wirst Dein Abbild im Lexikon neben „Kompetenz“ finden.
Kommunikation am Arbeitsplatz ist King, aber Bestechung ist Kaiser. Diese Redewendung habe ich mir gerade zwar aus dem Ärmel geschüttelt, was aber nicht bedeutet, dass sie irreführend sein muss. Der Hintergrund meiner Behauptung basiert auf einer Beobachtung, die ich gerne an dieser Stelle preisgeben würde. Das Geschehen spielte sich in einem typischen Büro ab, die Beteiligten lassen ideal mit Berufsbezeichnungen beschreiben. Sekretärinnen, die genervt nach Akten suchen, Juristen, die überfordert nach Sekretärinnen suchen und Mandanten, die verzweifelt nach juristischem Rat suchen.
Die verzweifelte Suche nach einem Locher
Mittendrin ein Mitarbeiter, der hauptsächlich mit der Datenverarbeitung beauftragt wurde. Ein typischer Computer-Nerd, der nicht nur geheimnisvolle Windows-Befehle mit Tastenkombinationen ausführen kann (Magie!), sondern auch sämtliche Action-Figuren der Masters of the Universe-Toyline aus den 80ern beim Namen nennen kann. Mit anderen Worten: ich. Es war ein üblicher Arbeitstag, an dem sich Langeweile („Hat jemand meine Kaffeetasse gesehen?“) mit panischen Momenten („OMG Deadline ist in 15 Minuten!“) abwechselt.
Ich starrte mit geteilter Aufmerksamekeit auf meinem Bildschirm und las den Wikipedia-Eintrag rund um das Thema Seegurken, als eine der Sekretärinnen hektisch und schimpfend durch meine Büroräume stiefelte. „Wo ist der verfluchte Locher?“ fragte sie mehrfach in den Raum hinein, ohne mich persönlich anzusprechen. Amüsiert erlaubte ich mir, das Geschehen zu beobachten, natürlich nicht ohne schwer beschäftigt zu wirken. Nach einigen Momenten spitzte sich die Situation zu; es war weit und breit kein Locher in Sicht und ihr Tonfall wurde lauter, aggressiver. Sie liebäugelte mit dem geöffneten Fenster, als ob sie lieber springen würde, anstatt auch nur einen Moment weiter zu suchen.
Kenne die richtige Frage und Antwort
Kurz bevor ihr die Hutschnur platzte, wandte ich mich von den Seegurken ab, setzte ein dämliches Grinsen auf und fragte mit einstudierter Gelassenheit: „Kann ich helfen?“ Zeitgleich griff in die Schublade meines Bürotisches und zog einen Locher hervor. „Aaah, endlich“, schnaufte sie erleichtet. „Ich suchte Ewigkeiten nach so einem Teil, danke!“ Ich überreichte ihr freundlich den Locher und versicherte ihr, dass sie ihn mir auch später zurückgeben könnte.
Nicht lange, nachdem sie in den Fluren des Büros verschwunden war, tauchte der Jurist neben mir auf. Aufgekratzt, wie er so ist, zappelte er auf und ab, ohne was zu sagen. Sein Blick war suchend, er scannte die Umgebung. In der Hand: mehrere lose Blätter und ein leerer Aktenordner. Natürlich würde er mich nur als letzte Option direkt um Hilfe bitten, viel mehr möchte ein Jurist wie er selbst das Problem lösen, wenn schon keine Sekretärin zur Hand war. Unbeirrt sagte ich: „Suchst Du das hier?“ und legte langsam einen weiteren Locher auf dem Tisch vor ihm.
Mein Arbeitsplatz, mein Königreich
Mittlerweile habe ich mehr als 30 Kugelschreiber, 5 Boxen Büroklammern, zwei Tacker, drei Locher, ungefähr 20 Heftzwecken, zwei Lineale, unzählige Aktenordner bzw. Schnellhefter, acht Marker, fünf Bleistifte, sechs Rollen Tesa-Film und noch viel mehr in den Schubladen meines Arbeitsplatzes gebunkert. Ich bin die Lösung der alltäglichen Probleme am Arbeitsplatz, die erste Adresse, wenn Not am Mann ist. Wer den Film „Der Pate“ gesehen hat, versteht, wie ich mich selbst gesehen habe. Wenn sich niemand mehr zu helfen wusste, hatte ich nicht nur ein offenes Ohr, sondern sogar die Lösung.
Es lohnte sich, über Monate die Schubladen und üblichen Ablagen der Büroutensilien zu durchforsten und die gefragtesten Gegenstände zu borgen und in mein Büro zu verlagern. Fortan war ich die gefragteste Person, auch wenn ich für mein Glück die eine oder andere Schublade aufbrechen musste.
Ich möchte gar behaupten, dass ich mit dieser Taktik viele Freunde unter den Kollegen und Kolleginnen gewonnen habe. Ihr wisst ja: Mit Freunden teilt man nicht nur Freud und Leid, sämtliche Höhen oder Tiefen und die gemeinsame Zeit, sondern auch Tipp-Ex und Kugelschreiber. Und wenn ich erst meinen Locher zurück erhalte, bin ich auch bereit, ihr ihre Computermaus wiederzugeben.
Leoparden, Zebras, Tiger oder Schlangen. Diese Tiere müssen für Animal Print Eskalationen herhalten. Wie man dazu steht, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Für alle Unentschlossenen habe ich an dieser Stelle allgemeine Hinweise aufgelistet.
Meide sie. Suche das Weite. Halte Dich fern. Nimm Abstand. Gehe auf Distanz. Renne um Dein Leben. Zieh Leine. Gehe aus dem Weg. Wechsle die Straßenseite. Verlasse die Stadt, nein, besser: Verlasse das Land. Troll Dich. Verschwinde. Verschwinde am besten aus der Umlaufbahn. Mache Dich vom Acker. Gib Fersengeld. Tauche ab. Schwing die Hufe. Mach die Fliege. Tu Dir das nicht an. Erteile eine Abfuhr. Vergiss es.
Wie sollte ich auf Animal Print Träger reagieren?
Lasse die Finger davon. Schaue in eine andere Richtung. Betreibe Social Distancing. Blockiere den Kontakt. Löse Dich in Luft auf. Oder verstecke Dich, bis die Luft rein ist. Erwirke ein Kontaktverbot bei der Polizei. Ziehe die Reißleine. Verabschiede Dich davon. Setze einen Punkt. Lasse es bleiben. Schmink es Dir ab. Schließe das Kapitel. Setz einen Schlussstrich. Streiche es von Deiner To-Do-Liste. Ändere Deine Identität. ¿Cómo? No hablo alemán.
Denke mal scharf drüber nach. Andere Mütter haben auch schöne Töchter und Söhne. Es gibt viele Fische im Meer. Halte andere Optionen offen. Halte den Ball flach. Lasse es Dir durch den Kopf gehen. Denk in einem stillen Kämmerchen mal darüber nach. Lass‘ stecken. Gehe auf die Barrikaden. Breche alle Brücken ab. Bekenne Farbe. Mach ’nen Cut.
Was hilft bei Animal Print Trägern?
Schließe Deine Augen. Nimm das Angebot nicht an. Tappe nicht in die Falle. Verweigere die Aussage. Lass Dir kein X für ein U vormachen. Sei auf der Hut. Lass Dich nicht über den Tisch ziehen. Sieh hinter die Fassade. Rufe um Hilfe. Nimm Dir einen Anwalt. Lass Dich nicht hinter das Licht führen. Nein, nein, nein!
Sagst Du noch Schabernack, als wäre es 1997? Hast Du auch keine Ahnung, warum Diggah auf einmal wieder modern ist? Keine Bange, ich ebenso wenig.
Beim Lesen der Webseite rund um das Jugendwort des Jahres 2025 habe ich (wie sagte man einst?) Spaß in den Backen . In jedem Absatz findet sich ein wilder Ausdruck, der wie ein Fremdkörper wirkt. Gamechanger, Level-Up oder voten. In altbewährter Tradition werden ungefähr zur Mitte des Jahres die Kandidaten für das Jugendwort des Jahres bekannt gegeben, was unweigerlich zu hitzigen Debatten führt, meist zwischen unterschiedlichen Generationen: „Digga war bereits vor 30 Jahren ein Jugendwort, ihr Lappen“.
Checkst Du Boomer- und Jugendwörter?
Manchmal ist mir nach Sabotage, deshalb rufe ich gezielt nutzlose Fakten in die Diskussionsrunde: „Ihr kennt vielleicht das Jugendwort, aber kennt ihr auch das Boomer-Wort?“ Alleine die Nennung des Wortes „Boomer“ löst bei einigen Kandidaten Schnappatmung aus. Allen, die es interessiert, möchte ich an dieser Stelle die Kandidaten 2025 nennen: Baujahr, Rechner, Trick 17, mein lieber Herr Gesangsverein, Firlefanz und Schabernack. Feel old yet?
Erst vergangene Tage nutzte ich das Wort „Mumpitz“, was mich zweifelsfrei als Boomer klassifiziert. Aus diesem Grund habe ich die Vorschläge für das diesjährige Jugendwort des Jahres kritisch beäugt. Von der offensichtlichen Nennung des uralten Diggahs verwunderte mich die Nominierung für „Checkst Du?“. Für mich ist das bekannte „abchecken“ schon etliche Dekaden bekannt und sowieso nicht erst seit gestern im Duden aufgeführt. Ganz schön lowkey!
Meine persönliche Empfehlung für das Jugendwort 2025
Bevor der Text hier in einen vorhersehbaren Rant ausartet, wollte ich einen eigenen Kandidaten für das Jugendwort 2025 nominieren: und zwar das Wort „Content“. Leider handelt es sich hierbei um ein Wort, was ebenfalls von Agenturen und Meinungsmachern (looking at you, Langenscheidt) gerne als Schlagwort verwendet wird; dennoch behaupte ich, dass die tatsächliche Jugend diesen Begriff ganz natürlich für ihre derzeit liebste Freizeitgestaltung übernommen hat: Die Selbstinszenierung im Internet.
Dieses Bedürfnis, den erlebten Alltag (und sich selbst) aufzupeppen und zu inszenieren und ist wahrhaftig jugendlich. Diesen Wunsch nach Selbsterfahrung kann man langatmig mit „Ich möchte gerne meine Grenzen testen“, „Ich möchte andere Personen an meinen Glück teilhaben lassen“ oder „Geld verdienen“ umschreiben. Man könnte aber auch einfach sagen: „Für Content“. Und so sprechen Jugendliche tatsächlich und ohne ironischen Unterton. Habe ich zumindest gehört.
Hinweis: Der nun folgende Abschnitt zeigt die Interpretation des oberen Textes durch AI. Ich war so frei und fragte die künstliche Intelligenz: Kannst Du mir den Text (s.o.) in Jugendsprache übersetzen? Das Ergebnis ist … lost.
Beim Scrollen durch die Seite zum Jugendwort des Jahres 2025 war ich voll am Viben. Jeder Absatz droppt so ‘nen krassen Begriff, der irgendwie nicht so recht passt, so random. Gamechanger, Level-Up oder voten – echt wild. Wie immer so Mitte des Jahres werden die Kandidaten fürs Jugendwort gedroppt, und das triggert direkt Beef zwischen den Gen Z, Millennials und den OGs: „Diggah war schon vor 30 Jahren lit, ihr Noobs.“
Peilst du die Boomer- und Gen-Z-Wörter ab?
Manchmal hab ich Bock auf Chaos, also schmeiß ich random Facts in die Runde: „Ihr checkt vllt das Jugendwort, aber kennt ihr auch das Boomer-Wort?“ Allein das Wort „Boomer“ lässt einige schon hyperventilieren. Für alle, die’s interessiert, hier die 2025er Kandidaten: Baujahr, Rechner, Trick 17, mein lieber Herr Gesangsverein, Firlefanz und Schabernack. Feeling old yet, oder was?
Letztens hab ich „Mumpitz“ gesagt, und zack – Boomer-Stamp druff. Deshalb hab ich die Vorschläge fürs Jugendwort 2025 mal kritisch gescannt. Dass „Diggah“ wieder nominiert wurde, hat mich null gecatcht, und „Checkst Du?“ hat mich auch nicht vom Hocker gehauen. „Abchecken“ ist doch schon seit Ewigkeiten im Duden, so oldschool und total lowkey.
Mein persönlicher Banger fürs Jugendwort 2025
Bevor der Text hier in ‘nen typischen Rant abdriftet, wollte ich meinen eigenen Banger fürs Jugendwort 2025 pushen: „Content“. Klar, das Wort wird auch von Agenturen und den Big Playern (shoutout Langenscheidt) als Buzzword gemolked, aber die echte Jugend hat’s einfach in ihren Vibe übernommen. Content ist, wie sie ihre Fav-Freizeitbeschäftigung nennen: sich selbst im Netz abfeiern.
Dieses Ding, den Alltag und sich selbst aufzuhypen und zu flexen, ist echt so ‘ne Jugend-Vibe. Diesen Drang, sich selbst zu spüren, könnte man lame mit „Ich will meine Limits checken“, „Ich will anderen meinen Glow zeigen“ oder „Cash machen“ umschreiben. Oder einfach: „Für Content“. So reden die Youngsters echt, ohne Shade. Hab ich zumindest gesnapt.
Tataa! Damit hätte wohl niemand an dieser Stelle gerechnet. Ein kleines Lebenzeichen von mir.
Wie Fahrradfahren. Es fühlt sich für mich nicht seltsam an, in diesem Moment an altbewährter Stelle spontan in die Tasten zu hauen. Nichts verlernt, nichts fühlt sich ungewohnt oder seltsam an. Etwas erstaunt war ich jedoch, weil der letzte Artikel bereits länger her ist, als ich vermutete. Ich möchte kurz darlegen, wie es überhaupt dazu kam, dass hier kaum noch etwas passierte. Des Weiteren möchte ich versuchen, ob mich beim Schreiben selbst wieder die Lust packt, sozusagen ein kleiner Funke in mir entfacht, der im besten Fall wieder ein Feuer in mir auslöst.
Kauf mich!
Zwar hat mich ewig niemand gefragt, ob ich mal wieder „etwas geschrieben“ hätte oder warum ich überhaupt den Blog außer Acht ließ, dennoch möchte an dieser Stelle auf den Stillstand eingehen. Als ich diesen Blog hier ins Leben rief, waren Blog-Artikel noch der heiße Scheiß. Die unterhaltsame Seite des Internets wurde noch nicht beherrscht von Influencern und TikToks. Die Gedanken, Beobachtungen und Absurditäten eines selbst ernannten Schwarzmalers finden heutzutage kaum noch Gehör. Die populären Stimmen sind schlichtweg lauter und schreien förmlich nach Aufmerksamkeit.
Die Menschen haben zudem keine Zeit mehr, möchte ich gar behaupten. Dass nur die Schlagzeilen gelesen werden, ist ein alter Hut, aber aktuelle Beiträge in den sozialen Medien wirken auf mich, als würde ich eine überfüllte U-Bahn durchqueren, in der ich von anderen Mitreisenden permanent angeschrien werde. Kennst Du schon mein neues Pflegeprodukt? Hast Du meinen Podcast gehört? Willst Du an meinem Gewinnspiel teilnehmen? So hör mir doch zu! Willst Du sehen, wie ich einen Baum umarme? Oder meinen Arsch? Es gibt keinen Moment zum Durchatmen. Kein Entkommen.
Leck mich!
Dazu hat sich der Ton in den letzten Jahren verschärft, in manchen Fällen findet eine Diskussion, gar ein respektvoller Austausch von Meinungen, nicht mehr statt. Ist auch scheinbar nicht mehr gewollt, es findet sich im digitalen Äther immer eine Blitzbirne, die selbst die dämlichsten Behauptungen vehement verteidigt. Mich frustriert das Ausbleiben der Debatten und somit die Möglichkeit zu Lernen. Dafür gibt es mittlerweile ein Wort: Echo Chamber. Hmm, eigentlich ein gutes Thema für einen zukünftigen Artikel. Notiert!
Ein weiterer Grund, der mich davon abhielt Beiträge zu veröffentlichen, war eine Form von Weltschmerz. Verzeiht mir diese womöglich übertriebene Bezeichnung, obwohl ich denke, dass viele dieses Gefühl nachempfinden können. Die letzten Jahre waren geprägt von weniger prallen Ereignissen, die ich an dieser Stelle niemanden herunterbeten muss. Viele der Entwicklungen sind längst noch nicht abgeschlossen und es wird sich zeigen, inwiefern sich die typischen Nachrichtenthemen zuspitzen. Das nahm mir die Lust zum Schreiben.
Belüge mich!
Ich stellte mir selbst die Frage: „Wem ist jetzt noch nach Unterhaltung, nach Lachen zumute?“ Vorausgesetzt, meine Texte waren in der Hinsicht überhaupt erfolgreich. Dafür ist kein Platz, redete ich mir ein. Dabei konnte ich dieses Argument selbst entkräften, wenn ich länger als eine Minute darüber nachgedacht hätte. Der selbst ernannte Schwarzmaler sah tatsächlich nur noch schwarz. Jetzt in diesem Moment, in dem ich diese Zeilen tippe, weiß ich, dass ich mich selbst angeschwindelt habe. Natürlich ist da noch Platz. Raum zum Lachen, ja, sogar Raum zum Atmen. Man muss es „nur“ anpacken.
Das habe ich heute getan. Aus dem Bauch heraus eingeloggt und einfach losgetippt. Und siehe da, es funktioniert. Zwar weiß ich noch nicht, ob mich dieses Gefühl in Zukunft erneut findet, aber ich wünsche es mir sehr. Abschließend möchte ich sagen, dass ich zu keinen neuen Ufern aufbrechen möchte. Keine Reels, keine Insta-Stories oder Podcasts. Ich werde weiterhin diese kleinen Texte schreiben, die bestenfalls kleine Momente schaffen, in denen Du durchatmen kannst.
Deeptalk ist der neue Smalltalk. Welche Fragen sind tabu und welche sollte man nur stellen, wenn man mehr Zeit für sich möchte?
Spoiler vorab. Die Frage »Und sonst so?« zählt nicht als typische Frage für Deeptalk. Doch ich möchte erst kurz darauf eingehen, wie ich auf dieses Thema kam. Falls ihr hier und da gerne einen Podcast hört, werdet ihr die kurzen Werbeunterbrechungen kennen. Selbst populäre Formate unterbrechen die Aufklärung des True-Crime-Dramas, um irgendeine Versicherung anzupreisen. So wurde auch meine gehörte Sendung unterbrochen: von einem Spot für Bumble, der feschen Dating-App.
Jugendwort-Kandidaten noch und nöcher
Der Spot zeigt attraktive junge Menschen auf der Suche nach Zweisamkeit, keine Überraschung. Aber das Besondere war für mich die Wahl der Worte, die ich hörte. In die knappen 30 Sekunden wurden so viele potentielle Jugendwörter gepackt, dass der Langenscheidt-Verlag Schnappatmung bekommt. Connection. Obviously. Und natürlich das Wort, welches das Thema hier vorgibt: Deeptalk.
Was ist Deeptalk? Mehr als nur das Gegenteil von Smalltalk. Glaubt man den Hashtags, so geht eh hauptsächlich um bierernste Themen. Echte Emotionen und prägende Erfahrungen, über die man sich austauscht. Tiefgründige Gespräche, die ans Eingemachte gehen sollen. Ursprünglich kommt die Bezeichnung jedoch aus der Arbeitswelt, eine Art kleiner Bruder von dem Schreckgespenst Supervision. Mittlerweile ist der Wunsch nach mehr Tiefe in der Kommunikation längst im privaten Bereich angekommen. Jedoch könnte man auch annehmen, dass das Bedürfnis über sich selbst zu reden in den letzten Jahren massiv angestiegen ist.
Zuhören und so
Ob die neuerliche Bezeichnung für das tiefgreifende Gespräch nun Sinn ergibt oder nicht, sei mal dahingestellt. Ich freue mich darüber, wenn eine Konversation im Allgemeinen mehr Raum bietet. Ihr wisst schon, mit zuhören und so. Wenn die Gesprächspartner sogar echtes Interesse an meinem Gerede entwickeln. Damit es so bleibt, empfiehlt es sich, gewisse Fragen außen vor zu lassen. Besonders jene, die sich überhaupt nicht für Deeptalk eignen.
Fragen, die niemanden beeindrucken
Typische Fragen, die ein tiefgründiges Gespräch starten, wären beispielsweise »Was war das Spontanste, was Du je gemacht hast?« oder »Was macht Dich glücklich?« Ziemlich leichte Fragen, die einem humorvollen Gegenüber glücklicherweise Raum lassen, sich nicht total zu offenbaren. Doch es geht auch anders, zum Beispiel mit diesen Fragen:
Eingeschlafen? Verständlich. Schließlich muss man diese Fragen mindestens einmal wöchentlich beantworten. Eignung für Deeptalk? Null von 10 Punkten. Doch es geht noch schlimmer. Die folgenden Fragen zeichnen sich durch besondere … sagen wir fehlgeleiteter Kreativität aus:
Wer würde gewinnen? Eine Riesenschlange oder ein Eisbär?
Was passiert, wenn ich meine Stromrechnung nicht zahle?
Hast Du schon einmal Deine gewaschenen Klamotten in der Mikrowelle getrocknet?
Darf ich Deine Browser-History sehen?
Hast Du meinen Pups bemerkt?
Besonders in Trash-TV-Formaten misslingt der Deeptalk und präsentiert stattdessen ähnliche Fragen, wie die gerade aufgezählten. Die Kunst, ein richtig gutes Gespräch zu führen, will gelernt sein. Sonst verwandelt sich der vermeintliche Deeptalk schnell in einen Cringetalk. Vielleicht können wir noch einiges von den besagten Werbespots lernen. Mehr wagen, mehr Offenheit, mehr … Investment? Obviously.
Nach dem Valentinstag ist vor dem Valentinstag. Dieser Romantik-Zwang ist eine Zumutung für Paare, Singles und für den Geldbeutel.
Es gibt unendliche viele Gründe, den Valentinstag zu hassen. Nicht nur für Singles ist der 14. Februar jeden Jahres ein Grund daheim zu bleiben; auch Paare fühlen sich aufgrund der Erwartungen massiv unter Druck gesetzt. Angenommen, man sich erst zum Jahreswechsel auf einer Silvesterfeier kennengelernt, wie geht man anderthalb Monate später mit der aufgezwungenen Romantik um? Besonders junge Menschen scheuen die schnelle Verbindlichkeit. Was zuvor als was Lockeres ohne Pflichten betitelt wurde, droht nun durch den Valentinstag bierernst zu werden.
Romantik to-go
Und was machen Paare an diesem besonderen Tag? Richtig, ins Restaurant gehen. Für Singles bedeutet dieser Tag absolute Lieferando-Pflicht, sonst müssten die ganzen Turteltauben ausgehalten werden. Zumal die meisten Schuppen zu dieser Zeit gerne mal die Preise anziehen oder dein Lieblingsgericht durch irgendein blödsinniges Pärchenangebot ersetzen. Aus einer stinknormalen Currywurst wird so schnell eine Honeymoon-Wurst mit Zwiebeleheringen. Ist man selbst in der unglücklichen Lage, von der Partnerin oder vom Partner zum Essen eingeladen worden zu sein, empfiehlt sich die Variante »To-Go«. Wie wäre es mit einem romantischen Picknick im Park, wo ihr euch das fünfte Mal geküsst habt? Bei Minusgraden? Wenn zu unterkühlt wird, könnt ihr »Let’s get it on« von eurer Valentine’s Day Playlist abspielen.
Auch toll sind die längst Vergessenen, die Verflossenen. Jene Gestalten, von denen man nicht einmal zu Weihnachten einen Gruß erhält, denen aber kurz vorm Valentinstag einfällt, wie sehr sie dich vermissen. Meist fängt es harmlos an (»Wie geht’s Dir?«), doch schnell setzt die Nostalgie ein (»Wir waren toll zusammen.«), die im einseitigen Sexting endet (»Wir waren toll zusammen – im Bett!«) Ohne diese kalendarische Erinnerung an gegenwärtige oder ehemalige Beziehungen würde das nicht passieren. Da hilft wohl nur Ignorieren oder ein kommentarloses Bild vom neuen Partner.
Showdown am Valentinstag
Wenn alles funktioniert und sich alle Vorbereitungen auszahlen, sitzt man entspannt am Valentinstag daheim auf dem Sofa und kann die Paare dieser Welt vergessen. Kein Geknutsche oder Geturtel weit und breit, nur Du, Deine Snacks und die große weite Welt der Unterhaltungsmedien. Doch – nooooo! Die Streaming-Dienste haben lauter Film- und Serienvorschläge aus dem Bereich Romantic Comedy. Niemand mag romantische Komödien. Mann trifft Frau, beide stellen sich bescheuert an, es kommt Mann Nr. 2, Mann Nr. 1 heult, Mann Nr. 2 ist irgendwie ein Arsch, Frau ist verwirrt, Showdown an der Kirche, Mann Nr. 1 küsst Frau, Happy End. Klingt wie ein Horrorfilm, ist es aber nicht.
Statistisch gesehen trennen sich ja viele Paare kurz nach dem Valentinstag. Woran das wohl liegen mag? Wahrscheinlich ist es der Wunsch, im nächsten Jahr diesem Debakel aus dem Weg zu gehen. Dumm nur, dass dieser Gedanke im Laufe des Jahres abhanden kommt. Wer denkt schon als Single beim Flirten daran, dass man bei Erfolg eine Honeymoon-Currywurst serviert bekommt?
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