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Empathie ist ungesund

Beitragsbild: Empathie ist ungesund

Empathie ist noch ungesünder als 10 Wochen Fast Food. Zumindest, wenn man sich darauf einlässt und zur menschlichen Müllhalde für Probleme wird.

Eigentlich sollte dieser Beitrag ja mit »Vergiss Empathie! Du wirst trotzdem einsam am Krankenbett gefesselt vor die Hunde gehen!« übertitelt werden. Doch hat ein schlichter Hinweis auf die Schädlichkeit der Empathie im Allgemeinen eine vergleichbare Aussagekraft. Es soll um unverbesserliche Menschen­freunde gehen – sogenannte Philanthropen – die nicht nur an den Weihnachtsmann glauben, sondern auch an das Gute im Menschen. Dank der Geheimwaffe Empathie gelingt es ihnen ohne Weiteres, dem Gegenüber Interesse oder gar Verständnis vorzugaukeln. Dieser selbstlose Einsatz bleibt für die Gesundheit nicht ganz ohne Folgen.

Erzähle mir alle Deine Sorgen – ALLE

Genau genommen ist die Empathie in zweierlei Hinsicht schädlich für uns. Die erste Variante dürfte jedem bekannt vorkommen: Auf dem Smartphone warten drei Nachrichten und zwei verpasste Anrufe, abends ist man zum Rotwein samt Krisengespräch verabredet und ein paar unbeantwortete Mails warten auch noch in der Mailbox. Hauptsächlich wollen Personen aus Deinem Umfeld ihren emotionalen Müll bei Dir abladen und Dich als Tankstelle für Energie missbrauchen. Sie wissen ganz genau, dass Du bei jedem noch so absurden Problemchen brav »Oh, das muss schlimm sein« sagen und vor allem niemals zuerst auflegen wirst. Der faule Boyfriend, der arschige Chef, die unmögliche Schwiegermama, die kriminelle Stromrechnung, der zermürbende Muskelkater usw. usf.; all diese Themen und noch viele weitere kommen bei Dir in gute Hände.

Du wirst all die Sorgen dank Deines empathischen Verhaltens aufnehmen und verstehen können, nur um dem Gegenüber das Gefühl zu geben, dass alles gar nicht so schlimm ist – sozusagen die Mary Poppins aller Jammerlappen. Besonders ungesund ist an Deinem Verhalten, dass Du Deine eigenen Ärgernisse total aus den Augen verlierst, sodass Du auf die Hilfe der anderen angewiesen bist. Blöd nur, dass sie hundertprozentig so etwas sagen wie »Sorry, habe gerade selbst genug um die Ohren«.

Er kann nichts dafür, er hatte eine schwere Kindheit

Empathie kann auch auf einem anderen Weg massive Schäden anrichten. Wenn ein Philanthrop derartig gutgläubig ist, dass er gröbste Unverschämtheiten beim Gegenüber bis ins Lächerliche toleriert. Beispiel: ein Bekannter aus dem Umfeld entpuppte sich bereits vor Jahren als unfassbar unangenehmer Zeitgenosse. Die Gründe überlasse ich an dieser Stelle der Fantasie des Lesers, wobei ich darauf bestehe, dass es am Ende »Er ist das totale Arschloch« heißen muss. Jedenfalls würde ein Menschenfreund so einen Gedanken nie formulieren!

Stattdessen würde er dank seines unerschütterlichen Verständnisses und seiner Hilfsbereitschaft Gründe suchen, warum sich dieser Mensch so dermaßen daneben benimmt. Dieser fiese Mensch könnte beispielsweise auf den Teppich urinieren, der empathische Teppichbesitzer würde wahrscheinlich »Er hat wohl zu viel Limo getrunken. Kann jedem mal passieren!« als Ausrede erfinden. Somit denken einfühlende Philanthropen häufig für zwei. Und bleiben am Ende alleine. Mit zahlreichen ungelesenen Nachrichten in der Mailbox /auf dem AB und einem versauten Teppichboden.


Letzte Bearbeitung war am 22.09.2017

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