Kritik wird nicht immer mit positiven Absichten formuliert. Aber man kann lernen, auf die Kritiker und ihre wahren Beweggründe dementsprechend zu reagieren.
Ich für meinen Teil reagiere folgendermaßen auf Kritik: über den Boden rollen, strampeln und dabei so laut flennen, bis die schmerzlichen Worte zurückgenommen werden. Sicherlich keine besonders erwachsene Herangehensweise, aber effektiv. Da es aber Leute geben soll, die selten bis nie einen Staubsauger in die Hand nehmen, müssen Alternativen her.
Auf einschlägigen »Regel-dein-Leben« Seiten ist häufig von Kritik annehmen die Rede. Das hat etwas von Weihnachtsgeschenken, die man sich nie gewünscht hat. Bei denen der Kassenbon verloren ging. Die daheim vollstauben und beim Betrachten aus dem Augenwinkel ermahnen: »Du hasst mich, aber mich wegzuwerfen kannst du Oma nicht antun.« Also lebt man mit dem angeblich nett gemeinten Ratschlag, welcher Stück für Stück dein Selbstbewusstsein demontiert. Das Blöde an Kritik ist, dass es einen meist unvorbereitet trifft. Man bringt eine Mammutaufgabe hinter sich und kurz im Anschluss daran wird man auseinandergenommen. Vollkommen gleich, ob du einen reichlich bescheidenen Vormittag in einer Warteschleife am Telefon verbracht oder seit Tagen einen unangenehmen Ohrwurm hast. Um den Quacksalbern den Wind aus den Segeln zu nehmen, bietet sich diese gewiefte Strategie an.
Sage erst einmal »Danke«
Entwaffnende Freundlichkeit. Sollte dich jemand kritisieren, erzwinge ein Lächeln und nuschele ein gequältes »Danke«. Es besteht die Möglichkeit, dass der Klugscheißer sich im Recht fühlt und demzufolge auf der sicheren Seite. Im besten Fall geht er zufrieden weiter und wird dich nie wieder vollquatschen.
Beispiel: »Herr Schnappowitz, wenn Sie weiter so unmotiviert arbeiten, muss ich Sie entlassen!« »Danke!«
Höre zu (oder tue wenigstens so)
Die meisten Kritiker lieben den Klang ihrer eigenen Worte. Gönne den Nervensägen ihre täglichen fünf Minuten und lasse sie reden. Höchstwahrscheinlich würden sie bemerken, wenn du während der Standpauke aus dem Fenster oder auf das Handy schaust; achte deshalb auf eine regelmäßige Kopfbewegung (Nicken) und werfe ab und zu ein »Ja, okay« ins Gespräch.
Beispiel: »Nie hörst du mir zu!« »Ja, okay.«
Reflektiere
Ist an der Kritik was dran? Hast du dich tatsächlich daneben benommen? Ist gar eine Entschuldigung nötig? Denke über den Gesprächsverlauf in allen Einzelheiten nach und ziehe die dementsprechenden Konsequenzen. In den meisten Fällen stellt sich die Kritik als unangebracht heraus. Unter Umständen besteht sogar die Möglichkeit, dass dir während der Reflexion gute Alibis einfallen.
Beispiel: »Bärchen, du sollst im Sitzen pinkeln, verdammt!« »Ich war es nicht. Ich mache das immer unter der Dusche.«
Bleibe ruhig
Klar, am liebsten würdest du allen einen Nackenschlag verpassen, die deinen lässigen Lifestyle in Frage stellen. Jedoch ist es äußerst ratsam, in solchen Momenten absolute Ruhe zu bewahren. Kritiker nörgeln ja schließlich nur an dir herum, um dich aus der Reserve zu locken. Aber wenn du gelassen bleibst, werden sie unruhig und allerhöchstens ausfallend (» … und du bist fett!«).
Beispiel:
Verteidige dich nicht
Ich weiß, das liest sich im ersten Moment etwas wahnsinnig. Warum sollte man das Geschwätz über sich ergehen lassen, obwohl man weiß, dass der andere Unrecht hat? Wer Kritikern widerspricht, begibt sich eine Gefahrenzone, in der man letztendlich das Gesicht verliert. Der Kritiker bildet sich ein, einen wunden Punkt getroffen zu haben und wird nicht lockerlassen, weitere Kritikpunkte ausfindig zu machen. Haben die Lästermäuler erst einmal Blut geleckt, ist oft kein Halten mehr. Bessere Taktik: Dem Kritiker zwar sagen, dass er einen ganz wundervollen Gedanken formuliert hat, aber am Ende bloß lieber sein eigenes Ding machen.
Beispiel: »Du stinkst!« »Fantastisch! Das ist ein ganz gelungener Einwand!«
Drehe die Tatsachen um
Ist die Katze aus dem Sack musst du dich der Kritik stellen. Eine geeignete Methode zur Überwindung ist die Umkehrung vom Negativen ins Positive. Erkenne die Möglichkeiten und die neuen Wege, die sich auftun! Dein Chef meckert an deiner Arbeitsweise herum? Hey, dafür warst du auf der letzten Weihnachtsfeier nicht so betrunken wie die Jahre zuvor. Deine Frau beschwert sich, weil du dich gehen lässt? Kein Problem! Weil dein Chef derselben Meinung ist, kannst du demnächst alles ein wenig aufpolieren – als frischgebackener Hausmann.
Beispiel: »Bist du mit Absicht immer unpünktlich?« »Auf mich ist wenigstens Verlass!«
Sei selbstbewusst
Auch wenn die kritischen Stimmen ab und zu nicht falsch liegen: die müssen es ja nicht unbedingt merken. Nachdem du den Wahrheitsgehalt der Kritik still und heimlich mit dir ausgemacht hast, solltest du ohne Reue deine Taten und Meinungen selbstbewusst vertreten. Am besten, du behältst sämtliche Verhaltensweisen bei und pfeifst auf mögliche Konsequenzen. Damit sicherst du dir weitere Diskussionsrunden mit deinen größten Fans. Haters gonna hate.
Beispiel: »Nun hör auf, ich wollte auch noch etwas von dem Wein!« »Na und?«
Intellekt macht einsam Wie ich mit O-Ton meine Freunde verlor
Sind die Würfel schon gefallen oder ist es doch nur alea jacta est? Immer, wenn du Schwiegertochter schauen willst, steht dir dein Intellekt im Weg.
Wir alle, die wir abgehetzt durch das Leben rennen, gejagt vom Job, der Freundin/dem Freund, anderweitigen Verpflichtungen und dem nicht ausgenutztem McFIT-Abo, lechzen feierabends nach Entspannung. Man könnte ja ein eloquentes Buch lesen, aber die Angst vor dem nächsten Schnitt im Finger ist zu groß. Also bleibt nur die Glotze!
Nun ist es aber so, dass du zwar gerne über den letzten Kandidaten des Dschungelcamps im Büro mitreden möchtest (und vor allem auch könntest!), dir aber seit Jahren mühsam ein intellektuelles Image aufgebaut hast. Nur aus diesem Grund hast du auch die ARTE App, damit du immer Bescheid weißt, wann in Cannes das nächste Kurzfilmfestival ist oder welcher vergessene, jedoch wegweisende Streifen eines hinter-timbuktanischen Gemüsebauern läuft (OT).
Ich besorge die Tickets, O-Ton natürlich
Du bist ein sozial integrierter Mensch, sprich: du gehst auch mal mit deinen Freunden ins Kino. Früher habt ihr das sehr oft gemacht, in letzter Zeit jedoch bleibst du immer auf den restlichen fünf Tickets sitzen, komisch. Es kann sicherlich nicht daran liegen, dass du deinen Sozialpartnern rare Plätze in der Uraufführung des absolut aufstrebenden mongolischen Oberton-Sextetts im Programmkino besorgt hast. Ich meine, Hallohooo, war echt nicht einfach an die Tickets zu kommen (schließlich verweigerst du dich der modernen Technik und besitzt keinen Computer).
Profi-Tipp: Erlerne den Oberton Gesang und überrasche deine Freunde damit beim nächsten Cocktail-Schlürfen!
Oh mein Gott, sie zeigen die restaurierte Version von Metropolis!
Bei der letzten interagierend-sozialen Episode konntest du leider nur einen Cocktail trinken (Virgin, natürlich) und da du mit deinen Alkoholikerfreunden mithalten möchtest, besorgtest du dir eine Flasche feinsten Château Lagrange, Jahrgang 1982. Dass der Fusel vollkommen korkig war muss ja keiner wissen und so schmeißt du dir einfach ein Meisterwerk cineastischer Kunst in deinen VHS Player (denn coole Kids von damals haben so was noch, ist voll retro!). Du kommst exakt bis zur Mitte der Werbung, als sowohl das Band, als auch deine Leber aufgibt.
Profi-Tipp: Erkläre den anderen hinterher, dass das Weingut zwar noch einen guten Ruf besitzt, seine besten Jahre aber leider schon gesehen hat.
Scheiß drauf, dann guck ich halt TV!
Du klammerst dich an deine Bildung. An Freunde klammern kam jüngst ja nicht so gut an. Ist auch total okay. Leider wäre es im Alltag hilfreicher, du würdest französisch, spanisch oder italienisch sprechen. Aber Hey, so ein Latinum ist ja auch ganz cool. Und da du ein treues Klammeräffchen bist, schaltest du doch noch mal ARTE ein. Oha, DAS frühe Meisterwerk von Manu Chao, Mano Negras Pura Vida! Wäre auch wirklich sehr interessant, liefe der Streifen nicht auf Französisch mit englischen Untertiteln..
Profi-Tipp: Gehe öfter in einen Pub. Lernst du nicht nur das Englisch des kleinen Mannes, sondern auch saufen!
Die Geister scheiden sich, es ist wie es ist. Die einen sind RTL2-Verweigerer, die anderen suchen immer noch nach ihrer Schwiegermutter. Ich persönlich denke: geht raus aus den Schulden, sucht euren Bauren und wenn das alles nichts nutzt, lasst euch rausholen oder zieht nach 50667 Köln. Ich für meinen Teil öffne nun das erste von vermutlichen vielen 5.0ern und schau mir das Gesamtwerk von Kinski an. Auf Serbo-Kroatisch.
Fischmonat Oktober Langsamer Sterben mit Slow Food
Ein Fischkutter zieht das Schleppnetz ein. Nur Plastikmüll und ein paar mickrige Makrelen sind im Netz. Die Matrosen sind enttäuscht.Erneut wird das Netz ins Wasser geworfen. Diesmal fangen sie eine Qualle, einen jungen Thunfisch und einen kranken Aal. Besser als nichts.
Trotzdem wird das Netz ein drittes Mal ausgeworfen. Als es abermals voll Plastik ist, entscheidet der Kapitän das Plastik in den elektrischen Häcksler zu werfen und den Fang damit zu ergänzen. Fische fressen Plastik, das durch die UV-Strahlen der Sonne zerbröselt wurde und die Menschen essen die mit Plastik angereicherten Fische. »Umgekehrt geht es doch auch, ist der Plastikanteil diesmal halt etwas höher«, meint der Kapitän.
Nach dem vierten Versuch zappelt ein Taucher im Netz. Es ist ein Archäologe der nach einer spanischen Galeone geforscht hat. »Wie schmeckt denn Taucher?«, fragt der Smutje. »Ein bisschen wie Delfin«, meint ein asiatische Matrose und wirft den Häcksler an. Beim fünften Mal gibt es wieder nur Plastik und ein Gummihuhn. Der Kapitän winkt es durch. »Der gute Wille zählt.«
Slow Food
Da einige Leute Plastik nicht mögen, hat sich die Slow-Food-Bewegung gegründet. Für alle die nicht wissen was Slow Food ist, es ist das Gegenteil von dem was Ronald McDonald, der Erfinder der Psychoclowns feilbietet und hat auch nichts mit diesen Leuten zu tun, die sich brüsten, Könige in Frikadellenform zu verkaufen. Slow Food kann man nicht im Drive-in erwerben. Slow Food ist langsam, meistens grün manchmal aber auch mit harter Schale. Leckerer Salat zum Beispiel. Schnecken aber auch. Slow Food ist gewissermaßen ein Downgrade von normaler Nahrung. Wer es immer noch nicht verstanden hat, als Faustregel gilt: Alles was man mit ´nem Dreschflegel erschlagen kann zählt als Slow Food.
Der Monat der Fische
Damit zwischen den ganzen Plastikstücken im Meer auch mal ein paar Fische herum schwimmen hat die Slow-Food-Bewegung diesen Monat zum Fischmonat erkoren. Das ist schön. Wer also diesen noch Monat Fischstäbchen kauft, sollte genau auf das Verfallsdatum achten. Denn sie dürfen erst in ein paar Tagen gegessen werden, wenn der November anbricht. Das entlastet die Meere, freut die Matrosen und auch der Häcksler wird geschont.
Wie du in 23 Minuten deinen Tag ruinierst Starte verzweifelt und ohne Hoffnung in den Alltag
Glücklich? Das kann man blitzschnell ändern – oder auch in 23 Minuten. Mit der dementsprechenden Morgenroutine erreichst du Unzufriedenheit im Nu!
Oh, diese Optimisten! Wollen mir ernsthaft weismachen, dass ich mir mit einer 23-minütigen Morgenroutine den Alltag angenehmer gestalten könnte. Ich glauben denen kein Wort. Als ob ich mich in diesen schweren Zeiten mit solchen billigen Tricks positiv konditionieren könnte. Pah! Stattdessen glaube ich an die unerschöpfliche Macht des Negativdenkens. Zur Bestätigung brauche ich nur 30 Sekunden bei Facebook rumscrollen oder die Nachrichten einschalten. Freilich freut sich die Wellness-Industrie, wenn ich die ganze Happiness-Scheiße für voll nehme und sie mit meinen besten Möglichkeiten unterstütze – mit meiner Kohle.
Das Glück ist mit den Dummen
Nein, so einfach kann es nicht sein. Viel unkomplizierter und erfüllender ist es dagegen, sich dem ganzen Rotz zu stellen und die Verschlimmerung zu zelebrieren. Vor Problemen ist schließlich niemand gefeit und ein Stimmungstief lässt sich nicht wegjoggen oder verdrängen. Letzteres wird zwar kontinuierlich versucht, doch unser Unterbewusstsein weiß es einfach besser.
Der US-amerikanische Autor Shawn Achor will mir mit seinem Buch »The Happiness Advantage: The Seven Principles of Positive Psychology That Fuel Success and Performance at Work« das Gegenteil beweisen, indem er behauptet, dass man mit positiven Gedanken seine Produktivität bis zu 31 Prozent steigern kann. Dabei ist in einem Artikel aus »Der Welt« zu lesen, dass Pessimisten länger leben als Optimisten. Verlängere dein Haltbarkeitsdatum, indem du dir folgende Morgenroutine aneignest.
Schreibe drei Dinge auf, die dich ankotzen
Die erste Möglichkeit erklärt sich von selbst. Im Hinterkopf belasten uns stets lästige Termine, störende Aussagen und vor allem die quälende Frage, ob noch genug Fressalien im Kühlschrank sind. Schreibe sie nieder, um sie noch mehr in dein Blickfeld zu rücken. Eine solche Liste könnte ungefähr so aussehen:
- Aufstehen ist scheiße
- Bei YouTube sind meine Lieblingslieder gesperrt
- Mein Nachbar macht immer unangenehme Schmatzgeräusche im Hausflur
Mit Hilfe dieser kleinen überschaubaren Liste des Schmerzes wird dir direkt bewusst, warum du dich heute krank melden wolltest. Blöd nur, dass beim depressionsbedingten Home-Office das Geschmatze umso deutlicher wird, weil Katy Perry in deinem Land nicht verfügbar ist.
Dauer: 2 Minuten
Schreibe etwas auf, was Dir in den vergangenen 24 Stunden Negatives widerfahren ist
Besonders an Wochenenden drängt sich eine gewisse Unbeschwertheit auf, die man in Sekundenschnelle abtöten kann. Man erweitert den ersten Tipp und schreibt etwas detaillierter auf, was am vergangenen Tag so richtig in die Hose ging. Die meisten Probleme entstehen ja auf der Arbeit oder im Beziehungsleben, aus diesem Grund dürfte das nicht weiter schwerfallen. Auch hier dient die Niederschrift der Vergegenwärtigung des persönlichen Unglücks. Lyrisch Begabten bietet sich an, die erlebten Qualen in Verse zu verpacken.
Oh Arbeit, böse Arbeit
was lässt du mich schuften
und abends
wenn das Rascheln der Blätter
verstummt
bist du zu müde
für Hygiene, sei es
Seele oder Intimbereich
Dauer:2 Minuten
Sport
Ein … trommelwirbel … Selbstläufer. Leuten, denen Sport irgendwelche Endorphinausschüttungen beschert, habe ich noch nie getraut. Gerade dann, wenn man sich widerwillig aus dem Bett gequält hat und direkt ein paar Meter weiter rollt, um lächerliche Sit-Ups zu machen. Wozu eigentlich? Sicher, so ein durchtrainierter geiler Körper hat schon was Reizvolles – kann man zum Beispiel die reizhungrigen Instagram-Follower mit befriedigen. Aber bedenke all die entspannten Morgenstunden mit Kaffee und Kippen, die du dir entgehen lässt. Aber: ohne Fleiß keinen Preis. Also auf den Boden, du Wurm! Und gib mir 20!
Dauer: 15 Minuten
Meditation
Der nächste Tipp eignet sich nicht nur zum Runterkommen (du musst von den drei Liegestützen wahrscheinlich tierisch außer Atem sein), sondern auch, um die Leere in deinem Leben zu spüren. Das vollkommene Nichts, was deine Existenz ausmacht. Ein kleiner unbedeutender Teil in diesem gigantischen Kosmos. Atme mehrfach tief durch, um deine Kurzatmigkeit zu spüren. Wenn es dir gelingt, dich auf diesen Moment zu konzentrieren, dann bist du eine Ausnahmeerscheinung oder hast bereits mit allem abgeschlossen. Alle anderen haben stets die Uhr im Auge, damit sie sich endlich aus dieser unbequemen Meditationspose befreien können.
Dauer: 2 Minuten
Schreibe eine Mail/einen Text an eine Person und fange einen Streit an
Zum Schluss die Königsdisziplin. Den persönlichen Frust steigerst du ins Unermessliche, wenn du Unbeteiligte mit hineinziehst. Hast du noch eine Rechnung mit deiner Ex/deinem Ex offen? Nun ist der perfekte Zeitpunkt, um alle gespielten Orgasmen zuzugeben. Oder warst du so leichtsinnig, einem Kumpel etwas Geld zu leihen? Schreibe ihm, dass du zwar gerne den Sponsor spielst, aber ihm ab sofort Zinsen berechnest. Ist niemand im persönlichen Umfeld zum Angriff geeignet, ist Facebook und die dortige Kommentarfunktion dein bester Freund.
Dauer: 2 Minuten
Verpasste Gelegenheiten Dinge, die wir bereuen - oder auch nicht
Nicht selten lähmt uns eine Angst vor dem Unbekannten und/oder drohendem Verlust. Dabei drängt sich im Nachhinein die Frage auf: Was wäre passiert, wenn …?
Jeder hat diesen stillen Moment, in denen im Kopf »Das was-wäre-wenn-Spiel« startet. Manchmal ärgert man sich im Nachhinein über seinen mangelnden Mut oder Weitsicht. So ähnlich, wie wenn man die Zahlen der Lotto-Ziehung betrachtet und sich innerlich denkt: Da hätte ich auch vorher drauf kommen können.
Gottseidank gibt es da unseren Freund, den Selbstschutz. »Immerhin haben mich mein Weg und meine Erfahrung zu dem gemacht, was ich jetzt bin!« Egal, ob das ein Alkoholiker, RTL-Konsument oder AFD-Wähler ist. An dieser Stelle denke sich der Leser mein gelangweiltes Gesicht, mit ausgeführtem Applaus in Zeitlupe.
Ja Nein Vielleicht – Das soziale Desaster
Frauen trifft das Schicksal, gefühlt immerzu die falschen Entscheidungen zu treffen, in Bezug auf ihre Geschlechtspartner doppelt hart. Entweder sie haben sich für das Lager der Promiskuität oder dem Dasein einer Nonne entschieden. Alternativ pendeln sie regelmäßig zwischen beiden Lagern. Kommt drauf an, welche Art der Sinnkrise gerade greift.
Statistisch bereuen auf dem Totenbett die meisten bei der Frage nach verpasste Gelegenheiten zwei Dinge. Zu wenig Zeit mit der Familie verbracht und nicht oft genug »ich liebe dich« gesagt zu haben. Wobei weniger Zeit mit der Familie und öfter mal ich hasse dich zu sagen, auch sehr befreiend sein kann.
Es gibt aber auch jene, die nach eigener Auskunft, einfach nichts bereuen. Dieser Überschwang in das Vertrauen in die eigenen Entschlüsse, ist aber bei näherem Hinsehen meist nichts anderes als: »Es macht mich traurig darüber nachzudenken und deshalb denke ich einfach nicht daran.«
Die Angst als Spaßbremse
Meist stehen wir uns selbst im Weg. Die Angst vor finanziellem Verlust, Verlust des Ansehens oder dem Verlust von Hemmungen. Wobei wir doch nichts zu verlieren haben, außer unserer Angst. Und der Verlust des Ansehens ist meist einhergehend mit dem Gewinn von Wohlbefinden. Und dabei spreche ich nicht nur von Fürzen.
Warum nicht nackt und voller Euphorie vor den nächsten Zug springen, einfach um später nie etwas zu bereuen. Weil das Glück über den eigenen Mut, schnell abgelöst werden könnte. Nämlich durch den Schmerz, den das Verteilen der eigenen Eingeweide auf der Windschutzscheibe eines ICEs mit sich bringt. Ein zugegeben abstruses Beispiel, was aber als Metapher dient für viele Situationen im Leben. Rückblickend ist da nur der Hauch von Wehmut im Blick und nicht mehr die rationalen Gründe, die uns damals zu der Entscheidung aka »verpasste Chance« brachten.
Also bleibt auf Nummer sicher und mit dem Hintern auf der Couch und streamt euch mit Netflix das Hirn zu Brei. Euren Enkeln könnt ihr dann ja Geschichten erzählen, die mit dem Satz beginnen: »Ich würde fast so weit gehen zu behaupten, dass damals nicht viel gefehlt hat, dann hätte ich beinahe einmal …«
Die schlimmsten Wörter für Sex Ruiniere dein Sexleben mit dem falschen Wort zur falschen Zeit
Wann hast du das letzte Mal »einen weggesteckt«? Und auch die passenden Wörter dafür gefunden? Sex und Sprache sind kompliziert. Hier ist die Verknüpfung beider.
Im Rahmen dieses Blogs liegt mir die Aufklärung enorm am Herzen. Aufklärung darüber, wie man Alltagssituationen verschlimmert und man jeden Silberstreif am Horizont als Hirngespinst abtut. Für die Destabilisierung der eigenen Zufriedenheit ist der zwischenmenschliche Bereich ideal geeignet. Kaum ein Thema bietet eine derartige Themenvielfalt, wie man sich selbst nachhaltig das Leben zur Hölle macht. Da ich unmöglich bei Adam und Eva anfangen kann und möchte, belasse ich es beim Übeltäter Nummero Uno, der Sexualität.
Heutzutage wird man mit dem Thema überfrachtet; man kann dem ganzen Gesexe kaum entkommen – sei es in der Werbung oder in den Nachrichten. Das ist doch ermüdend! Immer dieses Geschwafel über die angeblich schönste Nebensache der Welt. Zumal selbst erwachsene Zeitgenossen albern kichern, sobald unerwartet Wörter wie »Penis« fallen. Daran lässt sich erkennen, wie peinlich Sexualität werden kann, sofern es zum Gesprächsthema wird. Sollte man auf das anstrengende Prozedere keinerlei Lust verspüren, so ist man dem Treiben hoffnungslos ausgeliefert. Letzte Chance: man kann es sich selbst schlecht reden – mit der Hilfe absurder Synonyme, sodass sämtliche Lust bei allen Beteiligten ohne zu Zögern verfliegt. Das populärste Beispiel wäre das absolut geschmacklose Nudeln (dazu später mehr).
Endlich Askese – dank des richtigen Wortschatzes
Bestenfalls beginnt ein Techtelmechtel mit einem Dialog. Doch wie umschreibt so ein horny Mensch seine lüsternen Absichten? Laut einer gehaltvollen Umfrage des berüchtigten Satireblatts für Frauen (Jolie) soll Vögeln die beliebteste Umschreibung für Sex sein. Möchte man die armen Piepmätze nicht in Verruf bringen, bietet sich stattdessen das recht züchtige Liebe machen an. Aber für all jene, die mit dem Kram endgültig nichts mehr zu tun haben wollen, bleiben genügend andere Formulierungen, die eine einsame Nacht garantieren! Endlich mal in Ruhe Netflix gucken und sich nicht stundenlang unbequem rasieren! Hier sind die Spitzenreiter.
Beischlafen / Beischlaf ausüben
Spießigkeit war noch nie besonders sexy. Geht dir jemand mit anstrengender Triebhaftigkeit auf die Nerven, so bringe das Gespräch auf einen anderen Level, indem du Fremdwörter einwirfst. Die Chancen stehen gut, dass die notgeile Nervensäge direkt die nächste Möglichkeit antextet.
(Durch)Nudeln
Der Klassiker der abwertenden Sexbezeichnungen. Nichts klingt für Frauen so abtörnend wie »Durchnudeln«. Sollte demzufolge ein Länderspiel oder eine wichtige Quest anstehen, so beginne deinen Dirty-Talk mit diversen Pasta-Sorten.
Kopulieren
Solche Bezeichnungen würden nur Dozenten und Professoren nutzen, um den Akt der Fortpflanzung zu beschreiben. Ignoriere deinen geringeren Bildungsstand und rede wie ein Klugscheißer! Niemand wird dir mehr zuhören und wahrscheinlich direkt einschlafen – wie halt damals in der Uni.
Stöpseln
Bei dem Wort Stöpsel muss ich direkt an meinen Badewannenstöpsel denken. Und verstopfte Rohre. Nicht ablaufendes Wasser. Ekelige Haarreste, die sich im Laufe der Zeit in eine graue, muffende Masse verwandelt haben. Wer da noch einen hoch kriegt, steht auch auf Feeder-Pornos.
Knallen
Klassiker Silvesternacht. Da knallen nicht nur die Korken, sondern auch die Nachbarn. Zum Glück ist dieser Moment nur einmal jährlich, sodass du mit der Knallerei die restlichen 364 nur unangenehm auffallen wirst.
Coitus Interruptus: Weitere miese Bezeichnungen
Den Lachs buttern
Nun geht es ans Eingemachte. Solche Kraftausdrücke hört man nur in einschlägigen Männerrunden, in denen Schwäche zeigen verpönt ist. Dem Klischee nach sind Männer unter sich ja furchtbare Sexisten. Dass sie aber Lachs buttern mit Vögeln gleichsetzen, zeigt nur, dass sie wenig Ahnung haben. Fun Fact: Frauen ticken da anders.
Ein Rohr verlegen
Noch so ein Frauenschreck, den man aus irgendeinem Porno aufgeschnappt haben muss. Folgt meist direkt nach »Warum liegt hier Stroh?«
Doktorspiele
Ich erinnere mich gut daran, dass diese Umschreibung damals auf den Beratungsseiten des Dr. Sommer-Teams zu lesen war. Der Begriff ist bei Erwachsenen eher mit der BDSM Szene verbunden. Dies sollte abschreckend genug sein. Ist man aber an einen Verfechter dieser Spielart geraten, so sollte man authentisch bleiben und mit langen Wartezeiten drohen!
Horizontal Tango tanzen
Zugegeben: so übel ist diese Bezeichnung gar nicht. Andererseits können die meisten Kerle eh nicht tanzen, was sich anhand der Haltung (horizontal!) mal wieder unter Beweis stellt.
Filmabend mit Frühstück
Die letzte Umschreibung ist etwas tricky. Natürlich liest es sich etwas zweideutig, wegen Frühstück und so. Warum bis zum Frühstück bleiben, es sei denn, man schaut die gesamte Herr-der-Ringe-Saga? Jedoch kann man sich als Lustverweigerer aus der Affäre ziehen, wenn man darauf besteht, dass es wörtlich gemeint war. Man muss nur bis zum Morgen durchhalten. Also besser etwas mit Überlänge aussuchen.
Tsundoku – Stapelweise Bücher, nie gelesen Wenn du Bücher lieber kaufst bzw. stapelst, anstatt sie zu lesen
Du sammelst ungelesene Bücher und nutzt die Stapel als Möbel? Gekonnt! Dann bist du möglicherweise ein Befürworter von Tsundoku. Tonnenweise Bücher kaufen – ohne sie je zu lesen.
Was haben »Der Fänger im Roggen«, »Schuld und Sühne« und »Ich bin dann mal weg« gemeinsam? Staub. Diese mehr oder weniger bekannten Bücher stapeln sich in zig Haushalten; oft noch frisch verpackt, ohne Eselsohren und somit ungelesen. Ein solcher Zustand hat einen Namen: Tsundoku. Wenn du am laufenden Band Bücher kaufst und stapelweise hortest, anstatt sie zu lesen.
Die Lust, Bücher abzustauben
Scheinbar eignen sich japanische Bezeichnung wunderbar für die Beschreibung von auffälligen Verhaltensweisen. Auf »Karaoke« und »Visual Kei« folgt Tsundoku. Dieser Begriff setzt sich aus tsumu (für Stapeln) und doku (zu Lesendes) zusammen.
Das Dilemma kommt mir nicht unbekannt vor, doch hatte ich dafür nie einen Namen. Was bin ich auf Flohbuchmärkten Amok gelaufen! Natürlich brauchte ich die gesamte Enzyklopädie der modernen Kunst in 22 Bänden. Darüber hinaus kann man nie genug Kafka in seinem Bücherregal stehen haben. Und dieses anschaulich gestaltete Kochbuch für Personen mit geringer Motivation konnte ich aus Prinzip (!) nicht liegen lassen. Nun liegen die Bücher hier herum. Gestapelt und ungelesen, aber zum Angeben reicht es.
Auch die Variante mit der Buchhandlung kommt mir bekannt vor. Der akute Wunsch, meiner notorisch schlechten Laune mit einer effektvollen Entleerung des Geldbeutel entgegenzuwirken. Außerdem benötigte ich unbedingt etwas für anstehende Zugfahrten, um mich von der Smartphone-Glotzer-Masse abzuheben. Da kommt so ein fetter Wälzer, der schon beim aus der Tasche ziehen »765 Seiten dick – und was kannst du?« sagt, gerade richtig. Im Buchladen angekommen, finde ich auf ausgestellten Wühltischen selbstredend immer genau DAS Buch, welches ich zwar brauchte, aber nach dem ich nie gesucht hatte. Nein, ich wusste nicht einmal, dass man so etwas drucken kann – ABER ICH MUSSTE ES HABEN.
Tsundoku – Verschämte Bücherwürmer
Es sollte mich nachdenklich stimmen, dass mich sämtliche Verkäufer der Buchhandlung bereits mit Vornamen anreden. Aus Scham lasse ich mir manche Bücher einpacken. So weit ist es schon. Ich stapele ungelesene Bücher in meiner Wohnung, die zu alledem auch noch wie Geschenke aussehen.
So mancher wird sich in den voran gegangenen Zeilen wieder erkennen. Tsundoku ist weit verbreitet, obwohl der Wandel der Zeit dem Abhilfe schaffen müsste. Zum einen haben die Leute kaum noch Interesse an der Literatur. Niemanden muss man mehr erklären, dass die meisten Personen lieber stundenlang auf ihr Handy starren, denn auch nur ein Haiku zu lesen. Zum anderen hat sich der E-Reader enorm verbreitet, sodass alle Lieblingsbücher platzsparend in einem Gerät vereint werden können.
Das Lesezimmer reicht bis zur Toilette
Was fehlt? Wahre Bücherratten werden es wissen. Ein echtes Buch übertrumpft dieses virtuelle Zeug um Längen. Der haptische Lesegenuss kann nur mit dem Geräusch und dem Gefühl einer umgeblätterten Seite erreicht werden. Dass die Bücher dann ungelesen in der Ecke landen, war ja nicht im Sinne des Erfinders.
Wahrscheinlich hat sich in unserem Bewusstsein die Vorstellung verfestigt, dass man Charakter und Persönlichkeit nicht erarbeitet, sondern kauft. Das klassische Motto »Kleider machen Leute« ist demzufolge in »Bücher schaffen Wissen« zu übertragen. Sollte man sich stapelweise Bücher angeeignet haben, ist das Image des klugen Geistes zum Großteil gesichert.
Tsundoku mit den Eskapaden eines Messies zu vergleichen, wäre nicht besonders fair. Wer jedoch mal einen Bücherstapler ins Schwitzen bringen möchte, kann sich ja mal ein bestimmtes Buch ausleihen. Sollte es der Sammler nicht direkt finden, liegt es gewiss am störenden Geschenkpapier.
Gut, aber nicht teilbar Wie wir entscheiden, was wir posten und was nicht
Problem Selbstdarstellung: manches ist nicht gut oder schön genug, um teilbar zu sein. Was wollen wir von uns preisgeben und was lieber nicht?
Du liebst Katzenvideos, möchtest aber dafür nicht im Fitnessstudio ausgelacht werden? Dein Musikgeschmack umfasst neben Heavy Metal auch Helene Fischer? Dann weißt Du genau, was ich meine, wenn ich davon spreche, dass nicht alle Vorlieben auf sozialen Medien bedenkenlos teilbar sind.
Wenn der Account zur Eigenmarke wird
Egal, ob auf Facebook, Twitter oder Instagram: Mit jedem Post musst du dich fragen, ob du diese Information nicht nur lustig oder interessant findest und sie deshalb teilen willst. Nein, es muss auch zu deiner Marke passen, damit der rote Faden deines virtuellen Selbstbildes nicht reißt.
Was viele nicht bedenken ist, dass gerade auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinende Postings Facettenreichtum beweisen.
»Waaaas? Die Bio-Bitch Andrea steht auf Motorräder?«
Ja. Warum denn auch nicht. Es gibt keinen Fragebogen, der abcheckt, ob du Bio-Lebensmittel konsumierst und dir deshalb den Erwerb des Motorradführerscheins verweigert.
Was ich uns allen wünsche ist der Mut, online mehr zu sein, als das was alle von einem erwarten. »Oh. Ralf war am Wochenende feiern und trank dabei Bier. Wie das Wochenende davor. Und das davor…«
Überrasche – Schockiere – Fasziniere
Andrea postet nicht nur wöchentlich neue Fairtrade-Kleidung aus Bio-Baumwolle, sondern zeigt auch ihr neue Lederkombi und Ralf trinkt dieses Wochenende mal Prosecco in der Öffentlichkeit und dokumentiert es mit einem Selfie. Weil er es mag und es leid ist, das Weibergesöff aus Imagegründen nur heimlich zu trinken.
Hören wir auf online das zu sein, wie uns die Welt sehen soll, sondern teilen wir, wer wir wirklich sind. Da gibt es halt nicht täglich das crazy Tofu-Quinoa-Futter in Kokossoße mit Kresse-Topping von dem neuen, hippen Inder, sondern auch mal Nudelsuppe. Weil Nudelsuppe toll ist! Das allein macht sie doch schon teilenswert.
Hässliche Selfies – aus Protest
Selfies gehören ebenfalls zu dieser Gruppe. Natürlich vergisst das Internet nichts. Auch kein spontanes Bild, mit verquollenen Augen und vertrockneten Sabberresten am Kinn. Aber wer ist nicht die tausend Bilder leid, die eine Stunde Vorarbeit am Schminkspiegel und weitere 30 Minuten Nacharbeit mit einem Bildbearbeitungsprogramm deiner Wahl beinhalten. Am besten mit dem Titel: »Gerade aufgewacht und sah genauso aus. :>«
Wenn das so weitergeht, brauch ich tatsächlich mal einen Facebook-, Twitter- oder Instagram-Account. Dort poste ich dann (ohne Filter), was jeder kennt aber niemand kennen will. Das morgendliche Nutella-Brot, das hochgewürgte Fellknäul meiner Katze, einen Bad-Hair-Day und Nudelsuppe. Nicht schön, aber echt.
Photo: Nectarine | Rachel Zack| CC 2.0
Grundnahrungsmittel für Schwarzmaler Von Sauerbraten bis Pustekuchen - Gerichte für den schlechten Geschmack
Allzu häufig findet man Nahrung bzw. Essensreste in unseren liebsten Redewendungen. Besonders für Schwarzmaler gibt es zuhauf rhetorische Köstlichkeiten.
Sämtliche Schwarzmaler sind sich einig: die beste Zeit ist die Sauregurkenzeit. Zugegeben, dieses Wortspiel in den Zusammenhang des hier gefeierten Pessimismus zu zwängen, ist ein recht auffälliger Taschenspielertrick. Trotz alledem brachte es mich auf die Idee, Begrifflichkeiten zu sammeln, die in irgendeiner Form mit Nahrung und Schwarzmalerei zusammenhängen. Es gibt unendlich viele Redewendungen, die mit Essen zu tun haben. Da dieser Satire-Blog von (mehr oder weniger gelungenen) Wortspielen und ironischen Zutaten lebt, kommt eine solche Auflistung wie gerufen.
Eine positive Lebenseinstellung ist nicht mein Bier. Das überlasse ich anderen. Dass sich Pessimismus aber wunderbar mit Nahrung im weitesten Sinne kombinieren lässt, wusste seinerzeit schon Wilhelm Busch. Von ihm stammt das Zitat »So geht es mit Tabak und Rum: Erst bist du froh, dann fällst du um«. In diesem Sinne sind hier Gerichte und Mahlzeiten, mit denen man sich nicht den Magen verdirbt, aber möglicherweise die Laune.
Vom Schwarzmaler zum Küchengott
Sauerbraten
Manchmal kocht man vor Wut. In solchen Fällen steckt man überschüssige Energie idealerweise in die Zubereitung eines Sauerbratens. Kaum ein Gericht eignet sich besser für den Abbau von Aggressionen. Als Beilage bietet sich – selbstredend – Sauerkraut an. Demzufolge schlägt man sich den Bauch voll, anstatt nur Wut in diesem zu verspüren. Auch wenn der Volksmund sagt, dass sauer lustig mache, sollte dennoch kaum Gefahr bestehen, dass im Anschluss an das Mahl sich Besserung einstellt.
Trauerkloß
An Tagen, an denen man sich lustlos und pessimistisch fühlt, ist ein Trauerkloß der passende Leckerbissen. Es ist ein Unding, dieser nie abnehmende gesellschaftliche Druck, stets dauerhaft gut gelaunt und motiviert zu sein. Dabei ist nicht selten alles Käse und man verspürt keinerlei Lust, wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen. Ein Trauerkloß hingegen ist in solchen Momenten alles andere als Quatsch mit Soße, sondern vielmehr das Sahnehäubchen an regnerischen Herbsttagen.
Treulose Tomate
Jeder kennt diese eine Person, die immerzu enttäuscht. Für ein Häppchen zwischendurch bietet sich eine treulose Tomate an, die man mit etwas Gewürz aufpeppen sollte. Auf diese Art und Weise ist es möglich, noch etwas Salz in die »Wunde« zu streuen. Ist bereits jemanden aufgefallen, wie ähnlich eine frisch geschnittene Tomate ausschaut?
Miesmuscheln
Der Name ist Programm. Für einen Miesepeters sind Miesmuscheln ein Grundnahrungmittel. Alleine die Bezeichnung zeigt offensichtlich die geistige Verwandtschaft, obwohl sich das »Mies« im Namen im Laufe der Zeit aus »Moos« entwickelte. Miesmuscheln sind hartnäckige Viecher; sie beißen sich an geeigneten Untergründen fest und sind hauptsächlich im deutschen Wattenmeer zu finden. Auch wenn man sie nur im geschlossenen Zustand kochen soll, ist es abwechslungsreich, sie gelegentlich in die Pfanne zu hauen.
Beleidigte Leberwurst
Manchen kann man es nicht recht machen. Ständiges Rumgesülze verdirbt den Appetit, doch kann man dem Abhilfe verschaffen, indem man sich schnell eine beleidigte Leberwurst aufs Brot schmiert. Besser kann man der Umwelt kaum signalisieren, dass man den Papp auf hat. Vorsicht ist bei Personen geboten, welche die beleidigte Leberwurst bloß spielen. Denn jedermann weiß: mit Essen spielt man nicht.
Nachschlag gefällig?
Neidhammel
Du bist ja nur neidisch! Ein Totschlagargument, welches man optimal mit einem saftigen Neidhammel untermalen kann. Man nehme gewöhnliches Lammfleisch, dem zuvor sämtliche Hammelbeine lang gezogen wurden. Dieses Gericht eignet sich auch wunderbar als Suppe, die man sich schön selbst zuvor einbrockt hat.
Kabelsalat
Da haben wir den Salat. Weil die neuen kabellosen Ohrstecker von Apple bald erhältlich sind, mag ein Kabelsalat für manche keinen Pfifferling mehr wert sein. Bis dahin ist ein Kabelsalat kaum vom Speiseplan wegzudenken, Anfänger üben mit Nudelsalat.
Einheitsbrei
Dieser Brei hat nichts mit dem Tag der deutschen Einheit zu tun. Viel mehr handelt es sich um einen weiter entwickelten Eintopf, der das Beste in sich vereint. Für alle Gefallsüchtigen, die es jedem schmackhaft machen wollen.
Pustekuchen
Wie häufig träumen wir von einem zufriedenen Leben in einem Land, in dem Milch und Honig fließen. Leider holt uns der Alltag erbarmungslos ein und macht Butter bei die Fische, wie man so sagt. Um sich auf den Schock vorzubereiten, lohnt sich das Backen eines Pustekuchens. Routinierte Schwarzmaler, die das Prozedere schon in- und auswendig kennen, trinken dazu gerne kalten Kaffee.
Wie mich ein Staubsauger-Roboter aus der Wohnung jagte Die künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch - leise und saugend
Schon mal von der Technik Schachmatt gesetzt worden? Ich für meinen Teil bin nun erst einmal bedient. Ein Saugroboter vertrieb mich jüngst aus meiner Bleibe.
Was habe ich jüngst über diese irre Meldung auf golem.de gelacht: »Mann kämpft elf Stunden gegen smarten Wasserkocher« – LOL! Wenige Tage später wurde ich selbst zum Opfer meines frisch erstandenen Staubsauger-Roboters und fand mich gnadenlos besiegt. Doch fangen wir von vorne an.
Am Anfang war Pong
Ich bin Ende der 70er geboren. Das bedeutet, dass ich die ersten zaghaften Entwicklungen von künstlicher Intelligenz mitverfolgen konnte. So saßen wir Schuljungen vor dem C64 und staunten bei Games mit Sprachausgabe Bauklötze. Was die Jahre danach folgte, brauche ich niemanden mehr erzählen. Navigatoren lotsen uns zum Bewerbungsgespräch, Roboter liefern unsere Bestellungen und via Smartphone betreiben wir widerlichen Dirty Talk mit Siri. Im selben Atemzug wird stets die Verwertung unserer Daten genannt. In der letzten Dekade haben mich Themen wie Datenmissbrauch zwar interessiert, aber dennoch nie so stark beunruhigt, dass ich mich endgültig von Facebook und Google trennte. Dafür klebe ich meine Webcam ab. Ihr dürft mein Mittagessen sehen, aber niemals meinen nackten Arsch.
Neben der technischen Entwicklung wurde mir dank Hollywood mehrfach zu verstehen gegeben, wie gefährlich künstliche Intelligenz sein kann. Etliche Filme zeichneten damals ein leicht abgewandeltes Bild der Zukunft; es wurden Hoverboards versprochen und – wie wir heute wissen – zum Beispiel die Tablets aus Kubricks 2001: A Space Odyssey zum festen Bestandteil jeder Sushi-Bestellung. Apropos 2001. Dieser Film aus dem Jahr 1968 zeigt den Oberschurken schlechthin: eine künstliche Intelligenz, bedrohlich rot, mit dem verheißungsvollen Namen HAL 9000. Eindeutig das Vorbild für meinen anfangs erwähnten Staubsauger-Roboter.
»Okay, Robosauger!«
Es war ein sogenannter lazy sunday, als mir die Unordnung in meiner Bude auffiel. Meine unverschämte Faulheit begünstigte die Vermehrung von Wollmäusen, sodass ich am nächsten Tag in den Laden stiefelte, um mir einen topmodernen Saugroboter zu kaufen. Normalerweise hätte ich mir das Ding via Amazon ins Haus liefern lassen, aber die ausgespuckten Suchergebnisse (»Schraub und Saug Twist and Suck – 10,20 EUR«) bremsten meine Motivation. Ein solcher Saugroboter ist der Traum aller faulen Hausmänner und Katzen. Man kann weiterhin Netflix-Serien schauen, während der Roboter die Drecksarbeit macht.
Als ich das Modell mit der lässigen Bezeichnung »chill« auf dem Boden platzierte, wurde mir schon ein wenig anders. Am Vorabend hatte ich den Sci-Fi Thriller Ex Machina gesehen; ein britischer Streifen, in dem eine künstliche Intelligenz mit weiblichen Kurven jeden Menge Ärger verursacht. Zum Glück gleicht der Staubroboter eher einem stylischen Waffeleisen denn einer Cyborg-Blondine. Es soll ja mittlerweile Exemplare geben, die auf Sprachsteuerung reagieren. Dieser Gedanke löst weiterhin Unbehagen aus. Man kann dem Ding zwar Anweisungen wie »Okay, Robosauger! Schlürf mal das Bad sauber!« geben, aber was passiert, wenn es irgendwann (dank lernfähiger künstlicher Intelligenz) Antworten gibt, die mir gar nicht passen? So etwas wie »Schon wieder? Was bist du nur ein Drecksspatz!«. Im schlimmsten Fall stellt das Scheißteil noch einen Video-Anruf zu meiner Mutter her, die sich dank eingebauter Webcam auch nochmal herrlich über meine fehlenden Hygiene aufregen kann.
Zugestaubt in der Matrix
Mein Misstrauen wuchs mit der Sauberkeit. Kein Mensch würde je so gründlich sein! Desto weniger Staub zu sehen war, umso klarer konnte ich den Ernst der Situation erkennen. Diese saugende Waffeleisen stellte nur die Vorhut einer hochintelligenten technischen Revolution dar, die uns Menschen (wie in Terminator) irgendwann mit unerklärlichen Zeitsprüngen und Handlungssträngen (like I said … wie in Terminator) so sehr verwirren wird, dass wir am Ende nur noch eine Matrix vermuten.
Es war anzunehmen, dass in dem harmlos wirkenden Gerät bereits Observationsfunktionen eingebaut waren. Bestimmt belauschte mich das Teil unentwegt und leitete all meine Selbstgespräche direkt an Google und Co. weiter. Die Datenkraken konnte unbehelligt durch alle Zimmer kriechen und diverse Fotos meiner spärlichen Inneneinrichtung einsacken. Zur Sicherkeit klebte ich alle verdächtigen Stellen des Saugroboters mit Klebeband ab und löschte alle angeberischen Selfies, die ich zuvor mit meiner neuen Putze aufnahm. Da ich für eine ordentliche Hose zu faul war (es war lazy tuesday), erschien mir das mehr als angebracht.
Eine neue Bedienungsanleitung
Während das dusslige Saugwaffeleisen weiter seinen Job verrichtete, bemühte ich mich um Ablenkung. Fast hätte das auch funktioniert, wenn der Roboter mir nicht via Bluetooth eine Nachricht auf das Handy geschickt hätte, dass das Schlafzimmer nun fertig sei. Weiter hieß es: »Nächster Raum: Flur. Voraussichtliche Reinigungszeit: 5 Minuten«. Fünf Minuten. Dieser Roboter ist nicht nur bedeutend schneller und engagierter als ich, nein, er kann zusätzlich auch noch in die Zukunft sehen. Zugegeben, der Gedanke mag etwas hysterisch erscheinen; aber da dieses verkabelte Scheusal lernfähig sein soll, machte es die Gesamtsituation für mich nur noch schlimmer. Da half nur noch eins. Ich musste meine Mutter anrufen. Leider hatte sie weder Gebrauch für einen nahezu neuen Saugroboter, noch wollte sie bei mir zeitweise beim Putzen aushelfen. Hmpf.
Der Staubsauger-Roboter hatte den Flur nahezu abgearbeitet, als er sich erneut via Textmessage an mich wandte. »Bitte verlasse das Wohnzimmer, um eine 100% Reinigung zu ermöglichen«. Das war es. Ich wurde von der unsensiblen Technik aus meiner eigenen Wohnung gejagt. Warum ich genau nachgab, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr genau sagen. Hatte ich Angst? War es mir egal? Wollte ich eine saubere Wohnung? Keine Ahnung. Jedenfalls verließ ich ohne Widerrede meine Wohnung und lief ein wenig um den Häuserblock. Die Fitness-App auf meinem Smartphone gab mir ohnehin zu verstehen, dass ich meine vereinbarten Kilometer noch zu bewältigen hatte.