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Was Dein Drink über Dich aussagt

Bier, Wein oder Schnaps? Was auch immer der Drink Deiner Wahl ist, er spricht Bände! Ob man sich demnächst nicht nur für den Blackout schämen muss?

Es gibt da einen Mann, der Dich besser einschätzen kann als jeder andere. Dein Wirt weiß mehr über Dich, als Dir lieb ist. Deine Trinkgewohnheiten machen Dich zu einem offenen Buch.  Mit jedem bestellten Drink erzählst Du eine neue Geschichte – oder führst deine Tragikomödie namens Leben in das nächste Kapitel.

Damit Du Dich nicht mehr fragen musst, was Dein liebster alkoholischer Drink über Dich aussagt, ist unten eine schmackhafte Liste zu finden. Egal, ob Du eher ein Whiskey-Glas-Schwenker oder ein Gin-und-Tonic-Langweiler bist; bisher eignete sich noch jeder Geschmack für eine nahezu perfekte Küchentischpsychologie-Analyse.

Wodka

Im Grunde hast Du keine Ahnung von Alkohol und möchtest gerne etwas, was man überall reinschütten kann. Nur in Verbindung mit Orangensaft, Red Bull oder Ahoi Brause kannst Du dem russischen Nationalgetränk etwas abgewinnen. Es sei denn, Deine Eltern kommen aus Russland oder der Ukraine. In solchen Fällen trinkst Du Wodka zum Frühstück.

Wodka hat den Vorteil, dass er in Wasserflaschen nicht auffällt. Somit ist Spirituose zum festen Begleitern von unzähligen Studenten geworden, die sich mal zwischendurch locker machen wollen.

Scotch und Whiskey

Dank dieses Drinks kannst Du dich endlich wie ein Mann fühlen. Immer ein wenig nippen, bloß keine Fresse ziehen und dann sowas sagen wie »Ein Aroma wie Vanille und Leder!«

Klar, ein Whiskey oder besser noch ein Scotch, serviert in klassischen Tumbler, ist der Klassiker schlechthin. In jedem Hollywoodschinken haben die Bad Boys so einen Drink vor sich stehen und wirken dadurch einfach schweinecool. Sollte unsereiner sich mal einen Scotch genehmigen, so verwandelt sich der Jungspund mit wenigen Schlücken in einen weisen Greis, der von Vinyl-Schallplatten, Bukowski und vom bedingungslosen Grundeinkommen faselt.

Wein

Bier ist Dir zu billig. Muss ja niemand wissen, dass Du niemals mehr als 2,99 EUR für eine Flasche Mädchentraube hinblätterst. Außerdem ist der Genuss von Wein ja nicht wirklich mit dem Rest der Alkoholika zu vergleichen. Wein trinken ist nicht besaufen; Wein trinken ist Kultur, ist Leben! Genau aus diesem Grunde sind die meisten Weintrinker wie Du sehr kultiviert und häufen ihre leergetrunkenen Weisheiten tütenweise im Hausflur – bis Du es mal zum Altglas-Container schaffst. Schließlich ist das Leben viel zu kurz für Banalitäten.

Manche trinken Wein ohne Gesellschaft und fühlen sich total toll dabei. Eben weil es Wein ist und nicht Bier und so. Denn dann wäre man Alkoholiker.

Bier

Du bist einfach noch nicht betrunken genug, um die anderen Drinks zu kosten. Aber schön, dass Du mit Bier beginnst. Seit Jahren. Nein, eigentlich schon seit Deinem ersten Kneipenbesuch.

Viel hat sich seitdem eh nicht getan, auch außerhalb Deiner Stammkneipen. Du bist und bleibst ein Freund der Traditionen. Bloß keine Veränderungen. Statt Innovationen bevorzugst Du Deine heißgeliebte Routine und wunderst Dich eines Tages, warum Du niemals etwas mehr in Deinen Suff investierst oder gar riskiert hast – und eine Pulle Mädchentraube kauftest.

Cocktails wie »Sex on the beach« oder »Orgasmus«

Du bist einfach nur pervers.

Gin

Insbesondere die Kombination »Gin & Tonic« ist flüssige Langeweile. So etwas trinken nur Leute, die gerne Cocktails trinken, aber null Vorstellungskraft besitzen.

Liebst Du Gin? Dann glaubst Du daran, dass man erst die Regeln kennen muss, ehe man sie brechen darf. Zu dumm nur, dass Du diesen Schritt eh nie wagst.

Tequila

Tequila-Trinker haben einen schlechten Ruf. Sobald jemand behauptet, dass er diesen Agavenschnaps mag, runzeln Kenner ihre Stirn. Wie kann man nur etwas lieben, was nur im Zuge eines absurden Rituals getrunken wird? Mit einer Scheibe Obst und Salz? WTF?

In Wahrheit ist es nur so unangenehm, weil wir alle schon längst dabei waren. Nahezu jeder wurde schon zu einer Runde Tequila eingeladen und schleckte sich Sekunden später die Hände ab. Den Rest wissen sie nicht mehr – oder wollen es nicht mehr wissen. Aus gutem Grund!

Absinth

Absinth ist etwas für Möchtegern-Rebellen, die am Ende zu feige sind, um wirklich Grenzen zu überschreiten. Der grüne Schnaps ist außerdem etwas für Leute, die gerne Schlangen streicheln und Death-Metal romantisch finden.

Des Weiteren liebst Du es, Dich mit einer Flasche Absinth abzulichten. Soll schließlich jeder sehen, was Du für eine harte Sau bist. Dein extravaganter Geschmack soll Dir Dutzende Likes bescheren, auch wenn Du nicht mal an der Flasche gerochen hast. Sicherlich war dieser Drink mal etwas für die gehobene Klasse. Dann kamst Du.


photo: Glass Cup of Beer by Image Catalog, CC 1.0

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Ausgewischt! 200 Matches und eine Handvoll Dates später kann ich endlich Revue passieren lassen, warum ich mich letztendlich bei Tinder löschte.

Das Ende war recht unspektakulär. Zuerst löschte ich meine Daten, meine Fotos und trennte anschließend die Verbindung zu Facebook. Ab diesem Zeitpunkt war ich sozusagen frei von Tinder, der berüchtigten Dating-App.  Ohne Ring oder gar Geschlechtskrankheit, wohlgemerkt. Die Popularität dieses Phänomens scheint ungebrochen; meine bisher erschienenen Artikel zum Thema Tinder werden weiterhin häufig gelesen und zuletzt kündigte das Unternehmen brandneue Funktionen an – Karriere und Bildungsgrad sollen beim Matchen helfen. Darüber hinaus wurde der CEO des Unternehmens zur Zielscheibe, weil er sich unglücklich (»Der Feminismus ist schuld«) in einem Interview äußerte. Der Rummel scheint demzufolge noch nicht vorbei. Ich für meinen Teil habe das Gewische satt.

Sechs Monate Tinder später

Sechs Monate. Als ich mich damals bei Tinder anmeldete, nahm ich mir vor, nicht allzu lange zu bleiben. Nach einem halben Jahr wollte ich sämtliche Höhen und Tiefen kennengelernt haben. Entweder endet dieses Abenteuer in einem Fiasko voller ernüchterner Erfahrungen oder gar in einer glücklichen Partnerschaft. Beides sollte mir recht sein, da ich eh nichts Besseres vorhatte. Ich sammelte in der Zeit um die 200 Matches, aber entschied mich jedoch nur zu wenigen Treffen, da ich Dating per se nicht ausstehen kann.

Was ich vorab sagen kann: Tinder ruiniert Singles. Unser Alltag lehrt uns ja zu Genüge, dass mehr Wert auf Schein denn Sein gelegt wird. Aber was da nun abgeht, kann ich nicht mehr nachvollziehen. Darüber hinaus kann ich ein Klischee bestätigen: Wenn man einer Frau sagt, dass man etwas Festes sucht, steigert das die Chancen auf einen ONS.

Igitt, Romantik!

Szenenwechsel. Du fährst täglich mit der U-Bahn zur Arbeit und triffst jeden Morgen nahezu die gleichen Leute. Schon seit längerem fällt Dir diese zauberhafte Brünette auf, die sich ab und zu an ihrem dampfend heißen Kaffeebecher klammert. Die U-Bahn kommt an diesem Morgen später und ihr kommt beim öffentlichen Gefluche und Geseufze ins Gespräch. Ihr grüßt euch ab jenen Tag und tauscht sogar immer mehr Wörter aus, sofern ihr die gleiche Bahn erwischt. Sie mag – neben Kaffee in rauen Mengen – Bücher und Kerle mit Bart. Zwei Wochen später hast Du ihre Nummer. Und jeder Morgen war wunderbar, da dieser gewisse Zauber in der Luft lag, den Tinder immerzu abtötet. Den Moment der Überraschung oder gar – und nun stark sein – Romantik.

Erneuter Szenenwechsel. Du wartest am Bahnhof und schaust nervös auf die Uhr. Plötzlich steht sie vor Dir und schaut Dich abschätzend an. Sie setzt ein schwer zu deutendes Lächeln auf und umarmt Dich – dabei kennt ihr euch gerade mal zwei Sekunden lang. Tinder hat euch zu vertrauten Personen gemacht, obwohl Du gerade mal ihren Vornamen und die Farbe ihres Bikinis kennst. Wenige Minuten später sitzt ihr euch in einer ansässigen Lokalität gegenüber und redet über die Anfahrt, das Wetter, die Arbeit und trinkt mehr, als euch gut tut. Sie fragt Dich nach Deinen Plänen, Deinen Ex-Freundinnen und nach Deiner Mutter. Du hingegen fragst, ob Sie noch was trinken will. Natürlich sucht ihr was »Festes«, doch landet dennoch im Bett. Schreibt euch auf dem Heimweg, wie schön der Abend war und hört dann nie wieder was voneinander. Zwei Wochen später löscht Du ihre Nummer.

Die Geister, die ich wischte

Meiner Meinung bringen gemeinsame Erfahrungen Menschen zusammen. Bei einem Tinder Match gibt es jedoch keine Basis für solche Momente, sondern die Nutzer sind in jeglicher Hinsicht auf- und abgeklärt. Sie wissen meist einen größeren Anteil über die Person, die sie eventuell offline kennenlernen wollen und erkundigen sich dann beim Rendezvous über den Rest. Ein Date via Tinder hat somit die Funktion, eine Person für sich selbst zu finden, die möglichst perfekt zu den eigenen Bedürfnissen passt. Wie diese aussehen, hängt von der jeweiligen Lebenssituation oder dem Lifestyle ab. Jedoch leuchtet es ja ein, dass die Erfolgschancen recht gering sind. Es sei denn, man reduziert die Bedürfnisse auf Bestätigung und Begehren.

Ich gebe unverfroren zu, dass mir jedes Match schmeichelte. Mein Selbstbewusstsein wuchs mit jeder Nachricht und ich war vom Echo überwältigt. Offline hätte ich nie so viel Zuspruch erwartet. Man stellt sich ja selten in einen öffentlichen Raum und outet sich als Single oder gar auf der Suche. Wie gesagt, ließ ich mich nur auf wenige Treffen ein, da ich meist bei der Kontaktaufnahme merkte, ob wir auf einer Wellenlänge schweben. Alle meine Dates verliefen meiner Einschätzung nach positiv, auch wenn sich keine Partnerschaft entwickelte. Ich suchte etwas Festes, was auch meine Matches über ihre Absichten behaupteten. Im Nachhinein kann ich sagen, dass dies teilweise großartig geschwindelt war.

Mich störte das Ausfragen, das zermürbende Abgleichen von Zahlen, Träumen und Erfahrungen. Als ob das Gestern eine wichtigere Rollen spielen würde als der Moment, der gerade stattfindet – oder gar die eventuelle gemeinsame Zukunft. Sie wollten keine Risiken eingehen, sondern unkomplizierte, passgerechte Liebschaften. Solche, die man jederzeit entsorgen kann, sobald Probleme auftauchen. Genau so schnell wegwischen, wie man es sich hergewischt hat. Bloß keine Zeit verlieren und nebenbei das eigene Ego füttern.

Keine Zeit für das Hier und Jetzt

Was Tinder fehlt, ist Zeit. Die kommenden Features, sprich die Angabe von Karriere und Bildung, verschlimmern das Dilemma nur. Auch wenn es mir einleuchtet, dass die beiden Faktoren bei dem Entstehen einer Partnerschaft entscheidend sein können, killt es die bereits angesprochenen gewissen Momente des Herantastens.

Die App ist darauf ausgelegt, mal nebenbei – sei es im Zug, in der Mittagspause oder auf dem Klo – ein Match zu finden. Dabei spielt es ja keine Rolle, ob es um schnellen Sex oder eine Partnerschaft geht. Was jedoch nur nebenbei abgehandelt wird, kann meiner Meinung nach keine zentrale Position im Leben einnehmen. Wo sind diese Momente? Das Anlächeln, der erste Kontakt. Die dazugehörigen Fragen, die sich stellen? Wer ist sie? Ist sie Single? Ob sie mich auch mag? All das beantwortet Tinder direkt und ohne jeglichen Charme. Im Idealfall sitzen sich zwei Menschen gegenüber, die ihre Profile gegenseitig interessant fanden. Während sie auf dem Klo hockten oder besoffen im Kreise ihrer Freunden Tinder durchstöbern. Ist das der Stoff, aus den Beziehungen gemacht sind? Ich bezweifel es stark.

Es fehlt mir nicht. Weder die Bestätigung noch die Nebenbeschäftigung. Stattdessen schaue ich nur noch beschämt, wenn jemand in meiner Gegenwart die App erwähnt. Es ist, als ob ich nie dort gewesen wäre und auch nie an diesem Zirkus teilgenommen hätte. Es wurde klar: Diese App bietet Dir nur die Fast-Food-Variante Deiner letzten ernsthaften Beziehung.


Photo: totally screwed by frankieleon, CC 2.0

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