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Frühlingsdepression – Wenn der Lenz entmutigt

Frühlingsdepression - Wenn der Lenz entmutigt

Von wegen Frühlingsgefühle! Der plötzliche Wechsel von Winterjacke zu Flip-Flops bringt Unruhe, Kreislaufattacken und Dauermüdigkeit. Höchste Zeit, den Mythos zu entzaubern.

Der Lenz ist da. Natürlich gerät pünktlich zum ersten Sonneneinfall erst einmal alles außer Kontrolle. Der Hormonhaushalt bei den noch Ungebundenen und die Putzwut bei den Winterschläfern. Das frisch verliebte Pärchen, das sich gegenseitig die Visagen sauberleckt, obwohl sie sich just in einer Warteschlange im Primark kennenlernten. Die verantwortungsbewußte Milf, die vorsichtshalber den Keller noch einmal ausmistet, ehe RTL II mit einem Entrümpelungs-Container und zig Fernsehkameras anrollt. Der fehlinformierte ewige Spießer, der seine käsigen Beinchen besockt und samt Birkenstock-Sandalen eistütenschleckend durch die belebte Einkaufsstraße spazieren- und vorführt. Sie alle kamen bestens mit den ersten Sonnenstrahlen zurecht. Doch was ist mit jenen, die den Startschuss verpassten und geistig noch im Winter verweilen? Laut einer Studie werden 54% der Männer und 60% der Frauen von der sogenannten Frühjahrsmüdigkeit heimgesucht. Eindeutig keine Minderheit. Werfen wir einen Blick auf mögliche Ursachen eines deprimierenden Frühlings.

Der Lenz und seine Tücken

Ständiges Gähnen, anhaltende Gereiztheit und innere Unruhe. Häufig fühlen sich Durchschnittsmenschen von der Anforderung des aufkommenden Frühlings total überfordert, von hier auf jetzt gut gelaunt zu sein. Schließlich ist man immer noch übermüdet vom Job und dem Familienleben. Wäre ja auch kurios, wenn im Frühling auf einmal weniger gearbeitet werden müsste. Hinzu kommt, dass die Kinder im Frühling zwar nicht so oft daheim rumhängen, aber dennoch durchgefüttert werden wollen. Was aber richtig wurmt und den Frühling zum Erzfeind macht, sind folgende Dinge:

Winterspeck ist noch lange nicht weg

Dominosteine, Schokolade, Marzipankartoffeln, noch mehr Schokolade, Lebkuchen, Schnapspralinen und … Schokolade. Irgendwer muss das ganze Zeug ja essen. Blöd nur, dass man das nicht wie den Winterpulli von sich streifen kann. Im Gegenteil, wenn die Klamotten wetterbedingt kürzer und dünner werden, zeigt sich die fahle schwabbelige Winterspeckhaut, die man die letzten Monate so gut genährt hat. Fuck you, Frühling! Darauf war doch keiner vorbereitet! Da hilft auch die spontane Anmeldung zum Jahreswechsel im Fitness-Studio nicht, da man dafür noch viel zu vollgefressen ist.

Lauter verliebte Paare

Da fummeln sie! Einfach so, mitten auf der Straße, im Café und auf der Rolltreppe. Stecken sich ihre Schlabberlappen in diverse Körperöffnungen, als ob nichts dabei wäre. Lüsterne Blicke, die sie sich gegenseitig als Romantik vorheucheln. Die Außenstehenden müssen das Geturtel, welches mehr an Sittenwidrigkeit erinnert, schweigend und angewidert hinnehmen. Nur weil die Sonne auf der Nase kitzelt, ist das noch lange kein Grund, sich gegenseitig ständig abzutasten, ob noch alles an Ort und Stelle ist.

Allergien haben Hochsaison

Gerade ist die letzte Grippewelle überstanden, läuft die Nase schon wieder nonstop. Schuld sind dieses Mal aber nicht irgendwelche rotzenden Bahnfahrer, die neben einem vor sich hin tropfen. In diesem Fall sind Pollen die Verursacher, diese lästigen Biester. Betroffenen wird schon ganz schwindelig von dem ständigen Geniese!

Vogelgezwitscher statt Radiowecker

Was waren das für kuschelige Wintermonate, an denen man morgens erwachte und voll andächtiger Stille ein wenig Winterromantik verspürte? Vielleicht ein oder zwei Kannen Glühwein zum Frühstück, samt der restlichen Ration Schokolade … und der Tag war Dein Freund. Und nun im Frühling? Diese sadistischen Vögel mit ihrem „Gesang“! Ein akustischer Terrorakt, der bereits früh morgens den Tag verdammt. Da ist an gemütliches Aufwachen gar nicht mehr zu denken. Manche Federviecher nisten sich gar absichlich direkt vor dem Fenster ein, um aus purer Boshaftigkeit rum zu nerven. Bei denen piept es wohl!

Viel zu heiß

Erinnert sich noch jemand? Damals gab es noch Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Herbst und Frühling wurden weg rationalisiert und somit bleibt nur noch ein System, was an einen Wasserhahn erinnert: Warm und Kalt.
Der plötzliche Wechsel von Minusgraden zum Hochsommer ist einfach zu viel für den Kreislauf. Reihenweise kippen die Bürger um, weil die Sonne einfach maßlos übertrieben scheint. Darüber soll man sich freuen? Nein, am besten einfach im Bett bleiben und Frühjahrsmüdigkeit vortäuschen, bis der Winterschlaf beginnt.


photo: day 286, project 365 by William Brawley


Letzte Bearbeitung war am 18.08.2017

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