Du gehörst auch zu den Personen, die Zartbitterschokolade im Regal ignorieren und lieber direkt zur Volllmilchschokolade greifen? Willkommen im Club.
Heute bekam ich einen Nikolaus aus Zartbitterschokolade geschenkt. Mein erster Gedanke war »Pfui Deibel«, aber ich sagte mit wohlgesonnener Stimme, dass ich mich sehr über das Geschenk freuen würde. Darüber hinaus verschwieg ich, dass ich einen üblichen Nikolaus aus Vollmilchschokolade deutlich mehr gefeiert hätte. Möglicherweise würde ich der Person einen Feiertag widmen oder wenigstens meine kommenden Kinder nach ihr benennen. Aber so? Mit Zartbitter? Keine Chance.
Bittersüße Ladenhüter
Zum Glück bin ich nicht alleine. Die konsequente Abneigung gegen Zartbitterschokolade ist mittlerweile gesellschaftstauglich geworden. Kein Tag vergeht, an dem nicht irgendein Freund der »Herrenschokolade«, wie man Zartbitterschoki auch noch nennt, auf offener Straße geächtet und verprügelt wird. In den sozialen Medien werden unter dem Hashtag #youwanteditbitter die dazugehörigen Videos hochgeladen. Nicht unweit von Nürnberg sollen regelmäßig Sitzungen der Anonymen Zartbitterhoarder stattfinden. Diese bemitleidenswerten Zeitgenossen leben inmitten von Bergen nicht ausgepackter Zartbitterschokolade, die sie aus den unterschiedlichsten Gründen angesammelt haben. Oder einfach nur aus Angst vor öffentlicher Blamage. Wie gesagt, zum Glück bin ich keiner von denen.
Das erinnert mich ein wenig an diese Hoax-Meldung, die vor wenigen Jahren viele Leute an der Nase herumführte. Es wurde behauptet, dass dunkle Schokolade (sprich: zartbitter, edelbitter) schlank machen soll. Weil viele Medien diese Falschmeldung verbreiteten, nahmen Schlankheitsfanatiker Zartbitterschokolade in ihre Ernährungspläne auf. Schoki statt Gemüse! Irgendwann flog der Schwindel auf und sämtliche bitteren Schokoladensorten wurden wieder zum Ladenhüter.
Bohnen statt Kühe
Aber zurück zu meinem Geschenk. Warum bekomme ich überhaupt so einen bittersüßen Nikolaus? Wird er weitergereicht, wie eine unliebsame Trophäe? Ein bitterer Wanderpokal mit hohem Kakaoanteil? Ich gehe von simpleren Motiven aus: Hass oder Unwissen.
Leider habe ich noch keine Ahnung, was ich damit anfangen soll. Ob ich ihn kosten werde? Ich könnte mir einreden, dass diese Zartbitterschoki nur was für »echte Kerle« wäre. Der Scotch unter den Schokoladen, von authentischen Kakaobohnen geschabt anstatt von einer lila Kuh gezapft. Während andere ihre kubanischen Zigarren in der Raucherlounge zücken, breche ich lässig ein Stück Herrenschokolade ab. Unter Umständen eröffnen hippe Viertel wie Flingern oder Kreuzberg demnächst eine Zartbitter-Manufaktur. Ne? Vielleicht nicht so realistisch. Was auch immer ich damit anfange werde: falls mir einer schräg kommt, wird er oder sie von mir beschenkt. Und dabei gefilmt.
»Wie krass ist das denn? Ein Terroranschlag!« Wie sich unsere Nachrichtenportale selbst ruinieren
Die großen Nachrichtenportale übertrumpfen sich täglich mit neuen Absurditäten, sodass ich mich fragen muss: wollen die mich eigentlich vergackeiern?
Geht das nur mir so? Wenn ich mich derzeit im Internet nach aktuellen Berichterstattungen, Meldungen und Kommentaren umschaue, habe ich den Eindruck, ich befände mich auf dem Pausenhof einer Hauptschule. Diese Tage gab es den Relaunch des Nachrichtenportals »Der Westen« (WAZ, Funke Gruppe), welches bisher mit seinen nüchternen Meldungen und bissigen Kommentaren höchstens Heißhunger auf Popcorn auslöste. Zuvor war für mich persönlich Focus Online mit Meldungen wie »Frau greift unter ihren Rock – was folgt, ist definitiv waffenscheinpflichtig« (30.11.2016) der Spitzenreiter der unterirdischen Massenverblödung.
Scheinbar hat der »Der Westen« sich davon inspirieren lassen und legt mit Schlagzeilen wie »Wie verrückt ist das denn? Der enttarnte Islamist soll früher Porno-Darsteller gewesen sein“ und »Essen die Einkaufsstadt“: Warum ist das Leuchtschild eigentlich so oft kaputt?« (Beide 30.11.2016) rekordverdächtig nach. Was ist da passiert? Während ein Großteil noch über mögliche Einschränkungen durch personalisierte Filter bei Facebook (die sogenannte Filterblase) diskutiert, halte ich eine solche Form der Berichterstattung durch unsere Medien für – mit Verlaub – beschränkt bzw. für Tiefstapelei. Isso!
»Was ist das für 1 Krieg«
Ernsthaft, sind die Medien derartig verzweifelt? Müssen sie nun ständig Clickbait produzieren, damit überhaupt jemand die Artikel liest? Vielleicht haben sie sich zu sehr von Gerichtsverhandlungen mit Adblockern ablenken lassen, sodass sich die Praktikanten mal so richtig austoben durften. Oder sie haben den Anschluss zu ihren Konsumenten verloren. Wie redet man eigentlich mit Menschen, die keine Lust mehr haben, morgens eine Zeitung zu kaufen? Die lieber ihr Programm der Wahl auf Netflix schauen, anstatt sich »Musikantenstadl« vorsetzen zu lassen? Ich bezweifle stark, dass dies der richtige Weg ist.
Natürlich verstehe ich euer Dilemma, liebe Medien. Ihr rennt ständig den neuesten Meldungen hinterher, die bereits vor Stunden auf Facebook und Co. geteilt wurden. Die Zeitungen müssen bis morgens warten, bis ihre Schlagzeilen in den Druck gehen. Die Nachrichtensprecher zählen die Minuten, bis 20 Uhr endlich der Tagesschau Jingle ertönt. Gar nicht so einfach, da noch Quote und Auflage zu machen. Hinzu kommt, dass die Kritik immer größer wird, da wegen der weiter oben erwähnten Filterblase gewisse Meldungen ausbleiben, welche die Zuschauer und Leser aber lieber gesehen hätten, anstatt das Neueste von Sarah & Pietro.
»Wenn diese junge Frau in deinem Wohnzimmer steht, ist es schon zu spät« (Focus Online, Facebook-Page 24.11.2016
Als ich eine dieser seltsamen Schlagzeilen anklickte, fing ein aktueller Artikel auf »Der Westen« so an: »Stell dir vor, es ist 7 Uhr morgens, es klingelt an deiner Wohnungstür und 20 Polizisten kommen in deine Wohnung«. An dieser Stelle vergeht mir die Lust, den Kram weiterzulesen. Ausnahme: Man teilt solche Meldungen mit anderen Personen – aber dann aus ironischen Gründen. Ist das die neue Strategie, um Klicks zu produzieren? Dann habe ich hier noch weitere Vorschläge für gelungene Einstiege für die kommenden Beiträge. Egal ob Mord, Krieg, Vergewaltigung, Korruption oder Naturkatastrophen. In Zukunft werden Nachrichten so gemacht:
Thema Krieg:
»Stell dir vor, es ist 7 Uhr morgens, es klingelt an deiner Ruine und 20 Handgranaten fliegen in deine Wohnung. Gerade passiert und zwar in Aleppo«
Thema Trump:
»Lust auf ein Abenteuer? Der nächste Präsident der USA macht es möglich. Doch Vorsicht! Was er dir zeigt, ist eigentlich ganz schön traurig. Da hilft auch kaum eine Armlänge Abstand.«
Thema Klimawandel:
»Wenn du abends mit der S-Bahn nach Hause fährst, dann frierst du mit großer Wahrscheinlichkeit. Bald aber nicht mehr.«
Thema Merkel:
»Merkel ist Merkel ist Merkel« (Das habe ich mir leider nicht einmal ausgedacht)
»Muss ich beim Wichteln mitmachen?« Die Demotivationsfrage zum alljährlichen Stresstest unter Kollegen
Die Demotivationsfrage: Können sich notorische Geizkragen, Pleitegeier und unfähige Verpackungschaoten gegen den Schenkzwang namens Wichteln wehren?
Zum Thema Wichteln …
»Ich bin eine Niete, wenn es ums Schenken geht. Weder Verpacken will mir gelingen, noch besitze ich genügend Ideen, um mir tolle Geschenke einfallen zu lassen. Drum belasse ich es meist bei Gutscheinen, Kaffeetassen oder Pralinen. Ist zwar immer etwas unangenehm, aber wenigstens stehe ich nicht mit leeren Händen da. Leider ist nun wieder das qualvolle Wichteln im Büro angesagt. Man kennt den Drill: jeder Mitarbeiter kauft irgendeinen minderwertigen Kram, um im Gegenzug anderen schrottreifen Plunder zu erhalten. Sinnfrei und teuer! Doch der Gruppenzwang nötigt mich zur Teilnahme, wie es scheint. Oder soll ich meinem inneren Drang folgen und mich dieser kapitalistisch anmutenden Zerreißprobe verweigern? Schließlich habe ich vor kurzem sogar mein Amazon Prime Abo gekündigt! Nebenbei: Einen Krankenschein wie im vergangenen Jahr kann ich wohl nicht wieder nehmen.« – Bernhard K. aus Würzburg
Sie müssen unbedingt an sich arbeiten …
… entweder benötigen Sie ein dickeres Fell oder Sie gucken sich mal genau an, wie die Damen in der Parfümerie Präsente einpacken. Die haben es nämlich wirklich drauf. Manchmal schleppe ich zur Weihnachtszeit sogar all die Geschenke dorthin, bei denen ich in Sachen Verpacken ähnlich wie Sie versage (Thermomix, Rasenmäher, 80 Zoll Fernseher). Aber zurück zum Thema: Wichteln ist eine ganz gruselige Angelegenheit, die ich noch nie nachvollziehen konnte.
Das Wichteln als Brauch kommt ursprünglich aus Skandinavien (»Julklapp«) und wurde irgendwie fehlinterpretiert, denn eigentlich wurden Geschenke nach lautem Klopfen unerkannt ins Zimmer (?) geworfen. Ich stelle mir das so vor, dass zum Beispiel ein paar lustige Schweden ein schön verpacktes Billy-Regal ohne Rücksicht ins Badezimmer werfen und dann schnell wegrennen. Und was machen wir heutzutage? Schenken uns Banalitäten und hoffen, dass am Ende niemand die Gaben zuordnen kann.
Falls mal keine überflüssige Tasse zur Hand ist
Nun hat sich das Wichteln in Büros, in Freundeskreisen und Arbeitsgruppen (Uni, Anonyme Alkoholiker) schon als fester Bestandsteil der Vorweihnachtszeit etabliert. Daran kommen Sie nicht vorbei! Um das Debakel und die möglichen Folgen aber einigermaßen erträglich zu machen, bieten sich folgende Möglichkeiten an:
- Ziehen Sie ihren eigenen Zettel (am besten mehrfach Ihren Namen in den Pott werfen)
- Verschenken Sie irgendeinen Gegenstand, den Sie unbedingt loswerden wollen
- Ein Gutschein erspart Ihnen auch hier das lästige Verpacken
Wie Sie sich auch immer entscheiden mögen: vielleicht haben Sie auch Glück im Unglück. Möglicherweise beschenkt Sie ein Irrer mit einem wahnsinnig wertvollen Gegenstand, während Sie noch einigermaßen glimpflich mit Ihrem 5 Euro Gutschein (für die Parfümerie) davonkommen. Viel Spaß beim Aussuchen eines Umschlags!
Weitere Demotivationsfragen.
Photo: A different Christmas present from a different Chris | Clevergrrl | CC 2.0
21 Geheimnisse für eine unglückliche Beziehung Unkomplizierte und erfolgsversprechende Wege in die Paartherapie
Liebe ist … eine langfristige Herausforderung. Wer eine glückliche Beziehung führen möchte, sollte von den hier aufgeführten Tipps Abstand nehmen.
Brangelina machten es vor. Der Inbegriff der medial ausgeschlachteten Beziehung (abgesehen von Sarah und Pietro) lieferte uns die traurige Gewissheit, dass Eheverträge ihre Vorteile haben. Keine Ahnung wieso uns die Medien stets superglückliche Pärchen in ihren Formaten präsentieren; dabei wissen wir es doch besser. Das Glück zu zweit ist selten von langer Dauer, auch wenn man sich noch so viele Schokoherzen zum Valentinstag schenkt. Dabei muss es nicht so kommen. Unsere Eltern haben es ja in den meisten Fällen auch irgendwie geschafft, sich trotz Tschernobyl und Mauerfall zusammenzuraufen.
Eine Beziehung zu führen bedeutet harte Arbeit. Man muss stets den Willen zur Koorperation beweisen und erkennen, dass sich die Welt nicht nur um einen selbst dreht. Mit dieser Anforderung sind die meisten aufgescheuchten Leute der Generation Tindergarten maßlos überfordert. Um die drohenden Stolpersteine einer Partnerschaft zu entlarven, sollten sich Vergebene diese Tipps zu Herzen nehmen.
Sieben Wochen Schmetterlinge im Bauch
Seid ganz ihr selbst
Zieht permanent den Bauch ein und schlagt vor, direkt nach der dritten gemeinsamen Nacht Kontoauszüge zu vergleichen bzw. Highlights eurer frühen Drogenexperimente zu beichten. Auch eine wilde Jugend im Autoknacker-Milieu sollte nicht verheimlicht werden, denn sonst lernt man sich unter Umständen nie richtig kennen. Dabei immer wieder hilfreich: ein nie gelöschter Verlauf im Internet-Browser.
Hört zu
Macht euch Notizen zu jedem, und ich meine wirklich JEDEM emotionalen Gespräch, welches unter Alkoholeinfluss stattfand. Auch eine Befragung der Freunde und Verwandten ersetzt in vielen Fällen eine Handy-Kontrolle. Nutzt die neuen Erkenntnisse, um euer Interesse an eurem Schnuckiputz zu verdeutlichen.
Bringt euch ein und helft euch gegenseitig
Seid eurem Partner stets einen Schritt voraus und erledigt zum Beispiel seine E-Mails und stürmt jedes Mal ins Bad, wenn er oder sie sich nach zwei bis drei Minuten nicht mehr meldet. Einen Unfall während der Notdurft ist nie auszuschließen und man möchte in unschicklichen Situationen statt vom Sanitäter lieber vom Partner gefunden werden.
Unterlasst das Klammern
Gönnt euch Raum und verreist spontan für zwei Wochen ohne Partner. Schaltet das Smartphone aus und postet im Stundentakt Strandfotos mit vielen Cocktails und Menschen, die euren Ex-Partnern verdammt ähnlich sehen.
Schluckt den Ärger runter
Manche Kleinigkeit ist eine Diskussion, die jegliche Romantik killt, einfach nicht wert. Kommentiert somit nicht die Nacktbilder, die ihr zufällig aus dem Augenwinkel heraus gesehen habt – und fragt nie, wer da nachts um 2 Uhr schreibt.
Nicht zu viele romantische Komödien schauen
Leider ist nicht vielen von uns ein Leben wie im Disney-Film gegeben. Aus diesem Grund solltet ihr nur unromantische Filme wie »Irreversible« oder die »Die 120 Tage von Sodom« für einen gemeinsamen Filmabend einplanen. Damit garantiert ihr, dass euer Liebesleben nicht wie eine Seifenblase zerplatzt.
Führt weiterhin ein eigenes Leben
Stets miteinander Zeit verbringen zu wollen ist gerade zu Beginn einer Partnerschaft üblich. Doch vergesst nicht, dass ihr auch ein eigenes Leben samt Haushalt zu führen habt! Aus diesem Grund solltet ihr eure dreckige Wäsche und unbezahlte Rechnungen beim Partner abladen, damit ihr euch endlich mal wieder um euer eigenes vernachlässigtes Leben kümmern könnt.
Routinierte sieben Monate
Zeigt Respekt
Niemand möchte »Bumsebär« oder »Schnuffelfratz« genannt werden. Deshalb sollten sich beide Partner sämtliche Kosenamen verkneifen. Mit der Zeit werden diese Wörter eh durch einschlägige Beleidigungen und Diffamierungen ersetzt. Diese sind okay, solange man sie vor der Aussprache entschärft. Beispiel: »Mit Verlaub, du bist ein Arsch!«
Seid nicht eifersüchtig
Eifersucht ist Gift für jede Beziehung. Spart euch den Ärger und akzeptiert die vielen Überstunden, die eure Partner mit Kollegen verbringen müssen – nackt.
Versucht euch nicht zu verändern
Gerne wird am Stammtisch argumentiert, dass Frauen dazu neigen, ihre Partner ständig verändern zu wollen. Eine neue Frisur, eine neue Hose, neue Freunde und ein neues Haus samt Pool. Doch auch Männer können mit dieser unangenehmen Art eine Beziehung verkomplizieren. Wenn sie beispielsweise im Namen der Partnerin ein Sparbuch für neue Brüste anlegen.
Schafft gemeinsame Erinnerungen
Erinnerungen verbinden. Am besten eignen sich dafür Partner-Tattoos, die einem verdeutlichen, dass man so manchen dämlich klingenden Doppelnamen am Handgelenk nicht mehr so schnell los wird.
Tut manchmal so, als wärt ihr beim ersten Date
Um eine eingeschlafene Beziehung aufzufrischen, könnte ein kleines Experiment wertvoll sein. Man stelle sich vor, man wäre beim ersten Date. Man wird feststellen, dass sich seitdem einiges verändert hat. Er trinkt hemmungslos mehr als das eine Glas Wein und sie bestellt definitiv mehr als einen Salat. Außerdem redet man nicht mehr über vergangene Liebschaften.
Unternehmt was mit den Freunden des Partners
Am besten mit denen, die schon seit langem heimlich in euch verliebt sind.
Übertreibt es nicht mit dem Alkohol
Alkohol zeigt uns leider nicht so oft von unserer Schokoladenseite. Um im Suff nicht irgendetwas Dummes zu sagen, was man wochenlang bereut, könnte man auf Crystal Meth oder so umsteigen. Das verbindet besser als jeder Hangover.
Das verflixte siebte Jahr
Verbringt Zeit miteinander
Ihr habt euch mittlerweile aneinander gewöhnt und euer Schicksal hingenommen. Macht das Beste daraus und verfallt nicht der Routine des Alltags. Nutzt die traute Zweisamkeit für einmalige gemeinsame Unternehmungen. Zum Beispiel gegenseitiges Pickelausdrücken.
Gebt euch Raum für Träume und Fantasien
Unsere Vorstellungskraft ist ein unendlicher Pool an Einhörnern und Reichtümern. Warum diese Vielfalt nicht mit dem Herzblatt teilen? Berichtet euren Partnern von allen Tagträumen und Hirngespinsten. Besonders inspirierend ist die anschließende Diskussion, warum man jede Nacht davon träumt, den anderen mit einem Kissen zu ersticken.
Benutzt weiterhin Facebook und Co.
Ein typisches Problem jeder langjährigen Beziehung ist das Einschlafen der gegenseitigen Wertschätzung via Internet. Lasst es nicht so weit kommen und stalkt regelmäßig sämtliche Profile eures Partners, damit ihr auch up-to-bleibt. Ein besonderer Liebesbeweis wäre es, jeden Kommentar und Post zu kommentieren – idealerweise durch ein Zweitprofil mit der Bezeichnung »Freund von/Freundin von …«.
Bleibt geheimnisvoll
Ein paar Geheimnisse können selbst den größten Langweiler spannender machen. Überrascht die Liebe eures Lebens mit den Worten »Du glaubst gar nicht, mit wem ich gestern geschlafen habe…«. Ein möglicher Nachteil ist, dass ihr auf die Schnelle eine neue Unterkunft finden müsst. Nehmt in solchen Fällen unbedingt den Zweitschlüssel mit, schluckt ihn unbemerkt runter und deutet an: »Du glaubst gar nicht, was ich gerade aß…«.
Teilt die anfallende Hausarbeit auf
Das Leben ist zu kurz zum Putzen! Überzeugt mit eurer Unfähigkeit und überlasst die unangenehmen Aufgaben ganz alleine eurem Partner. Ganz nach dem Motto »Wer sich dumm anstellt, hat am Ende weniger Arbeit«. In jeder gelingenden Beziehung gibt es je ein Rennpferd und einen Esel.
Lasst euch nicht gehen
Für die Gewährleistung der gegenseitigen Anziehungskraft ist es von enormer Wichtigkeit, dass ihr euch nicht in Jabba the Hutt verwandelt. Wechselt wenigstens regelmäßig den Schlüpper und wagt es hygienetechnisch über eine Katzenwäsche hinaus. Gegen die langsam anschwellende Fettleibigkeit ist jedoch kein Kraut gewachsen. Das passiert in den besten Beziehungen.
Habt Sex
Nach x Jahren Beziehung hat man sich unter Umständen nicht mehr viel zu sagen. Nutzt solche Tiefpunkte, um miteinander zu schlafen. Körperkontakt ist das Zauberwort. Da ihr gewiss schon lange nicht mehr Händchen haltet oder euch auf offener Straße küsst, ist der Mangel an körperlicher Nähe ein Problem. Einigt euch auf gewisse »Beischlaftage« (z.B. Weihnachten, Donnerstage). Sprecht darüber, wie es überhaupt zu dieser Unlust kommen konnte und handelt dementsprechend – oder um es genau zu formulieren: verhütet.
Beziehungstipps für Pflanzen Wie ich lernte, die Orchidee zu lieben (und zu hassen)
Wie führt man eigentlich eine ausgewogene Beziehung zu seinen Pflanzen? Manchmal braucht man mehr als Geduld, Dünger und einen grünen Daumen.
Es ist nun Mal so, dass wir Beziehungsmenschen sind. Zumindest in den meisten Fällen, Soziopathen und Serienkiller schließe ich politisch nicht korrekt mal aus. Ich bin ebenfalls ein solcher (also Beziehungsmensch, nicht Serienkiller) und hab es das eine oder andere Mal versucht.
Aber die innigste Beziehung ever hatte ich nicht zu Menschen, sondern zu Pflanzen. Ich würde fast soweit gehen, es Hassliebe zu nennen. All meine grünen Freunde hier in meiner Bude bereichern mich, aber nehmen viel von mir. Vor allem nehmen! Unser Verhältnis ist ein kompliziertes, aber ist es nicht immer so bei tiefen Gefühlen? Und hey, sie geben wenigstens keine Widerworte!
Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose
Ich mag Rosen nicht, das mal vorweg. Ich mag so exzentrischen Kram. Strelizien und wenn es sein muss, auch mal Malven. Aber eine Passion von mir sind Orchideen. Ich finde, sie sehen nicht nur witzig aus, sie verhalten sich auch manchmal so. Fangen wir mal damit an, dass sie seltsame Luftwurzeln treiben. Die schnörkeln irgendwie so angetrunken durch die Landschaft. Und irgendwie ist das possierlicher, als wenn ein Typ das tut. Meistens glänzen meine Orchis, wie ich sie liebevoll nenne, durch grüne Blätter, konsequenter Blütenverweigerung und Rumschnörkelei.
Zuckerbrot und Peitsche
Da mir das alleine zu wenig ist (wäre es mir bei den Typen auch. Zumal es mich auch etwas irritieren würde, wenn die Männer dieser Welt versuchten, mit grünen Blättern zu überzeugen), animiere ich meine Widerspenstigen zum Erblühen. Meine Methode soll perfide sein, aber ich sehe das anders. Ich drohe ihnen. Mit dem Ableben. Ich leihe mir irgendwo ein verrottetes Gewächs, halt es den Damen vor die Nase (heißt ja schließlich DIE Orchidee) und grolle: »Wer nicht blüht, sieht bald genau so aus! Und ihr wisst ja, wo der Mülleimer steht!« Ganz in der Nähe übrigens, fyi. Danach spiele ich ihnen Mozart vor.
Na da treibt es aber einer bunt
Ich weiß nicht warum, aber es funktioniert. Einen Tag später sehe ich einen strammen Trieb, welcher sich langsam Richtung Sonne schlängelt. Meine Pflanzen schweigen immer noch, zeigen mir aber ihr Entgegenkommen. Auch hier finde ich das irgendwie sympathischer, als bei dem Kerl in der Bar, sollte er Vergleichbares machen (ich sehe mich hier einfach mal ganz bescheiden als Sonne). Ab diesem Punkt erfüllt mich unbändige Freude. Sicherlich auch, da ich vergessen habe, welche Farbe die Blüten haben werden. Immerhin lassen sich meine Pflanzen immer das eine oder andere Jahr Zeit, mir mal wieder ihre ganze Pracht zu zeigen (erneut ganz im Gegensatz zu den Typen -.-).
Er liebt mich, er liebt mich nicht … bitte nicht mit Orchideen spielen
Mittlerweile haben sich die Blütenstände voll entwickelt, ich spiele meinen Liebsten inzwischen Death Metal vor. Irgendwie stehen sie mehr darauf, denn auf Klassik. Mein Bauch ist voll Schmetterlinge der Vorfreude, morgen öffnet sich die erste Blüte und ich sehe wieder die ganze Pracht meiner Pflanzen. Gibt es ein befriedigenderes Gefühl? Das Erblühen einer Orchidee, mit der optisch filigranen Schönheit, vergleichbar eines Liebesgedichtes? Leser mit grünem Daumen lächeln nun verträumt in sich hinein und nicken wissend.
Ich bin durchströmt von einem seligen Glücksgefühl, ähnlich der Sekunden vor dem ersten Kuss und gönne meinen liebsten Grünlingen sogar ein wenig Dünger. Kann das Leben schönere Blüten treiben? Als ich ins Bett gehen will, werfe ich noch eben den routinierten »Ist-alles-in-Ordnung-Blick« auf mein Aquarium und realisiere, dass wohl auch eine gut verborgene Algenkolonie ein paar Töne Mozart erhascht haben. Liebe kennt halt keine Grenzen.
Finde deine Rolle auf Facebook Wie man in Online-Diskussionen die passende Stellung bezieht
Schon mal an einer Gruppen-Diskussion teilgenommen? Am besten auf Facebook? Dann wisst ihr ja, wie verstörend ein solches Erlebnis sein kann.
Ich kann es nicht lassen. Jeden Tag logge ich mich in diese absurde Gruppe bei Facebook ein, um den neuesten Tratsch zu lesen. Man unterstellt mir deshalb schon eine beunruhigende Neigung zum Masochismus, weil ich mit dem Geblubber dort kaum was anfangen kann, mich aber zu gerne darüber aufrege. Zum Verständnis: Diese Gruppe stellt eine Art lokale Diskussionsrunde meiner Heimatstadt dar, ein Sammelsurium aus kitschigen Bilderstrecken/verlorenen Schlüsselbunden, kommerziellen Veranstaltungshinweisen und Hinweise, wann und wo geblitzt wird. Manchmal wird es auch besonders albern, wenn es mal wieder irgendwo geknallt hat.
Aktuell ist ein Thema besonders angesagt: ein neuer Fahrstuhl (der erste seiner Art) wurde am Bahnhof installiert. Die Meute ist ganz aus dem Häuschen. Ein Scherzbold kommentierte, dass für jede Fahrt mit dem Aufzug Extragebühren berechnet werden (»Eine Fahrt kostet 50 Cent, 10er Karte rauf 4,50 und runter 3,00 Euro«). Das Echo war erwartungsgemäß laut und verstörend. Für mich war aber besonders interessant zu beobachten, wie gewisse Personen in dieser Diskussion stets eine scheinbar unverzichtbare Rolle einnahmen. Ungefragt und voller Elan. Hier ist ein kleiner Querschnitt der von mir beobachteten Reaktionen auf den Kalauer am Morgen, der die Schildbürger bis in die Abendstunden schwer beschäftigte.
Außerordentliche Ironierestistenz
»Jetzt ernsthaft?! Die ticken doch nicht richtig. Ich soll dafür bezahlen, weil ich im Rollstuhl, gehbehindert oder einfach nur alt bin? Da kriege ich so einen Hals. Am Ende brauche ich noch eine Ausbildung oder mindestens eine fachgerechte Einweisung – die natürlich auch wieder ordentlich kostet. Ne, ne, so weit ist es schon gekommen! Abzocke, alles Abzocke!«
Wenn man nichts zu sagen hat: Emoji setzen
Man stelle sich an dieser Stelle irgendeinen grenzdebilen Smiley dieser furchtbaren (und erschreckend gut sortierten) Emoji-Sammlung vor, die Facebook für alle Liebhaber der einfachen Gedankengänge bereithält.
Fehlgeleitete Verschwörungstheorien
»Mein Onkel kennt da einen, der einen kennt, der bei der Stadt arbeitet. Der hat mir geflüstert, dass die Kommune seit langem Ebbe in der Kasse hat und sämtliche Möglichkeiten in Betracht zieht, um die Situation zu verbessern. Aber ich glaube nur teilweise daran. Denn wie wir alle wissen, sind die _________ (bitte irgendein beliebiges Klischee einsetzen) schuld an dem Verfall unserer Werte und somit der Aufzugmaut. Man braucht sich ja nur umschauen, überall wird draufgeschlagen. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis man für eine Fahrstuhlfahrt tief in die Tasche greifen muss. Außerdem … ist euch mal aufgefallen, dass wenn man das Bedienfeld des Aufzugs herumdreht und eine gewisse Tastenfolge eingibt, Satan persönliche fiese Verse flüstern hört?«
Untervögelt ohne Ende
»Also ich mag es, wenn ich mal unten oder mal oben bin. Da zahle ich auch gerne extra. Besonders, wenn der dementsprechende Liftboy dabei ist. GRINS.«
Ich habe dich markiert
Gudrun Moppelmeyer, Henrik Vorthenkopp, Heidi Schwanizski, Sean-Michael Müller, Hannelore Mitmirnicht, Otto Schlagmichtot – und wie sie alle heißen. Sie alle werden markiert, um wenigstens passiv als Gaffer an der Diskussion teilzuhaben.
Macht den Laden dicht!
»Verdammte scheiß Aufzüge! Ich würde zwar nie mit so einem Apparillo fahren (habe ja auch keinen Führerschein mehr, he he), aber nun erst recht nicht mehr! Das sollten übrigens alle tun, noch ein wenig Stolz und Eier besitzen. Aufzugboybott! Das wird den Halsabschneidern und raffgierigen da oben ganz schnell die Laune ruinieren. Und das soll Demokratie sein? Mich hat nie jemand gefragt, ob ich kein Bock mehr auf Treppen habe. Also nicht wundern, wenn demnächst mal ein sogenannter Defekt am Fahrstuhl ist, he he.«
Man möchte die Welt umarmen
»Ich möchte an dieser Stelle erst einmal allen Kofferträgern danken, die bisher den Job erledigten und fortan auf Jobsuche sind. Ihr habt was ganz Großartiges geleistet und ich schlage euch als Ehrenbürger vor. Außerdem will ich alle loben, die bislang mit ihren reichhaltigen Kommentaren diese Diskussion belebt haben und all nicht die vergessen, die sich um die unangebrachten Beiträge kümmern und sie ggf. löschen. Fühlt euch gedrückt und ich wünsche einen entspannten Feierabend.«
Erst mal Popcorn holen
»Habe ich etwa schon die ersten Kommentare verpasst?«
Spaßbremsen wie bei Muttern
»Vielleicht sollte man die Kommentarfunktion so lange abschalten, bis sich alle wieder beruhigt haben. Man sieht ja, was hier wieder los ist. Es wird langsam ungemütlich, wie man an der aggressiven Grundstimmung wieder merkt. Wir wissen nun ALLE, dass es nichts kostet und können uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren. Übrigens habe ich weiter oben ein paar zuckersüße Bilder von meinem Welpen gepostet. Ich freu mich über Likes :)«
Photo: Facebook…| Thomas Leuthard | CC 2.0
Frühsport für Pessimisten Kinderleicht aufkommenden Bewegungsdrang im Keim ersticken
Die wahren Beweggründe für Frühsport sind und bleiben schleierhaft. Hier sind ein paar Übungen für all jene, die das Liegen bei einer Liegestütze vorziehen.
Der Alltag ist viel zu kurz für Sport am Abend. Deadlines! Überstunden! Teambesprechungen nach 18 Uhr! Und dann noch mit dem Freundeskreis ordentlich einen heben oder eine Folge einer Serie schauen? Klingt nach einem vollgepackten Tagesplan, bei dem wenig Zeit für Training bleibt. Die bittere Lösung lautet Frühsport, sofern man sich dem gesellschaftlichen Druck hingeben möchte, einigermaßen fit zu sein und verwertbare Instagram-Selfies zu liefern.
Auf diversen Webseiten gibt es dutzende Trainingspläne, wie man erfolgreich mit Frühsport in den Tag starten kann. Doch was ist mit uns Morgenmuffeln, die keinerlei Bewegungsdrang vor 12 Uhr mittags verspüren? Tote Hose. Da helfen auch die besten Tipps nichts, wie zum Beispiel »Belohne dich selbst mit einem leckeren Kaffee«, wenn man zig quälende Übungen hinter sich brachte. Ist ja auch total schwachsinnig, da du ohne die gewohnte Koffeinzufuhr nicht einmal den Weg in deine Hose findest. Stattdessen werden Übungen benötigt, die du quasi im Schlaf erledigen kannst. Wie diese hier:
Übung 1: Armbeuge
Fangen wir easy an. BEEP BEEP BEEP. Wecker sind einfach nur bösartig. Sie reißen dich aus Träumen voller Reichtum und Wolllust, nur um dich zur Arbeit zu jagen. Da hilft nur eins: die Schlummertaste. Nutze diesen inneren Reflex als erste sportliche Betätigung des Tages. Einfach hektisch und dynamisch so lange auf den Radiowecker oder das Handy einprügeln, bis das lästige Ding endlich still ist. Wiederhole diese Übung alle 5 Minuten.
Übung 2: Schlafstütze
Ausgegangen von einem demolierten Wecker bleibt dir nur noch, die Decke über den Kopf zu ziehen. Auch liegend kannst du dich fitter machen! Drehe dich dazu auf den Bauch und stütze dich einmal sachte ab, als ob du eine klassische Liegestütze vollziehen würdest. Nach dieser eingebildeten Anstrengung hast du dir eine Pause verdient. Bleibe einfach auf dem Bauch liegen und penne noch eine Runde.
Übung 3: Hängeplanke
Auf zur nächsten Übung, sonst wird das ja nie was mit dem Training am Morgen. Damit man im Laufe des Tages nicht im Drehstuhl zusammensackt, lohnt es sich, dem Bauch ein paar Minuten zu widmen. Du bist noch in der richtigen Position für die sogenannte Hängeplanke. Stütze dich dazu auf deine Ellbogen, nur die Zehen sollten dabei das Bett berühren. Damit es aber nicht zu unbequem wird, eignet sich ein weiches Kissen fabelhaft dafür, es unterstützend unter den Bauch zu schieben.
Übung 4: Sit-Downs
Irgendwann möchtest du doch mal aufstehen. Alleine schon wegen der Notdurft, weil es sonst unschöne Flecken geben könnte. Drehe dich auf den Rücken, bringe dich in Position und setze dich auf. Spürst du den Widerstand? Ganz normal! Damit möchte dir dein Unterbewusstsein signalisieren, dass ein Aufstehen eh nichts bewirkt, da wir eh alle letztendlich sterben werden. Lasse dich sofort wieder fallen und wiederhole den Akt, sobald die Blase wieder drückt.
Übung 5: Der Welt ins Gesicht kicken
Die letzte Übung ist allgemein auch als Radfahren geläufig, obwohl es keinerlei Sinn ergibt. Schließlich ist weit und breit kein Fahrrad in Sicht und du reist eh immer per U-Bahn. Für diese Einheit solltest du noch auf dem Rücken liegen und versuchen, den Unterkörper mittels ausschweifender Beinarbeit zum Aufstehen zu bewegen – der Oberkörper wehrte sich ja bislang. Stelle dir vor, wie du all deinen ärgsten Widersachern in die Fresse trittst. Kick dir die Seele aus dem Leib! Fluche dabei lautstark, wie gemein die Welt mit dir umspringt. Auch wenn du am Ende weiterhin wie eine umgedrehte Schildkröte auf dem Rücken liegen bleibst. Sollte nach einiger Zeit wieder ein nervtötender Weckton erklingen, so wird das nicht dein Wecker sein, sondern dein Chef.
Schlimme Berufe: Informatiker
Niemand will ihn verstehen, aber alle schieben ihm die Verantwortung für jeden Windows-Crash in die Schuhe. Das harte und anstrengende Leben des Informatikers.
Jeder IT’ler kennt die Situation. Das Telefon klingelt und der Abteilungsleiter am anderen Ende der Leitung ist aus dem Häuschen, weil das W-Lan nicht mehr funktioniert. Informatiker, Administratoren und all jene, die mit Computern zu tun haben sind für viele Unternehmen ein Segen wie auch ein Fluch zugleich. Sie werden gebraucht, aber am liebsten gemieden. Tritt ein Problem mit einem Rechner auf – und es treten nahezu täglich irgendwelche Schwierigkeiten in Erscheinung – müssen Informatiker den Retter in der Not spielen. Zwar bewahren sie die Firma vor dem totalen Ruin, werden aber hinter vorgehaltener Hand als Nerds belächelt. Ein undankbarer Job mit jeder Menge Verantwortung und langen Wartezeiten, weil man Windows nicht innerhalb von einer Stunde neu installieren kann.
Empathie ist wichtiger als Programmiersprachen
Bleiben wir bei der Situation mit dem Telefon. Zu den Grundkenntnissen eines IT-Guys gehören nicht nur Lesezeichen zu den einschlägigen Webseiten wie t3n und Golem, sondern vor allem Empathie. Wenn der panische Anruf bzw. Mail eintrifft, muss der Informatiker Support in vielerlei Hinsicht leisten. Am meisten werden seine empathischen Fähigkeiten gefordert, weil er sich in den Geschädigten hinein versetzen muss. Ein typischer Dialog wäre:
»Da sind 1.000 Fenster auf! Was soll ich anklicken??«
»Was sehen Sie genau? Was steht dort?«
»Führen Sie einen Neustart durch. Soll ich einfach wieder den Stecker ziehen?«
Später stellt sich heraus, dass der verzweifelte Anrufer ungefähr sieben Toolbars für seinen Browser installierte, ohne es zu merken. Richtig absurd wird es bei dem Thema Sicherheit. Normalerweise laden die Unwissenden jeden Scheiß bei Facebook hoch, aber bekommen die Krise, wenn sie sich ausgespäht fühlen:
»Ist es möglich, mich durch die eingebaute Webcam zu beobachten?«
»Sie können zur Sicherheit einfach einen Klebestreifen über die Cam kleben.«
»Sollten Sie als IT-Support das nicht übernehmen? Oder soll ich erneut den Stecker ziehen?«
Willkommen im Neuland
Nicht so einfach, gegen die Unkenntnis der Allgemeinheit zu bestehen. Erst recht in einer Welt voller Windows, obwohl der Informatiker seit Jahren auf Linux schwört. Erschwerend kommt hinzu, dass man sich vor der Ausbildung/dem Studium absichtlich für eine Richtung entschieden hat, bei der man möglichst wenig mit Menschen zu tun hat. Und was dann? Ständig muss man mit dem Pack diskutieren. Ist das Mauspad mit meiner Maus kompatibel? Wie viele Kaffeeduschen hält so eine Tastatur aus? Wie mache ich diesen lustigen Kringel um das »a« bei meiner E-Mail Adresse?
Aber wehe, es kommt zum massiven Systemabsturz. Dann müssen die IT-Typen herhalten, damit die anderen Mitarbeiter eine extralange Zigarettenpause einlegen können. Um dem aufgeregten Hühnerhaufen zu entkommen (»Mein Internet ist weg! Und ich habe vergessen zu speichern!«), bleibt nur noch die Flucht unter den Schreibtisch. Dort kann man etwas durchatmen, ehe man die Stecker wieder reinsteckt.
Die drei Phasen der Empörung
Das Mitteilungsbedürfnis in den sozialen Medien hat seine Tücken. Auf jede Nachricht, die man nicht ignorieren kann/will, folgt eine routinierte Empörung.
Facebook ohne Empörung funktioniert nicht und macht irgendwie auch keinen Spaß. Aufreger wie Präsident Trump zeigen augenscheinlich, wie sich eine Welle der Aufruhr breit macht, die aber meist innerhalb von 24 abebbt. Angefixt von den Medien und diversen Postings fühlen wir uns in der Pflicht, unseren Senf dazuzugeben. Als ob uns jemand nach unserer Meinung gefragt hätte.
Unser Privileg der freien Meinungsäußerung hat seit dem Siegeszug von Social Media eine seltsame Färbung erhalten. Es genügte einmal die persönliche Wertung hinter vorgehaltender Hand, während nun jeder Teilnehmer die Möglichkeit inne hat, via Facebook und Co. Gedanken zu lesen. Das Mitteilen ist nicht selten in drei übersichtliche Phasen einzuteilen, die bei jedem Skandalthema wiederholt werden.
Phase 1: Willkommen in der Realität
Die erste Phase beginnt überlicherweise kurz nach dem Aufstehen und ist im Allgemeinen auch als WTF-Moment bekannt. Noch bevor du die Kaffeetasse (oder das Konterbier) zur Hand nimmst, wirfst du einen routinierten Blick auf dein Handy. Solltest du dort einen Skandal oder eine schockierende Nachricht erblicken, sei es in deiner Facebook-Timeline oder per Link, könnte ein hysterischer Anfall (»WTF?!«) die Folge sein. Ob Trump, Niqab-Nora oder Brexit – irgendein Thema wird dich so rasend machen, dass du dich zu einem unüberlegten Kommentar hinreißen lässt, der es in sich hat. Deinen Frust (»Die Männer sind schuld, alle!«), deine Verzweiflung (»Wie kann man nur so blöd sein?«), dein Fernweh (»Ich möchte auswandern!«). Nichts und niemand wird ausgelassen bei deinem Social-Media-Kinnhaken! Das musste mal gesagt werden.
Phase 2: Der Wunsch nach dem letzten Wort
Du hast deine Gedanken ungefiltert in die Welt geschrien und kontrollierst ab sofort regelmäßig, ob Reaktionen erfolgen. Beim Abwarten musst du leider erkennen, dass ziemlich viele eine leichte Abwandlung bzw. Variation deiner Meinung kundgetan haben. Noch viel unangenehmer: sie hören gar nicht mehr auf! Deine gesamte Chronik wird zugeballert mit ein- und demselben Thema, stundenlang. Aufgrund dieser Angelegenheit, an der scheinbar niemand vorbei kommt, werden dir nicht einmal die üblichen Katzenvideos angezeigt. So haben wir nicht gewettet! Du setzt noch einen drauf und postest eine Mitteilung, dass die ganzen Nachplapperer mit ihrer Einfalt total nerven. Beim Kontern fällt dir auf, dass du endlich die ersehnten Reaktionen bekommst. Leider sind die überwiegend gegen dich. Aus Trotz antwortest du nur noch ohne Emojis.
Phase 3: Resignation
Mittlerweile wurden drei Sondersendungen zur Thematik ausgestrahlt, zwei passende Hashtags erfunden und die ersten Freundschaften gekündigt. Was bleibt? Eigentlich hast du gar keine Lust mehr, dich über die hitzige Debatte zu unterhalten. Gibt ja auch noch andere Dinge auf der Welt, wie Pringles und The Walking Dead. Überzeugt ermahnst du die Leserschaft bei Facebook und Co., dass »wir nun genug gesagt hätten« und du nichts mehr davon hören willst. Aus Protest (betitelst du aber keck als »Themenwechsel«) teilst du ein Zitat von Frank Drebin: »Ich möchte eine Welt, in der ich aus einer Toilette trinken kann ohne Ausschlag zu kriegen«. 26 Likes. Falls irgendein Noob fragt, wer Frank Drebin sein soll, gehst du entnervt schlafen und verfasst am nächsten Tag einen empörten Blogartikel dazu.
Photo: Rage | Contra Curva | CC 2.0
Boreout vor der Flimmerkiste Orientieren sich die Anstalten am »dümmsten anzunehmenden Zuschauer«?
Wenn die Fernsehsender weiterhin anhand des DAZ (»Dümmsten anzunehmenden Zuschauer«) ihr Programm planen, sehe ich in Zukunft schwarz.
Wie sich die Zeiten ändern. Damals verzweifelte ich noch an der Programmierung meines VHS Rekorders, eine bestimmte Sendung via Timer aufzunehmen. Die Bedienungsanleitung machte einen hochkomplizierten Eindruck und schüchterte mich mit Fachchinesisch ein. Sollte ich es fluchend und den Tränen nahe geschafft haben die Uhrzeit korrekt einzustellen, machte es ein falscher Knopfdruck alles zunichte. Noch einmal von vorn. So war das damals gegen Ende der technlogischen Steinzeit.
Und heute? Die Einstellungen für eine App oder die Bedienung eines Online-Portals geben mir das Gefühl, dass sie mich für den dämlichsten Nutzer unter der Sonne halten. Jeder noch so offensichtliche Schritt wird ins kleinste Details erklärt. Damit auch der größte Idiot kapiert, wie es geht – und somit auch Du und ich.
DAU – Oder wie ein Toaster unterfordert
Das hierzu passende Stichwort lautet DAU. Das steht für »Dümmster anzunehmender User« und soll demzufolge die Umstände verdeutlichen, unter denen heute programmiert wird. Jede App, jedes Gerät und sämtliche Benutzeroberflächen sollte so gestaltet sein, dass man sich selbst nach einer Magic-Mushroom-Komasaufen-Party bestens zurechtfindet. Es muss unbedingt ausgeschlossen werden, dass ein typischer Konsument durch einen falschen Knopfdruck auf seiner Küchenwaage den 3. Weltkrieg auslöst.
Mittlerweile geht diese extrem schonende Schritt-für-Schritt Bedienung bereits so weit, dass ich mich persönlich beleidigt fühle. Für wie dumm hält man mich? Warum erklärt man mir, wie ich den frisch erworbenen Toaster optimal gebrauche? Fehlt nur noch: »Für ein authentisches Toast-Gefühl nehmen Sie zwei handelsübliche Toastscheiben (gerne auch Vollkorn!), die Sie in die oberhalb angebrachten Vertiefungen einführen (siehe Zeichnung). Bitte beachten Sie, dass es dank der uToast-it!© Technologie unerheblich ist, in welcher Reihenfolge Sie die Scheiben toasten. Wollen Sie eine ganz bestimmte Toast-Bräune? Kein Problem! Ihr neuer Blue-Tooth Toaster ZQUFIII5637 kann sämtliche Rezepturen für insgesamt 38439 Toast-Texturen (basierend auf diversen Frühstücksfernseh-Formaten) interpretieren. Profi-Tipp: Stecken Sie vorhab den Stecker in eine Steckdose, damit Sie schnellere Erfolge erzielen.
Du bist, was du schaust
Apropos Frühstücksfernsehen. Oder allgemein jedes Programm, welches in der Flimmerkiste läuft, wie es damals zu Zeiten der VHS-Programmierung geschimpft wurde. Warum habe ich das unangenehme Gefühl, dass die Programmmacher sich hier auch am »DAZ«, sprich den »Dümmsten anzunehmenden Zuschauer« orientieren? Anders kann ich mir einen Großteil der Sendungen nicht erklären.
Doch da stellt sich schnell die klassische Frage. Was war zuerst da? Huhn oder Ei? In Bezug auf das Thema also Format oder Zuschauer? Gar nicht so einfach. Reagierten die Sender auf den Wunsch der Zuschauer, unbedingt Bauern beim Daten zuzuschauen? Oder nimmt der Zuschauer einfach in Kauf, was ihm vorgesetzt wird?
Dabei möchte ich nicht indirekt ausschließlich die Medien anklagen. Schließlich wollen die auch nur Geld machen und geben den Zuschauern, was sie wollen. Die eine Castingshow beschert nur Traumquoten? Dann bringen wir noch eine Castingshow! Ihr habt es ja so gewollt! Es drängt sich die Frage auf, ob man den Zuschauern keine gehaltenvollen Formate mehr zutraut. Das große Flagschiff der deutschen TV-Unterhaltung, Tatort, habe ich bereits zur Sprache gebracht. Es ist kein Wunder, dass die Leute sich gelangweilt vom Evergreen-Krimi abwenden und sich lieber der kompletten Staffel ihrer neuen Netflix-Serie widmen.
Mehr Weitsicht, bitte
Ich wünsche mir mehr Vertrauen in unsere Lernfähigkeit. Traut uns ruhig zu, dass wir einen Handlungsstrang länger als 90 Minuten folgen können. Man muss uns auch nicht jede gesendete Szene von Grund auf erklären, es sei denn, der Öttinger redet wieder Englisch.
Das Fernsehen in der jetzigen Form ist eh ein Auslaufmodell. Was werden die Fernsehanstalten nur machen, wenn sich das Modell durchsetzt, bei dem man nur noch die Programme konsumiert, die man sehen möchte? Zu dem Zeitpunkt, wann es passt? So oft man will? Quasi, wenn Systeme wie Amazon Prime und Netflix sich gegen das bekannte Fernsehen durchsetzen? Vielleicht wird dann Reue gezeigt, weil man den Zuschauer nicht ernst genommen hatte – und er genauso bockig reagieren wird wie ein VHS-Rekorder anno 1989.