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Beitragsbild: Wie du Dritten die Arbeitslosigkeit deines Lovers erklärst

Wie du seine Arbeitslosigkeit erklärst

Du warst eine unglückliche Single-Lady und hast dir ausgerechnet einen angelacht, der ohne Job ist? Hier sind passende Ausreden für seine Arbeitslosigkeit.

Dieses Pärchen im Nachbarhaus habe ich noch nie verstanden. Damit ist nicht die Lautstärke gemeint, deren Pegel kann locker mit Manowar mithalten. Viel mehr ist die unendliche Streiterei gemeint, die morgens kurz nach dem Kaffee brüllend startet und abends zum Bier nuschelnd verstummt. Meist geht um seine Faulheit und ihre Intoleranz bezüglich seiner passiven Lebenseinstellung. Ich vermute mal, dass ihr seine Bequemlichkeit langsam unangenehm ist. Vor den Freunden, den Eltern und den neugierigen Augen der Nachbarschaft. Da er nie das Haus verlässt, wie es jeder anständige Arbeitnehmer tun sollte, könnte es dem einen oder anderen auffallen.

Hättest du nicht Alexander heiraten können?

Dabei kann das jeder verzweifelten Frau mit Torschlusspanik passieren. Sie verliebt sich ausgerechnet in den Typen, der schon immer von einem bedingungslosen Grundeinkommen träumte und deshalb freiwillig auf Arbeit verzichtet. Klar muss sie für alles aufkommen, aber hey – wenigstens braucht sie nicht alleine auf dem Sofa abhängen. Damit deine Freunde und Eltern jedoch in ihrer Neugierde befriedigt werden, brauchst du die passenden Ausreden für dein Techtelmechtel. Mit diesen Ratschlägen wirst du alle von deinem Glück überzeugen, obwohl du dich wie seine Mutti fühlst!

Er ist auf dem Selbstfindungstrip!

Das letzte Bewerbungsgespräch sagte er ab, weil er einen »Anzug tragen müsse« und ohnehin erst kurz nach 11:00 Uhr aufsteht. Das muss ja niemand erfahren. Genauso wenig, dass er 12 Stunden am Tag vor dem Rechner hockend zockt oder onaniert. Anstatt dreist zu lügen kannst du begeistert von seinem lang ausgedehnten Selbstfindungstrip reden. Zwar ist die Bude nicht aufgeräumt, aber wenn du von deinem unterbezahlten Pflegerjob heimkommst, könnt ihr wenigstens gemeinsam über RTL-Trash lachen.

Er macht gerade eine Weiterbildung!

Weiterbildungen sind gut, denn sie bieten die Chance auf mehr Geld in der Kasse. Das wird deine materiell veranlagten Freunde mächtig beeindrucken. Besonders Linda, die Urlaub und Schmuck mehr liebt als ihren Jörn. Auch deine Mutter wird deinen Namen wieder im Testament erwähnen, denn bei einer Weiterbildung ist noch nicht alle Hoffnung verloren. Wenn du es geschickt anstellst, könnte dein Umfeld sogar denken, dass du dir ein besonders cleveres Exemplar Mann geangelt hast. Dass er dafür den ganzen Tag nur Longboard-Clips bei YouTube sieht, darf jedoch niemand erfahren.

Er verdient sein Geld im Internet!

Auch wenn alle im Netz unterwegs ist: die schier unendlichen Möglichkeiten sind den meisten unbekannt. Bei einer solchen Ankündigung denkt die Meute direkt an Mark Zuckerberg und Co. Jede Menge Kohle scheffeln mit fremden Daten und langsam aber sicher zur Weltherrschaft gelangen. Praktisch ist diese Ausrede obendrein. Immer, wenn er sein Smartphone in die Hand nimmt, sieht es nach schwerer Arbeit für sein Imperium aus.

Er ist Alternative Communication & Marketing Assistent!

Bereits bei den ersten zwei Wörtern werden deine Freunde weghören, weil sie nur Bahnhof verstehen. Zu viele denglische Ausdrücke und sie werden sofort über andere Sachen reden wollen, wie Game of Thrones oder so. Sollte jemand dennoch Verdacht schöpfen, weil er oder sie die Bezeichnung noch nie gehört hat, bietet sich ein gewagter Themenwechsel an. Geschlechtskrankheiten oder so.

Seine Eltern habe eine Firma!

Ähnliches Prinzip. Hier werden kritische Fragensteller schnell verstummen, weil bei ihnen der blanke Neid hochkocht. Erfolg anderer Menschen war schon immer unattraktiv und uninteressant – egal, wie nahe man ihnen steht. Anstatt deinen Freund schief und angewidert anzuschauen, betrachten sie ihn voller Ehrfurcht. Halte deine Single-Freundinnen fern! Nur die Eltern bilden hier die Ausnahme. Die werden nur vertraglich festhalten wollen, dass die Kostenübernahme der Hochzeit ohne sie geregelt wird.

Beitragsbild: Wenn Du diese Dinge kennst, bist Du offiziell alt

Wenn Du diese Dinge kennst, bist Du offiziell alt

Zeige mir Deine VHS-Sammlung und ich sage Dir, wie alt Du bist. Viele Produkte unserer Jugend lösen wahre Nostalgie aus, wie z.B. tanzende Sonnenblumen.

Kannst Du die Eingangsmelodie von MacGyver summen? Hast Du mal farblose Pepsi getrunken? Weißt Du, dass die Simpsons ihre Deutschlandpremiere im ZDF feierten? Dann bist Du ganz schön in die Jahre gekommen – um nicht zu sagen kurz vor der Vergreisung. Alt zu sein ist sicherlich keine Schande, doch sagen einige Produkte oder Gegebenheiten, die wir selbst heute noch beim Namen nennen können, etwas über unseren fortlaufenden Verfall aus.

Generation tanzendes Plastik

In meiner Jugend hing ich öfter im Traumlandpark (Bottrop Kirchhellen) ab. Dieser Vergnügungspark war bekannt für das größte Dinosaurier-Freilichtmuseum und wurde irgendwann durch Daffy Duck und Co. ersetzt. Als ich damals angestrengt mit einem Tyrannosaurus aus Pappe abklatschen wollte, hätte ich mir nie zu träumen gewagt, dass ich eines Tages ähnlich vom Aussterben bedroht sein werde. All die Symbole meiner Jugend, die zum Teil auch in dieser kleine Liste auftauchen, stehen heute für eine Zeit ohne Sorgen wie Steuererklärungen und graue Haare. Aber wie absurd diese zum Teil waren! Erst mit genügend Abstand wird meine hoffnungslose Liebe zu Plastik deutlich. Zum Glück wurde das heute durch digitale und unbegreifliche Dinge wie Facebook ersetzt, sonst würde ich wohl immer noch die folgenden Dinge feiern.

Wurli – Das lustige Zaubertier

Eine Abflussbürste mit einem Nylonfaden war eins der beliebtesten Kinderspielzeuge, als man noch nicht mit dem Handy auf Pokémon Jagd ging. Dank der damals hochmodernen Nylontechnik, die für das bloße Menschenauge ab einer Promille kaum nachvollziehbar war, waren waghalsige Stunts mit dem Flauschewurm möglich. Auf der Homepage werden selbst heute noch die unendlichem Möglichkeiten zur Nutzung angepriesen: lass deinen Wurli-Wurm über leere Weinflaschen krabbeln, durch zerkratzte CDs hopsen oder Salti schlagen, um sich im Ventilator zu verheddern.

Audiocassetten

Die besten und auch geschmacklosesten Jahre sind auf diversen Mixtapes zu finden. Der letzte verbleibende Kasssettenspieler wird bei heimischen Besäufnissen genutzt, um leicht lädierte Ansammlungen von fragwürdigen Titeln der 80er und 90er abzuspielen. Zwar möchten Kenner am liebsten dazu wie in Teenie-Jahren »tanzen« (d.h. motorisch grob abspacken), aber stattdessen folgt auf jeden Song ein ironischer Kommentar. Spätestens, wenn irgendein Dirty-Dancing-Song läuft, wird einem die Vorstufe zur Midlife-Crisis bzw. den Wechseljahren bewusst und es wird großzügig nachgeschenkt.

Sendeschluss

Auch das Fernsehen hatte mal ein Ende, welches als Sendeschluss betitelt wurde. Meist erhielt man eine rauschige animierte Schneelandschaft, die der menschlichen Vorstellungskraft weitaus mehr Spielraum darbot, als das heutige Nachtprogramm voller Wiederholungen und Titten. Kurz vor diesem Spektakel wurde ein sogenanntes Testbild eingeblendet, um auch die Gehörgänge mit einem hohen schrillen Piepton zu inspirieren. Die öffentlich-rechtlichen Sender nahmen ihren Bildungsauftrag seinerzeit ernst und wollten die Bürger frühzeitig ins Bett jagen.

Tamagotchi

Das Konzept klingt wahnsinnig: Mitte der 90er wurde ein Schlüsselanhänger namens Tamagotchi zum Massenphänomen, der ein virtuelles Tierchen beherbergte. Es handelte sich dabei um ein Küken, welches die üblichen Bedürfnisse eines Haustieres dem Besitzer abverlangte. So musste es gefüttert, gestreichelt und gebettet werden und war sogar fähig, eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln, d.h. zum nervtötenden Scheusal zu werden. Die Vorteile zum echten Vierbeiner lagen auf der Hand: keine Kothaufen im Hausflur, keine erlegten Mäuse auf dem Balkon und kein Gerammel am Hosenbein. Harsche Kritik erfuhr das Digiküken, weil es bei Nachlässigkeit innerhalb weniger Stunden sterben konnte. Die Konsequenz: zahlreiche Kinder schwänzten die Schule und nennen sich heute »Generation Y«.

Tanzende Sonnenblume/Cola-Dose

Die 80er stehen für seltsame Frisuren und Produkte. Da dürfen auf keinesfalls die tanzenden Sonnenblumen bzw. die Dancing Coke Can fehlen, die sich bei Musik in Bewegung setzten. Welchen Zweck diese Staubfänger hatten, lässt sich aus heutiger Sicht nur schwer beurteilen. Möglicherweise war MTV noch nicht verbreitet und es fehlten die lässigen Tanzschritte zu den Beats von MC Hammer. Tragischerweise wurden die Moves eine Dekade lang übernommen und erst spät durch einen ebenso ungelenken Tanzstil abgelöst – dem Macarena. Wer die Teile heute noch in seinem Regal stehen hat, riskiert ausgelaufene Batterien und Werbebroschüren vom Altersheim.

Beitragsbild: 21. Juli – Alle Macht den Drogen

21. Juli – Alle Macht den Drogen

Heute ist der nationale Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige. Stichwort Drogen. Das Wort, bei dem dieser Unterton mitschwingt, den die Muttis einem als Teenager immer warnend zuraunten, wenn man auf Partys gehen wollte. Das Wort, das die Biolehrerin einem präventiv versuchte ins Hirn zu pflanzen, um auf Gefahren hinzuweisen. Das Wort, wegen dem zahlreiche christliche Minderheiten auf den Straßen unterwegs sind, um alle anderen dagegen aufzuwiegeln.

Gebracht hat es alles nichts. Jeder konsumiert täglich Drogen. Angefangen beim Kaffee am Morgen bis zur Zigarette danach. Egal ob Zucker, Heroin, Pokémon Go, Ecstasy oder Alkohol.

Warum wird man drogenabhängig?

Was ist das für eine blöde Frage? Weil es gesellschaftsfähig ist. Jedes Subsystem der Gesellschaft hat dabei seine eigenen abhängig machenden Substanzen. Bei den Werbeagenturen ist Marihuana groß im Kurs, Manager schwören dagegen auf Kokain, paramilitärische Jemeniten kauen Kat, für Kinder, die nicht essen wollen hält die Lebensmittelindustrie eine Menge Rohrzucker bereit und Ärzte nehmen die Pillen, die ihre Patienten nehmen, die gut drauf sind.

Kann man sich dem Bann der Drogen entziehen?

Wer sozial akzeptiert sein will, muss die Drogen zu sich nehmen, die seiner Gruppe zugeordnet sind. Man stelle sich einen Fußballfan vor, der umgeben von seinen Hooliganfreunden, bei einem Tor der gegnerischen Mannschaft statt der üblichen Bierdosis den Inhalt einer Lachgaskapsel inhaliert hat.
Oder ein Politiker, der für das Kanzleramt kandidiert und nach langem Wahlkampf und vielen durchwachten Nächten vor dem TV-Duell nicht zu einem Aufputschmittel greift, sondern zum sedierenden und halluzinogenen Fliegenpilz.
Auch ein Hochleistungssportler der Tour de France, dessen Präparate sehr subtil verabreicht werden müssen, damit die Dopingkontrolle seiner Karriere nicht ein jähes Ende bereitet, ist schlecht beraten, wenn er etwas Brachialeres ausprobiert und kurz vor dem Start an einer Kröte leckt.
Man begibt sich in die Gefahr Reputation unter seinen Kollegen einzubüßen, wenn man nicht die richtigen Drogen nimmt. Und nur sehr wenige schaffen es völlig abstinent zu leben.

Ist es möglich, durch Drogen zu sterben?

Das ist möglich. Meist passiert dies aber nicht. Leute, die durch Drogenkonsum den Löffel abgeben, sind oft Aufsteiger, die trotz des höheren Gehaltes, das ihnen die Gesellschaft in einer neuen besser angesehenen sozialen Position bereitstellt, die auf eine minderwertigere Droge zurückgreifen (wie zum Beispiel Rockstars). Oder Menschen, die nicht besonders angesehen sind und nicht im Fokus der Öffentlichkeit stehen (Klebstoffschnüffler hinter dem Bahnhofsklo).

Zwischen den Auf- und den Absteigern findet sich die abhängige Mitte. Die Zuckerschlecker, die Smarthphone-Besessenen und die Gewohnheitstrinker. Diejenigen, die ein wenig mehr auf ihre Mutter gehört haben aber dennoch an den alltäglichen und gesellschaftlich akzeptierten Süchten teilhaben. Und wer denkt schon ans Ableben, wenn Mutti ihren Lieben eine Packung Schnapspralinen öffnet?

Beitragsbild: Urlaub für Masochisten - Sommerlust oder Reisefrust

Urlaub für Masochisten – Sommerlust oder Reisefrust?

Urlaub ist doch nur was für Masochisten. Für solche, die unendlichen Staus und verlorenen Koffern Lust abgewinnen können. Ein Plädoyer gegen das Verreisen.

Die Urlaubszeit bricht an und Deutschland ist unterwegs. Denn jeder mag es im Urlaub zu sein, nur dorthin zu kommen gleicht einer Odyssee. Natürlich hat man die Wahl, welches Fortbewegungsmittel man auch immer bevorzugt. Nur leider gleicht es eher der Wahl zwischen Strick und Wasser.

Auto fahren

Pünktlich zur Urlaubszeit füllen sich die Straßen und die Autobahnen sind verstopft. Zwischen den Baustellen, Unfällen und Vollsperrungen schaffst du es tatsächlich manchmal Schrittgeschwindigkeit zu fahren. Du fixierst mit deinem Blick Käfer am Wegesrand, nur um sicher zu gehen, dass du nur gefühlt rückwärts fährst. Deine Frau zetert mit der Karte in der Hand rum, dass du selbst schuld bist dich verfahren zu haben, weil du damals zu geizig für das Navi warst. Hinten quengeln die Kinder, wovon eines vor einer halben Stunde meinte, dass es Pipi müsste und die letzten 5 Minuten verdächtig still und erleichtert aussieht. Das andere weint, weil der Akku der Spielkonsole leer ist und es aus Versehen die Capri-Sonne im Fußraum entleer hat.

Bahn fahren

Lokführer, Fahrscheinkontrolleure oder die Typen, welche die Mülleimer im Zug leeren, einer streikt immer. Gerüchten zufolge gibt es eigens hierfür eine WhatsApp-Gruppe, in der täglich geklärt wird, wer heute an der Reihe ist. Alternativ gibt es noch technische Defekte oder Verspätungen im zweistelligen Stundenbereich, von denen nie jemand verstehen wird, wie sie entstehen. Egal was passiert, die Bahn sorgt dafür, dass die Fahrt zum Erlebnis wird und man etwas zum Erzählen hat. An sehr unkreativen Tagen läuft alles nach Plan, aber um im Gespräch zu bleiben schalten sie wenigstens die Klimaanlage aus.

Fähre

In deiner Fantasie stehst du auf Deck, während dir eine leichte Brise durch das Haar weht und du einen auf »Ich bin der König der Welt!« á la Titanic machen kannst. Die Wahrheit sind stürmische See und peitschender Regen. Du torkelst durch die Gänge und suchst panisch die nächste Toilette, um dein Frühstück rückwärts zu essen. Bei Traumschiff sah das anders aus.

Flugzeug

Zur Jet-Set-Society zu gehören ist auch nur cool, wenn man es in Hollywood-Filmen sieht. Schmale Sitze, furchtbares Essen, das laute Dröhnen der Turbinen wäre alles zu ertragen. Dein Nebensitzer, der Duschen für Luxus hält und dessen Krankheit du panisch versuchst an der Farbe seines Auswurfs zu identifizieren, eher nicht. Sein Redebedarf ist noch ekelhafter als seine Erscheinung und nach 7 Stunden Flug, kennst du seine komplette Lebensgeschichte. Du bist froh »Patient 0« entkommen zu sein und wartest auf deinen Koffer, der leider verloren gegangen ist. Freu dich auf eine Woche leben aus dem Handgepäck. Nach etlichen Formularen wird Monate später ein Bruchteil des Anschaffungswertes überwiesen.

Jeder der mir erzählt, dass Reisen ja so toll sei und einem Abenteuer gleicht, entgegne ich stumm mit skeptischem Blick und einer hochgezogenen Augenbraue. Solche Menschen mögen sicher auch Fußpilz oder Reiszwecken im Sandwich, weil beides ja so aufregend ist. Da bleibe ich lieber zu Hause und beobachte mein Joghurt-Experiment im Kühlschrank, welches wöchentlich die Schimmelfarbe wechselt. Spannender als zu reisen ist das allemal und dabei deutlich nervenschonender.

Beitragsbild: Pokémon Go vs. Tinder - Hoch lebe der Sammeltrieb

Pokémon Go vs. Tinder – Hoch lebe der Sammeltrieb

Pokémon Go löst Tinder ab, ohne wirklich das Konzept zu ändern. In beiden Apps geht es um das Sammeln und die Befriedigung unserer Leidenschaft.

Seit nicht einmal einer Woche werde ich von Meldungen über Pokémon Go terrorisiert. Es fing harmlos an. Sonntag morgens entdeckte ich mitten in meiner Facebook-Chronik einen Beitrag über Überfälle, die bei der Nutzung der App geschahen. Das tat ich noch als Skurrilität ab und widmete mich wieder dämlichen Werbeanzeigen, weil irgendein Troll meiner Freundesliste »Hornbach« mit »Gefällt mir« markierte. Am nächsten Tag nahmen die Meldungen über Pokémon Go zu. Noch mehr Überfälle und schwindelerregende Zahlen über die rasante Verbreitung der App. Es dauerte nur weitere 24 Stunden, da lief mir ein Typ in meinem Alter höchst auffällig über den Weg. Starrte auf sein Handy und schien gleichzeitig etwas zu suchen. Keine Frage – ein weiteres Pokémon Go Opfer. Mittlerweile sind nicht nur meine Chronik, sondern auch die ersten Google-News Seiten vollgestopft mit dem Pokémon Hype.

Ich selbst werde die App nicht aus Neugierde testen. Das letzte Mal, dass ich aus »Forschungsgründen« eine App installierte, ist schon etwas her und bescherte mir reichlich obskure Erfahrungen. Manche besser, manche schlechter. Doch kam mir neuerlich der Gedanke, dass der Unterschied zwischen Tinder und Pokémon Go gar nicht so riesig ist. Im Gegenteil, am Ende lösen beide Apps den gleichen Reiz bei uns aus.

Wenn die Sammelwut durchkommt

Wer die Dating-App Tinder kennt und sogar nutzt, kennt auch das Phänomen »Benching«. Dieses Modewort umschreibt den Umstand der Anhäufung von Kontaktleichen. Personen, die man im Laufe seiner Tinder-Zeit ansammelte, aber nie getroffen hat. Manche brüsten sich gar mit ihren Matches; je mehr Optionen man sich angesammelt hatte, desto besser fühlt man sich. Auch mir ging es so. Ich war überrascht, dass ich mit dem unendlich hässlichen Hund meiner Mutter so viel Zuspruch erhielt, sodass mich das motivierte, die anfangs verfluchte App noch weiter zu gebrauchen.
Pokémon Go hat zum Ziel, sogenannte »Pocket-Monster« wie Pikachu einzusammeln und diese für Zweikämpfe zu leveln. Auch hier geht es somit um das Ansammeln von Optionen, um am Ende als Sieger hervorzugehen. Möglicherweise triggern diese Apps unseren Antrieb, möglichst viele Ressourcen zu hamstern, in einfachen Worten eine Sammelleidenschaft zu befriedigen.

Sammeln gegen innere Leere

Freud bezeichnete das Sammeln, welches Männer mehr ausüben als Frauen, als eine »Ersatzhandlung für sexuelle Eroberungen«. Sollte man diese Sichtweise auf Pokémon Go übertragen, so wirkt das zombiehafte Umherlaufen mit dem Smartphone auf Suche nach dem versteckten Ditto recht bizarr. Bei Tinder hingegen leuchtet diese Argumentation schnell ein. Laut einer Statistik sind 34 Prozent der Deutschen der allgemeinen Sammelwut verfallen. Diesbezüglich ist nicht geklärt worden, ob es sich tatsächlich um Sammler oder Leute mit Messie-Syndrom handelt.

Briefmarken, Fotos, Sticker, dämliche Sprüche, Comics, Kalender, Schuhe, Zeitungsausschnitte, Bücher, DVDs, Schmuck, He-Man Figuren, Kinokarten und Wollmäuse. Das Sammeln von Objekten drückt meist den Wunsch aus, eine überschaubare und vor allem kontrollierbare Welt zu schaffen, die man als eine eroberte und »geordnete Realität« bezeichnen könnte. Ob das auch für Apps wie Tinder und Pokémon Go funktioniert, stelle ich arg in Frage. Auch wenn diese Applikationen den Schein erzeugen, dass wir Personen und japanische Ungeheuer als Sammelware abtun können. Warten wir erst einmal ab, bis wir nur noch mit Virtual-Reality-Brillen rumlaufen – auf der Suche nach virtuellen Monstern und Liebhabern.

Beitragsbild: »Wollen Männer nur das Eine«

»Wollen Männer nur das Eine?«

Sind Männer nichts weiter als hormongesteuerte Schweine, die alles rammeln möchten, was nicht bei drei auf den Bäumen ist? Eine Demotivationsfrage.

Morgen treffe ich ihn wieder. Es wird unser drittes Date sein und ich bin sehr nervös. Natürlich habe ich noch keinen blassen Schimmer, was ich anziehen sollen. Ich mein – ich will keine falschen Signale setzen. Nachher denkt er, ich wäre leicht zu haben. Zu streng darf es aber auch nicht wirken, da er sonst annimmt, dass ich vor dem Sex sämtliche Glühbirnen zerkloppe. Mir wird schon das die ideale Kombination zwischen nuttig und stilvoll einfallen, aber hoffentlich ist sämtliche Mühe nicht umsonst! Jedermann weiß ja, wie Männer ticken und meine bisherigen Erfahrungen könnten allesamt den Stempel »Epic Fail« tragen. Ich habe nie verstanden, wo deren Antrieb liegt. Warum versetzen Männer Berge, überqueren Ozeane und spendieren mir mindestens sieben Cocktails, nur um mein O-Face zu sehen? Meine Freundinnen nerven mit Floskeln à la »Männer wollen Sex, Frauen wollen reden«, dabei ist zwischen ihm und mir mittlerweile alles gesagt. Was ist, wenn er nach unserem dritten Date meine Nummer und unsere Facebook-Markierungen löscht? Wie Jason, der blöde Bastard. Oder Labertasche Timmy.
Möglicherweise hatte ich bisher nicht immer das richtige Händchen bei der Partnerwahl, aber es muss doch mal einer dabei sein, der es bis zum Frühstück mit mir aushält oder wenigstens wartet, bis ich keine Lust mehr habe. Ist mir sowieso schleierhaft, warum so viele Männer von mir nur das Eine wollen. Als feste Partnerin wäre ich total super! Ich trinke sogar ab und zu ein Bier (Veltins V+ Curuba) und würde für einen Abend vor der Playstation auf Pilates verzichten. Oder sind in der Hinsicht Hopfen und Malz verloren? Haben Männer von Haus aus Bindungsängste und verzichten lieber auf Zweisamkeit, um sich möglichst oft die Hörner abzustoßen?
Selbst die unattraktivsten Freundinnen meiner Freundesliste haben es irgendwie geschafft, sich einigermaßen ansehnliche Kerle bzw. feste Partner an Land zu ziehen. Mir will das aber nicht gelingen. Wenn ich nur poppen will, kann ich mich auch bei Tinder anmelden und einmal beliebig nach rechts wischen. Nein, so hoffnungslos kann es nicht sein. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es in der Männerwelt nur Typen wie Jason gibt. Deshalb meine Frage: Wollen Männer am Ende tatsächlich nur das Eine?
Linda H. aus Bremen

Juhu! Endlich eine Frage, auf die eine kurze Antwort möglich ist:
Ja. Männer wollen nur das Eine. Sorry!

Kleiner Tipp am Rande: Genießen Sie die Cocktails.


Weitere Demotivationsfragen.

Beitragsbild: Ein kurzer Dialog in der S-Bahn zur Zeit

Ein kurzer Dialog in der S-Bahn zur Zeit

Wenn ältere Menschen mit der Jugend sprechen, bleiben Konflikte nicht aus. So auch in der unterhaltsamen Konversation, die ich jüngst belauschen durfte.

Heute wurde ich Zeuge eines Generationenkonflikts. Ich wartete auf die Abfahrt der S-Bahn, in der ich schmökernd hockte, als plötzlich eine lautstarke junge Dame den Wagon enterte. Im Schlepptau ihren Opa. Sie hatte blaues Haar und er trug trotz Sommerwetter einen Regenschirm bei sich. Normalerweise würde so ein Gespann kaum meine Aufmerksamkeit auf sich lenken, aber deren Konversation war zu unterhaltsam. Außerdem finde ich es immer wieder erfrischend, wenn der Nachwuchs ältere Familienmitglieder fragt: Alter, bist du behindert?

Blau vs. Beige

Damit man sich die Szenerie besser vorstellen kann: Die Enkelin musste garantiert noch nie an die Wahlurne und war hochgewachsen; ihre Haare blau gefärbt und zu einem lieblosen Dutt verknotet. Ihre Stimme war das Erste, was ich von ihr wahrnahm. Ein Klang, so  dröhnend wie eine Entkernung des Nachbarhauses und mit nicht zu überhörbaren Sch-Lauten. Ihr Opa betrat die Bühne erst, als sie bereits einen Sitzplan ausgewählt hatte. Er trug einen schlichten Anorak in der typischen ü60 Farbe Beige. Rasch stiegen sie in ein atypisches Großvater-Enkel-Gespräch ein, dem ich mich kaum entziehen konnte.

Enkelin: Schau mal, die ist voll Hardstyle. Erkennt man sofort an der Lonsdale-Jacke und den Buffalos. Sehen immer gleich aus. Erkennste sofort. (sie zeigt auf eine Person zwei Sitzreihen weiter)
Opa: Sind das diejenigen, die ich letztens bei YouTube sah? Mit der bayrischen Volksmusik? Der Clip hatte mir gut gefallen!
Enkelin: Nein, man. Das war Industrial.
Opa: Und das ist nun ..?
Enkelin: Hardstyle! Möglicherweise auch Shuffle. Hüpfen auf einer Stelle rum und bilden sich ein, das wäre Tanzen. Voll bescheuert.
Opa: Macht das der Justin auch?

Justin war der erste Name, der in diesem Gespräch fiel. Irgendwie überraschte mich dieser Name kaum. Jedoch erstaunte mich die Gelassenheit, wie der garantiert schon lange in Rente gegangene Opa den aggressiven Tonfall seiner Enkelin tolerierte. Die S-Bahn kam ins Rollen.

Justin macht gerne Cyber

Enkelin: Justin macht so einen Scheiß nicht. Der macht Cyber. Oh, schau mal. Krasse Graffitis.
Opa: Das sind die hässlichsten Graffiti, die ich je sah.
Enkelin: Der Yoshi, der Arbeitskollege von Justin, der sprayt auch.
Opa: Das sind ja nur Schriftzüge.
Enkelin: Der Totenschädel ist total gut geworden.
Opa: Nicht so schön. Was soll denn das überhaupt? Ich schreibe doch meinen Namen auch nicht überall hin. Im Gegenteil! Bei Unterschriften bin ich vorsichtig geworden.
Enkelin: Der Regenbogen gerade war auch sehr krass. Boar, guck mal. Heftige Outline.
Opa: Vandalismus.

Es muss mir entgangen sein, da ich das Gespräch mehr hören denn sehen konnte. Aber ich gehe davon aus, dass sie während der Unterhaltung permanent ihr Smartphone zur Hand hatte. Anders lässt sich der (erneut) schnelle und verwirrende Themenwechsel kaum erklären.

Enkelin: Schau mal. So tanzt Justin.
Opa: Aha. Aber man erkennt ja kaum was.
Enkelin, abgelenkt: Ich muss dir unbedingt Tokyo zeigen.
Opa: Oh, gibt es die noch?
Enkelin: Nein, von Tatanka! Boar, ich hasse Sonne.
Opa: Dabei haben die Regen angesagt. Deshalb auch der Schirm.
Enkelin: Regen? Bist du behindert? Die Sonne nervt doch jetzt schon.

Letzte Hoffnung Pommesbude

Diese Bemerkung ließ der Opa ohne Regung an sich abperlen. Möglicherweise hat es aus diesem Grund einen Regenschirm dabei, falls die Enkelin doch über die Stränge schlägt. Diese Gelassenheit imponierte mir. Wahrscheinlich wiegte er sich in der Sicherheit, dass sich die Blauhaarige eines Tages in einer ähnlichen Situation wiederfinden könnte, nur um sich von der Jugend den nächsten Steampunk-Nanotechnik-Roboto-Style erläutern zu lassen. Den Rest der Fahrt diskutierten sie noch über die Verkommenheit der hiesigen Bahnhöfe und dass eine gern frequentierte Pommesbude voraussichtlich anstehenden Bauarbeiten weichen muss. Die Enkelin kommentierte dies mit »Finde ich scheiße. Wieso machen die das? Boar, ich hass‘ die.«

Auch hier reagierte der Opa entspannt. Was will man gegen den Wandel der Zeit auch machen, erklärte ich mir sein Verhalten und stieg wenige Augenblicke später aus. Das ungleiche Gespann fuhr weiter ins Unbekannte und ich ertappte mich dabei, wie ich erst einmal Hardstyle googelte.

Beitragsbild: Kuschelhormon Oxytocin: Angst einfach wegschmusen

Kuschelhormon Oxytocin: Angst kann man nicht wegschmusen

Schmuse deine Sorgen weg. Dank des Kuschelhormons Oxytocin soll es möglich sein, mit Gekuschel glücklich zu werden. Seit wann machen volle U-Bahnen happy?

Ich versuche mir das vollen Ernstes auszumalen. Oxytocin soll also die Rettung sein. Der Alltagswahnsinn zermürbt mich und meinen Ruf als Therapie-Tourist habe ich schon lange durch. Bleibt demzufolge nur noch ein Kuschelmeeting. Ein Event, bei dem Ängste, Sorgen und alle sonstigen Probleme weggeschmust werden. Warum nicht einfach sämtliche Verschuldungen, nervige Deadlines und den Frust über laute Nachbarn bedeutungslos kuscheln?

Klingt bizarr und muss es auch sein. So sehe ich mich in einem undefinierbaren Haufen voller Jogginghosenträger mit einer kontroversen Vorstellung von Hygiene, wobei ich diese Situation auch in der Berliner U-Bahn haben kann. Dieses Kuschelhormon, das sogenannte Oxytocin, soll angeblich glücklich machen? Wer sich einmal die Mühe macht und die angepissten Gesichter in den öffentlichen Verkehrsmitteln zählt, kann über diese Kuscheltheorie nur lachen.

Kuscheln wie bei Mama

Muttersöhnchen. So möchte ich sie am liebsten schimpfen, diesen Haufen Kuschler. Man stelle sich vor: die meisten Leute mit Ängsten, Sorgen und sonstigen Problemen sollen sich auf solchen Kuschelpartys schmusend von ihren Lasten befreien. Ironisch, wie die Realität häufig ist, basiert dieses Leid doch auf der Interaktion mit anderen Personen. Angefangen mit der Mutter, die einem die Kekse verweigert. Später nervt der Vater, weil ihm die Berufswahl des Nachwuchses nicht passt – und die Frisur erst recht nicht. Die Folge sind Unsicherheiten, schwaches Selbstwertgefühl und ein Abo auf Ritalin. In der Schule wird es auch nicht besser; Mitschüler hänseln und der Mathelehrer redet irgendeine Fremdsprache. Dieses Drama findet seiner Steigerung in der Universität. In diesem Lebensabschnitt eiert man orientierungslos von einem Drogenexzess zum nächsten und paukt zwischendurch ein wenig, obwohl man keine Ahnung hat, welche Kurse man überhaupt belegt hat. Absurder wird es nur noch bei der Partnerwahl. All die gerissenen Kondome auf der Rückbank und jene Telefonnummern, an die man sich nicht mehr erinnert, bestätigen nur die Vorurteile im Hinterkopf, die bereits die Eltern ansprachen: man hat auf voller Linie versagt.

Konsequenz: Kuscheln gehen. Man holt sich dieses Gefühl von fehlender Wärme und Geborgenheit wieder zurück, indem man flauschigen Körperkontakt austauscht. Das soll zur Ausschüttung des Kuschelhormons Oxytocin dienen, fast wie damals mit Mutti. Erwachsene Menschen holen sich auf so einem Kuschelmeeting die Portion Glückseligkeit in Form von Berührungen. Auf diese Art und Weise kann man es seinen Eltern noch einmal richtig beweisen, nach dem Motto: »Ich bin zwar 32 und habe nichts erreicht, aber hey – Hans-Günther reibt seinen Bauch an mir«. Wer soll da nicht glücklich werden? Doch gibt es auch dunkle Seiten des Kuschelhormons Oxytocin.

Kuscheln gegen den Krieg

Das Kuschelhormon triggert auch unsere schlechten Erinnerungen. In einer US-Studie wurde Oxytocin auch als »Hormon der negativen Erinnerung« betitelt. Das leuchtet ein. Dieses Gekuschel muss zwangsläufig an frühere Erlebnisse erinnern, in denen man sich geborgen fühlte. Im Laufe der Jahre verändert sich aber möglicherweise das Verhältnis zu der Person oder der Situation, bei/in der man sich wohl fühlte. Man denke da nur an all die Frauen, die in jungen Jahren ihren Vater heiraten wollten und ihn am Ende verfluchten, weil er alle Schwiegersohn-Kandidaten vergraulte.

Ohnehin ist es fraglich, ob die Ausschüttung von Oxytocin so positiv ist, wie behauptet wird. Angeblich soll das Kuschelhormon ja schmerzlindernd wirken und sogar Hilfsbereitschaft wecken und Vertrauen stärken. Ein totaler Selbstwertgefühlbooster. Jedoch zweifeln immer mehr Wissenschafter an diese Aussagen und vermuten eine kleine Imagekampagne, die der Geldmaschine Wellness in die Hände spielt.

Man kann Alltagsscheiß nicht wegschmusen. Man kann auch nicht Rassismus, Korruption, Terror, den Klimawandel und die Rechnung der Autowerkstatt wegkuscheln. Bis ich die bezahlt habe, muss ich wieder U-Bahn fahren. Seltsam, irgendwie macht mich diese Vorstellung nicht glücklich.

Photo: 155/365. FREE! by Denise P.S., CC 2.0

Beitragsbild: Test Bist Du eine Persona non grata

Test: Bist Du eine Persona non grata?

Es häufen sich Buhrufe und Beleidigungen, wenn du den Raum betrittst? Finde mit Hilfe dieses lässigen Tests heraus, ob du eine Persona non grata bist.

Sicher, manche Leute behaupten, man sei sich selbst der größte Kritiker. Doch ist dem wirklich so? Am Ende bist du gar nicht so scheiße, wie einige böse Zungen behaupten. Stattdessen symbolisierst du ein Vorbild, eine Klasse für sich. Eine Straße wurde nach dir benannt und du bist demnächst in einer Cameo-Rolle bei den Simpsons zu sehen. Neid und Missgunst formten die etlichen Vorurteile, die hinter vorgehaltener Hand getuschelt werden. Dumm wie Brot, weint bei Bambi, kleiner Penis. Andererseits könnte auch was dran sein und du bist ein nervtötendes Scheusal, welches man aus Prinzip meiden sollte. Deine eigene Selbstbeurteilung leidet unter diesen möglichen Fehleinschätzungen, sodass du jeden Morgen dein Spiegelbild lang und ausgiebig betrachtest, um eine Antwort auf die brennende Frage zu finden. Bist Du eine Persona non grata? Mache diesen Test, um es endgültig festzustellen und auf deine Pinnwand zu posten.

Fragebogen: Persona non grata – bist du ein Ekel?

1) Du bist auf einer Taufe eingeladen. Abgesehen von der Mutter, mit der du Anfang der 90er eine Liaison hattest, kennst du keine Sau. Du musst dort wohl antanzen, weil dir niemand abkaufen wird, dass dein Vater noch einmal verstorben ist. Was schenkst du dem Sprößling zur Taufe?

A: Etwas unfassbar Billiges. Am besten vom Euroshop. Das Kind ist noch nicht von dieser konsumgeilen Welt verdorben und wird sich total über eine Packung Büroklammern oder Strohhalme freuen.

B: Deine Katze. Die wolltest du schon immer loswerden, da sie immer auf den Läufer kotzt. Kinder lieben Spielzeuge mit Special-Effekt.

C: Du bist ein empathischer Mensch und stellst dir all die Zusammenhänge, die so eine Schwangerschaft (vor allem in der Verbindung mit der Kirche) mit sich bringen, außerordentlich detailliert vor. Kurz vor dem mentalen Dammbruch, entschließt du dich gegen das Austragen eines Kindes und wendest dich lieber Satan zu, als auch nur einen Fuß in die Kirche zu setzen. Zum Ausgleich und  Trost likst du alle Facebook-Bilder der Taufe.

2) Oh No! Du baust Bockmist auf der Arbeit, aber du hast noch Glück. Denn dein Kollege wird dafür beschuldigt. Was tust du, um ihn etwas aufzubauen?

A: Du sagst nichts und wartest, bis der Sturm vorüber ist. Spätestens bei der Weihnachtsfeier entschuldigst du dich und versicherst, dass du nie mehr seinen/ihren Rechner benutzt.

B: Du atmest tief durch und traust dich kaum, aus lauter Angst vor zusätzlichen Ärger vom Monitor aufzuschauen. Die perfekte Gelegenheit, um eine Runde Candy Crush zu spielen. Das ist so heftig krass, wie dein Kollege seine erste Abmahnung erhält.

C: Nachdem dein Kollege den Tränen nahe das Büro vom Chef verlässt, verkündest du mutig, dass du den Ablauf des Geschehens schriftlich festhalten wirst. Nur so kann der Kollegschaft und dem Vorgesetzten signalisiert werden, wer wirklich schuld an diesem Schlamassel ist. Natürlich schickst du diesen Bericht nie ab und machst dafür den E-Mail Verteiler verantwortlich.

3) Deine Schwester hat einen neuen Freund, nachdem ihr letzter Macker mit ihrer Pilates-Trainerin durchgebrannt ist. Nun will sie ihn dir vorstellen. Wie verhältst du dich ihm gegenüber?

A: Du fragst ihn, ob er irgendwelche Erfahrungen mit Geschlechtskrankheiten hat. Alleine schon aus reinen Informationszwecken.

B: Du deutest an, dass Du ihn bei Tinder gesehen hast. Nackt.

C: Beim gemeinsamen Abendessen zitierst du Hannibal Lector und erwähnst alle paar Minuten, wie viel schärfer deine Messer daheim sind.

4) Oh oh. Deine Freundin lässt ihr Handy einfach liegen und verlässt den Raum. Dummerweise hat sie es nicht passwortgeschützt und es werden neu eintreffende Nachrichten angezeigt. Was tust du?

A: Du rufst ihr hinterher, dass sie dir noch ein Bier mitbringen soll. Und an der Tanke Zigaretten kaufen. In der Zeit kannst du alles in Ruhe lesen.

B: Du ignorierst das Handy, weil eh ein Backup des Chatverlaufs heimlich an deine Mailbox verschickt wird.

C: Möglicherweise ist es eine wichtige Nachricht! Deshalb nimmst du das Handy zur Hand und antwortest für sie. Leider sind es nur irgendwelche Nacktbilder und dämliche Jammerereien. Du antwortest jedem: »Verpiss dich aus meinem Leben, du Opfer« und gibst deiner Freundin einen Kuss, als sie vom Klo wieder kommt.

5) Du triffst zufällig auf Doc Brown und seinem Trans Am, der ausgerechnet mit dir eine Zeitreise veranstalten will. Wohin verschlägt es dich und was würdest du am ehesten anstellen?

A: Hitlers Geburt. Du würdest aber nur kurz checken, ob er wirklich nur ein Ei hat. Für alles andere wärst du zu ängstlich, weil du alle drei Teile von »Zurück in die Zukunft« gesehen hast und weißt, was Eingriffe anrichten können.

B: 15 Jahre zurück, als du noch jünger und 20 Kilo leichter warst. Und noch mehr Haupthaar vorweisen konntest. Du würdest aber heimlich ein Smartphone mit lauter angesagten Apps mitnehmen und dich im Gestern als Erfinder ausgeben. Ausgesorgt!

C: Einmal 50 Jahre zurück, um eine Zeitkapsel mit lächerlichen Inhalt zu verbuddeln. Zum Beispiel einen Selfie-Stick, ein Tamagotchi, eine Licki Brush und einen Zettel, wo »LOL« draufsteht.

Auswertung: Und bist du so schlimm, wie alle denken?

Hast du am ehesten A geantwortet?

Ja, du bist ein wahrhaftes Ekel. Aber das ist okay. Das sind die meisten Leute. Auch wenn sie es selbst nicht wahrnehmen.

Oder lieber B?

Du bist eine recht unangenehme Erscheinung. Vielleicht solltest du dein Karma aufwerten, indem du dich in der Gesellschaft irgendwie nützlich machst, anstatt einfach du selbst zu sein. Wobei zweifelhaft ist, dass dich irgendwer freiwillig beschäftigt. Halte dich wengistens von Kindern, Tieren und Handys fern.

Meistens Antwort C?

Moment, du bist mit Abstand die mieseste Person, die man sich überhaupt vorstellen kann. Du stehst in einer Reihe mit den Bad Guys der Geschichte und Gegenwart. Hast du bereits einen Therapeuten? Wenn nicht, dann ist nun der beste Zeitpunkt, einen aufzusuchen. Aber kleiner Trost am Rande: von nun an kann es nur noch bergauf gehen.


Photo: Donald Trump by Gage Skidmore, CC 2.0

Beitragsbild: Saufen mit Stil – die Weinprobe

Saufen mit Stil – die Weinprobe

Schon mal an einer Weinprobe teilgenommen? Wahrscheinlich kannst du dich eh nicht mehr erinnern. Von daher gibt es hier die passende Anleitung.

Komasaufen ist nicht wirklich im Trend unter Erwachsenen. Ab einem gewissen Alter, wird es nicht mehr als Jugendsünde wahrgenommen, sondern als gescheiterte Existenz. Du bist also Ü30 und willst dir trotzdem noch regelmäßig die Kante geben, aber bitte mit Stil? Willkommen zur Weinprobe!

Wichtig bei einer Weinprobe ist, dass du zumindest die Basic-Vokabeln beherrschst. Nur so gibst du dich selbst als Kenner aus und verschleierst dein eigentliches Ziel – den Vollrausch. Also bitte vorher Begriffe wie Dekanter, Cuvée oder Kellnermesser googeln und nach Möglichkeit nicht verwechseln.

Weinprobe – Erste Schritte zum stilvollen Saufgelage

Den Wein verkostet man ähnlich, wie man eine gute Seefahrt begeht. Man ignoriert das Wasser und nimmt es zugleich auf elegante Art und Weise wahr. Niemals brunftig das Glas anstarren, um es danach unter lauten »Ex und Hopp!«-Rufen mit gierigen Schlucken beidhändig zu leeren. Du lässt die erste Runde erst einmal einige Minuten einsam stehen und wendest dich dann, fast überrascht, dem Glas zu. Frei nach dem Motto: Ach, da war ja noch was.

Die Trinkpausen überbrückt man mit Gesprächen über Wein. Bevorzugt über das eigene Weinregal. Du benötigst endlich mal wieder Weine in einer Preisregion, in der du nicht lange nachdenken musst. Die guten Tropfen sind ja Wertanlage. Alternativ gehen auch Erzählungen über Urlaubsziele, die natürlich mit Besuchen von Winzereien ausgeschmückt werden. Verzichte dabei auf Bemerkungen wie: »Den kann man auch gut rückwärts trinken. Brennt kaum!« sondern lobe eher die Blume, den Abgang oder zur Not das Etikett. Niemals sollte das Wort Bier ausgesprochen werden. Wenn es eine bierfreie Zone gibt, dann ist es eine Weinprobe.

Guck mal der Korken, lol

Damit ein anständiger Suff zusammen kommt, benötigst du natürlich mehr als nur ein Glas pro Sorte. Sich selbst nachschenken oder laut über die »trockene Luft« klagen ist tabu. Hier gilt es den Veranstalter dazu zu bringen, dir mehr anzubieten. Schlürfe nachdenklich und schüttele immer wieder ungläubig und abwägend den Kopf. Um dich vollends zu überzeugen, wirst du so viel Wein bekommen, wie du möchtest. Dabei immer schön langsam trinken, denn es schwebt die ganze Zeit eine Zen-artige Gelassenheit im Raum. Eine japanische Teezeremonie ist hiergegen Kindergarten.

Je später der Abend desto schwerer die Weine. Langsam passt die Weinfarbe zum dunkelroten Lippenstiftabdruck am Glasrand und du hast Mühe die Weinnummern auf dem Zettel der jeweiligen Glasfüllung zuzuordnen. Die Hochsteckfrisur hat sich langsam aufgelöst und du bist froh, die Kleidung in Bordeaux gewählt zu haben, da ein unfallfreies Trinken nur latent möglich ist. Spätestens jetzt ist klar, dass nun der lustige Teil des Abends beginnt. Es lockert sich die steife Stimmung. Die einen diskutieren intensiv und lautstark über die Magnumflasche Prosecco von Silvester 2011, die anderen grinsen selig und grenzdebil vor sich hin und wieder andere lachen sich über ein krummes Stück Korken kaputt.

Ein vorzüglicher, aber wackeliger Abgang

Nun werden die Bestellzettel verteilt, auf denen man wunderbar Notizen für Blog-Beiträge machen kann, und es ist Zeit sich zu verabschieden. Du bedankst dich für den schönen Abend und wirst die Bestellung morgen ausfüllen und dann rüber faxen – vielleicht. Die paar Meter zum Auto sollten halbwegs elegant ausfallen und ab geht‘s nach Hause. Das Auto kennt ja den Weg und in diesen Schuhen (und dem jetzigen Zustand) sind 1200 Meter laufen nun mal nicht drin.

Herzlichen Glückwunsch. Du hast für 15€ ein mehrgängiges Abendessen inklusive Delirium erstanden. Hast du dich gut geschlagen, wird bald wieder eine Einladung zur Weinprobe ins Haus flattern. Viel Spaß auf dem modernen Jahrmarkt der Eitelkeiten des kultivierten Saufens.