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Titel: Dinge, die ich nicht verstehe: Prank-Videos

Dinge, die ich nicht verstehe: Prank-Videos

Zugegeben: Ich kann diese verdammten Prank-Videos nicht leiden. Typisch deutsche Schadenfreude, bei der man lange nach der Pointe sucht.

Diese verdammten Prank-Videos! Ein weiterer unerträglicher YouTube-Trend, bei dem irgendwelche »Influenza« (Wie Onkel Ralf sie nennt) unbedarfte Leute mit versteckter Kamera verarschen. Dabei kennt man diese Form der Schadenfreude aus dem damaligen Fernsehprogramm. In den 80ern versammelte sich die Familie gemeinsam vor der Flimmerkiste, um über »Verstehen Sie Spaß?« abzulachen. Wahrscheinlich nicht der Urvater der Prank-Videos, aber zweifelsfrei ein Vorreiter. Da lachte selbst Onkel Ralf, wenn die Lockvögel ihre Opfer an der Nase herumführten.

Knutschen als Verarsche

Scheinbar gibt es das Format bis heute, wobei ein Großteil dieser Prank-Geschichten tatsächlich bei YouTube gefeiert wird. Ist halt easy und schnell gemacht: der Pranker geht auf irgendeine Person zu und erzählt eine Story, die Baron von Münchhausen vor Neid erblassen lassen würde. Das Ganze wird gefilmt, hochgeladen und dem Hinweis »Hinterlasst einen Like und abonniert meinen Kanal« ins Netz geballert. Angeblich werden in Deutschland meist Pranks mit dem Zusatz »Kissing« oder »Gold Digger« bei YouTube gesucht.

Ich selbst bin wahrlich kein Fan dieser Form der Unterhaltung, wobei ich einräume, dass ich nicht allzu viele gesehen habe. Was ich jedoch beim Schauen von einer Handvoll Clips sagen kann: es gibt nicht nur viele Gemeinsamkeiten, sondern auch negative Aspekte, die ich – sorry – einfach nur scheiße finde. Das hat mehrere Gründe. Zunächst hatte ich den Eindruck, dass die von mir gesehenen Prankster ungerne Personen ansprechen, mit denen sie auf Augenhöhe sind. Vorrangig markieren die verkappten Chauvis den Macker und sprechen folglich mit Vorliebe junge Frauen für ihre Videos an. Die angesprochenen Suchtrends bestätigen diese Annahme.

Witzlose Pranks

Natürlich geht es um Aufmerksamkeit. Das Netz bietet jedoch auch alternative Mittel und Wege, um die klassischen 15 Minuten Ruhm zu erlangen – und vor allem witzige! Die besagten Prank-Videos zeichnen sich stattdessen durch eine konsequente Humorlosigkeit aus. Eine Selbstdarstellung, bei der höchstens die Macher und die max. 15jährigen Fans vor Begeisterung jubeln. Mir persönlich fehlte die ordentliche Prise Selbstironie, die Option, bei all den dem Schabernack ebenfalls über sich selbst lachen zu können. Dafür sah ich nur selbstverliebte Draufgänger, die sich nur für Views interessieren.

Es ist eine feige Art von Humor und Unterhaltung. Egal, wie unverschämt und dreist der Prank war, letzten Endes lässt sich behaupten, dass alles nur Spaß gewesen sei. Alles für die Show, für die Klicks! Sich selbst als überlegen darstellen, während die ausgenutzte Person für einen müden Lacher herhalten muss. Wäre keine Kamera dabei, würde es unter Mobbing fallen. Da muss ich zugeben, dass ich selbst Onkel Ralfs Wortwitze lustiger finde. Typisch deutsche Schadenfreude.

Titel: Doomscrolling - mit Lust und Laune lebensmüde lesen

Doomscrolling – mit Lust und Laune lebensmüde lesen

Kaffee? Nein. Eine kalte Dusche? Mitnichten! Kaum bringt mich mehr auf Trab, als kurz nach dem Aufstehen meinen Nachrichten-Feed zu starten und munter die aktuellen Schlagzeilen zu inspizieren. Krieg! Krankheiten! Katastrophen! Noch mehr Krieg! Neue Krankheiten! Gib mir mehr Katastrophen! Macht das glücklich? Gute Frage. Auf jeden Fall befriedigt es etwas Unbestimmtes in mir, eine Art Drang nach Destruktion. Als ob ich den Lego-Todesstern direkt nach dem mühseligen Aufbau zerstörerisch gegen die Wand werfe.

Wenn das Schrecken kein Ende nimmt

Das Phänomen der Lust am Untergang nennt sich Doomscrolling oder auch Doomsurfing. Kurze Umschreibung:  wenn exzessiv negative Nachrichten im Internet konsumiert werden. Der Begriff schlug erstmals 2018 bei Twitter seine Wellen, wobei Ereignisse wie z.B. Trump und Corona trugen zur Popularität beitrugen. Ein typisches Problem beim übertriebenen Doomscrolling kann nicht nur die sehr eingeschränkte Weltsicht bzw. das Meinungsbild sein. Vielmehr geraten LeserInnen in die Gefahr, den dämlichsten Fake-News aufzusitzen, mit der die Verursacher um die Aufmerksamkeit und die Klickzahlen buhlen.

Aufmerksamkeit im Internet bedeutet meistens hohe Klickzahlen und diese Klicks wiederum bringen Kohle. Das wissen nicht nur die Schlawiner mit den ausgedachten Fake-Geschichten, sondern auch die großen Medienportale, die sich hinsichtlich ihrer Berichte und Faktenchecks bei einer saftigen Ohrfeige von Will Smiths kaum noch bremsen wollen – nur um ein Beispiel zu nennen. Wie soll da der neugierige Internetsurfer (Sagt das heutzutage noch irgendwer?) noch seinen Gemütszustand retten, wenn es immer nur negative Schlagzeilen hagelt? Ich persönlich würde ja zum Verzicht raten, aber nachher bekommt man die neueste Pandemie-Verordnung nicht mit – und muss sich letztendlich mit empörten Mitmenschen auseinandersetzen.

Doomscrolling, um sich selbst besser zu fühlen

Vielleicht ist es die Lust an der Empörung. Kennt man ja vom Nachbarn, der nach 22 Uhr zu laut seine 90er Playlist abspielt oder gar am heiligen Sonntag seine Waschmaschine anschmeißt. Warum da aufhören? Ist doch viel geiler, wenn man sich über den Klimawandel aufregen kann. Über die nächste Pandemie, welche mich zum Horden von Klopapier zwingt. Oder es ist der Wunsch nach der Gewissheit, selbst nicht so scheiße zu sein, wie die Welt, die durch diese miserablen Schlagzeilen gezeichnet wird.

Bei mir würde das nicht so laufen! Wenn ich der CEO des Planeten Erde wäre, dann würde das alles nicht passieren. Lässt sich behaupten, oder? Dieser kleine Wunsch nach Ordnung und Gerechtigkeit, den man selbst beim Doomscrolling inne hat, wird beim Querlesen arg auf die Probe gestellt.

Womöglich hilft am Ende nur der Verzicht auf das frühe Smartphone-Ritual und die Rückkehr zur abendlichen Tagesschau. Eine Packung Negatives am Stück als den ganzen Tag über verteilt über viele kleine Häppchen. Macht gewiss auch satt, aber schafft wenigstens etwas Luft zum Atmen. Wobei ich mir persönlich wünsche würde, dass die Verursacher öfter mal was Nettes schreiben würde – dieser Blog ausgenommen.

Titel: Beim »Gesundheit!« sagen will jeder der Erste sein

Beim »Gesundheit!« sagen will jeder der Erste sein

Hatschi! Gesundheit! Danke! Bitte! Ein typisches Ritual auf den ersten Blick. Auf den zweiten ein erbitterer Wettkampf um Schnelligkeit. Die Zeit bzw. Nase läuft!

Es gibt dieses Meme namens »Blank Nut Button«, welches zur folgenden Situation bestens passt: jemand niest und wie aus der Pistole geschossen brüllt einer: »Gesundheit!!!!!11«. Meiner Ansicht nach bereitet es besonders hierzulande ein großes Vergnügen, zur jeweiligen Situation die passende Phrase zu dreschen.

Endlich mal recht haben

Zwar habe ich keine Statistik parat, um meine These zu stützen, aber ich erlaube mir zu behaupten: Alman-Achim und Alman-Anette lieben es, nach einem Rotzlaut so schnell wie möglich »Gesundheit« zu brüllen. Sie lauern auf ihre Chance, endlich voller Stolz und mit der Gewissheit das vermeintlich einzig Richtige gesagt zu haben – und freuen sich wie Bolle. Gibt natürlich auch Sonderfälle:

Ich_iel from r/ich_iel

Dankeschön! Bitte, gerne! Die Höflichkeit nach einem Nieser kennt kaum Grenzen. Natürlich gibt es einige Pappenheimer, denen die Rotzfahnen anderer Leute egal sind. Aber in den meisten Fällen hört man Genesungswünsche, eine Höflichkeit, die sonst im Alltag kaum noch anzutreffen ist.

Prost, Gesundheit, was auch immer

Ein paar Worte zum Ursprung. In Zeiten der Pest wünschte man sich »Gesundheit«, sobald jemand nieste. Ein Hatschi stand für eine mögliche Infizierung und mit einem hastigen Genesungswunsch sollte das Unheil verhindert werden. Auf Englisch sagt man »Bless you!«, auf Polnisch eher »Na zdrowie!«, was ebenso »Prost« bedeutet. Jedoch fände ich es etwas irritierend, wenn eine Stimme aus dem Off bei einem besonders feuchten Nieser meinerseits die Notlage mit »Prost« kommentiert.

Zurück zum Wettrennen. Es erstaunt mich, wie in einer Welt voller Unverschämtheiten dieser scheinbar in Stein gemeißelte Reflex des »Gesundheit!«-Rufens dennoch unverwüstbar wirkt. Die Menschen erscheinen gefühlt immer ignoranter, egoistischer, intoleranter und streitlustiger, aber ein Hatschi schafft Raum für Höflichkeit, für Zwischenmenschlichkeit. Sind wir schon so weit, dass wir krank auftreten müssen, ehe etwas Rücksicht und Höflichkeit eingeräumt wird? Manche sagen, Kommunikation sei »alles«. Vielleicht ist Niesen das Kommunikationsmittel der Wahl.

Titel: Solange ich nicht im Koma liege, brauche ich keinen Krankenschein

Solange ich nicht im Koma liege, brauche ich keinen Krankenschein

Wenn man sich trotz Rotznase sich ins Büro schleppt, ist man scheinbar in bester Gesellschaft. Denn nur Versager nehmen einen Krankenschein.

Schaffe, schaffe, Häusle baue. Nicht nur im Schwabenland gilt die Maloche als das wichtigste Statussymbol. Nur wer arbeitet, hat ein Mitspracherecht und wird von der hiesigen Gesellschaft respektiert. Die Tätigkeit selbst spielt dabei eine entscheidende Rolle. Ärzte und Anwälte gelten als Halbgötter, Beamte als faul und verwöhnt. Einen noch schlechteren Eindruck vermitteln Arbeitslose. Generell gilt: Gutverdiener umgeben sich nicht gerne mit »Hartzis«, wer nicht arbeitet, fällt durch. Wer sich erlaubt, einen Krankenschein bzw. eine AU zu nehmen, muss sich Hohn und Spott gefallen lassen.

Krankenschein? Nur über meine Leiche

Verrückt, oder? Selbst bei der hartnäckigsten Grippe erscheint der brave deutsche Arbeitnehmer erwartungsgemäß und pünktlich am Arbeitsplatz. Erkranken gilt als uncool und man hustet sich lieber die Lunge aus dem Leib, als sich die Blöße zu geben, einfach daheim zu bleiben. Was sollen nur die Nachbarn, die Arbeitskollegen und der/die Vorgesetzte denken?

Es fängt bei der verstopften Nase an, die man morgens nach dem Aufstehen bemerkt. »Liegt bestimmt am Herbstwetter« – wer es glaubt. Im Laufe des Badezimmer-Rituals macht sich ein zugedröhnter Schädel bemerkbar, muss halt der Wein vor Vorabend sein. Krank? Auf gar keinen Fall. Spätestens auf dem Parkplatz vor dem Arbeitsplatz wird einem bewusst, dass wahrscheinlich das letzte Stündchen geschlagen hat, aber na ja. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

Schnief, rotz, hust – aber immer kollegial

»Deutsche arbeiten mehr als blau zu machen« schrieb die Welt über die strenge Arbeitsmoral unserer Angestellten. Der Fachbegriff dieses Zustands soll laut des Artikels »Präsentismus« lauten. Sprich, wenn man zur Arbeit geht, obwohl man sich wie ausgekotzt fühlt. Das Gegenteil vom Präsentismus ist der Absentismus. Mit anderen Worten »Krankfeiern«. Freunde dieser

Alles andere wäre peinlich. Ernsthaft? Wer denkt denn so seltsam? Nach dem Motto »Nur Schwächlinge melden sich krank« röchelnd und triefend zur Mittagspause abrackern? Leider kennen wir alle solche Beispiele aus unserem Arbeitsalltag. Geht einfach mal rüber ins benachbarte Büro, oder meinetwegen den Flur runter. Irgendwo sitzt er, der einsame Streiter der Arbeitsmoral.

Mein Mitleid bekommen diese vertrottelten Maschinen keineswegs, mein Lob schon gar nicht. Denn sie beweisen mit ihrem Durchhaltevermögen nur eins: das Menschlichkeit am Arbeitsplatz noch weniger erwünscht ist als hartes Maiskorn in der Popkorntüte.

Beitragsbild: Hört auf, mich mit Kuchen zu quälen!

Hört auf, mich mit Kuchen zu quälen!

Egal, wie sehr man seine Kollegen verabscheut. Mit Essen kriegt man sie scheinbar alle. Auch du willst Deinen Kollegen mit einem selbstgebackenen Kuchen den Tag versüßen? Bitte überleg es Dir zweimal.

Überstunden, Video-Konferenz, Papierstau … all diese Dinge treiben meine Kollegenschaft schnell und zuverlässig in den Wahnsinn. Meine Augenbraue hingegen zuckt erst nervös, wenn es krümelt. Meine ausgewachsene Aversion konzentriert sich besonders gegen Selbstgebackenes, besonders in der Form eines Kuchens. Der Umstand hat sich zwar schon ordentlich herumgesprochen, aber hat scheinbar sind gewisse Backfeen auf diesem Ohr taub. Anders kann ich mir nicht die Frechheit erklären, die sich letztens erst zugetragen hat. Da wurde in meiner Abwesenheit frech ein Teller mit einem Stück Käsekuchen auf meinem Schreibtisch platziert. Einfach so! Krümelte da dreist vor sich hin. Ich tat das einzig Vernünftige: Ich kündigte.

Unhöflich müsste man sein

Okay, ich kündigte nicht wirklich. Aber ich war kurz davor! Ein aufgezwungener Kuchen stellt meiner Meinung nach ein gutes und einleuchtendes Argument dar. Nicht, dass ich Käsekuchen zum Würgen fände, aber es geht mir um das Prinzip. Ein höfliches »Nein, danke. Ich verzichte« wird in den meisten Fällen lächelnd übergangen. Nur meine aus der Not heraus erdachte spontane Diabetes Erkrankung konnte mich vor der gebackenen Nötigung bewahren. Doch diese Blicke. Vorwurfsvoll von der Seite, pure Verachtung. Die nackte Enttäuschung ebenfalls auf dem Gesicht der unnachgiebigen Kuchenfee, Tränen statt Schlagsahne. In dieser Flut an negativen Gefühlsausbrüchen möchte niemand untergehen, bleibt also nur Mund auf und durch. Das Stück Kuchen wird gemampft, damit der Haussegen nicht in eine Schieflage gerät.

Freiflug für das ungeliebte Stück Kuchen

Dabei soll es nicht wenige Kollegen geben, die sich höchst kreativ der ungewollten Kuchenstücke entledigen. Verstecken Sie in ihrer Hosentasche, um sie bei Gelegenheit aus dem Fenster oder ins Klo zu werfen. Andere bringen ihren Bürohund mit, um am Ende blankgeleckte Teller zu präsentieren. Einmal hörte ich gar von einem Kollegen, der ein ungewolltes Stück Kuchen in einen Umschlag steckte und an eine zufällige Adresse schickte, Hauptsache weit weg. Kann man ein solches Verhalten verurteilen? Ich denke nicht. Wenn das höfliche Nein ungehört bleibt, letztendlich die Argumente fehlen und man nicht gebrandmarkt gelte möchte, hilft in Extremsituationen nur der schnelle Wurf des Tellers, als ob es eine Frisbee-Scheibe wäre.

Eine Lösung für das Krümeldilemma lässt sich kaum finden. Das Aufschreiben meiner Kuchenwut hilft wenigstens ein Stück. Vielleicht wird das NEIN DANKE doch irgendwann gehört und ich bleibe verschont. Zumindest bis zu dem Tag, an dem ich ein matschiges Stück Kuchen in meinem Briefkasten finde.

Bild von Sharon Ang auf Pixabay

Beitragsbild: Früher war mehr Lametta

Früher war mehr Lametta

Lametta wtf? Was geht auf diesem Blog? Oder heißt es in diesem Blog? Keine Ahnung! Hier ist ein kurzes Lebenszeichen und ein Stand der Dinge.

Nein, verdammt! Früher war nicht alles besser. Nur irgendwie anders. Bunter? Näh. Weniger pessimistisch? Ich bestimmt nicht. Aber selbst ein Möchtegern-Miesmacher wie ich musste angesichts der letzten Monate seinen Hut nehmen und sich zurückziehen. Zu gewaltig war die negativ-toxische Bullshit-Welle, der wir kaum entfliehen konnten. Egal, welches Medium ich anwarf, überflutete mich ein Sammelsurium an Meldungen, die meinen Tag ruinierten.

Zu viel Schatten, zu wenig Licht

Fällt mir direkt ein alter Gag von Bill Hicks ein, den ich unverblümt an dieser Stelle im Original zitiere: »Watch CNN headline news for an hour, its the most depressing fucking thing: war, famine, death, AIDS, homeless, recession, depression… And you look out your window… Where’s all this shit happening?!« … ersetze halt CNN mit n-tv oder was auch immer.

Jedenfalls verspürte ich den vergangenen Monaten wenig Lust dazu, hier meine ironischen Texte abzuliefern. Die Realität war härter. Eine Pandemie hält die Welt immer noch im Atem, aber wenigstens gibt es Hoffnung. So langsam habe ich wieder Bock, einen Dad-Joke zu reißen und ein paar Zeilen unter die Interessenten zu bringen. Schwarzmalerei ist immer noch meine Passion, nur ich wollte es zuletzt niemanden sonst zumuten.

Letzte Ausfahrt Lametta

Die Kunst der Schwarzmalerei ist, auch in den tiefsten Abgründen etwas Licht zu finden. Ein blinkendes Ausfahrt-Schild, etwas Bling-Bling, ein Hoffnungsschimmer, ein Silberstreif am Horizont, ein Exit-Symbol oder wenigstens ein bissel Lametta. Die Bestände sind etwas dürftig geworden, aber noch bin ich nicht auf Grund gelaufen.

Zwar tappe ich noch etwas im Dunkeln, was das regelmäßige Schreiben hier angeht, aber solange mir noch so schlechte Wortspiele wie jetzt gerade einfallen, bin ich ich guter Dinge. Wir lesen uns bald wieder häufiger. Mehr Licht!

Bild von Pexels auf Pixabay

Beitragsbild: Das haben Aluhüte mit Winnie Puuh gemeinsam

Das haben Aluhüte mit Winnie Puuh gemeinsam

Aluhut-Freaks, Impfgegner und Flacherdler … und Winnie Puh? Hat er nun auch einen eigenen Telegram-Kanal? Wie passt das zusammen? Neuer Stoff für Verschwörungstheoretiker.

Beim Namen Huxley dachte ich bislang an die »Schöne neue Welt«, dem Klassiker für Pessimisten. Aldous Huxley schrieb den wahrscheinlich bekanntesten Dystopie-Roman, veröffentlicht 1932. Dass nur ein paar Jahre früher, nämlich 1926, sein Bruder Julian Huxley die berühmt berüchtigten Aluhüte ins Spiel brachte, war mir nicht bekannt. In der Erzählung »Der Gewebekulturen-König« (OT: The Tissue King, aber die deutsche Übersetzung amüsiert mich) ist zum ersten Mal überhaupt von dem Symbol der Verschwörungsschwurbler die Rede.

Aluhüte und Honig

Kurz zum Inhalt der Story: ein Forscher reist in ein fortschrittliches afrikanisches Land (wahrscheinlich Wakanda), welches von einem König regiert wird, der mittels Telepathie sein Völkchen fest im Griff hat. Die Erzählung stellt eine Art Warnung für den Missbrauch fortschrittlicher Erkenntnisse dar, sozusagen ein Hinweis auf die Schattenseiten moderner Forschung. Statt die Erkenntnisse für gute Zwecke einzusetzen, wird das Fußvolk via Telepathie kontrolliert und eingeschränkt. Der britische Forscher hat aber einen Geistesblitz und bastelt sich den ersten offiziellen Aluhut, der ihm eine Immunität gegen die Ansagen des Königs sichert. Der Protagonist bricht aus, Happy End.

Okay, aber was haben Aluhüte mit Winnie Puuh zu tun? Wie geschrieben, »The Tissue King« wurde 1926 veröffentlicht. Ebenfalls in diesem Jahr wurde auch das bekannte Kinderbuch »Pu der Bär« von A. A. Milne raus gebracht. Winnie Puuh erlebt in diesem Buch ein wagemutiges Abenteuer mit seinem Bro »Ferkel« (OT: Piglet). Beide sind im dritten Kapitel auf der Suche nach einem »Wiesel« (OT: Woozle) und folgen irrtümlich nur ihren eigenen Fußspuren, die sie im wahrsten Sinne des Wortes auf eine falsche Fährte locken.

Woozle Effekt: Irgendwas muss dran sein

In den USA wäre in so einem Fall von einem sogenannten »Woozle Effect« die Rede. In einfachen Worten: wenn man sich auf unzuverlässige oder gar unseriöse Quellen beruft und diese als Wahrheit verkauft. Kommt bekannt vor? Ja! Es handelt sich um den ultimativen Treibstoff für Verschwörungstheorien und Urban Myths. Winne Puuh lieferte den Woozle Effect, während Julian Huxley im selben Jahr den dazu passenden Aluhut lieferte. Verrückter Zufall – ODER ABSICHT?

Der Woozle Effect ist in der heutigen Medienlandschaft allgegenwärtig, allen voran natürlich Social Media. Wenn etwas total Durchgeknalltes dementsprechend regelmäßig und mit Nachdruck präsentiert wird, könnte dies bei einem anfälligen Zuhörer Erfolg haben, frei nach dem Motto: »Es wird ständig und überall gesagt, also MUSS doch was dran sein.« Nach diesem Prinzip funktionieren Fake-News und »Alternativer Schwurbelschwachsinn«. Mit Absicht werden soziale Medien bevorzugt, wobei der Oberwoozleking zweifelsohne Trump sein dürfte.

Aluhüte werden eher mit Spinnern und fragwürdigen Ideologien in Verbindungen gebracht. Nicht umsonst wird regelmäßig der »Goldene Aluhut« verliehen, um besonders auffällige Verschwörungstheorien auszuzeichnen. Und wisst ihr, was ebenfalls goldfarben ist? Honig! WACHT AUF, LEUTE!!!!11111

Photo credit: lucasgburgos on Visualhunt / CC BY-SA

Beitragsbild: Woran du erkennst, ob dein Yoga-Lehrer ein Sadist ist

Woran du erkennst, ob dein Yoga-Lehrer ein Sadist ist

Du liebst Yoga? Dann musst Du Dich selbst zu großen Teilen hassen. Aber keine Sorge, Dein Yoga-Lehrer sieht es genauso.

Man stelle sich vor, der cholerische Drill-Sergeant aus dem Filmklassiker »Full Metal Jacket« wäre Yoga-Lehrer. »Auf den Boden, Du Hund! Arsch hoch, damit ich Dein Gesicht nicht mehr sehen muss!« Artig hält jeder die Luft an starrt in seiner Position auf den Boden. Langsam würde der Kursleiter durch das Minenfeld der Yoga-Matten schreiten und kritisch die Haltungen der Teilnehmer bewerten. »Schmidt! Was ist das für eine Mickey-Maus-Scheiße!? Das soll ein Krieger sein?? Zeig mir Dein Yoga-Gesicht!« Full Metal Yoga.

Nur für ganz Hartgesottene: Bikram-Yoga

Klingt übertreiben? Mitnichten! Wahrscheinlich treibt nahezu jeden Yoga-Fan eine ordentliche Portion Sadismus an; die Motivation, die persönliche Grenze zu überdehnen, scheint eine Grundvoraussetzung zu sein. Wem der allseits bekannte Yoga-Kram zu öde ist, der ist vielleicht Feuer und Flamme für Bikram-Yoga. Diese Variante ist auch als »Hot Yoga« bekannt und findet in einem Raum statt, der um ca. 35–40 Grad Celsius beheizt wird. Mit Sicherheit etwas für Personen, die sich etwas mehr Stress und Schmerz im Leben wünschen.

Yoga ist eine der Aktivitäten, die oft einen Lehrer erfordert. Natürlich können Interessierte auf einen Kurs verzichten und auf Social Media, YouTube-Clips u.ä. zurückgreifen, um sich in Eigenregie etwas zu verrenken. Es besteht sogar die Möglichkeit, sich Yoga im Zuge eines Events zu geben, zum Beispiel in der verführerischen Variante »Bier Yoga«. Jedoch werden die meisten einen Lehrer bevorzugen. Jemanden, der oder die einem zeigt, wie und wo der Hammer hängt.

Yoga-Lehrer schauen auf dich herab

Doch woran ist zu erkennen, ob dem oder der Yoga-Lehrkraft das Schnaufen und Schwitzen der leidenden Klasse etwas zu viel Freude bereitet? Ich behaupte, es geht gar nicht anders. Ein/e gute/r Yoga-LehrerIn hat den menschlichen Wunsch nach Selbstzerstörung erkannt und schafft es, die Qual und Schmach letztlich in was vermeintlich Positives zu verwandeln. Früher rauchte und soff sich die Jugend kaputt, heute verrecken sie auf der Yoga-Matte. Im Gegensatz zu damals lässt sich das heute als gesundheitsfördernd preisen.

Eine/n LeiterIn eines Yoga-Kurses stelle ich mir persönlich sehr ausgeglichen vor. Sie befehlen ihren zahlenden Knechten, wie sie sich zu verknoten haben und stolzieren prüfend durch die Wackelpudding-Meute, die um Erbarmen winselt. Irgendwoher müssen die (Ver)Spannungen ja her kommen.

Foto von Polina Tankilevitch von Pexels

Beitragsbild: Vergiss Smalltalk! Zeige dein Bücherregal

Vergiss Smalltalk! Zeige dein Bücherregal

Ein idealer Eisbrecher für schwer in Gang kommende Konversationen kann das eigene Bücherregal sein. Seite für Seite ein Blick in die Seele.

Deine Reisen, dein Job, dein Liebesleben – wen interessiert es? All die Worte, mit denen Du Dich beschreibst. Humorvoll, tolerant, ausgeglichen, kreativ, bescheiden, hilfsbereit, empathisch, am Arsch. Wie wir uns selbst beschreiben, ist oft nur Wunschdenken. Kaum etwas entspricht der Wahrheit, es ist viel mehr der Wunsch, wie wir von Anderen wahrgenommen werden sollen. Mehr Aufschluss über Deine Persönlichkeit und somit viel interessanter ist ein Blick in Dein Bücherregal.

Zeig mir Dein Bücherregal und ich sag Dir, wer Du bist

Ein gut sortiertes Bücherregal zeigt die Vergangenheit und vielleicht sogar die Zukunft, all die Themen und Charaktere, welche den Leser prägen. Bücherregale sind in der Regel einzigartig (abgesehen von Leuten, die NUR die Harry Potter und Herr der Ringe Sammlungen besitzen), ihre Vielfältigkeit basiert auf den Entscheidungen des Lesers. Neben den gelesenen Titeln haben auch die ungelesenen Bücher eine Aussagekraft. Welcher Inhalt war für den Käufer so interessant, um sich dieses bestimmte Buch zuzulegen? Warum genügte der Kauf, während die Blätter ungelesen bleiben?

Die meisten von uns haben ein mehr oder weniger vollgestopftes Bücherregal. Selbst Büchermuffel werden zumindest ein, zwei Bücher aus ihrer Schulzeit oder Geschenke besitzen. Ich selbst habe mehrere überfüllte Regale, in denen ich Bücher stapele. Sollte ich erstmalig von einer Person Besuch bekommen, so wird in der Regel zuerst mein Bücherregal studiert. Titel, die man selbst besitzt oder wenigstens zuordnen kann, werden freudig angesprochen. Je intellektueller ein Werk wirkt, desto besser der Eindruck. Das sollte sicherlich nicht die Motivation dahinter sein, aber es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass »Oink! Die lustigsten Tierbilder« gegen Kafka erbärmlich wirkt.

Ich lese, also bin ich

Ein Bücherregal kann einen intimen Blick in das Innerste einer Person gewähren. Vergleichbar mit einer Trophäensammlung, in der jede einzelne Aussagekraft haben kann. Bücher, die noch ungelesen sind, verdeutlichen Deinen Anspruch. Deine persönliche Entwicklung und Fertigkeiten werden durch Sachbücher demonstriert. Warum Du besonders gut in Deinem Job bist, könnten die Fachbücher aufzeigen. All die Fluchtmomente, Inseln, Guilty Pleasures, Ziele, Interessen und Inspirationen in den unterschiedlichsten Formen wie Reise- und Kochbücher, Sci-Fi-Romane und DIY Wälzern. Das bist Du.

Wie in vielen anderen Bereichen auch geht es nicht immer nur um Inhalte, sondern auch um die Optik bzw. Erscheinung. Bei Bücherregalen wird mit Sicherheit um eine gewisse Ordnung gebeten. Goethe zu Schiller, Asiatisch kochen zu Pfannkuchen-Rezepte und die Graphic Novels allesamt in einer Reihe. Ein gelungenes Ordnungssystem kann die Leselust inspirieren und für Dritte bietet das Konzept Raum für Interpretation frei nach dem Motto: »Wer Bücher nach dem Alphabet ordnet, schläft auch mit Socken im Bett« – oder so. Solche wilde Vermutungen eignen sich wunderbar für das nächste Gespräch, es gibt demzufolge vielleicht wirklich kaum bessere Gesprächsthemen als das eigene Bücherregal.

Beitragsbild: Wie man auf »Wie geht's Dir?« antwortet, wenn man kein Leben hat

Wie man auf »Wie geht’s Dir?« antwortet, wenn man kein Leben hat

Wie aus der Pistole geschossen wird in jedem Smalltalk gefragt: Wie geht’s Dir. Doch was soll man antworten, wenn man nichts zu erzählen hat?

Da ist sie wieder, deine unsichtbare Grenze, die niemand überschreiten sollte. Doch die Leute da draußen verraffen es immer wieder, fangen Smalltalk an und stellen unangenehme Fragen, bevorzugt den einfallslosen Klassiker »Wie geht’s Dir?«. Alter! Nur weil wir uns jahrelang erfolgreich aus dem Weg gegangen sind, muss bei einem Aufeinandertreffen niemand Interesse am Gegenüber heucheln. Erst recht, wenn nur positive Antworten erwartet werden und nicht die schonungslose Wahrheit: das sich eigentlich nichts seit der letzten Begegnung verändert hat.

Simpel, aber funktioniert: »Danke, gut!«

Wie beim High Noon Duell profitiert derjenige, der zuerst »Wie geht’s Dir?“ fragt. Bist Du zu langsam, musst Du in den sauren Apfel beißen und überlegen, was Positives in den Wochen (oder gar Monaten?) passiert ist. Verwechsle nicht die aufregenden und dramatischen Situationen, die in Deinen Lieblingsserien passierten mit Deinem eigenen recht faden Leben, sondern konzentriere Dich auf Deine eigenen Erlebnisse. Schnell wirst Du merken, dass Dein persönliches Highlight das Gelingen einer vegetarischen Bolognese-Sauce war.

Begehe nicht den größten Fehler, an dieser Stelle den Ball zurück zu passen. Niemand zwingt Dich, auf diese bitterböse Frage nach Deiner tristen Existenz mit einer Gegenfrage (»…und selbst??«) zu antworten. Außerdem bist Du nicht so gemein wie Dein Gegenüber, weil Du Dir vollkommen bewusst bist, dass wir alle nichts Besonderes in unserem Alltag machen, aber gerne das Gegenteil darstellen – siehe Insta und so. Stelle einfach eine vollkommen andere Frage zu einem Thema, welches Dich sogar interessiert. Oder sprecht über das Wetter, das geht immer.

Stelle Dich taub und mach einen auf Seinfeld

Unhöflich und dreist, aber muss man wirklich auf alle Fragen eine Antwort wissen? Du kannst die Frage »Wie geht’s Dir?« einfach übergehen, indem Du sie einfach übergehst und so tust, als ob du sie überhört hättest. Starre das Gegenüber so lange an, bis eine alternative Frage gestellt wird. Sollte die stille Überbrückung zum angenehmeren Thema zu lange dauern, bringe noch einmal Deine geniale vegetarische Bolognese Sauce ins Spiel.

Richtig fies sind Gesprächspartner, die treffsicher ins Unangenehme zielen, indem sie nicht nach Befinden fragen, sondern dabei noch konkret werden. »Was macht der Job?« oder »Wie läuft das Liebesleben?« Um Dich vor der Blamage zu bewahren, dass sich auch in diesem Bereich nichts, aber auch gar nichts getan hat, erfinde einfach Halbwahrheiten, die auf die Geschehnissen Deiner Lieblingsserien basieren. Achte nur darauf, dass Du keine Drachen, Wrestler oder Zombies einbaust, bleib lieber auf dem Teppich und nimm ’ne Sitcom.

Smalltalk und blöde Fragen

Sollte gar nichts fruchten, bleiben wohl nur noch zwei Alternativen: entweder die Flucht oder Du sprichst verdammt noch mal über Deine Bolognese Sauce. Dein Gegenüber hat es ja so gewollt! Stellte immerzu blöde Fragen, die Antwort darauf muss sie halt auch aushalten können!

Auch wenn die letzten 90 Tage keinerlei Highlights boten, kannst Du Dich wenigstens über das Gelingen Deiner vegetarischen Bolognese-Sacue erfreuen. Man wird nicht jederzeit eine Weltreise starten oder ein neues Musikinstrument lernen. Dazu müsste eine maßgebliche Änderung im Alltag stattfinden, wie ein Jobwechsel oder eine neue Beziehung. Bis dahin ist und bleibt alles wie gehabt und Du wirst keine brauchbare Antwort auf »Wie geht es Dir?« parat haben. Lüge, flüchte, überhöre die Frage oder denk besser an Dein Kochtalent.