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Titel: Warten auf die Midlife-Crisis

Warten auf die Midlife-Crisis

Ist die Midlife-Crisis bereits da oder kommt sie noch? Auch wenn böse Zungen sagen, sie wäre bereits da, hocke ich wartend auf der Bank.

Es fällt mir schwer, mehr als fünf Minuten auf die S-Bahn zu warten. Dass ich bereits geschlagene 40 Jahre auf die lang angekündigte Midlife-Crisis warte, gleicht somit einer bodenlosen Frechheit. Bereits seit zwei Dekaden versuchen mir gehässige Zeitgenossen den Lebensmut zu rauben, indem sie mir die Nachteile des Älterwerdens aufzählen. Depressionen, Haarausfall, noch mehr Wampe, roter Sportwagen als Penisersatz, Sehnsucht nach Laura Müller und ein verstörender Zwang, zur Schlager-Musik im Takt zu klatschen.

Ab 40 mit einem Bein im Altersheim

Die magische 40 stärkte scheinbar den Wunsch für Beleidigungen. Streng genommen fing es bereits mit 30 an, als ich »auf die 40 zuging«. Die geballten Klischees holten mich ein, Widerstand zwecklos. Sobald meine müden Knochen beim Aufstehen knackten, wurden noch müdere Witze gerissen. »Habe Dir bereits ein Bett im Altersheim gesichert, höhö« und ähnliche Schenkelklopfer, die bei jeder Büttenrede für tobendes Gelächter auslösen würden.

Es wird einem leicht gemacht, sich alt zu fühlen. Man braucht nur eine halbe Stunde Radio hören, um festzustellen, dass die Veröffentlichung des einen oder anderen Lieblingssongs bereits 20 (!) Jahre her sein kann. Everyboooooooody. Rock. Your. Body. right. Da fällt mir ein: ich sollte vielleicht ICQ deinstallieren. Das benutzt doch wirklich niemand mehr, oder?

Die Midlife-Crisis als Markt

Was ist, wenn ich die Midlife-Crisis verpasst habe? Oder noch schlimmer: wenn ich sie bereits hinter mir habe? Stecke ich bereits in der Endlife-Crisis? The Walking Dead? Dabei kann ich keinerlei Endzeitstimmung bezüglich meiner Person feststellen – abgesehen von dem Knick-Knack-Soundtrack meiner Knochen. Vielleicht kommt sie auch nie? Warten auf Godot, warten auf die große Krise.

Das Bild des kaputten Mannes im mittleren Alter ist kein Klischee mehr, sondern eine gefühlte Wahrheit. Längst gibt es für Männer über 40 einen Markt, damit die Ausweglosigkeit und Tristresse mit Shopping bewältigt werden kann. Sollte der bekannte rote Sportwagen nicht ausreichen, so könnte eventuell ein Kochbuch für Männer in der Krise helfen. Oder Viagra.

Lass knacken, Alter

Manchmal wirken die böse Worte nach. Dann frage ich mich: »Bin ich nicht zu alt dafür?« Ein Blick auf meinen Bauch (»Dadbod«) könnte diese Annahme bestätigen. Doch möchte ich weiterhin verneinen. Sicherlich gab und gibt es Krisen, doch sind diese altersunabhängig. Ich blicke zurück auf schwierige Zeiten und auf Glücksmomente, warum soll das nicht auch für morgen gelten? Selbst wenn alle Stricke reißen, kann ich jede Krise kontern: mit dem Best-of meiner knackenden Knochen-Sounds. Everybooooody.

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Beitragsbild: Love Interest - wenn das Herz in Sparflammen steht

Love Interest – wenn das Herz in Sparflammen steht

Was versteht man unter dem Audruck Love Interest? Handelt es sich um eine klassische Romanze oder steckt mehr dahinter?

Eine Freundin hat eine Schwäche für Christian Lindner. Ein Kollege schwärmt dagegen immer noch von Lara Croft. Die unerreichte Liebe, der Flirt nebenbei, die Fantasie, die einem den Kopf verdreht. Das im englischen Sprachgebrauch genutzte Wort hierfür lautet Love Interest. Natürlich finden sich in Film und Literatur viele Beispiele für Konstellationen dieser Art, in denen ein Charakter ein ausgeprägtes Interesse an einer anderen Person entwickelt, diese aber unerreichbar bleibt – manchmal sogar beabsichtigt.

Love Interest – Disney ist schuld

Unsere heutige Kultur ist vollgestopft mit Beispielen für diverse Love Interest Szenarien, allen voran die Werke aus dem Hause Disney. Mir persönlich fällt kaum ein Animationsfilm ein, in denen kein typisches Gespann gezeigt wird, die sich zwar offensichtlich sehr mögen, aber aus denen im romantischen Sinn nichts wird. Egal ob Shrek oder jede Inkarnation eines Prince Charming, sie alle spielen mit dem Bild einer romantisch geprägten Beziehung zwischen Mann und Frau, doch sind damit selbstredend meilenweit von der Realität entfernt.

All die Aspekte, die eine Partnerschaft nach unserem Verständnis ausmachen (unter anderem Sexualität, gemeinsam etwas aufbauen, Aufteilung der Hausarbeit, Nachwuchs) bleiben außen vor und spielen keine Rolle. Warum auch? Es sind Animationsfilme, die rein gar nichts mit der Realität zu tun haben müssen. Und jeder, der sich eine Beziehung mit Lara Croft gewünscht hat, mag begeistert über die weitere Entwicklung dieser Figur wachen und den Tag herbei sehnen, in denen VR unser täglich Brot wird, aber na ja. Solche Beziehungen werden gewiss eine neue Bezeichnung finden.

Mehr als ein Schwarm

Ich stellte mir die Frage, ob ein Love Interest im Sinne von Schwärmerei steht. Doch beschreibt das Schwärmen eher die Begeisterung für eine Person, einen Ort oder eine Sache. Romantisch liest sich diese Beschreibung nicht, wobei ich irgendwo von einer Frau gehört habe, die eine Ehe mit dem Eiffelturm geschlossen haben soll. Verrückt. Wobei nicht vergessen werden sollte, dass Romantik keine Grundvoraussetzung für eine Heirat sein muss.

Könnte somit ein Love Interest den (nicht selten) unerfüllten Wunsch nach einer Liebe bedeuten, wie sie besonders in Literatur und Film dargestellt werden? Keine realistische Beziehung mit all ihren Komplikationen wie Alltagsstress, Impotenz, Entfremdung, Erziehung der Kinder und das Klauen der gemeinsamen Bettdecke. Eine Partnerschaft, die niemals Sodbrennen verursacht, obwohl beide Schmetterlinge im Bauch haben. Diesen Wunsch nach romantischer Nähe stillen Filme, Bücher und Lara Croft. Und das macht diese Werke liebenswert bzw. stärkt meinen Wunsch, das Schaffen an sich zu begehren.

Beitragsbild: Vacation Shaming fällt dieses Jahr aus

Vacation Shaming fällt dieses Jahr aus

Dank der Pandemie keine Chance: Vacation Shaming fällt ins Wasser, da viel zu wenig Personen verreisen – sind sie sogar zu faul für den Urlaub?

Wähkeyschn-was? Vacation Shaming! Wenn du braungebrannt das Büro betrittst und statt Lob für deinen neuen Strohhut nur böse Blicke und abwertende Kommentare erntest. Deine Kollegen, diese neidischen Malocher, dissen dich wegen deines Reiseziels, der genommenen Urlaubstage und weil du gewagt hast, während des Urlaubs nicht zu arbeiten. Eine bodenlose Frechheit. Da hilft auch dein Sonnenbrand nichts.

Sich für den Eiffelturm schämen

Doch woher kommt dieser Neid und der Drang, Urlaubern übelste Schuldgefühle einzureden? Vielleicht liegt es am Siegeszug von Instagram und der Unendlichkeit postkartenartiger Strandbilder, auf denen sich die Urlauber fröhlich unter Palmen wälzen. Nicht jeder kommt mit dieser Flut an Happiness zurecht und gönnt die zusätzliche Freizeit ohehin niemanden. Wird es etwa nicht gerne gesehen, wenn die Kollegen ein Leben außerhalb der Arbeit führen?

Dank Vacation Shaming soll es sogar Personen geben, die gänzlich auf ihren wahrscheinlich verdienten Urlaub verzichten. Frei nach dem Motto »Dann gehe ich lieber arbeiten, bevor mir der Eiffelturm zum Problem wird«. Verrückte Zeiten. Persönlich muss ich sagen, dass Reisen an sich bereits so viel Stress verursacht, dass ich erst wenn es fast vorbei ist wahres Urlaubsfeeling spüre. Reisevorbereitungen und die Erlebnisse an Flughäfen (oder gar im Zug) wachsen schnell zum krassen Gegenteil heran – nämlicher blinder Wut. Und dafür sollte ich mich vor den Kollegen schämen? Absurd.

Home-Office führt zu Vacation Shaming

Im Jahr 2020 dürfte Vacation Shaming aber eh nicht das große Thema sein. Die Pandemie verhinderte das Sammeln weiterer Flugmeilen, wobei Mallorca just wieder belagert wird. Anstatt das Reiseziel zu bereuen, geht angesichts der Umstände vielleicht mehr die Angst um sich, überhaupt Urlaub einzureichen. Viele haben Schiss, dass eine wütende Reaktion a lá »Sie wollen Urlaub vom Home-Office? Wie faul und versoffen kann man sein?« folgt.

Noch eine beliebte Frage lautet »Und wann arbeitest Du?« Diese wird gerne von den werten Kollegen gestellt, meist kurz nachdem man den Jahresurlaub eingereicht hat. Deshalb zum Abschluss ein kleiner Vorschlag meinerseits zur Rettung der Arbeitsmoral: Warum nicht einfach einen verlängerten Firmenausflug planen? Muss ja nicht weit weg sein, schont das 17. Bundesland. Im gemeinsamen Urlaub auf dem nahe gelegenen Bauernhof müsst ihr nicht warten, bis jemand die Beweisfotos via Insta hochgeladen habt, sondern könnt aufkommenden Hass bereits währenddessen auskosten.

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Titel: Guilty Pleasures: Einladung zum Fremdschämen

Guilty Pleasures: Einladung zum Fremdschämen

Gilti-was? Guilty Pleasures? Was soll das sein? Wer gerne Frauentausch und Co. schaut und sich eigentlich dafür schämt, hat endlich die passende Bezeichnung.

Dialoge waren gestern, wir feiern Monologe. Lade deine Haustiere in die Gallerie, poste den bösen Kommentar zu Andreas Scheuer und spacke auf TikTok ab. Wir haben so wenig Bock auf ein Miteinander, dass wir lieber Podcasts hören, als selbst ein Gespräch anzufangen. Wenn man permanent im Selbstgespräch ist, gibt man eventuell leichter die eine oder andere Schwäche zu: Guilty Pleasures. Was das sein soll? Ein heimliches Vergnügen oder Laster, welches meist zu peinlich ist, um es zuzugeben.

Das gar nicht mal so heimliche Laster

Das Wort habe ich bezeichnend beim Hören eines Podcasts über Duisburg aufgeschnappt. »Trash TV ist ja mein Guilty Pleasure, muss ich gestehen« oder so war die Beichte. Gillti Pläschah. Bei meinen Recherchen fand ich schnell heraus, dass sich besonders trashige Formate aus der geläufigen Pop-Kultur für diese Bezeichnung, diese Einladung zum Fremdschämen, eignen. So schlecht, bis es beinahe wieder gut ist. Fast! Es muss schon eine Sendung auf RTL II sein, eine Begeisterung für Guido-Knopp-Dokus wäre weiterhin auffallend scheiße.

Wobei es etwas langweilig erscheint, ausgerechnet die gängigen Trash-Formate wie »Der Bachelor« oder »Schwiegertochter gesucht« als Guilty Pleasure zu bezeichnen. Es sind ziemlich erfolgreiche Formate, also werden es scheinbar genug Leute glotzen, ohne sich auch nur eine Sekunde dafür zu schämen. Vielleicht hängt dies aber mit dem Selbstbild zusammen, weil niemand gerne mit solcher TV-Unterhaltung in Verbindung gebracht werden möchte. Schließlich schauen wir in der Regel nur Arte-Dokus, nicht wahr?

Meine Guilty Pleasures prügeln sich unter Palmen

Ich für meinen Teil gebe an dieser Stelle gerne meine persönlichen Guilty Pleasures zu, bin ja quasi just im Monolog. A) Ich mag Synthwave-Musik. Ja, diese kitischige Pseudo-80er Mucke in Neonfarben mit VHS-Störungen. B) Begeistert verfolge ich das TV-Format »Let’s Dance«, weil ich selbst gerne Standard und Latein tanze. C) Bei Games liebe ich 2D-Prügel Games wie »Street Figher« oder die ganzen NEO-GEO Teile. Ein perfekter Tag wäre demzufolge eine Fahrt Cabrio in den neonfarbenen Sonnenuntergang, vor dem sich Silhouetten mit Palmen tanzen und prügeln, dazu Sonnenbrille, Schulterpads und Saxophon.

Zugegeben: das tat jetzt schon gut. Einfach zugeben, was man mag, ohne Rücksicht auf Verluste. Und wenn für diesen sonst möglicherweise unangenehmen Seelenstrip eine Umschreibung in Mode gekommen ist – warum nicht? Doch bitte beachten: ich habe gelesen, dass nicht nur Filme, Musik und Bussi-Wassereis in die Schublade Guilty Pleasures fallen können, sondern auch gewisse Fetische. Dann doch lieber »Schwiegertochter gesucht« statt »Schwiegertochter gebucht«.

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Beitragsbild: Der Lockdown hat mich zum Alkoholiker werden lassen

Der Lockdown hat mich zum Alkoholiker werden lassen

Wird man direkt zum Alkoholiker, nur weil man aufgrund des Lockdowns aus seiner alltäglichen Routine gerissen wird? Die schlichte Antwort lautet: Ja.

Es fing alles harmlos an. Homeoffice, check. Playlist zusammengestellt, check. Toilettenrollen nachgezählt, check. Doch irgendwas fehlte. Lustlos schlurfte ich in die Küche, um Tag X in diesem Lockdown aufzuwerten. Vielleicht etwas Schokolade? Näää. Was zum Knabbern? Ach, lass ma. Auch beim Öffnen des Kühlschranks packte mich keine Begeisterung, bis auf die kleine unschuldige Flasche Pils, die ich im Augenwinkel wahrnahm. Verlockend, musste ich zugeben. »Kein Bier vor Vier!« sagte ich weise und verließ die Küche wieder.  

Wieder vor dem PC angekommen, klickte ich demotiviert lästige Emails weg und konnte nicht einmal meiner sonst heftig groovende Playlist etwas abgewinnen. Stattdessen schnaufte ich lautstark, ließ mich hängen und gestand mir ein: ich bin ein schwacher Mensch. Bewegungslos verblieb ich so für ein, zwei Augenblicke. Ich könnte das Bier ja auf dem Weg von der Küche ins Arbeitszimmer trinken, dann wäre es praktisch ein Wegbier und nicht existent. Oder ich warte.

Montag? Mittwoch? Egal

Keine Ahnung, ob man die folgenden Momente nachempfinden kann: im Lockdown kam es zu diesen besonderen Momenten der vollkommenen Orientierungslosigkeit. Zeit und Raum spielten keine Rolle mehr; ebenso wenig, wann zuletzt geduscht wurde. War das Brot trotz Schimmel essbar? War das mein Atem? Und wo war meine Hose? All diese Dinge verloren an Bedeutung. So auch die Uhrzeit. Somit fand ich mich in der Küche wieder. Gebrochen, aber durstig.

»Gegen ein einziges Bier wird ja wohl niemand was sagen«, versicherte ich mir. Wer denn auch? Ist ja niemand hier, außer meiner Wenigkeit. Das Bier und ich. Wir wurden innerhalb weniger Sekunden beste Freunde. Der erste Schluck füllte die innere Leere, die sich im Lockdown in mir breit gemacht hatte. Was ein Gefühl! Unbeschreiblich. Ich fühlte mich, als ob es kein Morgen geben würde. Und wenn, dann wüsste ich eh nicht, welcher Wochentag das wäre.

Was Sinnvolles? Oder noch ein Bier

Vier Flaschen später. Auf dem Display meines Smartphones stapeln sich die Neuigkeiten und Fragen, wo ich denn stecke. Keine Lust auf Quatschen. Ich könnte mir was Essbares suchen. Oder ich trinke einfach noch ein Bier. Hatte ich heute etwas vor? Was Wichtiges? War da nicht eine TelKo am späten Nachmittag? Hmm. Hatte schon ewig keinen Cuba Libre mehr. Cocktails bereiten immer gute Laune – auch ohne Schirmchen.

Mittlerweile sind gewiss schon einige Tage vergangen. Aufgrund meiner spärlichen Kontakte wie bei meinen Bestellungen beim Lieferanten des Getränkebringdienstes beschränkte sich mein Vokabular auf »Prost« und »Danke«. Mein Weg zur vollkommenen Verwahrlosung war bezeichnend simpel. Der Lockdown wird früher oder später enden, das war mir damals schon klar. Doch ein anderes Problem machte sich in meinem Leben breit: wie werde ich all die leeren Schnapsflaschen los?

Beitragsbild: Im Büro gibt es nichts zu lachen

Im Büro gibt es nichts zu lachen

Dieser eine Fremdschäm-Moment, wenn der Chef einen furchtbaren Witz reißt und dennoch alle mitlachen. Humor im Büro? Fehlanzeige. Gelacht wird aber dennoch – und das vor allem laut.

Bei Reddit gibt es das Sub »Ichbin40undlustig«, ein Sammelsurium von schlechten Witzen in Bildern. Ein Fest für all die verlorenen Seelen, die selbst im Jahr 2020 noch über »Eine schrecklich nette Familie« und Tom Gerhardt lachen können. Mittlerweile habe auch ich die verrufenen 40 Lebensjahre überschritten und bekomme bekomme schnell Schnappatmung, wenn zum Beispiel im Büro die berühmt-berüchtigten lustigen fünf Minuten angebrochen sind.

Diese kurze, aber schmerzhafte Zeitraum ist gefüllt mit lautstarkem Gelächter und Pointen, die sich in ihrer Kreativität stets aufs Neue unterbieten. Der typische Arbeitsplatz-Scherz ist nicht selten sexistisch, rassistisch oder auf eine andere unangenehme Art und Weise diskriminierend. Lausche ich wehrlos auf dem Weg zwischen Kaffeemaschine und Kopierer dieser Büttenrede aus der Hölle, so fühle ich mich in eine Kindheit voller Blondinenwitze und Kalauer über Leprakranke zurückversetzt. Let’s fetz.

Zweideutigkeit für beklopfte Schenkel

Woran liegt das? Es gibt in der Regel »diesen-einen-Kollegen«, der besonders bescheuerte Bilder in die WhatsApp-Gruppe schickt und der zu jeder (un)passenden Gelegenheit die (für ihn) zutreffende Redewendung wie aus der Pistole geschossen aufsagt. Anstrengend. Begleitet wird dies meist von gekünstelt lautem Gelächter, welches sogar einige Kollegen ansteckt. Da gackert das halbe Büro, weil jemand einen eindeutig zweideutigen Spruch brachte – und ich möchte am liebsten aus dem Fenster springen.

Auf meinen wenig amüsierten Gesichtsausdruck hin werde ich gar angesprochen: »Hach ja, schlechte Laune? Lachen Sie doch mal!« … während ich bereits mit einem Bein auf der Fensterbank stehe. Ist das der Durchschnitt? Die Messlatte unseres Humors? Anspruchsloser Humor, der sich nicht totkriegen lässt und in einigen Kreisen hochansteckend wirkt? Oder ist es nur ein Phänomen des Arbeitsalltag, da die wild durcheinander gewürfelten Persönlichkeiten der Mitarbeiter irgendwo zwischen Pispers-Zitaten und Frauentausch-Anekdoten ihre Mitte finden müssen?

Mit »Dad-Jokes« beim Chef beliebt machen

Um noch einmal auf das Alter zurückzukommen: ab einem gewissen Punkt machen Typen scheinbar nur noch sogenannte »Dad-Jokes«, die so schlecht sein sollen, dass sie beinahe (!) wieder lustig sind. Witze aus einem Land vor unserer Zeit. Bei meinen Recherchen suchte ich nach dem Pendant »Mom-Jokes«. Diese gibt es zwar auch, aber werden von den typischen »Deine Mutter« Sprüchen überschattet.

Zurück zum Fremdschämen während der Arbeit. Wie soll man nun mit solchen Pausenclowns umgehen? Mitlachen? Weggehen? Mein Tipp: Über die Witze des/der Vorgesetzten immer schenkelklopfend mitgröhlen oder wenigstens glaubwürdig lächeln. Bei den Kollegen wird es kniffliger: Natürlich alle TeilnehmerInnen der WhatsApp Gruppe stumm schalten, im WC verstecken und hoffen, dass »dieser-eine-Kollege« keine dämlichen Toilettensprüche irgendwo hingeschmiert hat.

Bild: Haben Verschwörungstheorien meine Freunde ruiniert?

»Haben Verschwörungstheorien meine Freunde ruiniert?«

Die Demotivationsfrage: Was ist nur mit meinen Kontakten in den sozialen Medien los? Hat sie der Verschwörungstheorien-Virus gepackt?

Demotivationsfragen: Rhetorische Fragen, deren Antworten entmutigen aber zeitgleich erheitern können. Regelmäßig auf Miesepeters.

Plötzlich ist der Kindergartenfreund Impfgegner

Der Gang zu meinem alten Arbeitsplatz überzeugte durch aberwitzige Graffitis, die mich regelmäßig aufmunterten. Besonders die Sprüche hatten es mir angetan: „All you need is beer“, „Verhaltet euch ruhig!“ oder „Bettina, ich habe die Faxen dicke“. Einer der zahlreichen Kalauer wirkt heutzutage total überholt: »9/11 was an inside job!« – womit wir auch beim Thema wären. Damals war der Spruch in Mode oder möglicherweise ironisch gemeint, aber dennoch ein gefährliches Spiel mit dem Feuer namens Verschwörungstheorie. Nahm eh keiner ernst, allerhöchstens die Chemtrail-Beobachter und Aluhut-Träger. Heute? Niemand ist mehr vor diesen Schwurblern sicher.

Meine zuvor unauffällige Kontaktliste bei Facebook scheint voll mit redseligen Wahnsinnigen, die dank der gut geschmierten Verschwörungsindustrie plötzlich das Bedürfnis verspüren, mich mehrfach am Tag mit Bullshit zu belästigen. Anfangs stoppte ich nur die Abos der besonders verhaltensauffälligen Rabauken, doch langsam aber sicher muss ich einsehen, dass es nicht immer die beste Idee ist, sich aus Höflichkeit oder Nostalgie mit alten Mitschülern von der Realschule via Social Media zu verbinden. Nur weil man ebenso oft als Letzter für die Volleyball-Gruppe rekrutiert wurde, bedeutet das nicht, dass einem im Alter Schwachsinn wie »Pizza-Gate« verbindet. Von daher meine Frage: Wie werde ich diese ganzen Vollhirnis los? Muss ich alle aus meinem Account werfen oder ist ein Ende des Wahnsinns absehbar? – Heiko F. aus Krefeld

Vermissen Sie schon die Klimakatastrophe?

Erinnern Sie sich noch an Ihre jüngsten Jahre? Möglicherweise riefen Sie mitten in der Nacht panisch nach Ihren Erziehungsberechtigten, weil Sie zu 100% ein Monster unter dem Bett vermuteten. In Ihrer Vorstellungskraft hatte sich Cthulhu höchstpersönlich unter Ihrem Lattenrost eingerichtet, um sich auf die Weltübernahme vorzubereiten, bis ein kleine Bettnässer im He-Man-Schlafanzug ihn überführte. Die Wahrheit war ernüchtend, natürlich war bis auf ein paar eindrucksvolle Wollmäuse nichts zu sehen.

Nun möchte den Schwurblern nicht unbedingt das Denkvermögen eines Kindes unterstellen. Könnte trotzige Reaktionen hervorrufen! Erst letztens las ich anderswo den klugen Ratschlag, die derzeit populären Verschwörungstheorien nicht öffentlich zu veralbern. Viele reagieren mit Ironie und Sarkasmus auf die üblichen Postings der Schwurbelgang, um den fragwürdigen Aussagen wenigstens etwas entgegen zu setzen. Nachteil dieser Taktik: die Theorie verbreitet sich dennoch. Ironie versteht letztlich nicht jeder, wahrscheinlich noch viel weniger als Humor.

Bleibt Ihnen deshalb nur der Rückzug aus den sozialen Medien? Ja. Aber grämen Sie sich nicht: es werden andere Zeiten kommen. Erinnern Sie sich noch an die Flüchtlingsdebatte? Brexit? Greta? Es herrscht ein rauer Wind in der Medienlandschaft, brandheiße Schlagzeilen braucht das Land. Oder halt Anheizer. Bis das Thema »Verschwörungstheorien« vom Nachfolger (Möglich: Berliner Flughafen wird erst 2030 fertig, Amthor wird Kanzlerkandidat, Cthulhu krabbelt unterm Bett hervor) überholt wird, empfehle ich stattdessen die guten alten »Fun Facts«.

Allen voran ist das »Kuriositätenkabinett« von Wikipedia zu nennen. Dort sind lustige Artikel wie zum Beispiel über »Allgemeiner Unsinn« zu finden, ein (sic!) durchaus ernstzunehmendes Forschungsfeld in der Mathematik. Fakten, Fakten, Fakten. Und das alles sogar mit Quellenangaben noch und nöcher. Wenn das mal kein gefundenes Fressen für alle Verschwörungstheoretiker ist. Wacht auf, Leute!

Weitere Demotivationsfragen.

Beitragsbild: Verzweifelte, starrende Männer am Valentinstag

Verzweifelte, starrende Männer am Valentinstag

Der Valentinstag wird schnell zur Belastungsprobe für jeden Mann, der sich seiner Liebe vielleicht zu sicher scheint. Im Alleingang entscheiden, über was sich die Herzallerliebste freuen würde, artet nicht nur in Stress aus, sondern schafft zeitgleich absurde Momente.

Auf meinen abenteuerlichen Reisen durch die Weltgeschichte beobachte ich derzeit ein unterhaltsames Schauspiel. Ich sah sie in Einkaufsstraßen, in der Shopping-Mall und manchmal sogar an der Tanke. Einzelne überforderte Männer, die entgeistert auf Regale und Warenauslagen starren, mit verschränkten Armen und Schweißperlen auf der Stirn. Die Erklärung ist simpel und einleuchtend: Valentinstag.

Die Schachtel macht den Unterschied

Es scheint wie ein Fluch! Manchen Männern fallen bestimmte Termine wie Heiligabend oder eben Valentinstag viel zu spät ein, im schlimmsten Fall einen Tag vorher. Keine Chance mehr auf eine praktische Online-Bestellung, es hilft nur noch ein Ausflug in den Konsum-Dschungel. Dazu ein praktisches Beispiel: Limbecker Platz in Essen. Irgendwelche Agenturensöhne kamen auf die grandiose Idee, konservierte Rosen in eine stylische Schachtel  zu packen und diese schweineteuer im Einkaufszentrum zum Verkauf anzubieten. Vor der Auslage stand ein Typ um die 20, dem die Fragezeichen ins Gesicht geschrieben standen. In meiner Vorstellung rang er mit sich selbst und überlegte: »Ob ihr das gefällt? 80 EUR für einen Schuhkarton mit Zombie-Rosen? Ja? Nein? Ich brauche einen Telefonjoker, verdammt! Oder Pralinen? Ach, keine Ahnung, ich geh saufen.« 

Der Valentinstag zwingt Männer erfahrungsgemäß zu Verzweiflungstaten. Vergebene Kerle wagen sich auf eine Art Schatzsuche und stellen sich dabei an, als wären sie Hauptcharakter in einem Roman von Jules Verne. Reise zum Mittelpunkt des Floristen oder 20.000 Euro über dem Budget. Singles, die ihren Schwarm überzeugen wollen, begeben sich auf eine ähnlich gefährliche Mission, nur sind noch ahnungsloser. Und vor allem betteln sie um Hilfe.

Schlüpper sind frei von Stilfragen

»Du musst mir helfen, was wollt ihr Frauen??« betteln Typen ihre weiblichen Kontakte an, wenn es um ein Geschenk für die Herzdame geht. Schadenfrohe Frauen legen ihm Einhorn-Tränen, Badebomben und Peniskissen ans Herz. Ganz schön gemein! Wie jeder weiß, sind Männer per se mit Shopping überfordert – selbst wenn es um sie selbst geht. Wer es nicht glauben mag, sollte einen Typen beim Kauf einer Krawatte oder so begleiten. Sofern es sich nicht um Produkte handelt, die keine Stilfragen schaffen (Toastbrot, Bier, 10er Pack Schlüpper), wird kein Mann überlastet.

Liebe Sadisten und Freunde der Realsatire: nehmt euch die Zeit und schlendert am 13.02 oder 23.12 durch die Einkaufsstraßen eurer Wahl und zählt die verzweifelten Kerle, die hilflos vor  Regalen und Schaufenstern gestrandet sind. Lauscht der aufkommenden Verzweiflung, dem Wimmern und ergötzt euch am gnadenlosen Scheitern des planlosen Mannes. Und wenn er dem Ende nah ist, sich selbst aufgibt und kurz vor dem Kollaps steht, so haltet ihm ein überteuertes konserviertes Peniskissen mit Einhorntränen in einer Schachtel hin – quasi ein ganzes Jahr Ruhe … zum einmaligen Sonderpreis.

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Bild: Tanz den Lower-Your-Standards-Limbo

Tanz den Lower-Your-Standards-Limbo

Tiefer geht immer. Besonders, wenn es um den persönlichen Anspruch hinsichtlich der Partnersuche geht. Anstatt stets auf den eh viel zu hohen Standards herumzureiten, könnte man doch absichtlich in die Tiefe gehen. Genug schlechte Wortwitze, tanze den Lower-Your-Standards-Limbo!

Niveaulimbo? Kennt man! Zur Erinnerung: das beschreibt den Umstand, wenn sinnlose Kackscheiße billigend in Kauf genommen wird, wie beispielsweise das Dschungelcamp oder Geräte wie der legendäre Wursttoaster. An dieser Stellte möchte ich eine halsbrecherische Variation des Jugendworts 2010 ins Spiel bringen: den Lower-Your-Standards-Limbo. 

Im Netz findet man millionfach Memes und Motivationssprüche, die sich mit dem persönlichen Anspruch auseinandersetzen. Ganz vorn mit dabei ist der Spruch: »Do not allow your loneliness to lower your standards«, welchen ich frei mit »Nur weil du einsam bist, musste keinen Staubsauger vögeln« übersetzen würde. Scheinbar scheinen die Ansprüche bei der Partnerwahl eine große Rolle zu spielen, dabei könnten die Positionen kaum unterschiedlicher sein.

Anspruchsvoll einsam

»Halte Deine Standards« sagen meist ohnehin beliebte und attraktive Personen, die mindestens 1.000 Follower bei Laune halten und sich ausschließlich vor Postkarten-Motiven ablichten lassen.  »Halt mal den Ball flach« raunen dagegen die Forever-Alone-Versager, die sich hinter Bergen von Pizza-Kartons vor ihrer Mutter verstecken und bei Nacktszenen die Pausetaste drücken.

Nur weil Sex, Kochen und manche Netflix-Serien zu zweit mehr Spaß machen können, kommen bei Dauersingles regelmäßig Selbstzweifel auf. Wenden sich folglich Betroffene verzweifelt an ihr Umfeld, so antwortet dies demotivierend: »Vielleicht sind Deine Ansprüche zu hoch?« Bei manchen ist so eine Äußerung hinsichtlich der Ex-Partner eine bodenlose Frechheit. Doch wie tief soll man bei der Partnersuche sinken? Sollten alle Vorstellungen über Bord geworfen werden? Fuck Disney, gib mir die Kandidaten von Schwiegertocher gesucht

Tiefer gelegte Ansprüche

Von Junkies wird behauptet, dass sie erst am Boden ankommen, sprich den absoluten Tiefpunkt erreichen müssen, ehe sie wieder ihr Leben in den Griff bekommen. Sollte dies auch auf die Partnerwahl zutreffen, ja dann gute Nacht. Das wären das düstere Aussichten für das nächste Tinder-Tagebuch. Dies wäre das Ende der Fahnenstange: am Boden zerstört, sprich der weltbeste Limbo, den niemand unterbieten kann. Am besten, man bleibt einfach liegen.

Vielleicht lässt es sich liegend sogar besser flirten, wer weiß. Selbst wenn als Ansprechpartner der Sanitäter herhalten muss, warum nicht die Chance/Notlage nutzen und die niedrige Lage als tatsächliche Grundlage gebrauchen. Als Vorschlag würde ich folgende Flirt-Taktik empfehlen: »Nun komm doch mal näher, begib Dich auf mein Niveau. Übrigens … schon mal vom Niveaulimbo gehört? Nein? Dann lass mich so lange liegen, bis mich jemand angräbt.«

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Beitragsbild: Einmal Schurke sein

Einmal Schurke sein

Die dunkle Seite der Macht hat durchaus ihre Reize. Zum Beispiel könnte man als psychopathischer Killerclown oder Kannibale Oscars abräumen. Aber ist es letztendlich erstrebenswert, absichtlich ein Schurke oder gar Vollarsch ohne Reue zu sein?

Während meiner Kindheit war vieles einfacher. He-Man war der Gute, Skeletor der Böse. Selbst mit dem Lore überforderte Eltern erkannten den Helden direkt am blonden Topfschnitt, während der Schurke eine knochige Fratze trug. Das Spielprinzip war klar: Skeletor bekam als fieser Möpp verdient aufs Maul, He-Man kloppte die Fiesen aus dem Leben und ging nur bei Grün über die Straße. Aber jetzt? Seitdem sämtliche Comichelden ihren Weg auf die Kinoleinwände fanden, scheint es gar nicht mehr so einfach, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Eindeutige Feindbilder wie Darth Vader, Dr. No oder die Eltern der Peanuts wurden durch kranke Psychos auf Droge ersetzt, wie den Joker, Walter White und Hannibal.

Ein Beelzebub auf Erden

Zugegeben … Superhelden können unerträglich langweilig sein. Schurken hingegen scheinen einfallsreicher dank krimineller Energie, hauen die cooleren Sprüche raus und tragen ständig schwarz. Eignen sich demzufolge und aufgrund dieser Eigenschaften deutlich besser als eierlegende Wollmilchsäue zum Ausschlachten, statt der alten Kamellen aus den 80ern. Man stelle sich vor, eine Neuauflage der damaligen TV-Serie »Ein Engel auf Erden« würde statt des letzten »Joker« Streifens die Preise abräumen. Undenkbar! Alternativ jedem Kritiker die Visage zu zerfetzen wie ein richtiger Oberfiesling mit Clownsnase würde Michael Landon der verwirrten Seele über die Wange streicheln und sagen: »Lass alles raus«. Oscarreif!

Gewissenlos Kätzchen schubsen

Ein Schurke zu sein lockt mit angeblichen Möglichkeiten. Freche Antworten, tun und lassen, was man will sowie durch Manipulation und fieser Tricks Vorteile erlangen. Solange kein blonder Langweiler mit seltsamer Frisur oder im blauen Strampler dazwischen funkt, könnte man es so weit bringen. Theoretisch. Wäre ich einen Tag lang ein wahrer Schurke, sprich Teufel oder Endgegner, so würde ich den Tag beginnen, indem sämtliche Regeln breche! Müll nicht trennen, Omas schubsen, Schwarzfahren, Obdachlose auslachen, Kätzchen aussetzen, Steuern hinterziehen, Kaugummi auf den Boden spucken und eine Rolltreppe blockieren für den Anfang. Im Laufe des Tages würde ich zehn verschiedene Größen einer Jacke bei Amazon bestellen, drei Filme illegal runterladen, vor vier ein oder mehrere Bier trinken und jedem Gesprächspartner ins Wort fallen. Ich wäre Staatsfeind Nummer 1. Eine akute Bedrohung! Ich bin Pinky und Brain in einer Person, mir gehört die Welt! Ein derartiges Machtgefühl hatte ich zuletzt beim Mau-Mau Spielen, als ich alle vier Siebener auf der Hand hatte.

In RPGs – sprich PC-Games (Baldur’s Gate, Neverwinter Nights etc.) oder Pen & Paper Rollenspielen – gibt es für Spieler die Möglichkeit zum Beispiel rechtschaffen böse als Gesinnung zu wählen. Einmal wollte ich den Thrill erleben abgrundtief böse zu sein. Bereits bei der ersten Begegnung mit einer für den Plot relevanten Person scheiterte ich massiv. Anstatt »Gib mir dein Geld, Du Knecht!« zu sagen, nahm ich eine Quest an, die ausgerissene Katze zu retten. Ohne Bezahlung. Hmpf. 

Arschlöcher sind nicht sexy

Den Reiz des Bad Boys kann ich bis zu einem bestimmten Grad nachvollziehen, doch will der Funke nicht vollständig überspringen. Während die Bösewichte auf den Leinwänden, in Büchern und Comicheften immer komplexer und möglicherweise interessanter wurden, bleiben die Schurken der realen Welt weiterhin hässlich wie die Nacht. Egoismus, Neid und Missgunst werden niemals sexy sein, da begünstigt auch keine schwere Kindheit. Jene Arschlöcher, die es toll finden, einer verachtenswerten Ideologie hinterher zu rennen, bleiben weiterhin erbärmlich. Wer andere Menschen zwecks eigener Vorteile ausnutzt, ist und bleibt ein Arschloch. Punkt.

Wenn es in den Fingern juckt und die dunkle Seite der Macht lockt, versuche ich abzuwägen, ob sich die Rolle des Schurken wirklich lohnt. Wenn ich einen Blick in die Nachrichten werfe, dann weiß ich hundertprozentig: Nein. Und wenn ich an all die Vorbilder aus Funk, Film und Blah denke weiß ich ebenfalls: Nein, verdammt! Ich wäre eh nur so lange sicher, bis sich irgendein Bänker in einer Telefonzelle in seinen Strampler zwängt oder mich die Vernunft einholt.

Photo credit: JD Hancock on Visualhunt / CC BY