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Was sollte in einer Bewerbung stehen?

Lust auf einen neuen Job? Dumm nur, dass meist zuvor eine Bewerbung abgeschickt werden muss. Damit es mit der nächsten Stelle klappt, habe ich Informationen und Tipps bereitgestellt, um die Chancen einer Einladung um 100, ach was sage ich, 1000 Prozent zu erhöhen.

Meine persönlichen drei Todfeinde sind die öffentlichen Verkehrsmittel, Kröten und Bewerbungen. Gerne würde ich nun über viele Zeilen hinweg meinen Hass auf diese widerlichen Kröten ausdrücken. Jene sinnfreien Viecher, die im Grunde wie matschige Brötchen aussehen. Oder über Frechdachse, die Zugverspätungen mit »Störungen im Betriebsablauf« begründen – eins meiner Lieblingsthemen. Doch soll es in diesem Beitrag tatsächlich um Letzteres gehen: das Schreiben von Bewerbungen hinsichtlich der komplizierten Frage, was eigentlich genau drin stehen sollte.

Vor dem Reichtum kommt die Unterwerfung

Du bist auf der Jobsuche, weil du a) unterbezahlt bist b) noch nie einen Job hattest oder c) deine Eltern dich nach 39 Jahren überraschend doch vor die Türe setzten. Kein Problem, laut der aktuellen Medienberichterstattungen gibt es freie Stellen wie Sand am Meer. Aufschwung, Baby! Du könntest demzufolge einen kleinen Schmierzettel »Ich bin die Lösung eurer Probleme« kritzeln, in einen mäßig frankierten Briefumschlag stecken und als Bewerbung einfach an beliebige Arbeitgeber schicken. Die Einstellung sowie eine Option auf den Chefsessel sind so sicher wie das Amen in der Kirche.

Ob es am Ende tatsächlich so easy peasy ist, überlasse ich euren Realitätssinn. Leider haben mir die Brüder und Schwestern von diversen Jobcentern geflüstert, dass Arbeitgeber dummerweise ein paar Details mehr wissen müssen, ehe sie euch die Geschäftsführung überlassen. Demzufolge habe ich zwei kleine Listen gebastelt, die beim Schreiben einer Bewerbung hilfreich sein können.

Das gehört alles in eine Bewerbung

Adresse: Hilfreich, wenn man dich – aus welchem Grund auch immer – kontaktieren möchte
Foto: Auch wenn es die meisten nicht zugeben wollen, ein schniekes Foto entscheidet alles
Lebenslauf: Erfinde schöne Umschreibungen für deine Jahre als arbeitsloser Taugenichts (»Selbstfindungsphase«)
Ordentliche Anrede: Auch wenn es vor 10 Jahren noch so witzig war, schreibe nie WHAAAASUP Herr/Frau Soundso
Gute Argumente: Warum sollte man dich einstellen? Im Zweifelsfalle einfach lügen. Eine Bewerbung ist eh nur ein Märchen

Das hat keinen Platz in deiner Bewerbung

Tippfehler: Du willst 5.000 Brutto und kannst nicht einmal seit von seid unterscheiden?
Hobbies: Niemanden interessiert, dass du gerne Podcasts hörst
Keine langen Sätze: Spare dir deine ellenlangen und sinnlosen Kommentare für irgendwelche Katzenvideos
Fragen nach Raucherpausen: Schön, dass du am liebstem vom Balkon aus arbeitest – aber nö
Peinliche E-Mail Adressen: Wenn du dich schon online bewerben willst, dann verzichte auf deine olle Mailadresse Horny_Baerchen79@yahoo.com

Beispiel eines perfekten Bewerbungsschreibens

Zur Verdeutlichung präsentiere ich hier ein Muster für eine Bewerbung, die 100% Erfolg verspricht. Spot an!

Es war einmal … oder sollte ich sagen »Sehr geehrte Damen und Herren«?

Freilich muss ich ein längeres Meeting im heimischen Konferenzraum (WC) abgehalten haben, als mir Ihre Stelle beim Umblättern ins Auge fiel. Diese Anforderungen! Dieses Profil! Es schien mir so, als würden Sie mich höchstpersönlich ansprechen. Dass Sie jedoch so eine mit absurder Werbung vollgestopfte Wochenzeitung für ihre geizige Anzeige wählten, muss eine Art Hilfeschrei sein. Doch keine Bange, die Lösung ist nah. Zur Rettung Ihres Imperiums ist jedoch eine klitzekleine Hürde zu überwinden: Sie müssten mich zu einem Kaffee in Ihrem Hause einladen.

Warum ich der Richtige für den von Ihnen ausgeschriebenen Job bin? Weil ich mit hoher Wahrscheinlichkeit der Einzige bin, der zwischen den Zeilen Ihrer viel zu hoch gesteckten Anforderungen lesen kann. Sie wünschen Sie keine Fachkenntnisse oder gar Soft Skills wie Teamfähigkeit oder Lernbereitschaft. Viel mehr sehnen Sie sich nach dem nächsten Fackelträger, der das Unternehmen erfolgreich über die Zielgerade bringt. Ich bin ihr Mann. Oder wie es Freddy Mercury trällern würde: The Show must go on.

Ich will einen Firmenwagen (No Diesel), mindestens zwei Angestellte und eins dieser schnuckeligen Headsets, damit ich bei einer Runde Billard mit den Kollegen lässig mit Tokio schwatzen kann. Deal? Deal.

Rufen Sie mich an
Herzlichst, ihr BlahBlaBlah

Photo on Visual hunt

Beitragsbild: Sexting - Wie man es nicht macht

Sexting – Wie man es nicht macht

Sexting ist bisweilen genauso bescheuert, wie es klingt. Das Versenden anrüchiger Nachrichten und Bilder ist aber für Flirtmanöver ein gerne genutztes Mittel, um die Stimmung anzuheizen. Damit es gelingt, sollte man die folgenden Tipps beherzigen.

Es ist eine fordernde Zeit, in der wir leben. Keine Sekunde für Tiefgang, nichts darf verpasst werden. Kein Wunder also, dass besonders zwischenmenschlich der überspringende Funke auf der Strecke bleibt und verpufft. Stichwort Lebensabschnittspartnersuche. Anstatt langsam und schüchtern Vertrauen zueinander aufzubauen, wird via Textnachricht (neudeutsch Sexting) gefragt, ob später am Abend die Fleischpeitsche geschwungen wird – verharmlost mit einem absurden Smiley.

Blamage Sexting – peinlicher als ein offener Hosenstall

Solche schreckliche Fragen sind bezeichnend für die herrschende Gefahr, sich beim sogenannten Sexting total zu blamieren. Männer stürzen bei diesem Thema in außergewöhnlich viele Fettnäpfchen, indem sie beispielsweise kommentarlos Fotos vom eigenen Unterleib an sämtliche Damen in der Kontaktliste versenden – in der Hoffnung, dass wenigstens eine (!) positive Antwort erfolgt (»Nette Tapete«). So wurde es mir zumindest berichtet. Manche Frauen haben unfreiwilliger eine ganze Penissammlung auf dem Handy, weil sie mit dem Löschen nicht mehr hinterher kommen. Ich selbst habe so gut wie keine Erfahrung in dem Bereich, da ich selbst in meinen wilden Zeiten als Single viel zu schüchtern war und höchstens Zeug wie »Was machst du gerade?« fragte. Wahrscheinlich rechnete ich naiv und horny mit einer Antwort wie »Pornos, warum?«

Auch umgekehrt war ich unfähig. Selbst wenn ich eindeutig zweideutig angetextet wurde, antwortete ich meist mit einem Bier-Bild oder einem »lol«. Also kein guter Einstieg für eine Runde Sexting. Für ein hemmungsloses Techtelmechtel via Messenger und Co. war ich zu verklemmt und schisserhaft. Aus diesem Grund folgt keine Anleitung, wie man seine Chancen auf Beischlaf steigert, sorry. Viel mehr möchte ich auf Fallstricke sowie mögliche Gefahren beim verruchten Rumgechatte hinweisen.

Verdammte Autokorrektur!

Der wichtigste Hinweis zuerst: solltet ihr ohne Vorwarnung eine schlüpfrige Nachricht versenden und die Reaktion (erwartungsgemäß) negativ ausfallen, so schiebt es auf die Autokorrektur. Wem ist das noch nicht passiert? Man tippt hastig eine Nachricht, die total in die Hose geht und muss sich folglich aus der Affäre ziehen. Schnell wird aus einer fatalen Dämlichkeit eine interessierte Nachfrage, wie man zum Stricken steht. Im absoluten Notfall bleibt nur noch das entschärfte »Sorry, war nicht an dich«. Und um Gottes Willen, schickt euren Schweinkram in keine WhatsApp-Gruppe!

Der zweite Tipp sollte auch unbedingt beherzigt werden: es sollte einem stets bewusst sein, dass jede versandte Nachricht seinen Weg ins Internet finden könnte, wahrscheinlich mit einem bitterbösen Kommentar und dem Hashtag »Fail«. Alles wird sofort geteilt und verbreitet, vergesst Gnade oder Rücksicht. Pro-Tipp: bevor ihr neben Texten auch Selfies schicken wollt, so räumt zwingend die Bude vorher auf. Nichts ist peinlicher als ein Stapel leerer Pizzakartons u.ä., wenn ihr euch ablichtet. Des Weiteren lasst eurer Gesicht besser weg. Ex’en werden das IMMER gegen euch verwenden.

Bei reinen Textnachrichten ist Slang erlaubt, ja sogar wünschenswert. Wer will schon ganze Romane lesen, wenn es um das Eingemachte geht? Niemand will lesen, dass es draußen eine romantische Kulisse gibt, die nur von Krankenwagen-Sirenen und bellenden Hunden gestört wird. Oder hast du Rosenblätter über dich streust, während du keck deine Nippel zwickst. Außerdem haben beim Sexting viele nur eine Hand frei, da kann ewiges Scrollen die Stimmung killen.

Zu guter Letzt: keine Emojis, keine Smileys. Niemand wird deine Anfrage ernst nehmen, wenn du hinter jeder Anmache eine Aubergine setzt. 🍆

Photo credit: WarmSleepy on Visual hunt / CC BY

Beitragsbild: Sorry, aber ich hatte eine schwere Kindheit

Sorry, aber ich hatte eine schwere Kindheit

Eigenverantwortung ist lobenswert, doch möchte dies nicht jedem gelingen. Was geht in einem Menschen vor, der sich selbst Opfer definiert? Hier ist ein fiktives Statement einer Person, welche Verantwortung so weit wie nur möglich von sich schiebt.

Ich kann nichts dafür. Ehrlich. Es liegt gewiss an meiner schweren Kindheit und wahrscheinlich auch am Wetter. Schließlich bin ich am Ende auch nur ein Opfer der miserablen Umstände. Kein normal denkender Mensch wäre so dreist, mir Vorwürfe zu machen. Das wäre schlichtweg unverschämt oder sogar bösartig. Aber fangen wir vorne an. Ich wurde Ende der 70er geboren und konnte mich nicht gegen diese furchtbaren Geschmacklosigkeiten wehren. Sie waren einfach da, wahrscheinlich sogar lange vor meiner Geburt. Tapeten, Klamotten und vor allem meine Eltern. All diese Faktoren erschwerten es mir, meinen Weg zu finden. Wie soll man sich auch als Dreijähriger entfalten, wenn man bereits vor der ZDF-Hitparade ins Bett muss?

Zahlen und Christoph sind schuld – aus Prinzip

Im Laufe der Jahre wurde es nicht besser. In der Schule kam ich ebenfalls nicht gut zurecht, da ich an Hausaufgaben und meinem Mathelehrer verzweifelte. Er hatte mich auf dem Kieker und bat mich zu ungünstigen Momenten an die Tafel, um mich vor versammelter Mannschaft rund zu machen. Das nagte an meinem Selbstbewusstsein und so lernte ich Zahlen zu hassen. Diese Abneigung hat sich bis heute gehalten, wie man an meinen aktuellen Umgang mit Finanzen zweifelsfrei erkennen kann. Hätte er nicht ständig auf sinnentleerte Kurvendiskussionen bestanden, würde ich wahrscheinlich in jeder Mittagspause Sudoko-Rätsel lösen.

Generell mache ich meine Schulzeit für viele Mängel im Hier und Jetzt verantwortlich. Ich bin unsportlich, da mich mein Sportlehrer albern zu Lambada vor klatschenden Eltern »tanzen« (streng genommen war es eher schunkeln und stampfen) ließ. Bücher finde ich anstrengend, da ich ein Schuljahr mit Das Parfüm von Süßkind verbringen musste. Und die allerschlimmste Fehlannahme war über viele Jahre lang, dass man interessante Frauen entweder stundenlang anstarrt oder mit hastig gekritzelten Zetteln (»Willst du mit mir gehen?«) von sich überzeugen könnte. Keine Ahnung, wie mein Mitschüler Christoph es anstellte. Wäre er nicht gewesen, hätte sich vielleicht wenigstens die dicke Linda für mich begeistern können.

Prinzessinnen und Milfs

Meine ersten Beziehungen prägten und ruinierten mich gleichzeitig. Anfangs schwebte ich stets auf Wolke Sieben, bis unerreichbare Ansprüche an mich gestellt wurden. Ich sollte mir beispielsweise einen Job suchen und ständig ihre Eltern besuchen. Kaffee und Kuchen und am Wochenende Zeitungen austragen. Mein Selbstwertgefühl wurde mit Füßen getreten, bis ich nur noch funktionierte. Meine Perlen wurden dagegen betüdelt wie Prinzessinnen. Dieser ganze Druck ließ mich von Anfang an scheitern. Ich suchte Ablenkung in Computerspielen, Filmen und im Internet. All diese Eindrücke verdarben meine Seele, ließen mich abstumpfen. Rotten.com und grenzwertige Pornos machten eine trostlose Gestalt aus mir. So fand ich mich kuchenkauend bei irgendwelchen Pseudo-Schwiegereltern wieder und fragte mich, ob die überhaupt ahnten, was eine »Milf« sein könnte.

Was folgte, lag nicht mehr in meiner Hand. Mit dem Alter nahm der Frust zu, da ich mich mehr und mehr mit dem Tagesgeschehen beschäftige. Keine Tagesschau mehr ohne anschließenden Wut- und Tobanfall. »Redet nur, ihr Spacken. Ihr habt gut quatschen, ihr da oben!« brüllte ich dem Fernseher entgegen – lange bevor Hatespeech erfunden wurde. Die Politiker waren schuld an nahezu allem. Meinen schlechten Job, mein leeres Konto und die Unmöglichkeit einer Rente. Ich fühlte mich in Stich gelassen. Vermeintlich gute Laune, die wahrscheinlich nur durch eine Anzahl der Biere stieg, wurde von den Meinungsmachern, sprich den Medien, konsequent im Keim erstickt. Mir wurde keine Chance gewährt auf wahres Glück, auf Zufriedenheit. Mensch, ich vermisste die guten Hits der ZDF-Hitparade.

Was bleibt, ist Selbstmitleid

Nun liege ich hier, verbittert. Mein Vater sprach mir bereits vorwurfsvoll auf den AB, mindestens vier Mal. Eigentlich müsste ich aufstehen und mich um meine Hygiene kümmern, da selbst mir schlecht von meinem Gestank wird. Doch wie soll ich das anstellen? Schließlich hatte ich gestern so einen schlechten Tag. Mein Zug fiel aus, es sieht nach Regen aus und ich wurde für 30 Tage bei Facebook gesperrt, weil ich einen provokanten Tweet retweetet habe. Dabei wollte ich nur meiner Ex was auswischen. Und einer muss ja mal die Wahrheit sagen! Wie es hier aussieht und überhaupt. Stellt mich ruhig in eine Ecke, denn da gehörte ich ja für euch schon lange hin. Was kann ich schon dafür, so war es schon immer. Übernehmt doch mal Verantwortung für das, was ihr angerichtet habt. Morgen gehe ich erst einmal zum Arzt und lasse mich erneut krank schreiben.

Beitragsbild: Every Day Carry – Das EDC-Packet

Every Day Carry – Das EDC-Paket für Anfänger Vorsorge für jeden Tag

Not today, Satan! Das Leben in der Wildnis (oder wo auch immer) ist nur schwer zu meistern. In den schlimmsten Fällen lohnt sich ein EDC-Paket (Every Day Carry), um das baldige Ableben noch etwas aufzuschieben.

Jeder kennt das, man hat sich ausgesperrt und muss jetzt alleine in der Wildnis überleben. Oder die Schwiegereltern kommen zu Besuch und man zieht es vor lieber einige Wochen im Stadtpark zu verbringen. Vielleicht ist man aber auch am Oberhausener Bahnhof gestrandet und muss nun einige Stunden warten, bis ein außerplanmäßiger Zug eintrifft und einen in die Zivilisation zurückholt.

Every Day Carry – Das EDC-Paket

Zu diesem Zweck haben amerikanische Outdoorexperten, Bushcrafter und Überlebenskünstler das Every-Day-Carry-Paket (kurz EDC) erfunden. Every Day Carry bedeutet ungefähr so viel wie vorbereit für jeden Tag/ allzeit bereit. Man kann solch ein Päckchen am Gürtel tragen oder in der Handtasche verstauen und immer mit sich herum schleppen. Damit ist man jeden Tag gegen Katastrophen gewappnet. Da Miesepeters-Leser immer mit dem Schlimmsten rechnen, hier nun einige Tipps, was in ein EDC-Paket gehört.

Kondome:

Die Erde ist überbevölkert. Wir wollen weiteres Elend verhindern.

Ein Flachmann:

Inhalt wahlweise Wodka, Scotch oder Whisky. Hauptsache man kommt über das Schlimmste hinweg.

Ein Schweißer Messer:

Wichtig ist, dass es einen Korkenzieher und einen Flaschenöffner enthält.

Einen Regenponcho:

Irgendwo auf der Welt ist der Himmel immer bewölkt.

Schwimmflügel:

Für alle die Nichtschwimmer sind und solche, die schon mal einen Tsunami im Fernsehen gesehen haben.

Geld für Schnaps und Kippen:

(Selbsterklärend)

Eine Trillerpfeife:

Um sich Mut zu machen oder eine Wagner-Oper zu pfeifen.

Schlaftabletten:

Damit man in der Wildnis nicht ständig von Passanten in eine Diskussion verwickelt werden kann.

Toilettenpapier:

Kann Leben retten.

Ein Tampon:

Kann Leben retten. (Laut Survival-Cracks wie Rüdiger Nehberg kann man damit auch Feuer machen)

Pfefferspray:

Nützlich um sich ein unliebsame Leute vom Hals zu halten, wenn man alleine in der Wildnis sein möchte.

Für alle die es sich doch anders überlegen und lieber gar nicht erst hier Dasein in der Abgeschiedenheit fristen wollen: Nehmt einfach ein Handy mit, ruft einen guten Freund an und geht mit ihm in die nächste Kneipe oder lasst euch von ihm irgendwo absetzen wo etwas los ist!

Beitragsbild: Grippewelle 2018 - ich war dabei!

Grippewelle 2018 – ich war dabei!

Hatschi! Gute Besserung! Hatschi! Gute Besserung! Die Grippewelle schwappte über das Land und bescherte uns verstopfte Nasen und Hustanfälle. Nur eine Sache nervt umso schlimmer: wenn man von der Rotz-und-Keuch-Seuche verschont bleibt.

Neben mir tropfte es. Lautlos, aber ohne Unterbrechung. Genau genommen tropfte es aus der Nase des fremden Mannes zwei Stühle weiter. Ein weiteres Opfer der Grippewelle, alles andere scheint ausgeschlossen. Ich wollte mich am liebsten auf seinen Schoß setzen und mich mindestens dreizehn Minuten anschnaufen lassen. Nicht zu nahe kommen, das wäre einfach nur weird. Aber anstecken sollte er mich. Verstopfe meine Nebenhöhlen und lasse mich gelben Rotz spucken, Fremder! Auf das ich endlich dazu gehöre und mich nicht mehr wie ein Fremdkörper in diesem verseuchten Wartezimmer fühle.

Die Grippewelle schwappt über das Land

Es begann mit harmlosen Fragen. Hast du die Grippewelle bereits hinter dir? Bist du geimpft? Nach einer Weile folgte das Misstrauen. Wieso wirst du nicht krank? Betest du Satan an? Verheimlichst du uns etwas? Letzeres wäre etwas übertrieben. Wobei: bei der Überschrift dieses Textes schwindelte ich geringfügig. Zwar heißt der Text »Grippewelle 2018 – ich war dabei«, aber tatsächlich erkrankt war ich nicht. Die Rotz-und-Keuch-Seuche zog eiskalt an mir vorbei. Selbst mit Viren überhäufte öffentliche Verkehrsmittel, vollgesiffte Automaten und Warteschlangen prallten an meinem nimmermüden Immunsystem ab. Ob es am Schnaps oder den Blutorangen lag, lasse ich zur Diskussion offen. Anfangs fühlte ich mich heldenhaft, doch nach und nach wandelte sich das Gefühl. Ich wurde zwangsläufig zum Außenseiter, weil ich nicht jeden Gesprächsverlauf mit einmal Schneuzen unterbrechen musste.

Einer muss ja arbeiten

Besonders hart merkte ich die Nebenwirkungen meiner Gesundheit am Arbeitsplatz. Vollkommen auf mich allein gestellt musste ich den gesamten Laden schmeißen. Meine Kollegen waren allesamt krank geschrieben, die Aushilfen reichten eine AU auf unbestimmte Zeit ein und der Chef verlegte sein Büro auf eine Intensivstation. Hörte sich an wie ein Betriebsausflug. Selbst die Putzkräfte lagen flach, sodass ich nach der Arbeit noch hastig die Büroräume saugte. Es war schlicht und ergreifend unfair. An manchen Tagen übernachtete ich gar in der Firma, da teilweise die öffentlichen Verkehrsmittel still standen – die Fahrer waren erkrankt. Diese Grippewelle hatte meinen Alltag fest im Griff, doch an meiner Person hatte sie kein Interesse.

Ich beneide eure roten Nasen

Gespräche und Telefonate mit Freunden waren sinnlos. Es war eh kaum ein Wort zu verstehen, wenn sie wie von Sinnen anfingen durch die Gegend zu husten. Außerdem stumpfte ich mit der Zeit ab und verspürte kaum noch Mitleid für die ganzen Schnupfnasen. Was mich aber richtig nervte, war das nahezu automatisierte »GESUNDHEIT!«, welches ich gefühlt alle drei Sekunden brüllen musste. Ständig nieste irgendwer und forderte somit meine ungeteilte Aufmerksamkeit ein. Nach ein paar Tagen inmitten zufälliger Grippewelle-Opfer lernte ich, gewisse Floskeln zu hassen. Allen voran »Gute Besserung«. Was für eine heuchlerische Scheiße. Ich sagte es zwar, aber im Grunde beneidete ich sie für ihre roten Nasen und glasigen Augen.

Wer zu spät kommt …

Auch ich wollte dazu gehören. Im Bett liegen, sich mit Ingwertee und Zuneigung trösten lassen, den gesamten Tag Netflix schauen. Kein Misstrauen mehr, weil ich kerngesund deren Einkäufe erledigte und sogar auf einen Mundschutz verzichtete. Drum blieb nur noch der Weg ins Wartezimmer der nächsten Arztpraxis. Vor dem Spiegel übte ich einige Hustanfälle und wartete vergebens auf eine verstopfte Nase. Ich wurde wütend nach Hause geschickt mit den Worten: »So Simulanten haben uns gerade noch gefehlt!«

Mittlerweile ist die Grippewelle allmählich abgeflacht. Die Leute sind wieder im gewohnten Alltagstrott, die Nasen sind frei und die Wartezimmer leerten sich. Ich kann das bestätigen, weil ich gerade drin sitze. Alleine, mit tropfender Nase und schleimigen Husten. Eine Arzthelferin verdrehte nur die Augen, als ich meine Beschwerden runter rasselte. Mein Boss schickte mich direkt hierhin, damit ich nicht alle anstecke. Ein Treffen mit Freunden musste ich gar nicht erst absagen, da ich schon längst ausgeladen wurde. Und ich hätte schwören können, dass ich einen fiesen Unterton vernahm, als man mir »Gute Besserung« wünschte.

Photo credit: benjaminasmith on Visualhunt / CC BY-SA

Beitragsbild: Die besten Waffen für die bevorstehende Zombieapokalypse

The Day After Die besten Waffen für die bevorstehende Zombieapokalypse

Die Qual der Wahl: würde tatsächlich morgen die Welt im Zuge einer Apokalypse untergehen (wie es unzählige Filme versichern), so sollte die richtige Gegenmaßnahme ergriffen werden. Hier sind die besten Waffen für den finalen Showdown.

Jeder weiß es. Das Ende ist nah. Wie die Erde untergeht ist Interpretationssache. Christen glauben, dass einige Engel auf ihrer Posaune blasen und dann die Apokalyptischen Reiter durch das Land rasen und alles vernichten. Die Wikinger und Neopaganisten befürchten, dass die Erde in Flammen aufgeht, die durch die Bewohner von einem nach Müsli klingenden Ort stammen: Muspelheim. Faschisten sind der Ansicht, dass eine Invasion von Russen bevorsteht, oder von Chinesen, oder von Islamisten (es kommt ganz darauf an wenn man fragt und was vorher im TV lief). Wissenschaftler vermuten, dass die Sonne in einer Supernova aufgeht oder der Mond auf die Erde kracht, oder eine KI die Herrschaft auf der Erde übernimmt. Sicher ist: eine Katastrophe steht bevor. Deshalb müssen wir gewappnet sein.

Es folgt eine Liste mit den besten Waffen für eine Apokalypse

Der Baseballschläger:

Gut gegen Zombies, Skelettmenschen, Straßengangs. Schlecht gegen Soldaten mit Sturmgewehren oder Aliens mit Blastern. Fazit: Sieht gut aus und hilft in sechzig Prozent der Fälle das Leben zu verlängern.

Die Minigun:

Supercoole Waffe, die beinahe jeden Gegner in die Knie zwingt. Leider geht einem schnell die Munition aus. Da es am Tag nach der Katastrophe allerdings keine Geschäfte mehr gibt, in denen man Munition für eine Minigun erwerben kann, sollte man das Ding im Waffenständer lassen.

Tomahawk:

Sehr stylisch, kann zur Not auch als Wurfgeschoss verwendet werden. Der Tomahawk vereint Coolness mit Durchschlagskraft und ist eine sehr praktische Waffe, die in keinem Zombieapokalypse-Kit fehlen sollte.

Handgranaten:

Immer gut, wenn die Gegner in der Überzahl sind. Praktisch und leicht zu verbergen, können auch benutzt werden um Türen aufzusprengen (auch an Stellen wo vorher gar keine waren). Unbedingt mitnehmen!

Flammenwerfer:

Beeindruckende Waffe. Man kann damit auch Unkraut und Glatteis bekämpfen und nebenbei Barbecue grillen. Viele Vorteile, aber insgesamt etwas zu sperrig.

Maschinenpistole:

Ja, unbedingt. Am besten bekannte Marken, wie Uzi oder Heckler&Koch, damit die Gegner sie sofort erkennen und Reißaus nehmen. Wenn es geht auch einen Unterlaufgranatwerfer installieren.

Speer:

Etwas aus der Mode gekommen. Kann im Nahkampf und als Wurfgeschoss verwendet werden und wird von Nostalgikern sogar zur Jagd genutzt. Sehr vielseitig und etwas für Individualisten (oder Höhlenmenschen).

Armbrust:

Leise Waffe, die kurze Bolzen verschießen kann. Auch als Repetierversion erhältlich. Mit Armbrüsten kann man Gegner ausschalten, ohne die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Fazit: Kann man mitnehmen. (Nicht vergessen: Die Bolzen nachher wieder einzusammeln schont die Umwelt!)

Beitragsbild: Beef mit Petrus

Beef mit Petrus

Kaum etwas erzürnt unsere Gemüter mehr als unpassendes Wetter. Zu heiß, zu kalt, zu nass und ohnehin zu windig. Irgendein Aufreger ist immer dabei. Da wir normalerweise machtlos sind, gibt es nur eine Lösung: heftiges und hemmungsloses Schimpfen.

Anfang März. Ich zerrte schlaftrunken an meiner Jalousie und schmeckte eine lange Nacht auf meiner Zunge. Frische Luft ist gut für einen zugestaubten Kopf, drum atmete ich tief ein. Herrlich. Doch meine trüben Augen hätte ich besser nicht geöffnet. Schnee. Überall Schnee! Bin ich gestern Abend falsch abgebogen und in Kärnten gelandet, oder was? Auch ein heftiges Augenreiben sowie Kneifen an empfindlichsten Stellen ließ die weißgraue Pampe nicht verschwinden. Nicht mal eine Gallone Kaffee half in meiner Not. Was blieb mir also sonst anderes übrig, als zu schimpfen? Ja, leck mich fett du verschissener Schnee! Knallfrosch, Dünnbrettbohrer, Hobbynutte! Alle meine Hemmungen sollten fallen, solange sich der Schnee schnellstens vom Acker macht. Tat er natürlich nicht, drum stapfte ich wenig später schimpfend meinen Sonntagsbrötchen entgegen. Und während sich das kalte Nass langsam aber überwältigend in mein Schuhwerk fraß, keifte ich »Arschlochschnee, du!«

Mit Leidenschaft das Wetter beschimpfen

Smalltalk-Thema Nummer 1 ist und bleibt das Wetter. Ist es drückend oder frostig? Scheint morgen die Sonne und wer verpasst den Hochs und Tiefs eigentlich ihre Namen? Das Wetter plus die dazugehörigen Begleiterscheinungen bieten uns zuverlässig Gesprächsstoff, sollte es je an Themen mangeln. Doch liefern Nieselregen und Schneegestöber eben auch alternative Möglichkeiten der kreativen Gesprächsführung, wie ich in der Einleitung aufzeige. Das Wetter bringt das Schlechteste in uns hervor. Vollkommen von Sinnen vergessen wir unsere gute Kinderstube, sofern wir aufgrund steigender Temperaturen ins Schwitzen geraten. Ganz zu schweigen vom Hagelschauer, der uns ausgerechnet auf den letzten fünf Minuten Fußweg vor der Haustüre erwischt. Selbst ein starker Gegenwind kann Aggressionen auslösen, wenn die Frisur drunter leidet.

Würde ich an Petrus glaube, so hätte ich ein wenig Mitleid. Der hockt da oben und will unsere Langeweile mit irren Specials Effects bekämpfen (»Und nun gebe ich euch die Erderwärmung, lol!«) und wir motzen permanent über seine Einfälle. Scheiß Regen! Fick Dich, Glatteis! Kann die verdammte Hitze mal aufhören? Erstaunlich ist obendrein, dass selbst die friedlichsten Personen, die sonst keiner Fliege etwas zuleide tun, bei unpassendem Wetter komplett am Rad drehen. Zum Glück lassen sie ihre Wut nur an ihren Regenschirmen aus, die zerdeppert im nächsten Mülleimer landen.

Schimpfen gegen höhere Gewalt

In einem Artikel der SZ wird vermutet, dass Fluchen zum Stress abbauen dient. Leuchtet ein, da anstrengendes Wetter natürlich ein gewaltiger Stressfaktor ist. Jeder, der einmal im Hochsommer umziehen musste, wird ein Lied davon singen können. Weiter ist erwähnt, dass Kinder sich mit besonderer Hingabe tabuisierten Worten widmen, da ihnen so die Aufmerksamkeit der geschockten Eltern gewiss ist (»Wer hat dir Bitch beigebracht?!«). Vielleicht haben wir diese Lektion nie vergessen und führen das als Erwachsene fort. Schimpfen gegen die höhere Gewalt, damit endlich mal was passiert. Damit uns jemand an die Hand nimmt und flüstert: »Auch ich werde gerade nass, du Lappen«.

Bleiben noch die Wetterfrösche. Werden diese eigentlich auch beschimpft? Zwar schaue ich so gut wie kein TV, aber hey – don’t kill the messenger! Nicht, dass Moderatoren und Moderatorinnen der Wettervorhersage auf der Straße verprügelt werden, weil jemand keine Lust auf Blitzeis hat. Auf so eine Idee würde ich nie kommen. Stattdessen richtete ich bei abgefuckten Schneelandschaften meine Faust gen Himmel und drohte mit Vergeltung. Abgesehen von verstörten Nachbarn hatte es keine nennenswerte Folgen. Das Wetter bzw. der Schnee zeigten sich stets mächtig unbeeindruckt. Arrogantes Stück Scheiße. Warte ab, bis der Frühling dich ausrottet.

Photo credit: GavinLi on Visual Hunt / CC BY-ND

Beitragsbild: Muss ich auf Facebook zum Geburtstag gratulieren?

»Muss ich auf Facebook zum Geburtstag gratulieren?«

Demotivationsfragen: Rhetorische Fragen, deren Antworten entmutigen aber zeitgleich erheitern können. Regelmäßig auf Miesepeters.

Die Demotivationsfrage: Muss ich die Hinweise von Facebook ernst nehmen und tatsächlich jedem »Freund« zum Geburtstag gratulieren? Das artet doch in Arbeit aus!

365 Tage Happy Birthday

Facebook quält mich. Es erinnert mich penetrant an jeden Geburtstag, dagegen ist kein Kraut gewachsen. Spätestens zwischen dem zweiten und dritten Kaffee werde ich darauf aufmerksam gemacht, dass irgendwelche Namen heute eine Kerze mehr auf ihren Geburtstagskuchen ausblasen werden. Widerstand zwecklos! Überwiegend sind es natürlich Geburtstage, die mir am Allerwertesten vorbeigehen. Erst gestern lieferte mir die Datenkrake ein weiteres Beispiel. Ausgerechnet Bernd. Warum sollte ich diesem Halunken einen Geburtstagsgruß auf die Pinnwand heften? Ich konnte ihn schon während meiner Schulzeit nicht leiden und dulde seine Existenz auf meiner Freundesliste nur, weil ich mal was mit seiner Schwester hatte. Oder Claudia, die langweiligste Person unter der Sonne. Dass ich mich zu einem »Herzlichen Glückwunsch« zuzüglich eines albernen Emojis zwingen lassen muss – dabei möchte ich ihr am liebsten ins Gesicht gähnen. Muss ich tatsächlich jedem Heini auf Facebook zum Geburtstag gratulieren? – Paul U. aus Solingen.

Und täglich grüßt das Murmeltier

Haben Sie morgen schon was? Planen Sie besser jede Menge Zeit für ein paar Geburtstagsgrüße ein. Natürlich ist die Größe Ihrer Freundschaftsliste tonangebend. Aber Spaß beiseite, niemand hat Sie – abgesehen von Facebook selbst – je dazu aufgefordert, einen freundlichen Spruch oder gar ein wahnwitziges GIF zu hinterlassen. Apropos: kennen Sie das mit Hund, der die Torte zu Boden wirft? Nein? Nachholen.

Wie gesagt, Sie sind nicht verpflichtet. Natürlich können Sie Facebook zuvorkommen und Ihre Kontaktliste ausdünnen. Schmeißen Sie all jene Personen raus, denen Sie nicht gratulieren wollen. Bei denen sich alleine beim Gedanken an »Alles Gute, Bro!« Ihr Magen umstülpt. Mit einer nahezu leeren Liste wird Ihr Leben entspannter und sämtliche aufgezwungenen Aufmerksamkeiten spielen keine Rolle mehr. Sollte Ihnen diese Lösung zu radikal sein, gibt es immer noch das bekannte Patentrezept: Ignorieren. Lassen Sie sämtliche Hinweise einfach links liegen und konzentrieren Sie sich auf den neuesten Trump-Tweet.

Trotz der mageren Hilfestellung verstehe Ihren Frust. Vielleicht sehnen Sie sich nach echten Grußformeln, welche mit Herz und Seele. Grüße, die nicht vom Klo oder beim Umsteigen hastig abgeschickt werden. Jener Impuls, der einen Großteil dazu anstiftet, unbedacht mitzumischen. Betrachten Sie es einfach als Geben und Nehmen. Wir alle sehnen und insgeheim nach Aufmerksamkeit, also tun Sie nicht so, als hätten Sie sich nicht über Bernds und Claudias niedliche Emojis gefreut.

Weitere Demotivationsfragen.

Beitragsbild: Sprich oder stirb - Warum ich Telefonate hasse

Sprich oder stirb – Warum ich Telefonate hasse

Lieber eine knappe E-Mail oder Whatsapp-Nachricht statt ellenlanger Telefonate. Das Leben könnte so einfach sein, wenn man auf das leidige Telefonieren verzichten könnte. Doch wird eine Abneigung dagegen sogar hier und da als soziale Phobie eingestuft.

Denke ich ans Telefonieren, so kommt mir direkt der Titel eines Hitchcock-Film in den Sinn: »Bei Anruf Mord«. Ans Telefon zu gehen ist für mich mit Qualen verbunden. Erst recht, wenn ich die angezeigte Nummer nicht zuordnen kann. Spontan fallen mir viele Gründe dafür ein, doch möchte ich behaupten, dass nur besonders fiese Halunken hemmungslos anrufen. Schließlich werde schlechte Nachrichten nahezu ausschließlich telefonisch mitgeteilt.

Alles Schlechte kommt über den Hörer

Todesfälle, Unfälle, Kundenbefragungen, Werbeanrufe, Vorgesetzte und ein Pizza-Lieferdienst, der deine Bestellung hinterfragt. Mir fallen kaum Gelegenheiten ein, bei denen Gutes aus der Strippe kommt. Stattdessen dringen Anrufer gnadenlos in meinen Alltag ein, um mich mittels Drohungen und Hiobsbotschaften zu zermürben. Da lobe ich mir Mails und Chats, sofern sie ohne Lesebestätigungen oder blaue Häkchen daher kommen. Ich habe die Möglichkeit mitten in der Nacht zu antworten (mindert die Gefahr einer direkten Antwort) und genieße den Luxus, die verwendeten Wörter strategisch zu wählen. Kein blödes Gestammel mit 394 Umlauten pro Sekunde, nur weil mir jemand durch einen plötzlichen Anruf die Pistole auf die Brust setzt.

Umgekehrt ist es vergleichbar, da ich mich für einen höflichen Mensch halte. Mir missfällt die Vorstellung, andere Leute durch mein Gebimmel aus dem Konzept zu bringen oder gar auf einen Anrufbeantworter oder eine Warteschleife zu stoßen. Das erzwungene Lauschen maschineller Ansagen oder unerträglicher Musik steigert nur meine Nervosität, sodass ich am liebsten auflegen würde. Warum soll ich mich auch zum Affen machen, wenn andere aus Bequemlichkeit und Kostengründen Maschinen einsetzen?

Kerngesunde Quasselstrippen

Nicht wenige Stimmen im Internet teilen diese Meinung. Doch wäre das ewig klugscheißende Internet nicht das Internet, wenn es nicht auch Lösungsvorschläge noch und nöcher bereithalten würde. So ist im Falle einer Telefonabneigung sogar von einer Art »sozialer Phobie« die Rede. Dass man ein Problem mit zwischenmenschlichen Kontakten hat. Gründe dafür können die üblichen Verdächtigen sein: Angst vor dem Versagen, ein vermindertes Selbstwertgefühl und miserable Erfahrungen im öffentlichen Nahverkehr.

Aha. Nur weil ich schlechten Neuigkeiten via Telefon aus dem Weg gehen möchte benötige ich scheinbar dringend eine Verhaltenstherapie. Irgendwie habe ich den Verdacht, dass mir eine solche Sitzung nicht unbedingt die Vorzüge des Telefonierens nahe bringen würde. Ich stelle mir das eher so vor:

Psychotherapeut: Warum deprimiert Sie das Telefonieren so? Warum vermeiden Sie Telefonate?
Ich: Weil ich es nicht leiden kann.
Psychotherapeut: Wir müssen der Sache auf den Grund gehen. Und womögliche Ursachen finden.
Ich: Wir müssen gar nichts finden. Ich kann Telefonieren einfach nicht leiden!
Psychotherapeut: Warum reagieren Sie so gereizt bei dem Thema?
Ich: Weil ich es wie gesagt nicht ausstehen kann.
Psychotherapeut: Doch was steckt dahinter?
Ich: Nichts! Es ist einfach nervig!
Psychotherapeut: Ich verschreibe Ihnen mal was.
Ich: Ich will keine Pillen. Ich will auch kein Telefon!
Psychotherapeut: Daran müssen wir arbeiten.

Im nächsten Moment würde ich nach dem nächsten Telefon greifen, um ihm damit eins auf die Omme zu hauen. Wahrscheinlich – wie gesagt, ich bin ein höflicher Mensch – hätte ich im Anschluss daran den Anstand, ihm einen Krankenwagen zu rufen. Natürlich telefonisch, sofern ich mich denn dazu durchringen kann.

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Beitragsbild: Gebt mir keine Bananen, gebt mir einen Job

Gebt mir keine Bananen, gebt mir einen Job

Aktuelle Stellenausschreibungen überzeugen nicht mit konkreten Angaben, sondern mit Vitaminen. Kaum ein Jobangebot kommt mehr ohne frisches Obst, einem persönlichen Trainer und einer eigenen Bowlingbahn aus.

Björn hat die Faxen dicke und stellt seine Freundin zur Rede. »Annette, was macht die Jobsuche«, fragt er mit lauter Stimme und seinem Wir-müssen-reden-Blick. Annette verdreht die Augen. »Was soll ich sagen? Die Stellenangebote gefallen mir ja, aber ich kann Obst nicht leiden«. Seit Wochen quält sie sich durch die üblichen Job-Suchmaschinen, um ihre Karriere als Fleischfachverkäuferin fortzusetzen. Vor zwei Monaten wurde sie gekündigt, weil ihr ehemaliger Chef eine neue Frau kennenlernte – eine überzeugte Vegetarierin. Die Metzgerei »Haxnseppl« wurde ratzfatz geschlossen und alle Mitarbeiter (und somit auch Annette) wurden entlassen. Trotz des schnellen Endes war Annette hoch motiviert, schnell eine neue Stelle zu finden. Doch musste sie enttäuscht feststellen, dass ihr die dargestellten Jobbeschreibungen gar nicht schmeckten. Statt brauchbarer Angaben wie die Höhe des Gehalts gab es überwiegend den Hinweis: wir bieten frisches Obst.

Frisches Obst für Frischfleisch

So lange ist es gar nicht her, da zählte noch der Verdienst beim Job. Wer sich in der leidigen Situation der Jobsuche befindet, hat gewiss schon die eine oder andere schräge Stellenanzeige gesehen. Mein angeführtes Beispiel mit Annette und Björn ist vielleicht etwas übertrieben, aber nicht vollkommen unrealistisch. Statt Fleischereien sind es eher Agenturen die nicht zimperlich mit Versprechungen wie »frisches Obst und gesunde Getränke«, einer wöchentlich hampelnde Personaltrainerin für »Geist und Körper« sowie »Gourmet-Kaffee ohne Ende« werben. Aber wer weiß? Vielleicht können sich demnächst auch neu eingestellte Taxifahrer über eine Staude Bananen auf ihrer Rückbank erfreuen.

Gibt es in solchen Agenturen extra eingestellte Mitarbeiter, die sich rund um die Uhr um volle Obstkörbe und den Smoothie-Ausschank kümmern? Oder müssen das die unverzichtbaren Praktikanten übernehmen? Man stelle sich vor: »Hey Finn, machst du eben die Facebook-Kampagne fertig? Der Kunde wartet außerdem dringend auf die SEO-Auswertung, Deadline ist 3 Uhr nachts! Und vergiss nicht die Pampelmusen zu schälen und ordentlich Smoothies zu pressen!«

Auf eine lange, gesunde Zusammenarbeit

In einem früheren Beitrag sprach ich den Wandel bereits an: Sport ist das neue Saufen. Welcher Arbeitnehmer oder gar Arbeitssuchende will sich schon mit Selbstzerstörung à la Zigaretten und Alkohol schmücken? So wird das nichts mit dem Job. Statt einem Flachmann zücken Anwärter auf der Karriereleiter heute lieber einen knackigen Apfel. Kerngesund und zu keinem Zeitpunkt einen Krankenschein, stets verfügbar und ordentlich belastbar – das sind die gefragten Arbeitnehmer.

Dennoch würde ich mir von den anbietenden Arbeitgebern wünschen, dass sie statt prallen Obstkörben und teuren Kaffeemaschinen die wahren Interessen der Suchenden beachten würden. Wie viel Kohle gibt es? Wie sieht es mit Überstunden aus? Urlaub? Also all die Dinge, die man im Bewerbungsgespräch besser nicht klären sollte. Also ich würde bei einer Einladung zum Plausch den Spieß umdrehen.

Potentieller Arbeitgeber: Guten Tag, Sie Miesepeters. Warum haben Sie sich auf diese Stelle beworben?
Ich: Wegen dem frischen Obst.
Potentieller Arbeitgeber: Wie bitte?
Ich: Ich selbst kaufe zu selten welches. Kein Bock auf Fruchtfliegen. Haben Sie auch Granatäpfel? Die mag ich.

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