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Sitzen ist das neue Rauchen

Sitzen ist das neue Rauchen

Nie war Sitzen gefährlicher. Von notorischen Sitzenbleibern und Couchpotatoes: wer zu lange sitzt, spielt mit seiner Gesundheit.

Das wäre mal ein bizarrer Suizidversuch: einfach aussitzen. Da spielt es keine Rolle, was genau die Seele wurmt. Total lebensmüde Zeitgenossen zünden sich dabei noch eine Zigarette an und warten einfach ab. Wobei das Rauchen vergleichsweise noch harmlos ist. Aktuelle Studien verkünden, dass zu langes Sitzen zu Muskelverspannungen, Rückenproblemen usw. führt. Ferner heißt es, dass durch übertriebenes Sitzen Gesundheitsrisiken wie Bluthochdruck, Thrombosen und einige Krebsarten begünstigt werden. Da kann der olle Glimmstengel bei weitem nicht mithalten.

Einfach Aufstehen? Voll peinlich!

Das Sitzen gehört zum Alltag. Man führe sich mal kurz vor Augen, zu welchen Alltagsgelegenheiten man sein Sitzfleisch trainiert. Am Frühstückstisch, im Auto, in der U-Bahn, am Arbeitsplatz, im Wartezimmer, am Tresen und vor dem Fernseher. Oft hat der Ort, an dem man sitzt, auch eine enorme Bedeutung. Beim Zahnarzt möchte man so wenig wie möglich Platz nehmen, während man vom Chefsessel gar nicht erst aufstehen möchte.

Apropos Arzt. Ist das nicht bittere Ironie, dass wir ausgerechnet im Wartezimmer stundenlang unsere Gesundheit riskieren? Das ist ja fast so gewagt wie ein Aufenthalt im Krankenhaus. Sollte man es dann einmal in die Sprechstunde schaffen, sind die Mediziner oft ratlos. Natürlich können sie lächerliche Sitzbälle verordnen oder andere ergonomische Möbelstücke, bei denen keiner weiß, wie man sie benutzt. Am Ende heißt es: Stehen sie öfter auf. Einfach so!

Wobei das ausgemachter Unfug ist. Man stelle sich folgende Situation vor: Eine Person sitzt stundenlang im Wartezimmer und steht einfach auf. Mitten im Raum, ohne Ankündigung. Die anderen Personen schauen erwartungsvoll, wie es denn nun weitergeht. Frei nach dem Motto: Einfach so aufstehen? Entweder komme ich nun früher dran oder es gibt Ärger. Noch komplizierter gestaltet sich die Situation im Auto, da erscheint simples Aufstehen geradezu unmöglich. Sollte man lieber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln reisen, wird man durch bloßes Aufstehen oft seinen hart erkämpften Sitzplatz verlieren. Wozu also aufstehen?

Liegen statt pimmeln

Für mich gibt es da nur eine Lösung. Man sollte das Sitzen abhaken und stattdessen in die Vollen gehen und liegen lernen. Statt halbherziges Abgammeln (Sitzen) und Rumpimmeln (Sitzen, Jugendslang) einfach mal alle Viere von sich strecken. Wir schlafen eh alle zu wenig! Die Gesundheitsrisiken bei akutem Schlafmangel sind sogar noch fataler als Sitzen und Rauchen zusammen. Liegen bewahrt uns vor Haltungsschäden und Sitzbällen und bietet interessante Perspektiven auf die Umwelt. Die ewigen Kritiker werden sicherlich auch hier Ansätze finden, mit denen sie das Liegen angreifen können. Doch mangelt es ja bereits an Beschimpfungen. Was will man statt Sitzenbleiber und Couchpotatoe schon jemanden an den Kopf werfen? Liegenbleiber? Langschläfer?

Als letztes Pro-Argument sei noch vermerkt: Im Liegen raucht es sich nicht so einfach. Vermindertes Risiko.


photo: all the troubles lie on his shoulder by rana ossama

"Muss ich beim Anstoßen dem Gegenüber in die Augen starren?"

Muss ich beim Anstoßen dem Gegenüber in die Augen starren?

Demotivationsfragen: Rhetorische Fragen, deren Antworten entmutigen aber zeitgleich erheitern können. Regelmäßig auf Miesepeters.

Die Demotivationsfrage: Muss man in einer feucht-fröhlichen Runde tatsächlich einander tief in die Augen sehen, sobald am anstößt?

 „Natürlich trinke ich gerne. Anders ertrage ich meinen Alltag nicht. Wenn ich mich nicht bereits montags auf den nächsten Vollrausch am Wochenende freuen kann, schaffe ich es meist nicht mal bis Mittwoch. Sollte ich jedoch bis zum Anstoßen am Freitagabend durchhalten, kommt es schnell zu unangenehmen Momenten. Die Rede ist vom tiefen Blick in die Augen des Gegenübers. Kein „Prost!“, „Cheers!“ oder „Chin-Chin!“ ohne nerviges Dauergeglotze. Wehe, man mischt bei diesem typisch deutschen Spießertum nicht mit! Der Spielverderber wird gemieden, verspottet und einer Ignoranz gestraft, als ob man gerade einen Helene Fischer Song angestimmt hätte. Ist es wirklich unverzichtbar, dem Gegenüber beim Anstoßen in die Augen zu starren? Oder handelt es sich hier um einen freiwilligen Akt? Nicht, dass ich was gegen diese flüchtige Intimität der Trinkbruderschaft hätte. Es ist eher so, dass ich mir die Leute lieber vorab attraktiv trinke.“ – Jens F. aus Ennepetal

Wie sagt der Volksmund? Wer trinken kann, kann auch arbeiten. Natürlich bedeuten soziale Kontakte jede Menge Arbeit, drum packen Sie es an. Der einfachste Weg, das  bescherte Umfeld aus Freundeskreis, Verwandschaft oder Kollegium zu besänftigen, ist die konsequente Nachahmung aller präsentierten Marotten. Da bietet sich ein Weg oder gar eine Abkürzung über Alkohol geradezu an – ohne diesen garantierten Eisbrecher würde eventuell gar keiner ein Gespräch anfangen.

Um schnell aufkommende Unsicherheiten abzubremsen, mischen die üblichen Verdächtigen schnell die gängigen Klischees unter die Menge. Hat man gerade noch das PLOPP! der Flasche vernommen, hört man diverse Trinksprüche, die wohl im Laufe der Jahre nie ab- oder in Frage gestellt wurden. Den folgenden Teil kennen Sie gut: Nun heißt es nicht nur „Schau mir in die Augen, Kleiner/Kleines“, sondern es entsteht gleichzeitig ein subtiler Machtkampf. Wer starrt am längsten? Wer guckt weg? Wer rennt weinend aus dem Raum? Werde ich gerade angeflirtet? Dieser Machtkampf ist ein Überbleibsel unserer Tage als Höhlenmenschen, als unsere Kommunikation noch auf Körpersprache und Laute beruhte. Dieser Zustand tritt erst bei kräftigem und zunehmenden Alkoholkonsum ein! Somit kann das Gestarre als Vorhut interpretiert werden. Das Anstoßen ist ein trojanisches Pferd, ein ganz mieser Bluff. Denn Trinken ist Krieg.

Sie können sich natürlich als Pazifist outen, um diesen klassischen Machtkampf zu entrinnen. Doch wer nicht kämpft, hat bereits verloren. Sind Sie ein Verlierer? Gewiss nicht. Also trinken Sie sich bei der nächsten Gelegenheit genügend Mut an, um alle kommenden tiefen Blicke in ihre Augen zu meistern. Auge um Auge, Glas um Glas.

Weitere Demotivationsfragen


photo by: cheers by Luigi Torreggiani

Der Nocebo-Effekt

Der Nocebo-Effekt

Schnief, rotz, hust. In den Wartezimmern der deutschen Arztpraxen gibt es derzeit Warteschlangen. Grund dafür ist eine besonders fiese Grippewelle. Oder ist das nur ein Nocebo-Effekt?

Heute saß ich im Wartezimmer und zog im Minutentakt die Nase hoch. Ekelhaft, keine Frage. Um das dabei entstehende Geräusch zu überbrücken, nahm ich mir eine veraltete Zeitschrift und blätterte im passenden Moment. Dadurch zog ich leider noch mehr Aufmerksamkeit auf mich. Bildete ich mir zumindest ein. Denn in Wirklichkeit waren alle wartenden Anwesenden damit beschäftigt, ihre Nasengeräusche zu übertönen. Der eine wechselte stets seine Sitzhaltung und knautschte dabei übertrieben mit seiner Lederjacke. Die andere ging zum Nasehochziehen immer aus dem Zimmer und fragte, ob sie schon dran sei.

Übrigens waren die Artikel gar nicht so uninteressant. Innerhalb der langen Wartezeit stellte ich fest, dass es nicht nur den mittlerweile bekannten Placebo-Effekt gibt, sondern auch den komplett gegenteiligen Nocebo-Effekt.

Nocebo: Ich werde schaden

Während Placebo übersetzt in etwa „Ich werde gefallen“ bedeutet, steht Nocebo für „Ich werde schaden“. Das passt ja wunderbar zu allen Leuten, die sich gerne mal selbst verrückt machen. Selbsterfüllende Prophezeiungen und so weiter; sie alle stehen für mich nun in einem anderen Licht dar.
Es ist eine typische Zeit der Erkältung. Das volle Wartezimmer bestätigte es umso deutlicher. Von daher fiel mein Erkranken gar nicht weiter auf. Jeder, der allerdings weiß, mit welchen Dämlichkeiten ich mich gerade privat herumplage, kann auf den typischen Nocebo-Effekt schließen. Ich habe angesichts von einer Zwangsmaßnahme mich selbst schlicht und einfach krank geredet, gedacht, gemacht. Kann ich nur empfehlen, wenn demnächst ein Besuch bei den Schwiegereltern oder eine Geburtstagsfeier eines befreundeten Arschlochs ansteht.

Was nicht bedeuten soll, dass zu meiner Feier derartige Ausreden geduldet werden. Ich habe es doch schon längst durchschaut.


photo: sick by claus rebler

Testosteron | Miesepeters

Mysterium Frau – oder wie man Pflaumenfasching feiert

Warum Frauen sich zuerst oben rum entkleiden – und andere geschmacklose Stammtischthemen, die Männer gerne von sich geben.

Frauen. Manchmal reicht das Wort an sich. Man braucht gar keine ellenlangen Erklärungen suchen, muss sich nichts aus den Fingern saugen. Manchmal genügt einfach ein in den Raum geworfenes oder leise genuscheltes „Frauen“.

So was kann nur von einem Mann kommen. Genau wie dieser Text. Das Dumme am Thema ist nur: Ich habe gar keine Ahnung von Frauen.

Stimmen die Klischees? Ich will Mario Barth und den Privatsendern nicht glauben. Auch Feuchtgebiete und Pornorap kann und will ich nicht ernst nehmen. Til Schweiger und Girliemagazine haben gewiss auch keine Ahnung. Also wie soll man es erfassen? Die Frau – das unbekannte Wesen.

Bei meinen Recherchen im Internet stieß ich auf interessante Fakten. Zum Beispiel, dass Frauen sich zuerst oben rum entkleiden und dann erst die Hose oder den Rock. Männer machen umgekehrt. Ein spontaner Selbstversuch bestätigte die Annahme.

Frauen haben nie genug

Des weiteren fand ich nur die üblichen Vorurteile. Frauen haben nie was anzuziehen. Und haben nie genug Schuhe. Sie ziehen Schokolade einem Orgasmus vor. Lieben schlechte TV-Sendungen mit Vampiren. Bewahren ihr Leben in einer Handtasche auf. Bevorzugen stundenlange Gespräche nach dem Sexualverkehr. Reifen schneller als Männer. Aber parken miserabel ein.

Ich möchte nun gar nicht darüber debattieren, was davon nun einen wahren Kern haben könnte oder wie der Vergleich zum Mann ausschauen würde. Das ist ja schnell gegeben, dass direkt Männerklischees runtergenudelt werden. Wie z.B. dass Männer nie zuhören.

Der Teddybär hat Nasenbluten

Da fällt mir eine lustige Episode ein, die ich mal von einem Freund gehört habe. Es geht um das Thema „Erdbeerwoche“, ein Term, der nicht allen Männern vertraut ist. Manche sagen auch „Sie sieht für eine Woche rot“, „die rote Armee marschierte ein“, „der kleine rote Indianer ist im Keller“, „Ausflug ins rote Meer“, „Rotwein im Keller“, „Teddybär hat Nasenbluten“, „Pflaumenfasching“ oder schlicht und einfach „Sie hat Besuch“.

Mann: Was ist denn los? Du bist so zickig.
Frau: Mag sein. Ich habe Besuch.
Mann: Besuch?
Frau: Ja, Besuch.
Mann: Hmm.
Frau: WAS?
Mann: Ja, ich mein nur. Wie lange bleibt der denn?
Frau: ‚Ne Woche…?
Mann: Und wo kommt der her?
Frau: Hä? Keine Ahnung, wo der herkommt.
Mann: Willst Du mich verarschen? Du hast Besuch und weißt nicht mal, wo er herkommt?
Frau: Sag mal, spinnst Du nun völlig..?
Mann: Ne, jetzt hör‘ mir mal genau zu! Nicht nur, dass Du einfach irgend wen einlädst, ohne mir Bescheid zu sagen! Du weißt ja nicht mal, was oder wen Du Dir ins Haus holst! Nachher ist das ein ganz Gemeiner, jawoll!
Frau: Schatz? Du bist ein Idiot. Ich meinte damit, dass ich meine Tage habe.
Mann: Oh. Das wusste ich natürlich.
Frau: Natürlich.

Männer. Frauen. Vielleicht ist es nicht unbedingt ein Verständnisproblem, sondern eher ein Kommunikationsproblem. Drum werde ich nun einfach mit mehr Frauen sprechen, um Antworten zu erhalten. Am besten ich rufe erst mal meine Mutter an.


photo: testosterone by Eduardo García Cruz

Die schlechtesten Kostüme aller Zeiten

Die schlechtesten Kostüme aller Zeiten

Manchmal fragt man sich, ob Mut mit Leichtsinn verwechselt wird. Hier sind die schlechtesten Kostüme aller Zeiten, die weit über Cowboys und Piraten hinausgehen.

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Zwiebelringe und Schokolade gegen Libidoverlust |Miesepeters

Zwiebeln und Schokolade gegen Libidoverlust

Wenn nicht mal mehr die Songs von Marvin Gaye oder Barry White helfen, muss man andere Saiten aufziehen. Um die Libido wiederzubeleben, braucht man nur Schokolade, Zwiebelringe und Honig.

Sex? Nein, danke. Es war ein schleichender Prozess, der kaum Aufsehen erregte. Viel stieß ich per Zufall darauf, als ich im Wartezimmer einer Arztpraxis abgegriffene Zeitschriften durchblätterte. In einem Artikel wurde kein Blatt vor den Mund genommen und brachte auf den Punkt: Männer haben immer häufiger Libido-Probleme.

Schnell, schneller, am schnellsten! Rasch zum Yoga/Zumba/Curling und anschließend Aldi. Fix den Kram für den morgigen Arbeitstag vorbereiten. Noch mal schnell Facebook und Whatsapp checken. Früh schlafen gehen, um früh aufzustehen und die Kinder zur Schule bringen. Funktionieren müssen, tagein, tagaus. Da bleibt die Lust auf der Strecke. So ähnlich bringen es die Experten in dem Artikel das Debakel zusammen und ich muss zugeben, dass ich mich direkt wieder erkannte. Ich habe zwar weder Kinder noch treibe ich Sport … aber Facebook und Aldi graste ich die Tage schon ab.
Da ich an dem Tag eh schon aufgrund einer hartnäckigen Erkältung die Hausärztin aufsuchte, nahm ich den Artikel gleich mit ins Sprechzimmer und klagte mein Leid.

Viagra gegen Druck

„Frau Doktor, die Medien lügen doch nicht! Ich habe keine Lust auf Sex!“
„Das beruhigt mich. Dafür hätten wir nun auch gar keine Zeit.“
„Nein! Ich mein, so schauen sie doch. In dem Artikel sind die Probleme des modernen Mannes aufgelistet. Der Mann, ich zitiere, ist gnadenlos mit den Anforderungen des Alltags überfordert. Karrieredruck, Beziehungsdruck, Leistungsdruck. Abgesehen von dem üblichen Morgenlattendruck tut sich rein gar nichts mehr. Frau Doktor, so helfen sie mir doch.“
„Sie könnten luststeigernde Mittel verwenden. Sie wissen schon. Aphrodisiaka. Oder Viagra?“
„Hmm. Geben Sie mir doch nur was gegen Schnupfen.“

Lust zu Schwarzmarktpreisen

Ich verließ die Praxis und starrte dabei mit Absicht jeder Arzthelferin auf den Hintern, um irgendwelche Gelüste bei mir festzustellen. Doch es tat sich nichts.  Dabei zeichneten sich diverse Anreize unter der weißen Berufskleidung ab. Mein Zustand musste schlimmer sein, als ich zunächst annahm.
Daheim angekommen checkte ich (nach Facebook) erst mal Wikipedia in Sachen Aphrodisiaka. Eine Auflistung der seltsamsten Luststeigerungsmittel verdarb mir noch mehr die Laune. Nashornhörner, fein gerieben mit Löwenurin, samt der Essenz von Tigerhoden? Klingt nach Dschungelcamp. So was kann doch gar nicht schmecken! Von den Schwarzmarktpreisen ganz zu schweigen. Ich wüsste nicht einmal, wo ich das Zeug her bekommen sollte. Auch wenn es in Asien recht populär zu sein scheint, möchte ich nun nicht im China-Imbiß nachfragen.

Viel hilfreicher war da eine kleine überschaubare List von natürlichen Luststeigerungsmitteln. Da fanden sich diverse Kräuter und andere Nahrungsmittel, die ich allesamt bei meinem üblichen Gang zum Aldi einsacken könnte. Gesagt, getan. Ich startete somit meinen Lusteinkauf beim Discounter meiner Wahl und kaufte neben all den Kram noch zwei weitere Artikel, um von meinem Vorhaben abzulenken. Düsseldorfer Senf und eine Dose Thunfisch.
Einige Artikel, die ich im Netz fand, richteten sich wohl eher an eine weibliche Zielgruppe. Zum Beispiel Bananen und Avocados. Doch die ließ ich einfach liegen. Man muss es ja nicht übertreiben.

Zwiebeln und Pornorap

Wieder daheim angekommen, erstellte ich direkt eine Youtube-Playlist mit sexy Songs von Marvin Gaye, Barry White und diversem Pornorap, um mich zusätzlich in Stimmung zu bringen. Let’s get it on … Mädels, haltet euch fest – Big Daddy hat eingekauft.
Ich öffnete ein paar Gewürzstreuer, die ich gerade erstanden hatte und stellte sie nebeneinander vor mir auf einen Tisch. Zimt, Vanille, Thymian, Koriander, Muskatnuss und Chili. Ich atmete so tief ein, wie es nur ging. Der blöde Restschnupfen verhinderte doch eine stressfreie Atmung. Blöd. Als ich zum Schluß total übertrieben nahezu den gesamten Chilistreuer einatmete, wurde es endlich heiß. Nur auf die falsche Art und Weise. Meine Augen fingen an zu brennen und zu tränen! Ich dachte nur: So muss sich spontane Selbstentzündung anfühlen. Gar nicht gut!
Dabei sollten alleine diese Gewürze schon anregend wirken. Musste ich also direkt zum härteren Zeug greifen.
Laut meiner kleinen Einkaufsliste sollen Datteln, Austern, Granatäpfel, Ingwer, Kokosnüsse und Trüffel auch ordentlich in Fahrt bringen. Dumm nur, dass Aldi nichts davon in seinem Programm führt. Also musste ich mich mit dem Rest meiner Liste abfinden: Schokolade, Honig und Zwiebeln.

Aber bitte mit Honig

Passenderweise stimmt Marvin Gaye gerade per YouTube „Sexual Healing“ an, als ich ein Stück Schokolade in das Glas Honig eintunke. Die Zwiebel hatte ich zu Zwiebelringen verarbeitet, die ich direkt nach der Schokolade verzehrte. Die Kombination schmeckte widerlich. Es konnte demnach nur gut sein. Wie eine bittere Pille oder so. Ich wartete auf die einschlagende Wirkung.
Drei Tafeln Schokolade und zwei Zwiebeln später hatte ich die Nase voll. Erstens war mir schon extrem schlecht und zweitens stellte sich immer noch kein Viagra-Gefühl ein. Davon abgesehen stank ich bereits so abartig nach Zwiebeln, dass eh keine Frau auf Tuchfühlung mit mir gehen würde.
Das war es wohl, mein Sexleben. Adieu, schöne Stunden der Wolllust! Ihr hattet es gut mit mir gemeint. Was soll die Aufregung auch? Auf die Qualität kommt es an. Nicht auf die Quantität! Außerdem kann ich mich nun wieder auf wichtigere Dinge konzentrieren, da das Thema endlich komplett vom Tisch ist. Ja! Das werden gute Jahre! Lieber auf die Hobbies und Interessen konzentrieren, denn sich irgendwo das Hirn rauszu…

Am nächsten Tag fand ich mich im China-Imbiß wieder. Der nette Chinamann konnte mir nicht direkt weiterhelfen, aber sein Schwippschwager aus Dormagen lässt sich das Mittel direkt aus Südafrika importieren und schwört drauf. Der Preis ginge natürlich nicht in Ordnung. Aber was tut man nicht alles. Aus Dankbarkeit kaufte ich eine kleine Portion gebratene Nudeln – extrascharf.


photo: match smoke by andrew magill

Flucht nach vorn | Miesepeters

Flucht nach vorn

Wie man flüchtet. Sei es nach vorn oder zurück – oder gar mit einem Hechtsprung ins schützende Gebüsch. Flüchten will gelernt sein.

Vor ein paar Tagen erhielt ich eine Postkarte. Es war kein Absender vermerkt und als Motiv war der Stadtpark von Wanne-Eickel zu sehen. Der Text auf der Rückseite war eindeutig. Jemand hatte „Flüchte, ehe es zu spät ist!“ in hastigen Buchstaben drauf geschmiert. Meine Adresse hingegen fein säuberlich daneben.

Ich hatte keine Ahnung, was man mir damit sagen wollte.

Das muss ein dummer Scherz sein, dachte ich mir und legte die Karte beiseite, um sie zu vergessen. Der Alltag half dabei, obwohl ich anfangs natürlich überlegte, wer dahinter stecken könnte. Und vor allem … Warum? Ein paar Nachfragen im Umfeld brachten keine zufriedenstellende Antwort. Keiner wollte mir geschrieben haben. Keiner war je in Wanne-Eickel. Warum auch?

Übertriebene Glückskekse

Vor zwei Wochen fischte ich erneut eine Karte in meinem Briefkasten. Das Motiv war ein anderes, jedoch der Text auf der Rückseite unverändert. „Flüchte, ehe es zu spät ist!“
Dieses Mal war der Heldenplatz in Budapest als Motiv zu sehen. Das wurde immer verworrener. Natürlich kannte ich niemanden in Budapest, noch hatte ich irgendeinen Bezug zum Heldenplatz. Dieses Mal würde ich es nicht so einfach ignorieren können.

Diese Karten und vor allem die Aussage „Flüchte!“ begleiteten mich von da an. Aufmerksam verliefen meine Tage, um irgendwelche Hinweise auf den Ursprung der Karten ausfindig zu machen. Es wirkte leicht paranoid. Jeder stand unter Generalverdacht und auch die Aussage bekam eine übertriebene Tiefe. Wie ein Glückskeks, der zufällig den passenden Spruch zur Lebenssituation parat hatte.

Flüchte. Vielleicht sollte man das viel ernster nehmen. Ich ertappte mich bei solchen Gedanken. Es folgten weitere. Flüchte. Aber wohin? Wanne-Eickel? Dann wäre ich nicht mal weit gekommen, denn Wanne-Eickel ist recht zügig erreichbar.

Flucht – wovor eigentlich?

Heute bekam ich die dritte Karte. Derselbe Aufruf, ein anderes Motiv. Zu sehen war der goldene Pavillon in Kyoto. Natürlich war ich immer noch ahnungslos, im Grunde sogar noch verwirrter.

Und ich weiß nicht genau, ob es am drögen Morgen lag. Ich stand auf und vollzog die Morgenroutine mit Dusche, Müsli, Kaffee, hartgekochtes Ei, Tageszeitung, Facebook usw. Vielleicht lag es auch am Arbeitsalltag mit all den Wiederholungen und Handyunterbrechungen. Oder gar an der vorprogrammierten Einsamkeit, die nach Arbeit herrscht. In der Unterhaltungsmedien und virtuelle Sozialkontakte ein angebliches „Leben“ vortäuschen.

Jedenfalls meldete ich mich tags darauf krank und kaufte mir ein Zugticket nach Wanne-Eickel. Der Kreislauf war durchbrochen. Auch wenn ich nur einen Tag ausbrechen mag und mir Klischees wie „Der Weg ist das Ziel“ durch den Kopf wandern … das Erste, was ich mir in Wanne-Eickel besorgen werde, ist eine Postkarte.


Photo: I’m still running away by Vincepal

Gewöllmäuse - Mehr als nur Türstopper

Gewöllmäuse – Mehr als nur Türstopper

Schon mal mit einer Wollmaus eine Runde „Fangen“ gespielt? Des Deutschen liebstes Haustier (Katzen sind ewige Zweite) steht Pate für eine kleine Abhandlung über Gewöllmäuse und Ekelkröten.

Wollmäuse sind die Haustiere der Nation, wobei sie natürlich einen deutlich schlechteren Ruf genießen als beispielsweise Hunde, die sich jederzeit die eigenen Genitalien säubern können. Wollmäuse sind nicht selbstreinigend und wollen in den ungünstigsten Momenten Fangspiele durchsetzen, wenn man z.B. gerade mit einem Swiffer oder Staubsauger durch die Wohnung tigert.

Apropos Selbstreinigung. Wortverwandt zu den Wollmäusen ist das Gewölle, die auch als Speiballen bezeichnet werden. Gemeint sind damit unverdaute Nahrungsreste, die von Greif- und Jagdvögeln wieder hochgewürgt werden. Wahre Schätze, wenn man einschlägigen Adressen im Internet glauben möchte, denn dort kann man solche Mageninhalte sogar bestellen. Mit echten Knochen- und Federresten. Als Dekorationsobjekt, Türstopper, Lesezeichen oder wozu auch immer.

Doch warum man zum Teufel im Mittelalter glaubte, gar in unfassbar widerlichen Kröten derartig Kostbarkeiten rausfischen zu können, bleibt mir ein Rätsel.

Matschige Brötchen auf Abwegen

Ich mag Kröten nicht. Für mich wirken sie wie matschige Brötchen, von regenwaldartigen Sinfluten weichgespülte Haufen, die gerne mal auf Wanderung gehen. Wenn ich mal einen zu euphorischen Moment habe, den ich irgendwie ausbremsen möchte, schaue ich mir per Google-Bildersuche Fotos von Aga-Kröten an – danach bin ich bedient. Vor allem in guter Gesellschaft! Laut einem Artikel hasst übrigens ganz Australien diese Ekelkröte, ich darf zitieren:

Man tötet sie mit Golfschlägern und Luftgewehren, sie werden vergiftet, gehäckselt und überrollt, man stopft sie ins Gefrierfach oder erstickt sie mit CO2 – der Klimakiller killt auch Kröten. Wenn man die toten Tiere anschließend noch ein bisschen chemisch nachbehandelt, lässt sich auch das Gift neutralisieren – und die toten Kröten können als Düngemittel endlich einem positiven Zweck zugeführt werden.“

Man sieht, ich bin mit meiner Abneigung nicht alleine. Jedoch war dem ja nicht immer so. Wie in der Illustration zu erkennen, dachte man im Mittelalter naiv, das Beste aus einer Kröte herausholen zu können – und zwar einen sogenannten Krötenstein.

Umstülpen einer Kröte

Dieser entpuppt sich als das reinste Wundermittel gegen Krankheiten aller Art. Sämtliche Darmflora-Joghurts und Potenzmittel wären mit Hilfe eines Krötensteins sofort überflüssig. Dumm nur, dass man dafür eine Kröte umstülpen muss, denn dieser Stein verweilt im Kopfe einer Kröte. Und noch dümmer, dass man die Existenz eines solchen Steines nie nachweisen konnte, wie man an dieser Stelle nachlesen kann.

Solche Experimente überlasse ich lieber anderen. Stattdessen überlege ich mir, so ein Gewöll zu sezieren, vielleicht stoße ich ja auf ähnliche Wundermittel. Oder vielleicht genügt eine Wollmaus? Dann wird es wohl mal wieder Zeit, den Staubsaugerbeutel zu kontrollieren.


photo: dust bunny by kim carpenter

Cuki sieht schwarz

Cuki sieht schwarz

Da fällt mir ein: habe ich bereits über den Suizidversuch eines lebensmüden Wellensittichs berichtet? Nein? Sorry, folgt sofort!

Ich bemerkte, dass etwas mit Cuki nicht stimmen konnte. Er hat seine nigelnagelneue Hirsestange immer noch nicht angerührt. Außerdem lagen ungewöhnlich viele Federn zwischen all den Kotkrümeln verstreut auf dem Käfigboden. Da stimmte etwas ganz gewaltig nicht. Cuki ist übrigens mein Wellensittich und ich glaube, er hat Depressionen.

Verdächtig war sein Verhalten ja schon immer. Wie oft habe ich ihn in der Mikrowelle erwischt. Oder im Backofen. Er erhoffte sich wohl, dass ich ihn schlaftrunken übersehe und mir was Essbares via Mikrowelle oder Ofen zubereite. Da musste ich ordentlich mit ihm schimpfen, denn die Sauerei möchte niemand saubermachen. Oder das eine Mal, wo er es in den Kühlschrank schaffte. Hätte ich mir nicht an jenem Abend im Halbe-Stunden-Takt ein Bier raus geholt, wäre Cuki wohl als Eiszapfen geendet.

Überhaupt gelang es ihm stets aufs Neue in die unterschiedlichsten Haushaltsgeräte zu gelangen, nur um seinem Vogelleben ein Ende zu setzen. Er wollte getoastet werden; gemixt, geschleudert, gepresst, gebraten, frittiert, gespült, gedrechselt und einmal lungerte er sogar im Waffeleisen rum. Zum Glück benutze ich viele Geräte davon kaum, so dass er sich oft frustriert wieder in den Käfig begab.

On the road again

An sommerlichen Tagen war es schon schwieriger. Da ließ ich schon mal das eine oder andere Fenster auf und er flog direkt raus auf die kleine Landstraße vor unserer Haustüre. Zum Glück fährt da so gut nie jemand lang; dennoch platzierte sich Cuki lauernd auf der Fahrbahn. Seltsam wirkte: Er machte das immer in meinem Blickfeld. Als ob ich unbedingt miterleben sollte, wenn er stirbt. Wollte er mir ein schlechtes Gewissen bescheren? Dass ich mich nicht genug um ihn kümmere? Daher seine Depressionen?

Wir besuchten daraufhin einen Tierpsychologen, den wir via Internet ausfindig machten. Irgendwas musste doch möglich sein, um Cuki wieder Mut zu machen. Und wenn es sogar die etwas teureren Marken-Hirsestangen sein mögen – das wäre es mir wert gewesen.

Der tierische Seelenklempner zog das übliche Programm durch. Verabreichte ihm Antidepressiva, deren Nebenwirkungen (Ohnmacht und Übelkeit … Cuki fiel von der Stange in seine Kotze) noch größere Probleme brachten. Eine Gesprächstherapie zeigte auch nur mäßig Erfolg, da ich mit Cuki nur ein Wort einstudiert hatte: Seinen Namen.

Der letzte Versuch war eine Durchleuchtung seines Alltags. Drum fertigte ich eine Art Tagesablauf an, um Cukis aufregendes Leben zu protokollieren. Auf der Stange sitzen. Fliegen. Auf der Stange sitzen. Suizidversuch. Fliegen usw. usf.

Ende in Sicht

Das ganze ist nun ca. drei Wochen her. Mittlerweile ist Cuki wie ausgetauscht und quietschfidel. Keine Überraschungsmomente mehr, wenn ich den Sandwichtoaster öffne. Keine Versuche mehr, von einem vorbeifahrenden Pizzataxi überrollt zu werden. Alles dank eines guten Ratschlags vom Tierpsychologen. Denn er legte mir nahe, einfach mal den Fernseher, der im selben Raum wie Cukis Käfig seinen Platz fand, in ein anderes Zimmer zu verlegen. Meine Vorliebe für Unterschichtenfernsehen muss Cuki derartig gefrustet haben, dass er lieber den Freitod wählte, als noch eine einzige Folge mit irgendwelchen beziehungsunfähigen Volltrotteln zu sehen.

Und wie sich mein Leben dadurch auch zum Besseren wandelte! Seit dem der Fernseher nun in der Küche steht, brauche ich nicht mehr im Halbe-Stunde-Takt aufzustehen. Nun schaffe ich es auch in 25 Minuten.


photo: Nicki close-up by Marc Wellekötter

 
Wie man sich bei Kollegen unbeliebt macht | Miesepeters

Wie man sich bei Kollegen unbeliebt macht

Es gibt zahlreiche Mittel und Wege, um sich bei Kollegen unbeliebt zu machen. Hier sind ein paar anschauliche Beispiele – wie z.B. zu lascher Kaffee.

Ein geklauter Parkplatz, ein verschütteter Kaffee, ein vergessener Auftrag. Warum gewisse Kollegen Sie auf dem Kieker haben kann viele Gründe haben. Manchen gefällt ihre Krawatte oder Butterbrotdose nicht. Anderen ist Ihr Handschlag zu schlaff oder ihre Tonfall zu weinerlich. Trotz all dieser Oberflächlichkeiten ist es allgemein bekannt, dass der Ursprung aller Reibereien in mangelhafter Kommunikation zu finden ist. Falls Sie nun endlich vom Image des „Everybody’s Darling“ abrücken wollen, gibt es mannigfaltige Möglichkeiten, seinen Ruf ins Abseits zu befördern. Man kann ja nicht bloß der brave Junge von der Zwiebackpackung sein.

Kollegen nichts zutrauen

Effektiv ohne Ende! Sobald sich der werte Kollege an die Arbeit macht, einfach hörbar seine Fähigkeiten in Frage stellen. Die gesamte Belegschaft wird innerhalb kürzester Zeit diesen Kollegen genauso abwertend behandeln. Denn warum sollten Sie sonst diese Vermutung äußern?
Beispiel: „Bist Du sicher, dass Du das nicht wieder vermasselst?“

Einfach nicht zuhören

Man muss ja nicht direkt die Hände über die Ohren legen und dabei LALALALALA singen. Aber man sollte absichtlich die letzten Phrasen des Kollegen wiederholen und als seine eigenen Ideen verkaufen. So kann man bei ihm Irritation beobachten, die sich kurz danach in Zorn verwandelt.
Beispiel: „Keine Ahnung, ob Du das gerade auch meintest. Aber ich würde das so und so machen. Oder?“

Kein Mitgefühl zeigen

Scheidung eingereicht? Hamster verstorben? Gefeuert? In solchen Fällen ist Fingerspitzengefühl gefragt. Es sei denn, Sie wollen es sich verscherzen. Da kommen überraschende und vor allem dreiste Reaktionen einfach am besten.
Beispiel: „Kannst Du mir die Nummer von Deiner Frau geben?“

Ungeduldig sein

Ist der Kaffee etwa immer noch nicht durch. Wie lange will Frau Hubert eigentlich noch den Kopierer belegen. Wenn der Günther nicht langsam vom Klo kommt, ziehe ich ihn da raus. Normalerweise flüstert man solche Sprüche leise vor sich hin oder höchstens dem liebsten Kollegen lästernd ins Ohr. Mehr Erfolg garantiert jedoch ein offenes Ausleben seiner Ungeduld.
Beispiel: „Mach hinne, Chef!“

Nicht flexibel sein

Manchmal wird man gefragt, ob man seinen Dienst tauschen könnte. Irgendwelche Verpflichtungen im familiären Rahmen. Doch wer möchte schon seine Lieblingssendung im TV verpassen? Auch wenn sie erst übermorgen läuft? Man muss sich ja schließlich mental darauf vorbereiten. Ach ja, und in Sachen Fahrgemeinschaft: Morgen früh kann ich nicht fahren. Abends ist mir nach Bier.
Beispiel: „Nein, ich kann Dir das nicht ausdrucken. Für jedes Blatt Papier starb ein Baum.“

photo: Group of happy business people clapping their hands by tec_estromb0erg