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40 Jahre Miesepeters

500 Beiträge auf Miesepeters – der Kunst der Schwarzmalerei. Zur Feier des Tages wage ich eine Ausnahme und drehe eine Runde durch meine Inspirationsquellen.

Tun wir doch einmal für einen Moment so, als wäre das hier gar nicht der Blog für Schwarzmaler und Partypupser. Pfeifen wir zur Feier des Tages auf die nervigen»Ja, aber…« Argumente und reden uns vollkommen ironiefrei ein, dass es auch Schönes zu bereden gibt. Zugegeben, es fällt angesichts dieser nie abebbenden Flut an Negativschlagzeilen nicht besonders leicht, aber es gibt einen kleinen Grund zum Feiern: Miesepeters wird 40 und das hier ist der mittlerweile 500. veröffentlichte Beitrag. Geboren wurde die Idee im später September 1978 , als John Travolta & Olivia Newton-John mit dem Song »You’re the One That I Want« die deutschen Charts anführte. Nur ein Jahr später wurde das Zeitalter des schlechten Geschmacks eingeleitet, als die Klamauktruppe Dschingis Khan uns musikalisch mit »Moskau« den russischen Lebensstil schmackhaft machen wollte – was augenscheinlich nur mit einem entsprechenden Pegel Wodka gelang.

Es dauerte weitere Dekaden, bis ich im November 2014 damit begann, meine Miesmuschel-Gedanken salonfähig zu machen und via WWW den Rest der Welt zu desillusionieren. Seitdem entstanden zahlreichen Beiträge wie zum Beispiel die Dauerbrenner »Schnell krank werden – aber wie?« und »Dirty Talk – Wie man sexy beleidigt«, aber auch meine »Ultmativen Hasslisten« Teil 1 und 2.

Namedropping par excellence

Zur Feier des Tages möchte ich Spieß der Hasslisten umdrehen und in diesem Beitrag ausnahmsweise über Sachen reden, die mir Freude bereiten. Echte Freude! Ja, so etwas kann selbst ein Griesgram wie ich empfinden – zumindest, wenn niemand hinschaut. Ich mag: Instagram, da man dort unzählige Panda-Bilder zum Liken findet. Irish Pubs, die keine modernen Charts-Dreck spielen, sondern die guten alten Klassiker. BBC Serien wie »In The Line Of Duty«, »Cracker« oder »Prime Subspect« die jeden »Tatort« wie die »Augsburger Puppenkiste« aussehen lassen. Wassereis, die eindeutig beste Erfrischung zum fortschreitenden Klimawandel. Jürgen Kuttner, der mich mit seinem damaligen Radio-Format »Sprechfunk« und dessen »Videoschnipsel« Vorträge ich oft feiern durfte. Christoph Schlingensief, der so viel Kluges sagte – zum Beispiel in dieser einen Ausgabe von »Durch die Nacht« zu Michel Friedmann, der niemals scharf mit Trüffel essen würde.

When the music’s over

Düstere Elektro-Mucke wie von Andy Stott, Demdike Stare oder Forest Swords, die Langweiler für Test- oder Störgeräusche halten. Musik ist ja eh unverzichtbar; was wäre nicht alles schiefgegangen, wenn ich nie Leonard Cohen, Tom Waits, Will Oldham, Bill Callahan oder Jason Molina für mich entdeckt hätte. Oder Jazz! Undenkbar, genau unverzichtbar wie Currywurst-Pommes-Mayo. Nicht zu vergessen Funny Van Dannen, mein ewig liebster Tombolamusikant. Toscano-Zigarren, da sie mit ihren kaum zu überriechenden Gestank alle Quälgeister verjagen. Autoren wie Wilhelm Genazino (»Abschaffel«), Tony Parsons (»Man And Boy« und Hermann Hesse (»Die Kunst des Müßiggangs«), die mich weniger an der Welt zweifeln lassen. Comics wie »Preacher« und »Transmetropolitan« begeisterten mich in einer Zeit, als von spießigen Superhelden-Verfilmungen noch lange keine Rede war. Ja, selbst Bukowski und Dostojewski durften während der Selbstfindungsphase nicht fehlen. Flauschige Haustiere, wobei ich da natürlich an meinen verstorbenen Kater Henry denke.

Bei der Macht von Grayskull (und anderen)

Mich rettete das gesamte Spektrum der großen Bezeichnung »Kultur«, was für mich stets Ausstellungen, Theatervorführungen, Programmkino und Vorlesungen bedeutete. Daher ziehe ich die Kraft, die für die großen Aufgaben des Alltags (Pendeln, Spülen und soziale Interaktion) benötige. Filmemacher wie Herzog und Von Trier, die gerne ihre Zuseher quälen und mich dadurch faszinieren. Aber natürlich auch die Klassiker von Fellini oder Hitchcock. Mein erster Held »He-Man« wurde abgelöst durch Comedian Bill Hicks, der (leider) immer noch Recht hat. Genau wie George Carlin! Berlin, ich bin trotz allem immer noch verliebt in Dich. Keine Sorge, ich habe Dich nicht vergessen, Köln. Du bist für mich weiterhin die große Ausnahme in diesem verkommenden Westen. Hast mir neue Möglichkeiten und Menschen vorgestellt, die ich nicht mehr missen möchte. Diese Liste könnte ewig weitergehen, es gibt noch so viele andere kreative Köpfe, Nachspeisen und Menschen, die mich beeinflussten. Ihr Kraftspender! Bis heute. Doch darüber reden wir in 500 Texten noch einmal.

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Beziehungsspeck: Fett und schnaufend im siebten Himmel

Beziehungen machen dick. Doch was ist schon dabei? Ein wenig Beziehungsspeck hat nur Vorteile für all jene Turteltauben, die eh gerne den ganzen Tag im Jogger verbringen.

Alles hat einen Haken. Du dachtest, mit dem Ende des Single-Daseins hätte das Unglück ein Ende. Kein Tinder und Dating mehr, sondern stattdessen die volle Dröhnung Endorphine – in Form einer brandneuen Partnerschaft. Endlich hört sich jemand fasziniert deinen Scheiß an und möchte im Anschluss trotz Jogginghose Geschlechtsverkehr mit dir. Selbstverständlich ist das nicht, zumal der Langzeiteffekt bitter ist: du wirst fett. Die meisten Dauersingles begründen ihren Status mit Angst vor der Ehe oder gar Kindern, dabei haben sie bloß Schiss, dass sie ihre Füße nie wieder sehen werden.

Der sogenannte Beziehungsspeck oder auch die Wohlstandswampe, der Dad Bod, das Plus-Size-Model. Jenes Polster, welches in jeder Partnerschaft den Klamottenkauf beschleunigt und Außenstehenden Glückseligkeit signalisiert. Insgeheim hat das Mästen des Partners aber auch eine andere nützliche Funktion. Durch die zusätzlichen Pfunde wird das kuschelweiche Herzblatt für die Konkurrenz gänzlich unattraktiv und eine eventuelle Flucht erschwert.

Romantischer Käse

Irgendwelche Klatschspalten-Wissenschaftler haben während des Sommerlochs ausgerechnet das herausgefunden, was sowieso jeder weiß: Menschen in Beziehungen sind dicker als Singles. Leuchtet ja auch ein: man verschwendet keine Zeit mehr im Fitness-Studio, sondern besucht stattdessen mit dem Schnuckelputz ein Restaurant mit einem »All-You-Can-Eat« Angebot. Selbst im Nacktzustand hagelt es Komplimente, man feiert zusammen im Namen der Liebe die immer deutlich werdenden Doppelkinne – nur um im Anschluss das morgige Frühstück zu planen. Die abgedroschene aber wie die Faust aufs Auge passende Redewendung »Liebe geht durch Magen« scheint die Wahrheit gepachtet zu haben. Die weniger bekannte Floskel »Wer braucht schon Liebe, wenn man Dinge mit Käse überbacken kann«, klingt zwar glaubwürdig, aber doppelt-Käse ist bekanntlich in jeder Partnerschaft Pflicht. Doppelt hält besser.

Beziehungsspeck für ein besseres Miteinander

Wie angedeutet bringen die zusätzliche Pfunde kleine Vorteile, um das Herzblatt auf lange Zeit an sich zu binden. Durch »Ben & Jerry’s« sowie »Kinder Schokolade« zur Unkenntlichkeit aufgedunsen dreht sich niemand mehr nach deinem Schatz um. Viel eher beschimpfen die durchtrainierten und ewig hungernden Masochisten (aka Singles) deinen Lover, weil er oder sie permanent die Sonne verdunkelt. Darüber hinaus stellt sich mit den Jahren eine allgemeingültige Faulheit ein, die eine Flucht in ein alternatives Leben gänzlich uninteressant macht. Dein sexy Wonneproppen gehört somit ganz allein Dir – für alle Ewigkeit.

Selbst als Paar trumpft ihr bei typischen Pärchenabenden extrem auf, da euch alle Gäste für die »lustigen Dicken« halten. Optisch macht ihr ja nicht viel her, also seid ihr gewiss hinsichtlich der inneren Werte wunderwunderschön. Man wird an euren Lippen hängen und euch für eure Haare oder Kleidung loben. Somit sollte für alle Vergebenen der nächste Stopp im McDrive als Investition in die Zukunft anerkannt werden. Mampft euch glücklich und schüttelt den Beziehungsspeck, bis die Schwarte kracht.

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Finger weg von meinem Kaffeebecher!

Für manche der Heilige Gral, für andere bloß ein Koffeintransporter: der Kaffeebecher ist aus dem Büroalltag nicht wegzudenken. Er unterstreicht die Persönlichkeit, markiert das besetzte Gebiet und ist das Geschenk Nummer 1, wenn einem sonst nichts einfällt.

Sie besteht aus Keramik, ist spülmaschinenfest und trägt den Hinweis: »Hier könnte Ihr Text stehen«. Meine unverzichtbarer Kaffeebecher in der neunten Generation. Vorher besaß ich unter anderem die Modelle »Ich hasse Menschen«, »NOPE« und »There is no place like 127.0.0.1.«. Sie fielen leider den typischen Bedrohungen des Alltags (sprich ungeschickte Kollegen und Spülmaschinen) zum Opfer, doch wurden im Handumdrehen ersetzt. Meine aktueller Büro-Becher wurde mir beim Wichteln geschenkt, aus Höflichkeit habe ich mich nicht negativ über den drauf gedruckten Spruch geäußert. Dabei ist er so witzlos, so unpassend und diskriminierend obendrein. Hier könnte ihr Text stehen. Hier könnte auch irgendwas Lustiges stehen, Vollidiot. Und erst recht nicht mit der Schriftart Comic Sans!

Trink aus meinem Kaffeebecher und du trinkst zukünftig aus Schnabeltassen

Alles ist ersetzbar, jeder ist ersetzbar. Fiese Vorgesetzte verbreiten diese Drohung in regelmäßigen Abständen unter den Mitarbeitern, damit sie auf dem Teppich bleiben. Sicher, mein Becher könnte ich notfalls tatsächlich ersetzen, aber selbst in ihrem hässlich-dummen Zustand ist und bleibt sie dennoch MEINE. Also Finger weg, sonst muss ich euch alle »ersetzen«. Ich reagiere hochallergisch, wenn ein müder Kollege zur Kaffeemaschine schlurft und gedankenlos nach irgendeinem (!) Becher greift. In solchen Momenten schnappt er sich natürlich meine – Murphys Gesetz. Ignorant! Dabei wird der Egomane mit Sicherheit einen eigenen Kaffeebecher besitzen, der ihm in dem Augenblick entweder nicht zusagt oder der hinter einem knappen Dutzend weiterer Kaffeebecher versteckt scheint. Trinkt er davon, gleicht das einem Schlag ins Gesicht. Als ob er absichtlich die Höhe meines Drehstuhls verstellt und dabei einen fahren lässt. Eine bodenlose Provokation, die im Grunde aussagt: »Ich trinke aus deinem Kaffeebecher, was willst du dagegen machen, hm?« Ich wüsste schon, was ich in so einer Situation am liebsten tun würde, doch das würde in einer Blutlache und der Anschaffung eines neuen Bechers enden.

Vermessende Trinkgefäße

Mit einem Büro-Kaffeebecher markieren wir unser Revier. Vögel begrenzen es akustisch via Gesang, Hunde durch Erleichterung der Blase und wir Menschen mit dem Abstellen unseres Kaffeebechers. Hier trinke ich, hier bin ich König. Ein Stück Persönlichkeit, welches wir mit Getränken füllen. Es stellt sich die Frage, inwiefern ein Stück geformte Keramik unseren Charakter repräsentiert. Manche sind mit dem jeweiligen Sternzeichen bedruckt, andere mit unseren Wünschen und Träumen, wie zum Beispiel die Existenz von Einhörnern. Sind wir im Urlaub oder krankgeschrieben, so bleibt ein Stück unserer Seele im Büro – hält die Stellung und zeigt den Kollegen permanent brb an. Ein Arbeitsleben ohne Trinkbecher scheint möglich, aber sinnlos. Bietet er uns doch die Möglichkeit, den tristen Arbeitsplatz temporär zu verlassen, um ein Schwätzchen an der Kaffeemaschine zu halten. Selbst mit unbeliebten Kollegen! Man schaut sich gegenseitig auf die Becher und stellt den ewigen Vergleich an. Wie das so ist, im harten Berufsleben. Messen, Messen, Messen. Letztens dachte ich erst: sein Kaffeebecher ist hässlicher, kleiner und vor allem extrem unpassend. Erst schlürfe ich lautstark, dann grinse ich Kollege Vollidiot an. Er bleibt sprachlos, wie ein leeres Blatt Papier. Seine Tasse tut es ihm gleich: Hier könnte Ihr Text stehen. Da war ich wohl schneller, Kollege!

Alles Schlechte beginnt mit »K«

Krieg, Krebs, Karneval. Ist euch mal aufgefallen, dass die schlimmsten Dinge und Ereignisse unserer Zeit ausgerechnet mit dem Buchstaben »K« beginnen? Ein kritischer Kommentar.

Lust auf ein kleines Spielchen, Kerstin? Was hat dein Name mit einer Katastrophe gemeinsam? Zu simpel, ich weiß. Aufgrund der recht eindeutigen Überschrift dieses Beitrags dürften meine Absichten klar wie Kloßbrühe sein. Die Idee zum Thema formte sich, als ich mich mit einer Kollegin über den typischen Klamauk des Chef ärgerte. Gewohnheitsgemäß flippte er wie irre herum, da ihn scheinbar die Welt mit all ihren tückischen Hindernissen arg überforderte. Der altbekannte Kabelsalat, die verkalkte Kaffeemaschine – all der Kram, der ihn täglich scheitern lässt. Neulich beschimpfte er mich als Klugscheißer, weil ich die besagte Kaffeemaschine ans Stromnetz … aber lassen wir das. Jedenfalls beginnt sein Nachname wenig überraschend mit »K«. So viel zur Motivation.

Der müde Gag mit dem »K« ist natürlich mehr oder weniger ein Insider und während der Schufterei höchstens zur Steigerung der Moral zu gebrauchen. Schnell füllte sich die Liste: Krebs, Korruption, Krieg, Krise, Krankheit, Kindergeburtstag, Kinder generell, Konflikt, Kreditzinsen, Kabelbruch, Katastrophe, Klimawandel, Kündigung, Karies und Krypton. Wort für Wort lauter Dinge, die selbst Superhelden gerne missen möchten.

Harte Konsonanten, noch härterer Klang

Leider habe ich keine Ahnung von Sprachforschung. Weiß der Kuckuck, ob sich im Laufe der Zeit Begriff mit K als perfekt entpuppten, um das Schlechte dieser Welt in Worte zu fassen. Der harte Klang des Konsonanten wird verstärkt, da in der deutschen Sprache meist ein Vokal folgt. Wahrscheinlich wird aus diesem Grund Deutsch als hart und ernst wahrgenommen, was Bands wie »Rammstein« zu Gute kommt. Aber wie soll man die folgenden Dinge und Zustände auch vom Klang her blumiger umschreiben? Keine Chance: Kapitalverbrechen, Koalition, Kollateralschaden, Kadaver, Kommerz, Kannibale, Kapitalismus/Kommunismus, Kokain und natürlich der Ku-Klux-Klan.

Nun ahne ich bereits, dass die Kritiker mit den Hufen scharren: »Aber Miesepeters! Es gibt auch schöne Wörter mit K!« Das ist vollkommen richtig. Es gibt sogar wahre Schmuckstücke im deutschen Wortschatz, wie zum Beispiel der Kurschatten. Oder Katzenjammer. Kavaliersdelikt, Kladderadatsch, Kauderwelsch, Kummerspeck, Kuschelkurs und Kokolores. Wahre Kleinode im alltäglichen Sprachgebrauch. Streng genommen bedeuten selbst diese Umschreibungen nichts Gutes (Bsp: Katzenjammer = Reue, Kavaliersdelikt = Straftat, Kummerspeck = Adipositas), aber darüber wollen wir mal hinwegsehen. Für solche Kinkerlitzchen haben wir keine Zeit, liebe Kerstin.

Denn ich hatte einen hoffnungsvollen Einfall. Könnte es sein, dass man diese furchtbar harten Ks mit einem direkt folgenden Umlaut entschärfen kann? Mir geht so ein Wort wie König durch den Kopf. Oder Känguruh! Künstler, Köln, Kürbis, Küssen! Was soll daran schlecht sein? Demzufolge bleibt dir nur eins, Kerstin. Nenne dich Kärstin und alles wird gut.

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10 Songs, die ratzfatz aggressiv machen

Es gibt Lieder, die berühren deine Seele. Aber es gibt auch Songs, die einfach nur aggressiv machen. Hier ist die unterstützende Playlist aller Hitzköpfe.

Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum, sagte einst Nietzsche. Er konnte ja nicht ahnen, dass irgendwann Schlager erfunden wird und Melodien seitdem auch andere Funktionen erfüllen können. Heute gibt es Playlisten für Schäferstünden, für Masochismus im Fitnessstudio und für die Feierlichkeiten nach der Unterzeichnung eines Ehevertrages. Jede Lebenslage hat einen Soundtrack. Doch was ist mit jenen zwanghaften Pazifisten, die sich heimlich nach Bang Bang und Weißglut sehnen? Um der Apokalypse ein Stück näher zu kommen habe ich hier eine Playlist mit dem bescheidenen Titel »Musik für jene, die die Welt brennen sehen wollen« erstellt. Die Lieder dieser Liste machen innerhalb weniger Takte aggressiv und garantierten einen schnell eintretenden Wahnsinn, der einem axtschwingenden Jack Torrance im Hotel »Overlord« in Nichts nachsteht.

De Randfichten – Lebt denn der alte Holzmichl noch

Freilich könnte man JEDEN Gassenhauer aufführen, der im berüchtigten Musikantenstadl ein Stelldichein gab. Dieser Song soll stellvertretend all jene Momente repräsentieren, in denen ordentlich abgefüllte Musikfreunde wie von Sinnen »JAAAAAAAA« schreien und dazu klatschen. Diese wild gewordene Meute schreckt nicht mal vor sensiblen Themen wie Tod zurück. Man beachte den rasenden Gesichtsausdruck diverser Rentner, wenn der Typ mit dem Akkordeon zum #aufstehen aufruft.

Wind – Laß Die Sonne In Dein Herz

Ein früher Beitrag von der Ökostrom-Band »Wind« zum Klimawandel. Das Lied klingt beim ersten Hinhören übertrieben positiv, doch ruft der Song zur Resignation auf. »Geh ins Licht hinein« – wer soll da nicht aggressiv werden? Wenn die Untergangspropheten mit den Schulterpolstern das Weltende beschwören, sehnt man sich ein wenig nach guter alter Atomkraft.

Nicole – Ein Bisschen Frieden

Gelangweilt schrammelt die biedere Nicole auf ihrer Gitarre und singt von Frieden und kreischenden Vögeln. Weil sie der Text wahrscheinlich selbst zornig machte, sang sie die Hälfte auf Niederländisch. Spielt man nur, wenn man auch den letzten Partygast loswerden will.

Kelly Family – An Angel

Die Kelly Family polarisiert. Auf der einen Seite stehen die treuen Fans, die sich bereits in ihrer Jugend selbst aufgaben und auf der anderen Seite die Spaßvögel, die den Song beim Karaoke ruinieren. Laut einer aktuellen Bundeskriminalstatistik wurde dieses Lied von nahezu jedem Kriminellen während seiner Jugend gehört.

Die Teletubbies – Intro

Oho! Das ist nicht der Urvater aller Messenger namens ICQ sondern der Schlachtruf der unerträglichen Teletubbies. Die bunte Truppe mit dem Sexspielzeug auf ihren Häuptern sind auch heute noch creepy hoch zehn.

Schnuffel – Häschenparty (feat. Michael Wendler)

Zwei Negative sollen ja ein Plus ergeben. Doch wenn das animierte Kaninchen mit dem dämlichen Rufnamen Schnuffel zur Häschenparty aufruft und ausgerechnet Dinslakens Aushängeschild Michael Wendler zur Verstärkung an Bord holt, hilft nur noch Suizid. Fun Fact: Den Song gibt es auch ohne den Wendler und klingt dennoch scheiße.

PUR – Hitmix Original Version

Erinnerst du dich an den Moment, als du in der Dorfdisco einen auf dicke Hose machtest und die unangenehme Janine dich zum Tanzen aufforderte? Mit Sicherheit lief dazu der Hitmix der Gruppe PUR – und du hast jede Sekunde davon gehasst. Der treibende Beat und die sinnentleerten Lyrics ließen dich wie einen Idioten über die Tanzfläche hopsen und deine Grobmotorik wurde nur durch ebenfalls leidende Brüder im Geiste gebremst, die ebenfalls zu spät die Toilette aufsuchten. Spüre den Schmerz erneut!

Doop – Doop

Manchmal braucht man keine Worte, um die Wut anzustacheln. Bemitleidenswerte Kreaturen, die neben einem Flughafen oder einer Großbaustelle leben, wissen wovon ich rede. In dieselbe Kategorie fällt der Song Doop von der Band gleichen Namens. Selbst ruhige Gemüter werden innerhalb weniger Sekunden zum Amoklauf angestachelt.

Modern Talking – Brother Louie

Dieter Bohlen ist auch so ein Kandidat, der locker diese Liste der Zorn-Garanten hätte füllen können. Warum dieser Mensch wegen Volksverhetzung noch nicht angeklagt wurde, bleibt mir ein Rätsel. Als Beispiel sei hier Brother Louie aufgeführt, der eh wie jeder andere Modern-Talking-Hit seiner Zeit klingt. Achtet mal auf die geschwungene Faust von Bohlen. Ich glaube, er hält es selbst nicht mehr aus.

Vader Abraham – Das Lied der Schlümpfe

Jahre bevor Eiffel 65 Blau neu definierten, schunkelte ein niederländischer Greis mit einer Horde von blauen Geschöpfen zu einer Melodie, die selbst heute noch hochgefährliches Ohrwurm-Material darstellt. Hat Waterboarding als Foltermethode schon vor Jahren abgelöst.

Photo credit: Ich bin O.K. on Visualhunt.com / CC BY-ND

Beitragsbild: 10 Persönlichkeiten, die du für dein Unglück verantwortlich machen kannst

10 Persönlichkeiten, die du für dein Unglück verantwortlich machen kannst

Einsicht und Selbstkritik sind ja schön und gut, aber es muss Grenzen geben. Viel angenehmer ist es doch, irgendwen anders für seine miese Existenz verantwortlich zu zeichnen.

Irgendwer muss ja an deiner persönlichen Misere schuld sein. Du selbst? Nope. Natürlich bist du nie und nimmer dafür verantwortlich. Schließlich bist du auch nur ein Opfer der Umstände. Mit dieser Einstellung lebt es sich bequemer als in so manchen Crocs. Eigenverantwortung ist nicht dein Ding; viel lieber zeigst du mit dem dramatisch fuchtelnden Zeigefinger auf Andere. Problematisch wird es nur, sobald alle auf diese recht unsinnige Idee kommen und niemand mehr für irgendwas verantwortlich sein will. Da hilft nur noch der Ausweg über Dritte, indem man komfortabel bekannte Persönlichkeiten für das erfahrene Unglück verantwortlich machen kann. Um die Suche nach einem Schuldigen zu erleichtern, liste ich hier mehr als zehn Namen auf, denen man die Schuld in die Crocs bzw. Schuhe schieben kann.

Danke, Nestlé, McFit und Amazon

Angela Merkel. Ein klarer Fall für Captain Obvious. Es gibt kaum ein Thema, für welches so manche wütende Bürger die Bundeskanzlerin nicht verantwortlich machen. Ob kalt gewordenes Essen, Regenschauer oder Chlamydien – Merkel muss selbst bei Absurditäten herhalten. Nach den Schuldzuweisungen folgt unverständlicherweise häufig Demut, indem sich unter anderem per Hashtag bedankt wird.

Jeff Bezos. Der Amazon-Chef hat maßgeblich zum miserablen Straßenverkehr beigetragen. Parkplätze sind Mangelware und werden stets von Paketautos belegt, sofern sie nicht die Straßen füllen. Außerdem zwingt er uns alle zu einem Eremiten-Dasein, die ihre vier Wände nicht mehr verlassen können – nachher verpassen wir eine wichtige Lieferung von Amazon.

Scott Seamans, Lyndon „Duke“ Hanson & George Boedecker, Jr.. Diese drei Herren haben die besagten Schuh-Imitate namens »Crocs« erfunden. Alberne und bunthässlische Plastikbehälter, die wir an unsere Füße schnallen können, um verwahrlost durch die Einkaufsstraße zu schlurfen. Als Modesünde und Zumutung zugleich übertrumpfen jene Crocs sogar den textilen Beweis des Kontrollverlustes – die Jogginghose.

Rainer Schaller. Der McFit Gründer verband zwei schlimme Elemente unserer Gesellschaft (Fast Food und Körperwahn) und kreierte daraus eine erfolgreiche Fitness-Kette zum Dumpingpreis. Dank McFit kann nun jeder an sich zweifeln und einem nahtlosen Erscheinungsbild auf Laufbändern hinterher rennen. Die Folgen sind besonders auf Instagram anschaulich zu erkennen: seelisch entleerte Körper, die auf starke Oberarme denn auf wuchtige Wörter setzen.

Henri Nestlé. Der Namensgeber des Nestlé Konzern hatte bestimmt keine bösen Absichten, als er das erste im Wasser lösliche Milchpulver unter das Volk brachte. Dass jedoch irgendwann nahezu der halbe Supermarkt aus Nestlé-Produkten besteht, konnte niemand ahnen. Die Skandale und Kritik an dem Unternehmen beherrschen seit Dekaden die Nachrichten: sei es die Regenwaldzerstörung, Tierversuche oder die Trinkwasser-Problematik. An Nestlé kommt niemand mehr vorbei. Fragt sich nur, wann sie die Luft zum Atmen in Flaschen füllen und zum Verkauf anbieten.

Neue Probleme braucht das Land

Brooke Brodack. Der Moment, wenn du YouTube öffnest und dir eingestehst, dass du alt geworden bist. Influencer oder wie auch immer man die hektischen aufmerksamkeitsgeilen Teenies schimpfen möchte haben eine Vorläuferin, von der wahrscheinlich niemand hierzulande je gehört hat: Brooke Brodack. Sie gilt als die erste YouTuberin weltweit und stellte somit die Weichen für eine Bewegung im Marketing, die bis heute nur in den Köpfen der Agenturensöhne funktioniert.

Mark Zuckerberg. Man fragt sich, ob es ein Leben vor Facebook gab. Was stellte man damals mit seiner Zeit an? Auch wenn die populärste Social Media Plattform erst 2004 von Mark Zuckerberg ins Leben gerufen wurde, ist sie aus unserem heutigen Alltag nicht mehr wegzudenken. Zuckerberg kann problemlos für viele Probleme, die uns gegenwärtig beschäftigen, verantwortlich gemacht werden. Hate-Speech, Lokale Gruppen und Anstups-Orgien bilden da nur die Spitze des Eisberges.

Frank J. Canova. Herr Canova dürfte den meisten Personen kein Begriff sein, dabei schaffte der Erfinder des Smartphones die perfekte Basis für den allmählichen Untergang der Welt, wie wir sie kannten. Smombies beherrschen seit vielen Jahren das Stadtbild und ein Ende der Bewegung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil! Leere Akkus, Gaffer, Sexting, unbeantwortete WhatsApp-Nachrichten – die Liste der neu entstandenen Probleme wird länger und länger.

Judith Rakers. Die deutsche Journalistin und Tagesschau-Moderation gilt als die beliebteste Nachrichtensprecherin. Sie liefert uns pünktlich um 20.00 Uhr die Horrormeldungen des Tages und raubt uns somit die naive Vorstellung, dass wir in einer schönen und vor allem fairen Welt leben. Es ist sicherlich nicht ihre Absicht (»Don’t shoot the messenger!«), aber ein anschließendes Stimmungstief ist dank ihrer 15 Minuten Sendezeit garantiert.

Donald Trump. Wie war das noch mit Problemen, die wir vor Facebook noch nicht hatten?

Photo credit: blondinrikard on Visualhunt.com / CC BY

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Sollte man überhaupt noch Kinder in diese Welt setzen?

Wie es überhaupt zu diesem Kulturphänomen kam. Hier folgt eine Zusammenfassung dieser Entwicklungsgeschichte – den einen zur Mahnung, den anderen als Leitfaden.

In grauer Vorzeit waren Menschen jeden Geschlechts auf Nahrungssuche, stellten Kleidung her, schärften ihre Waffen oder hatten alle Hände voll damit zu tun ihre Sklaven auszupeitschen. Heutzutage werden viele Aufgaben von Robotern übernommen. Es gibt Wischroboter, automatische Stausauger, Rasenmäher, Fensterputzer und Mikrowellen. Was die Roboter noch nicht übernehmen, kann man mit zwei drei Klicks über das Internet bestellen, was sich wiederrum mit Handys, Tabletts oder Computern realisieren lässt.

Daraufhin werden Lebensmittel, Kleidungsstücke oder Prostituierte mit Automobilen herangekarrt und stehen einem prompt zur Verfügung. Das spart enorme Arbeitszeit. YOLO.

Der Sinn und Zweck

Was machen wir mit dieser neu gewonnen Zeit? Nun, einen Großteil dieser Zeit verplempern wir sinnlos. Statt uns einfach jeden Tag unser Lieblings-Pizza liefern zu lassen, bummeln wir gemächlich durch Geschäfte, vergleichen Preise und überprüfen die Frische von Lebensmitteln, um dann umständlich alles selber zuzubereiten.

Statt Klamotten, die uns passen immer wieder zu bestellen ordern wir 20 verschiedene Garnituren, probieren sie vor dem Spiegel an, posten Bilder davon bei Instagram und schicken 19 wieder zurück.

Anstatt einfach Sex zu haben sammeln wir Kostüme und Sexspielzeuge, richten Folterkammern im Keller ein oder nutzen Dating-Plattformen, um so viele neue und aufregende Erfahrungen wie möglich zu machen. Das ganze wird dann auch auf Tinder oder Snapchat geteilt.

Kinder

Kinder hatte man damals wie heute. Früher halfen sie bei Nahrungssuche, dem Schleifen der Waffen oder sonstigen Haushaltstätigkeiten mit. Das geht heute nicht mehr. Die nörgeln im Supermarkt rum, wenn man zu lange braucht. Die wollen im Kaufhaus nicht auf einem Schaukelpferd sitzen, wenn man sich umzieht. Auch haben auch die keinen Bock bei ihren Freunden zu übernachten, damit man endlich mal wieder Sex haben kann.

Kein Problem. Findige Eltern (sogenannte Helikoptereltern) haben erkannt, dass man das ganze Konzept einfach umdrehen kann. So dass man sich einfach die komplette Zeit auf die Kinder einschießt und jeden Blödsinn mitmacht, den die Bälger wollen. (Alles kreist sich gewissermaßen um die Kinder – und das die ganze Zeit.)

Man kauft da ein, wo es Glitzerbildchen oder sonstigen Nippes zum Einkauf dazu gibt. Die Klamotten haben coole Motive aus Disneyfilmen. Die Hälfte der Nahrung besteht aus Zucker. Es gibt Familien-Apps, Eintrittskarten und Minister. Lego ist auch etwas für Erwachsene. Playstation. Star Wars. Pixar.

Kurzum: Wer Kinder hat, kann die Zeit die er selber Kind ist um bis zu 35 Jahre verlängern.

Nutzt eure Chance oder lasst euch sterilisieren, ganz wie ihr wollt.

Beitragsbild: Erst die Übergangsjacke, dann das Vergnügen

Erst die Übergangsjacke, dann das Vergnügen

Eine Übergangsjacke ist ein Thema, über das endlich mal geredet werden muss. Weltweit einmalig wie Schnapsidee, Fingerspitzengefühl und Zeitgeist.

Es wird ja gerade gerne über »Deutschsein« auf vielen Ebenen diskutiert. Gibt es eine deutsche Kultur? Was ist typisch deutsch? Dabei könnte man die Fragen einfach beantworten, indem man schlicht und einfach auf »Kartoffelsalat« verweist. Typischer geht es kaum. Sollte trotz einer satten Portion der traditionsreichen Gurken-Mayo-Kartoffelpampe weiterhin Redebedarf bestehen, könnte man unsere eigenwilligen Sprachschätze schmackhaft machen. Allen voran die sogenannte »Übergangsjacke«, die wie kein anderes Kleidungsstück die Befindlichkeit eines Deutschen darstellt. Dem ewigen Wunsch nach Sicherheit; nach einem Dasein ohne Überraschungen, zu dem im Takt geklatscht werden kann. Übergangsjacken werden theoretisch getragen, wenn es für einen Fakefellkragen-Parka zu warm und für »Oben ohne« zu kühl ist. Ein Kleidungsstück, in welchem laut Zeit.de manche Männer praktisch ihr ganzes Leben verbringen. Nichts Halbes und nichts Ganzes. Ein »Ja, aber…« zum Anziehen.

Ein Leben, eine Übergangsjacke

Deutsche beschweren sich häufig und gerne – auch wenn es keine tatsächlichen Anlässe gibt. Wenn man nicht über das Wetter meckern kann, dann sind es eben die Nachbarn oder Hundeköttel auf einer Wiese. Wir bleiben selbst nachts um zwei an roten Ampeln stehen und werden nervös, wenn im leeren Kinosaal irgendein Halunke die reservierten Plätze eingenommen hat. Eine Übergangsjacke soll vor den schwierigen Fragestellungen des Alltags schützen und das wohlige Gefühl von Sicherheit simulieren. Ob es regnet oder schneit bzw. scheint: Scheißegal, Übergangsjacke. Als ob man sich trotz einer Haftpflicht-, Berufsunfähigkeits-, Reiserücktritt-, Rechtsschutz- und Lebensversicherung immer noch nicht genug abgesichert fühlt und über eine kugelsichere Weste nachdenkt, stattdessen aber die Jacke für »Übergänge« bestellt.

Wörter, die es nirgendwo sonst gibt

Sind wir einfach schräger drauf als andere Nationen? Andere Länder würden bestimmt nie auf die Idee kommen, solch alberne Namen zu vergeben. In der deutschen Sprache gibt es weitere einzigartige Bezeichnungen, die uns wie vollkommene Freaks wirken lassen. Vielleicht gibt es diese Zustände auch nur, weil wir Deutschen ein Wort dafür erfunden haben. Stichwort »Schadenfreude«. Wenn einer brutal auf die Fresse fällt, lachen Sadisten sich schadenfroh ins Fäustchen. Scheitert niemand vor unseren Augen, stürzen wir in ein Jammertal und geben uns dem »Weltschmerz« hin. Frei nach dem Motto »Gibt es noch Gutes auf der Welt – abgesehen von uns?« Wenn bei solchem Katzenjammer nicht einmal mehr realitätsferne Schlagermusik hilft, packt uns das »Fernweh«. Der Wunsch, die Flucht zu ergreifen, sich stundenlang am Flughafen abtasten zu lassen und auf Malle alle guten Sitten zu vergessen.

Fließende Übergänge

Für viele schlimme Zustände haben wir eine mehr oder weniger passende Umschreibung. Fraßen wir zu viel, weil so ziemlich alles scheiße ist: »Kummerspeck«. Sind wir zu faul und lassen die wichtige Dinge liegen: »innerer Schweinehund«. Verhält sich jemand in unserem Umfeld extrem peinlich: »Fremdschämen«. Sind wir mit 40 immer noch allein: »Torschlusspanik«. Fällt es euch auf? Die Wörter sind ja schön und gut, aber sie umschreiben mit blumigen Worten häufig Negatives. Es drängt sich der Verdacht auf, dass wir eine Nation von Nörglern, Klugscheißern und Querulanten darstellen, was sich natürlich auch in unserer Sprache niederschlägt. Lieber ein Wort wie »Übergangsjacke« erfinden, anstatt etwas im Sinne von »lais­sez faire, lais­sez pas­ser« einfach laufen zu lassen. Hauptsache, das Label stimmt.

Wobei … es gibt auch ein paar wenige Ausnahmen wie den »Brückentag«. Wenn ein Wochenende strategisch verlängert werden kann, erfreut das deutsche Arbeitnehmer so sehr, dass sie sich einen Tag zuvor in Scharen zum Feiern in Supermärkten versammeln. Wahrscheinlich um die Zutaten für den nächsten Kartoffelsalat zu besorgen.

Photo credit: nila_sivatheesan on Visualhunt / CC BY-NC

Beitragsbild: Ein Bildschirm ist auch nur ein Spiegel

Ein Bildschirm ist auch nur ein Spiegel Wie innere Monologe zu mehr Empörung, Intoleranz und Zorn führen können

Gespräche über das Netz sind häufig nur Selbstgespräche. Und wir alle wissen, dass solche Monologe selten gute Antworten auf brennende Fragen liefern.

Manchmal verängstige ich mich selbst. Besonders, wenn ich wütend Gegenstände anschreie oder mit irrem Blick drohe, dass es »gleich 13« schlägt. In solchen Momenten führe ich Selbstgespräche. Jene Monologe, die mich zeitweise in eine hochgefährliche XXL-Fassung eines tasmanischen Teufels verwandeln. Brüllkabarettist Gernot Hassknecht ist dagegen so harmlos wie Welpe; seine Wut steht in keiner Konkurrenz zu meiner brodelnden Weißglut. Erst neulich gab es meinerseits erneut einen Ausraster. Der Grund? Zwei Worte: Deutsche Bahn. Dummerweise fiel erwartungsgemäß mein Zug aus, was verständlicherweise für reichlich Frust und knirschende Zähne sorgte.

Anstatt mich damit abzufinden nahm ich lieber mein Smartphone zur Hand, um meine Rage in Worte zu fassen. Worte, die ich dank einer flotten Internetverbindung ohne Umschweife an andere Personen weiterleiten konnte. Das bot mir einige Vorteile. Zum einen war ich mit meinem Unglück nicht mehr alleine und hatte die Chance auf eine Portion Mitleid. Zum Anderen konnte ich wunderbar Dampf ablassen und mein Smartphone mit vulgären Wörtern füttern, die in Zukunft Probleme bereiten könnten (Stichwort Autokorrektur).

Reine Selbstgespräche via Messenger

Das Beispiel mit dem Transport können sicherlich viele nachvollziehen, aber auch sonst sind üble Zeiten angesagt. Überall nur Hass, Intoleranz und Empörung. Die Wutbürger und klickgeilen Medien- und Meinungsmacher haben Hate-Speech für salonfähig erklärt, während der Rest der Welt versucht, brauchbare Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Wie so oft könnte man bei sich selbst anfangen. Ich wage zu behaupten, dass die dämlichsten Ideen und Fehlinterpretationen in Selbstgesprächen bzw. inneren Monologen entstehen und bei konsequenter Fortführung zum Problem werden. Chats via Whatsapp und sonstigen Messengern sind streng genommen reine Selbstgespräche, da logischerweise keine direkten Ansprechpartner vorhanden sind. Das bereitet dem Sender womöglich erhebliche Probleme, Inhalte angemessen zu verpacken und endet meist mit einem Wurf gegen die Wand.

Da bei reiner Internetkommunikation bislang auf Mimik, Gestik oder gar Rhetorik verzichtet werden muss, können beim Empfänger nicht nur Fehlinterpretationen und Missdeutungen entstehen, sondern auch eine Blockade beim Absender. Anhand des Beispiels mit der doofen Zugverspätung lässt sich behaupten, dass meine geballte Wut keinen Abnehmer mit einer direkten Reaktion fand und wie ein Ping Pong Ball solange zwischen mir und dem Bildschirm des Smartphone hin und her schoss, bis sich ein Kontakt erbarmte, einen traurigen Smiley zu schicken. Der Wutball wuchs in dieser Phase gewaltig an und hätte unseren blauen Planeten bei anhaltender Missachtung wie ein Asteroid platt gemacht.

Andere Menschen haben auch eine Meinung

Selbstgespräche haben nicht selten die Tendenz, dass Fragen angesprochen werden, die ohnehin nicht geklärt werden können. Hätte ich dies und das anders machen sollen? Bin ich gut genug? Kann man ausschließlich von Nutella leben? Vielleicht sind so manche über Chats oder Kommentarspalten geführte Konversationen über das Netz ebenso unbefriedigend und bringen unsere Raserei erst auf Touren. Den müden Vorschlag für mehr Love, Peace und Happiness das olle Smartphone öfter mal aus der Hand zu legen, kann ich mir sicherlich sparen. Aber ich würde mir wünschen, dass der nächste Wutanfall nicht mehr nicht vor einem Bildschirm abgehalten wird, sondern in Beisein anderer Personen. Eine direkte Reaktion löst möglicherweise eine gesunde Form von Scham aus, welche die Weißglut im Kern ersticken könnte. Oder in anderen Worten: macht endlich wieder mehr Sitzkreise, damit so mancher Teilnehmer direkt merkt, was für eine Scheiße er erzählt.

Gefällt ein Kommentar auf Facebook oder einer Whatsapp-Gruppe nicht, so wird er meist ignoriert oder gar toleriert. Manchmal wird er still und heimlich blockiert oder im besten Fall entfolgt/gelöscht/gemeldet. In einem Sitzkreis wäre das natürlich nicht so einfach. Also würde selbst ich als gefrusteter Pendler nicht mehr wie ein vollkommen Wahnsinniger wilde Flüche in den Raum werfen oder Hate-Speech (»Verfickte Arschlochbahn! Macht das doch mit Absicht! Unfähiges Pack!«) betreiben, sondern anhand des Umfelds direkt merken, ob ich über die Stränge schlage und stattdessen verkünden: »Gestern musste ich leider auch warten, schade«. Mit meinem Spiegelbild hätte ich gewiss ganz anders geredet, so viel ist sicher. Und würde bis heute auf beruhigende Worte warten.

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Beitragsbild: Fang endlich an zu rauchen

Fang endlich an zu rauchen! Raucher sind lange genug herumgeschupst worden. Es reicht!

Rauchen macht Spaß, aber Nichtraucherschutzgesetze (auch bekannt als fiese »Anti-Raucher-Gesetze«) machen der Tabakindustrie und angehenden Rauchern das Leben schwer. Konnte man früher noch an jedem Automaten Kippen kaufen, egal wie alt man war, wird heutzutage selbst Werbung nur noch eingeschränkt gezeigt.

Warum es sich trotzdem lohnt mit dem Rauchen anzufangen:

Individualität:Früher war man individuell, wenn man eine Tätowierung hatte. Das ist vorbei, denn fast jeder hat mittlerweile irgendwo eine (für alle die glauben Sie wären davon ausgenommen, besser nochmal nachsehen, vielleicht ist nach der letzten Sauftour eine hinzugekommen). Rauchen hat hingegen an Popularität verloren. Wenn man es trotzdem tut, ist man einzigartig und grenzt sich von der Masse ab.

Solidarität mit den Indianern: Die amerikanischen Ureinwohner sind enteignet und in Reservationen gepfercht worden. Nun wird auch noch ihre heilige Pflanze, der Tabak verunglimpft. Mit Sicherheit steckt eine Verschwörung der US-Regierung dahinter. Um den Indianern uneingeschränkte Unterstützung zuzusichern, sollte man daher sofort anfangen zu quarzen.

Verwegenheit: Rauchen schädigt die Gesundheit. Pah, Alkohol trinken, Stress auf der Arbeit, Schwiegermütter und Extremsportarten doch auch. Wenn man allerdings besoffen mit seinem modifizierten BMX und einer Zigarette im Mund ins Büro des Chefs rollt, dann macht das ordentlich Eindruck! (Bitte an dieser Stelle keine E-Zigarette verwenden, die kann einem alles versauen.)

Nichtraucher sterben auch

Statement gegen Hochleistungskultur: Selbstoptimierung, Leistungssteigerung, ein weiterer Nebenjob, Fortbildungen, Gewinnmaximierung, Bootcamps, Rente mit 67, was kommt denn noch? Ich war auf der Grundschule, das muss doch reichen.

Trotz: Bereits als Kleinkind stellt man fest: Wenn man lange genug auf etwas besteht, dann kann man damit durchkommen.  Das geht auch mit Zigaretten.

Deckelung des Staatshaushaltes: Ohne Tabaksteuern für die Bundesrepublik auf einen Schlag bankrottgehen.

Um sich Helikoptereltern vom Hals zu halten: Jeder kennt nervige Eltern, die ihre Kinder überall mit hinbringen, sie betüddeln und ihnen mehr Aufmerksamkeit schenken, als ihren Gesprächspartnern, der Umgebung oder irgendetwas anderem in diesem Universum. Sehen einen Helikoptereltern allerdings mit einer Zigarette im Mund nehmen sofort Reißaus, sie wollen das Wohl ihrer Kinder nicht gefährden. Super. Endlich mal Ruhe.