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So wirkt dein Leben auf Instagram geiler, als es eigentlich ist

Dein Leben stinkt, doch dank Instagram muss das ja niemand merken. Nutze die Vorzüge der App, um dich selbst ins Rampenlicht zu katapulieren.

Kein Wunder, dass du wenig Bock auf meinen Blog »Miesepeters« hast. Ging mir auch so! All diese negative Scheiße, davon habe ich wahrlich genug in meinem Alltag, wozu also noch eine Extraportion? Dann lieber ein aufregendes und geil aussehendes Dasein auf Instagram! Jene Plattform, auf der sich die Reichen und Schönen tummeln. Wo man seinen Alltag am Strand verbringt, mit Selfies die Kasse füllt und nervtötende Begrifflichkeiten wie »Flurwoche«, »Steuererklärung« und »Vorsorgeuntersuchung« hinter sich gelassen hat. Böse Zungen behaupten, dass ausschließlich Egomanen auf Instagram unterwegs sind, die ihr Lächeln und ihre Körper für absurde Marken hergeben – nach dem Motto »Ich bin Influencer und habe einen Podcast über Zewa Wisch und Weg«.

Die Kritiker haben natürlich recht, aber die App kann auch für uns Normalos hilfreich sein. So besteht die Möglichkeit, ein aufregendes und ereignisreiches Leben durch die richtige Nutzung eines Instagram-Accounts vorzutäuschen, um die eigene Unzufriedenheit zu verschleiern. Du bist hochverschuldet? Dein Arbeitsvertrag läuft aus? Liebesleben mau? Die Kinder sind verhaltensauffällig? Muss ja niemand wissen. Zelebriere ein neues Leben auf Instagram! Aussagekräftige Bilder waren schon immer mehr wert als tausend Entschuldigungen.

Basics

Mache nie Bilder daheim. Erklärt sich von selbst. Wer will schon die Massen an leeren Amazon-Paketen und Wollmäusen sehen? Am besten du gehst in die nächste Ikea-Filiale und machst ein paar Selfies in den makellosen Beispiel-Zimmern. Willst du es etwas persönlicher haben, kannst du einfach Kram von daheim mit ins Möbelhaus nehmen. Die Instagramfans werden denken, dass du dir verdammt viel Mühe in Sachen Inneneinrichtung gibst. Und mindestens ein Drittel wird kreischen: »Hey, das Bild haben wir auch in der Küche!«

Immer Photoshop nutzen. Gib Pickeln und Photobombern keine Chance! Im Grunde ist eine Aufpolierung der Realität mit Photoshop wie eine Schönheits-OP zum Nulltarif. Zusätzlich hast du die Fäden in der Hand und löscht unliebsame Kreaturen (Ex-Partner) oder Gegenstände (Drogen) einfach aus deinem Foto. Geht auch: sich selbst ausschneiden und auf Desktop-Hintergründe platzieren. Die Reaktionen werden gemischt ausfallen. Einige verteilen Komplimente, weil du scheinbar die halbe Welt gesehen hast und der Rest wird grün vor Neid werden (»In Wirklichkeit ist sie fetter«).

Feintuning

Sei tierfreundlich. Am besten fotografierst du alle zehn Minuten das eigene Haustier. Es gibt wohl kaum etwas mit mehr Likes als so ein superniedlicher Welpe, der über seine eigenen Pfoten die Treppe runter stolpert. Solltest du kein Haustier und somit auch kein Herz besitzen, so kannst du a) eins leihen oder b) ins Zoogeschäft gehen. Dank des tierischen Einflusses werden dich alle für einen besseren Menschen halten und nicht mal ansatzweise ahnen, dass du immer noch Fleisch isst. Das wäre die nächste Hürde: du solltest für ein ideales virtuelles Leben fortan nur noch Avocados und Latte Macchiato (selbstverständlich mit Sojamilch) als Nahrungsmittel fotografieren.

Sport, Sport, Sport. Es wirkt schon alleine deshalb wichtig, weil ich es dreimal hintereinander schrieb. Sport ist das neue Saufen und vermittelt bei gekonnter Umsetzung den Eindruck, dass man nicht den ganzen Tag am Handy verbringt. Realistisch gesehen ist das natürlich Unfug, da für das perfekte Fitness-Studio Foto unzählige Versuche gebraucht werden, sodass kaum Zeit für das Training bleibt. Da Fotos auf Instagram jedoch höchstens eine Sekunde angeschaut werden, bleibt auch keine Zeit, um diesen Schwindel aufzudecken. Also sportlich wirken! Das vermittelt den Eindruck, dass man sein Leben trotz Jogginghosen noch unter Kontrolle hat.

Pro-Tipps

Keine Worte, höchstens Hashtags. Ein Bild oder Foto bietet dem Betrachter die Möglichkeit, das Gesehene selbst zu interpretieren. Damit kann sich ein erfolgreicher Instagrammer die Mühe sparen, jeden Schnappschuss dementsprechend zu kommentieren. Wird zum Beispiel ein Urlaubsbild gepostet, so wird höchstens das Reiseziel als Hashtag genannt. Das reicht auch vollkommen aus, weil die übertriebenen Hashtag-Listen eh niemand genauer liest. Du hingegen kannst diese Listen nutzen, um noch mehr Leute anzusprechen, die du sonst nie erreicht hättest. Teste es beim nächsten Bild, indem du ein Urlaubsbild mit den Hashtags #unicorn und #dankemerkel versiehst.

Diese Motive und Themen eignen sich nicht: Essensreste, Selfies NACH der Party, Kontoauszüge, Balkonien, Stimmungstiefen, Politik und alles, was mit Realität zu tun hat. Was stattdessen ablichten? Easy: wie du einen veganen Muffin isst, wie du lächelnd vor einer Shopping-Mall stehst, wie du dich am Strand räkelst, wie du deine Muskeln im Fitness-Studio spielen lässt, wie elegant du in/auf einem Auto sitzen kannst, wie du einen flauschigen Hund streichelst, frisch erhaltene Amazon-Pakete und Pärchen-Fotos, von denen man vor lauter Sweetness Karies bekommt. Solltest du nichts von alledem (Muffins, Muskeln, Lover etc.) haben: Photoshop oder wenigstens eine Fototapete.

Photo credit: Toolstotal on VisualHunt.com / CC BY

Beitragsbild: Noch mal mit weniger Gefühl

Noch mal mit weniger Gefühl

Einfache Frage, komplizierte Antwort. Was Robotern gewiss nie gelingen wird, haben wir perfektioniert: aus einer Mücke einen emotionalen Elefanten machen.

Letztens auf der Arbeit öffnete ich den Kühlschrank und musste feststellen, dass jemand meinen Pudding gegessen hatte. MEINEN PUDDING. Es entflammte eine ungesunde Mischung aus Hysterie, Versagensangst und Mordlust in mir, die ich nur schwer unterdrücken konnte. Diesen Nierenschlag gegen mein Puddingverlangen konnte ich nicht an mir abprallen lassen. Kam eh nur ein Verdächtiger in Frage, und zwar Holger. Der ist so abgewichst, dass der auch hemmungslos Kugelschreiber klaut und anfallenden Müll nicht trennt. Drum stiefelte ich zu seinem chaotischen Schreibtisch, baute mich auf und sprach mit drohender Stimme: »HOLGER! Haben Sie meinen Pudding gegssen?« Seine Antwort widerte mich an: »Ich hatte heute erst eine Pampelmuse und deshalb Hunger!«

Mit Emotionen alles weg reden

Frechheit. Mich erzürnt nicht nur seine Unfähigkeit hinsichtlich der Beantwortung meiner simplen Frage, sondern auch seine eigens inszenierte Opferrolle. Mich interessieren nicht seine Sorgen, Ängste oder Emotionen – zumindest was meinen Pudding angeht! Ich gab Holger eine einfache Vorlage, die er aber nutzte, um das Problem zu verschleiern und sich selbst in den Vordergrund zu spielen. Sein Verhalten ist leider mittlerweile allgegenwärtig. Leute, die Anforderungen, Krisen und Entscheidungen mit Emotionen wegreden möchte. Wenn man zum Beispiel durch seine (unterlassene) Handlung jemanden verletzt, doch statt entschuldigenden, einsichtigen Worten sich lieber mit »Ich hatte eine schwere Kindheit« aus der Affäre zieht.

Anderes Beispiel: Auf die Frage »Wann bist du heute Abend da?« wird mit »Habe Stress, Burnout und Kinder, außerdem soll es regnen« gekontert. Es scheint, als koste selbst eine Antwort wie »Weiß ich nicht« zu viel Überwindung, da man ja wie ein totaler Volltrottel wirken könnte. Um das zu vermeiden, bringt man alle möglichen Faktoren ins Spiel, welche die Schuld bzw. Verantwortung von einem abwälzen. Keine Ahnung, ob das Internet diesen Impuls verstärkte, indem es uns zeigte, dass deftige Kommentare, Bilder und Videos entweder ohne Folgen bleiben oder aber einen Shitstorm ohne Gleichen bedeuten können. Wer will dafür am Ende schon für seine Taten gerade stehen?

Nicht nur in der Politik beliebt: Verschleierungstaktik

Durch das Einbringen von Emotionen und persönlichen Erfahrungen entsteht eine wirre Verschleierungstaktik, welche die ursprüngliche Frage oder Absicht verwässert. Spinnen wir das Beispiel vom Beginn (Holger und der verlorene Pudding) mal weiter, indem sich andere einmischen:

Ich, rasend vor Wut: Holger, haben Sie meinen Pudding gegessen?
Holger, defensiv: Ich hatte heute erst eine Pampelmuse und deshalb Hunger!
Ich, versöhnlich: Das tut mir leid, aber sie hätten ja fragen können.
Meike, empathisch: Der Chef macht heute Druck, da braucht man schon mal was für den kleinen Hunger.
Holger, triumphierend: Richtig! Er hat mich sowieso auf den Kieker. Eigentlich die ganze Abteilung.
Sven, albern: Wir sollten eine Beschwerde bei der Gewerkschaft einreichen.
Meike, einsichtig: Immer eine gute Methode, die helfen auch bei Mobbing.
Ich, dem Wahnsinn nahe: Dann kann ich ja Kollege Holger wegen Pudding-Klau melden. Mobbing pur!
Sven, spottend: Nun halten Sie mal den Ball flach. Meike, wurden Sie diskriminiert?
Meike, den Tränen nahe: Es war keine leichte Zeit. Deshalb fühle ich mit Holger.
Holger, absurd: Danke, Meike. Ohnehin dachte ich an einen Jobswechsel, weil die Belastung mir schwer zu schaffen macht.
Ich, destruktiv: Wie wäre es mit der Puddingabteilung? Da dürfen Sie aber auch nicht den alles weg mampfen, Sie Dieb.
Meike verlässt kreischend den Raum, Sven holt sein Handy raus, um die Szene zu filmen und der Chef stürmt aus seinem Büro
Chef, aggressiv: Habe ich hier gerade die Worte Pudding und Gewerkschaft gehört?
Ich, überfordert: Chef! Pudding! Holger!
Sven, beschwichtigend: Alles gut, Chef. Holger hat heute nur einen schweren Tag.
Holger, einem Schwächeanfall nahe: Ich fühle mich nicht so gut, ich sollte noch was essen.
Chef, Machtwort sprechend: Hier, nehmen Sie meinen Pudding. Und Sie (auf mich zeigend) hören auf, Meike zu mobben!

Photo credit: La Tête Krançien on VisualHunt.com / CC BY-NC-ND

Beitragsbild: Brauchbare Denkanstöße für das nächste Sommerloch

Denkanstöße für das Sommerloch

Das Sommerloch samt Hitze ist da und es ist schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Am besten man lehnt sich zurück und gibt sich dem Schwachsinn hin.

Es ist zu heiß. Zu heiß zum Denken, zum Aufstehen und für alles andere sowieso. Während ein Teil von uns eine erweiterte Siesta zelebriert, nennt man eine solche Stagnation in der Medienwelt »Sommerloch«. Diese Auszeit beschert uns bekloppte Schlagzeilen wie »Ed Sheeran verlegt sein Konzert auf den Ikea-Parkplatz in Wuppertal« oder »Karpfen mit Trump-Frisur in Moskau gesichtet«. Die Franzosen sagen la-morte saison, die Finnen m adiät adiäkuun juttu. Bei derart hohen Temperaturen passiert nicht viel, warum also nicht die Zeit nutzen, um ein wenig zu reflektieren? Über die wichtigen Fragen des Lebens, über nie erledigte Vorhaben und den Sinn von Avocado-Frischhalteboxen?

Falls der Denkapparat bei der Hitze durchgebrannt scheint, möchte ich ein paar lose Gedanken vorschlagen. Denkanstöße, die vielleicht neue Blickwinkel ermöglichen oder wenigstens zur Debatte unter dem Sonnenschirm anregen. Du kannst die weiter unten folgenden Ideen für ein Selbstgespräch nutzen oder gar andere Menschen provozieren, um sie hinterm Ofen hervorzulocken. Fülle die innere Leere und kämpfe trotz des übertriebenen Sommers gegen eine geistliche Verwahrlosung an!

Fragen zum Sommerloch

Warum ist Toastbrot eckig und Wurstscheiben rund? Wie lange halten die Aussagen in Glückskeksen? Warum klingelt es immer, wenn man unter der Dusche ist? Gibt es ein anderes Wort für »Synonym«? Wieso sagen nur die Verlierer »Es ist nur ein Spiel«? Wachsen Pflanzen schneller, wenn man sie anschreit und bedroht? Wie hoch der tatsächliche Wert eines Bildes, welches mehr als 1.000 Worte wert ist? Erhalten Atheisten bei Zwischenfällen durch »Höhere Gewalt« dennoch eine Auszahlung? Gehen Zahnärzte zum Zahnarzt oder machen sie es selbst? Tätowieren sich Japaner deutsche Wörter auf ihren Körper? Wenn man nur eine Sprache beherrscht, ist man dann lingual? Warum trägt Tarzan keinen Bart? Wenn ein Taxifahrer rückwärts einparkt, bekommt man dann sein Geld zurück? Wenn ein Synchronschwimmer ertrinkt, müssen der Rest auch ertrinken? Gab es auf der Arche Noah Spechte und Holzwürmer?

Provokante Denkanstöße

»Morgen ist auch noch ein Tag« ist die menschliche Fassung für »Haben Sie es mit Aus- und Einschalten versucht?«. Pflanzen geben uns zwar Sauerstoff zum Leben, aber benutzen uns irgendwann als Dünger. Man erkennt bei diesen automatischen Fotos jeden Fahrgast einer Achterbahn, aber sieht selten scharfe Fotos von Einbrechern und Räubern. Jeder Taschenrechner hat eine peinlichere Historie als so mancher Internet-Browser. Wenn Du heute Alkohol kaufst, bezahlst Du mit dem Glück des Tages darauf. Klatschen ist nur Gewalt gegen einen selbst, weil man etwas mag. Am 1. April wird jede Meldung zwecks Wahrheitsgehalt doppelt geprüft. Geschichtsunterricht wird mit den Jahren immer unübersichtlicher. Wenn wir joggen, ziehen wir uns dementsprechend an, damit niemand denkt, wir seien auf der Flucht. Der Lektor von Hitlers »Mein Kampf« war ein Rechtschreibnazi.

Photo credit: Christopher Schirner on Visualhunt / CC BY-SA

Beitragsbild: Mein Vorschlag für ein »Taxi Driver« Remake

Mein Vorschlag für ein »Taxi Driver« Remake

Zum Glück ist nicht jeder Film für ein Remake geeignet. Kommt es aber irgendwann doch zu einer Neuverfilmung von Taxi Driver, wäre das hier mein gewagter Vorschlag.

Saxofonsound, versiffte Rückbänke und seltsame Frisuren sind womöglich nicht jedermanns Sache. Ich für meinen Teil aber liebe »Taxi Driver«, ein Film ganz nach meinem Geschmack. Sei es die depressive Grundstimmung oder das verhunzte Date im Pornokino, kaum ein Streifen spricht den Misanthropen in mir so treffend an wie der Klassiker von Regisseur Martin Scorsese. Ich sollte dankbar dafür sein, dass Hollywood bislang nicht ernsthaft in Erwägung zog, ein Remake zu drehen. Oder gar eine Serie über Travis Bickles Tage in Vietnam (»Buckkle up, Bickle!«) auf die Beine zu stellen. Schlimmer wäre nur noch ein YouTube-Channel mit dem Namen »You talking to me?«, auf dem New Yorker Taxifahrer zum Friseur geschickt werden.

Irgendwas mit Medien

Sollte die Vernunft eines Tages am Ende und wider Erwarten ein Neuauflage gefragt sein, möchte ich jedoch ein paar meiner Ideen beisteuern. Obwohl bei meinen Überlegungen kein kompletter Entwurf eines Drehbuchs zustande kam, habe ich dennoch zahlreiche Einfälle, um den Plot an die heutige Zeit anzupassen. Um einen Vergleich zur originalen Handlung zu vereinfachen, orientierte ich mich an dem Wikipedia-Eintrag zum Film »Taxi Driver«. Der vielleicht gewagteste Vorschlag meinerseits ist ein neuer Titel für eine Remake: »Irgendwas mit Medien«. Denn welcher unserer bequemen Studenten will heutzutage noch am Steuer eines Taxis sitzen? Statt dem jazzigen Soundtrack wäre ich für einen futuristischen Jammertalsoundtrack, eingespielt von Andy Stott, Tim Hecker oder Forest Swords.

Fangen wir mit den Basics an. Meine Vision vom neuen Taxi Driver spielt in Berlin im Jahr 2018. Der unter ADHS leidende 29-jährige Finn Friedmann übernimmt einen Job als Mobile Marketing Manager (MMM) in einer typischen Agentur. Beim Bewerbungsgespräch gibt er an, in jedem noch so absurden sozialen Netzwerk (z.B. Ello, MySpace, StudiVZ) angemeldet und sogar mal für 15 Minuten Influencer gewesen zu sein. Er ist bereit, jederzeit unbezahlte Überstunden einzulegen und bei Bedarf sogar die Obstschale im Büro zu füllen. Aufgrund seiner gesundheitlichen Verfassung postet er vorwiegend aufdringliche Werbekampagnen und Banner, die beim Surfen im Web den letzten Nerv rauben. Nachts bastelt Finn zwielichtige Kampagnen, die auf externe Shops führen und löscht undankbare »Danke, Merkel« Kommentare bei FB. Die Gesamtsituation fuckt ihn ab. Er ist der Ansicht, dass sich im Netz zu viele Hipster, Hater und übertrieben viele Katzenfotos befinden, die beseitigt gehören. Um sich abzulenken, besucht er in seiner Freizeit ein Fitness-Studio oder macht Fotos von seinem Essen. Im Grunde ist er einsam; zwar ist er Mitglied in sieben WhatsApp-Gruppen, aber schreibt so gut wie nie was.

Zu viele Hipster, Hater und Katzenfotos

Nun ist es im originalen Taxi Driver Film so, dass er sich unsterblich in eine Wahlkampfhelferin namens Betsy verguckt. In meiner Fassung hat sie immer noch keinen richtigen Job, aber sie heißt Ann-Sophie und unterstützt ausgerechnet die FDP. Nichtsdestotrotz mag er ihre Grübchen, sodass er sie auf die Venus einlädt. Sie willigt ein, doch ist sie spätestens an der Kasse extrem empört, weil sie zwar liberal eingestellt ist, aber halt nicht SO liberal. Finn verharmlost die Porno-Messe und verspricht, dass »alle Paare irgendwann auf der Venus landen«. Ann-Sophie gibt nach und folgt Finn an Dildos und Liebesschaukeln vorbei in das Getümmel, doch bekommt Panikattacken, als sie an einem Stand namens »Gloryhole« ankommen. Sie löscht Finn kommentarlos von ihrer Freundesliste und sucht das Weite. Finn Friedmann geht ebenfalls gefrustet heim und schickt ihr zu später Stunde ein paar verstörende Sprachnachrichten, die ihm bereits nach wenigen Minuten peinlich sind. Auf zwei blaue Häkchen wartet er vergebens.

Wenn alle Stricke reißen: Flashmob

Abgefuckt vom Alltag und seiner nerdigen Wohnung vollgestopft mit Star-Wars-Kram sucht er Halt und Hoffnung im Deep Web. Leider findet er nur Drogen, Furry-Porn und Waffen. Die meisten Knarren kennt er durch Ego-Shooter seiner Playstation, doch im Herzen ist er Pazifist. Stattdessen besucht er auf Ann-Sophie hoffend einige Veranstaltungen der FDP und kommt sogar mit Christian Lindner ins Gespräch. Friedmann behauptet, dass er die letzte Wahlkampagne super fand, um Lindners Sympathie zu ergaunern. Dieser ist mäßig begeistert und fragt Finn aus Verlegenheit bzw. Langeweile, was sich in der Politik ändern müsse. »Zu viele Katzenfotos« ist seine Antwort.

Nächste Szene: Finn Friedmann sieht ein junges Mädchen, welches für Instagram aufreizende Posen macht. Ein Typ, der ein Handy halten kann und sich somit für einen Fotografen hält, schießt von dem Möchtegernmodel ein Foto nach dem anderen. Finn spricht die junge Dame an, ihr Name ist Leonie. Gerade als er ihr seine Fotos vom letzten Mittagessen zeigen möchte, mischt sich der Fotoheini ein. »Wenn du kein Sponsor bist, kannste direkt ’ne Biege machen, du Pfeife«, schimpft er. Das nervt Friedmann so kolossal, dass er Rache-Flashmob in Erwägung zieht, um alle zukünftigen Fotosessions des Typen zu sabotieren.

»Sprichst du mit mir?«

Wie es der Zufall so will, läuft ihm kurz darauf Leonie erneut über den Weg, weil sie zufällig im selben Fitness-Studio angemeldet sind. Finns Beschützerinstinkt erwacht und er redet auf sie ein, dass sie doch erst einmal eine Ausbildung machen sollte, anstatt sich halbnackt mit Hashtags zu zeigen. Leonie winkt ab: »Nein, ich liebe meine Follower! Aber du kannst mir eine Freundschaftsanfrage schicken!« Finn Friedmann lässt sie kommentarlos stehen und muss sich eingestehen, dass in seinem Leben eine unüberwindbare Leere herrscht, die der er nicht mit Werbebannern, sozialen Medien und Proteinshakes füllen kann. Verzweifelt greift er nach seinem Smartphone um mechanisch nach Impulsen zu scrollen. Überall nur Hipster, Hatespeech und hässliche Katzen. Als er gerade aufgeben will, erblickt er jedoch eine neue Meldung über die aktuellste Absurdität des US-Präsidenten Trump. Da wittert Finn Friedmanns seine Chance.

Er packt all seinen Mut und legt sich einen finalen Plan zurecht. Finn will den perfekten Tweet verfassen, auf den sogar Trump reagieren würde. Er würde ihn so richtig vorführen, von der Frisur an bis zur lächerlichen orangen Hauttönung. Die Welt soll Friedmanns Namen feiern, der Mann, der Trump mundtot gemacht hat. Hashtags wie #FriedmanFTW und #TrumpWho? sollen in aller Munde sein. Ann-Sophie gründet eine Finn-Partei und Leonie sponsort diese. Um sich vorzubereiten, stellt er sich vor einen Spiegel und versucht sich an einem bedrohlichen Blick. Finster sagt er: »Sprichst du mit mir? SPRICHST DU MIT MIR?« »Ich verstehe leider nicht, was du meinst. Möchtest du deine Frage wiederholen?« antwortet Siri. Ende.

Photo credit: esquizoide on VisualHunt.com / CC BY

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Romantik-Killer Strandurlaub Eine Warnung für alle Meersüchtigen

Strandurlaub soll ROMANTISCH sein? Keine Ahnung, welcher Schwachmat sich diesen Mumpitz ausgedacht hat. Dabei verläuft sich die Romantik eher im Sande.

Wildes Mädchen, schüttle dein Haar für mich

Urlaub am Meer ist nicht toll! Zumindest nicht für mich oder einen Oldschool-Metaller. Ich erkläre euch warum: wir haben lange Haare! Ihr kennt alle diese ach so atmosphärischen Schnappschüsse vor dem Sonnenuntergang am kühlen Nass? Das Haar flattert romantisch im Wind, das Licht ist famos? Von wegen! Du kaust die ganze Zeit deinen Kopfschmuck! Wage es ja nicht zu lächeln. Eine kecke Strähne findet sofort ihren Weg in deine Mampfluke und aus deinem lasziv-verträumten Blick wird der einer Stroh kauenden Ziege. Am Ende des Urlaubs sieht deine Mähne übrigens auch aus wie das Hauptnahrungsmittels dieses Wiederkäuers.

Das Meer ist im-po-sant

Auch der Strandspaziergang wird zur Herausforderung. Es ist egal in welche Richtung du läufst, der Wind ist nicht auf deiner Seite. Und am Meer ist immer Wind. Immer, immer, immer! Entweder läufst du mit dem Wind und verwandelst dich in Vetter It, was zu Folge hat, dass du nichts mehr siehst. Darum erkennst du auch nicht die Steine in der Brandung und brichst dir den Zeh. Oder aber du läufst gegen den Wind und es bläst dir die ganze Zeit Sand in die Augen. Was zur Folge hat, dass du die Quallen am Strand nicht mehr siehst und darauf ausrutschst. So oder so, du landest auf dem Boden.

Brennend heißer Wüstensand

Apropo Boden, der besteht bestenfalls aus feinem Sand. Sand kommt überall rein, wirklich überall. Da bringt auch eine Strandmatte nichts beim romantischen Picknick. All die kleinen Miniwanderdünen kriechen dir in die Ohren und in die Unterhose. Sei mal sexy, wenn es dich die ganze Zeit am Allerwertesten pikst! Und selbst wenn du das überspielen kannst, in dem Moment, in welchem dich dein Liebster mit einem Krabbenbrötchen füttern will und du den Mund öffnest… Genau! Zack, Haare in der Fresse! Ein Kiesstrand bringt da übrigens auch keine Vorteile, da der Gang über die spitzen Steine dem einer betrunkenen Ente gleicht.

Dein Proviant ist übrigens eh nie sicher. Möwen umkreisen einen, wie Geier das Aas und schlagen blitzschnell im passenden Moment zu, während sich dein Bier mit Sand füllt. Mein knallroter Kopf muss da als Angriffssignal dienen, am Meer merkst du nämlich nicht, wie du in der Sonne innerhalb von Sekunden wie ein Brandopfer aussiehst. Und wisst ihr, was Stranddisteln sind? Wusste ich auch nicht, bis sich eine mit meinem Zeh anlegte und ich wie wild auf einem Bein hüpfte. Den Moment nutzte der gefiederte Seeräuber, mir mein Brötchen aus der Hand zu stibitzen und meine langen Haare, mir in den zum Schmerzensschrei geöffneten Mund zu flattern. Ehrlich, nächstes Jahr geht es in die Alpen!

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11 Tipps für Helikoptereltern Und solche, die es werden wollen

Oft hört man in den Medien von sogenannten Helikoptereltern. Das sind Eltern, bei denen sich alles um die Kinder dreht. Wie man es anstellt Kinder für alles als Ausrede zu benutzen, um sich selbst in den Mittelpunkt zu drängen erfahren wir heute in diesem Praxisratgeber.

Helicoptereltern werden leicht gemacht

  1. Nimm immer einen Zollstock oder ein Maßband mit. Damit kann die Höhe der Fensterbänke, Treppenstufen, der Sicherheitsabstand zum Nachbargrundstück, die Erreichbarkeit der Herdschalter etc. nachgemessen werden, ganz egal wo man hingeht. Diese Maße können dann mit den Worten „Das ist aber nicht sicher für Kinder“ oder „Hier werde ich mit Justin nicht zum Spielen herkommen“ kommentiert werden.
  2. Markiere vermeintlich unsichere Stellen mit Edding oder Flatterband, ganz so als ob es sich um eine unfertige Baustelle handeln würde. Sieh die Leute die dich beobachten dabei vorwurfsvoll an, als ob sie an den Missständen Schuld seien.
  3. Lerne die StVO auswendig oder zumindest einige Floskeln daraus, die du bei jeder sich bietenden Gelegenheit zitierst. Weise immer wieder darauf hin wie gefährlich der Straßenverkehr für Kinder ist.
  4. Besuche verschiedene Schwangerschaftsvorbereitungskurse. Regelmäßig. Wenn du etwas Erfahrung damit hast, weise die Leitung darauf hin, was sie alles nicht so gelungen präsentiert hat, wie es in anderen Kursen üblich ist.
  5. Richte Kinderzimmer ein, am besten einige Jahre bevor sie nötig sind. Zeige sie allen die zu Besuch kommen.
  6. Abonniere möglichst viele Elternzeitschriften. Schreibe Leserbriefe mit Verbesserungsvorschlägen.
  7. Richte Facebookseiten für deine Kinder ein, auch wenn diese noch nicht geboren sind. (Wie das geht gehört mittlerweile schon zur Allgemeinbildung)
  8. Fotografiere scharfkantige Gebäude oder fest installierte Geräte die öffentlich zugänglich sind, die dich beunruhigen und eine Gefahrenquelle für Kinder darstellen könnten. Informiere umgehend das Ordnungsamt darüber. (Vordrucke gibt es hier)
  9. Besuche verschiedene Schulen, Kindergärten und Vereine bei denen Kinder Mitglied werden können, wenn diese einen Tag der offenen Tür anbieten. Äußere dich herablassend über deren Infrastruktur, Angebote und das zugrunde liegende pädagogische Konzept.
  10. Äußere dich in aller Öffentlichkeit, dass mehr für Kinder und Familien getan werden müsste. Verfasse eine Petition dazu, die du an alle Bekannten und Verwandten verschickst.
  11. Sammle Adressen von Jugendämtern, Kinderärzten und anderen Einrichtungen. Melde dich dort regelmäßig und stelle so viele Fragen wie möglich.

Fazit

Wenn du alles richtig gemacht hast, wirst du bald von allen Leuten gemieden, die gegen Kinder sind. Richtig so. Strafe sie mit Verachtung und konzentriere dich stattdessen auf deine Kinder oder den Wunsch demnächst Kinder zu bekommen!

Beitragsbild: Danke Merkel und weitere sinnlose Kommentare

»Danke, Merkel!« und weitere sinnlose Kommentare

Wie siegessicher sich die verschmähten Couch-Politiker fühlen, wenn sie »Danke, Merkel« ironiefrei in den sozialen Medien posten. Eindeutig ein Schrei nach Liebe.

Gestern war nicht mein Tag. Nicht nur, dass ich meine Unterbuchse verkehrt herum anzog. Nein, ich stürzte versehentlich die Treppe hinunter, schickte dummerweise einer Ex eine Freundschaftsanfrage und schnitt mich ganz böse am Kopierpapier. Danke, Merkel! Natürlich hätte ich auch die Schuld bei mir selbst suchen können, aber aufgrund meiner blinden Wut musste ratzfatz ein Sündenbock her. Wer eignet sich da besser als unsere Bundeskanzlerin? Sie ist es ja gewohnt; täglich bedanken sich tausende übersehene Aushilfspolitiker bei ihr, ersparen sich und uns zeilenweise Hate-Speech, indem sie uninspiriert »Danke, Merkel« schreiben. Oft frage ich mich, ob ein paar besonders Clevere ihren Lieblingsspruch via Copy-Paste zwischenspeichern, um jederzeit und blitzschnell mitreden zu können.

Eigenverantwortung? Dann doch lieber Anderen die Schuld geben

Zum Glück macht konternde (und gelungenere) Ironie das Gebrabbel der Wutbürger erträglicher. Zum Beispiel die Facebook-Seite »Danke Merkel« perfektioniert genau das, was ich zu Beginn dieses Beitrags versuchte. Der Kanzlerin aus Prinzip die Schuld in die Schuhe schieben, egal wie absurd die Umstände sind. Leider halten diejenigen Personen, die Merkel für schuldig erklären, abseits von ihrem Lieblingssatz nicht so viel von Ironie oder gar Eigenverantwortung. Im Gegenteil: manche Spezialisten setzen noch einen drauf und lassen sich alternative Sprüche einfallen, welche bei akutem Frust gepaart mit Einfallslosigkeit auf die Menschheit losgelassen werden. Allen voran das Statement: »Es wird immer schlimmer«. Da frage ich mich: was genau wird schlimmer? Wahrscheinlich das Wetter. Oder manche Körperpartien, auf denen unerwünschte Haare wachsen. Die Orientierung nach ein paar Bieren. Irgendwas wird sich schon finden, irgendein Auslöser für das Debakel, welches man sich unter Umständen selbst eingebrockt hat.

Wie gehabt: Hausarrest und Taschengeldkürzung

Ein weiterer Klassiker der erzürnten Social-Media-Meute: »Früher war alles besser«. Natürlich war es das, als Mami und Papi einem mit schützender Hand sämtliche Entscheidungen abnahmen. Ob bei solchen Kommentaren allerdings auf die eigene Kindheit verwiesen wird, kann ich nur spekulieren. Vielleicht befindet sich dort auch der entscheidende Knackpunkt. Möglicherweise wird die amtierende Kanzlerin mit einer Art Volksmutti verwechselt, gegen deren Entscheidungen sich besagte Wutbürger auflehnen. Frei nach dem Motto: »Ich will das nicht essen! Sie, die stets präsente Mutterfigur, muss schuld an meinem Versagen und Problemen sein. Ohne ihr Einmischen hätte etwas aus mir werden können! Und nun? Sitze ich hier und muss dennoch meinen Teller aufessen. Klarer Fall: Merkel muss weg

Schrei nach Liebe

Sinnlos. Zum einen, weil die von den Schuldsuchern auserkorene Erziehungsberechtigte die Kommentare eh kaum ernst nehmen sollte. Zum anderen, weil es ursprünglich um Obama ging und er sogar ironisch konterte und damit ein populäres Meme anheizte. Ich bezweifle, dass unsere Kanzlerin sich in einem ihrer Podcasts dem Thema widmen wird oder sogar lustig kontern würde: »Bitte, gern geschehen«.

Schade eigentlich. Man stelle sich vor, sie würde verkünden: »Lieber Wutbürger! Tut mir leid, dass deine Pizza zu lange im Ofen war. Zum Glück hast du es früh genug bemerkt, sonst wäre womöglich deine ganze Bude abgebrannt. Früher war es besser, als deine echte Mama noch für dich die Zeit stoppte. Aber … wir schaffen das, oder?«

Photo credit: mw238 on Visualhunt.com / CC BY-SA

Beitragsbild: Hilfe! Meine Einkäufe sind mir peinlich

Hilfe! Meine Einkäufe sind mir peinlich

Sind die Einkäufe erst auf dem Band platziert, geht das Rätselraten los. Warum kauft der Typ vor mir so viele Bananen und warum interessiert es mich überhaupt?

Supermärkte müssen von Satan höchstpersönlich erfunden worden sein. Du könntest den besten Tag ever erleben, zehn Minuten im Konsumtempel genügen und dir wird schlagartig bewusst, warum du sonst ungern vor die Türe gehst. Bei mir kommt neben den üblichen Qualen wie Enge, unfreiwilliger Menschenkontakt und Geldschwund noch ein weiteres Problem hinzu: ich glaube, die Anderen begaffen meine Einkäufe. Schlimmer noch, sie inspizieren jede einzelne Ware im Einkaufswagen und werfen mir verächtliche Blicke zu. Man kann den Fieslingen ihre Vorurteile problemlos von der Mimik ablesen: »Eine Currywurst für die Mikrowelle. Fett UND faul, war ja klar«.

Zeig mir deine Einkäufe und ich sag dir, wer du bist

Noch schlimmer ist es direkt am Kassenband. Peinlich berührt breite ich sämtliche Produkte aus, die ich entweder konsumiere oder unverzichtbar für meinen Alltag halte – wie zum Beispiel ein mit Star Wars-Motiven bedrucktes 6-teiliges Frischhalteboxenset. Je länger die Warteschlange an der Supermarktkasse ist, desto mehr schäme ich mich für sämtliche Einkäufe. Vor und hinter mir haben zwar ebenfalls andere Kunden ihre Waren auf das Band geschmissen, aber die sind natürlich Bio oder wenigstens sehr teuer. Manchmal rette ich die Situation, indem ich laut sage: »Oh, das ist ja nur normale Milch. Das tausche ich mal eben schnell gegen gesunde Sojamilch aus, denn ich will ja keine Bauern ausbeuten, nicht wahr?«

Unangenehm ist es ebenfalls, wenn man mit zwei, drei Produkten zur Kasse geht und von anderen Kunden gefragt wird: »Ist das alles?« Meistens wollen sie mich aus Freundlichkeit vorlassen, aber an schlechten Tagen nehme ich persönlich. Als ob ich maximal gescheitert wäre, frei nach dem Motto »Ich war in Vegas und alles, was ich mitbrachte, ist dieses Shirt«. Dann keife ich zurück: »Lass mich! Kann nun mal nicht jeder so viel verdienen wie du, du … du!«

Am Kassenband lassen wir die Hosen fallen

Angriff ist ja bekanntlich die beste Verteidigung. Deshalb versuche ich seit geraumer Zeit den Spieß umzudrehen. Neulich lief ich im Supermarkt auf und ab und hatte ein paar von diesen gelben Klebezetteln dabei. Wenn mir der Inhalt eines gut gefüllten Einkaufswagen gut gefiel, so hinterließ ich ein schriftliches Lob: »Sie haben ein paar formschöne Gurken ausgewählt, gutes Augenmaß! Nur an den Reinigungsmittel müssen Sie noch arbeiten. Etwas umweltbelastend. Ansonsten weiter so!«

Am Kassenband glänzte ich letztlich mit Küchentischpsychologie vom Feinsten. Der Nerd vor mir kauft eine von diesen Taschentücherboxen? Ich weiß, was auf deinem Nachttisch steht, Bursche. Oder die Tussi, die krampfhaft versucht, das Toilettenpapier unter Milchprodukten zu verstecken? Auch du hast manchmal Flatulenzen, Baby! Was macht denn die kleine Flasche Korn zwischen all den Gemüse, lieber Anzugträger? Ich durchschaue euch alle. Ich, der Freud des Konsumverhaltens.

Photo credit: Skley on Visualhunt / CC BY-ND

Beitragsbild: Schlimme Berufe: Dixi-Klo-Manager

Schlimme Berufe: Dixi-Klo-Manager

Zugegeben: eine Berufsbezeichnung wie »Dixi-Klo-Manager« oder »Toi-Toi-Controller« gibt es nicht – noch nicht! Aber irgendwer muss sich ja darum kümmern, dass die mobilen Toilettenkabinen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind.

Wir schreiben das Jahr 1973. Der in Deutschland stationierte amerikanische Soldat Fred Edwards hatte die Nase voll von widerlichen Gerüchen und Flatulenzen während des Manövers und pochte auf eine gewisse Privatsphäre. Von seinen Kameraden spöttisch als »Heimscheißer« beschimpft, schloss sich Hobbybastler Edwards in seiner Garage ein, um die erste mobile Toilette zu kreieren. Er taufte das Gestell »Dixi« und der Rest ist Geschichte. Mittlerweile sind die drolligen blauen Toilettenkabinen zum festen Bestandteil jedes Festivals geworden. Alleine beim »Rock am Ring« sollen um die 800 stille Örtchen platziert sein, um zwischen harten Riffs und satten Beats kurz einen Quickie zu zelebrieren. Moment, Sex in Toilettenkabinen? Igitt. Soll es aber laut Express geben. Fast 10 Prozent sollen gegen ein Techtelmechtel auf dem Plastiklokus nichts einzuwenden haben. Manchen kann es scheinbar nicht schmutzig genug sein.

Keine Baustelle ohne Dixi

Jedenfalls male ich mir eine Vielzahl der Berufe, die mit mobilen Klos zusammenhängen, ziemlich furchtbar aus. Man stelle sich mal vor, man müsste anhand der gerade beschriebenen Situation zwei ineinander verkettete Fans der Antilopen Gang stören, weil die Kabine auffällig wackelt. Von der Reinigung und sonstigen Aufräumarbeiten (manche schmeißen Dixi und Toi Toi aus Jux und Dollerei in den Stadtgraben oder zünden sie an) einmal abgesehen. Wobei ganz so schlimm wie der Titel andeutet, ist es unter Umständen nicht. Mit dem Geschäft lässt sich mitunter eine goldene Nase verdienen, da kaum eine Baustelle ohne Dixi auskommt. In Zeiten des Immobilienbooms erzielt die dafür verantwortliche Ratinger Firma so hohe Gewinne, dass eine spezielle »Abführsteuer« in Zukunft nicht überraschen würde.

Warum nicht mal eine Kabinen-Fete?

Da fallen mir noch weitere miserable Tätigkeiten bezüglich der Kabinen ein. Es muss ja einen geben, der diejenigen aus der misslichen Lage befreit, die sich versehentlich selbst eingeschlossen haben. Oder die Kontrolleure, die alle WCs zählen müssen, da auch mal welche geklaut werden. Schade, dass nicht alle dem Beispiel des Vordenkers Fred Edwards folgen und ihre eigene Kabine mitbringen. Statt einer sogenannten »Silent-Disco« (Kopfhörer-Party) eine Art Kabinen-Fete, eine Dixi-Disse. Ein völlig neues Raumklang-Erlebnis, welches auf eine Pause verzichtet.

Photo credit: Weltbrei on Visual hunt / CC BY-NC-SA

Beitragsbild: Sag doch einfach »Schmetterling« statt »Scheiße«

Sag doch mal »Schmetterling« statt »Scheiße«

Fluchen ist nicht besonders sexy. Derbe Verbalattacken können demotivieren und verbreiten schlechte Stimmung. Warum also nicht bestimmte Wörter durch positive Umschreibungen ersetzen?

Meine Freundin und ich wollten den Hass aus unserem Leben streichen. Ständig das Gefluche über alles und jeden zerrte an unseren Nerven. Wenn ich zum Beispiel nachhaltig verstört aus der U-Bahn kroch, fluchte ich wie ein Rohrspatz. Arsch hier, Fuck da. Fallt um, ihr Opfer! Und sowieso stinken alle nach Pups??? Solche Aussagen drückten etwas die Stimmung. Hinzu kam, dass meine nicht zu überhörenden Aggressionen hoch ansteckend waren, sodass am Ende sogar meine bessere Hälfte über Belanglosigkeiten motzte. Ich fühlte mich schuldig, wenn ich sie dabei beobachtete, wie sie einem harmlosen Brötchen verbal zusetzte: »Du Dreckssemmel! Warum bist du scheißehart?!«

Nicht mal die Glücksbärchis konnten uns retten

So ging es nicht weiter. Diese allumfassende Wut musste aus unserem Alltag verschwinden. All die negativen Gedanken und giftigen Hassreden zogen uns in einen Strudel, in den wir zu ertrinken drohten. Ich nannte ihn den Treibsand des Grolls. Anhand unserer heimlichen Vorbilder, den Glücksbärchis, boten wir zeitweise dem Weltschmerz die Stirn und versuchten, unser Umfeld etwas positiver zu sehen. Leider kam uns die Realität dazwischen. Nachrichten, Rechnungen und eine sommerlochstopfende Datenschutzverordnung. Wir mussten uns eingestehen, dass die Welt unabänderlich miserabel und unser Einfluss quasi nicht existent ist.

Drum fassten wir uns den Entschluss, wenigstens unsere Sprache zu verändern. Negative Äußerungen sollten in positive verwandeln werden, um unsere Weltsicht auf lange Sicht hin zu verbessern. Wörter bzw. Sätze können schließlich die Welt verändern. Man denke da an »Ich bin ein Berliner«, »Die Rente ist sicher« oder »Hölle, Hölle, Hölle«. Ein derber Fluch wie »Fuck« wurden somit zu »Flausch«, »Arsch« zu »Augenweide« und das allgegenwärtige »Scheiße« zu »Schmetterling«.

Diese kleine Änderung war gewöhnungsbedürftig, aber zeigte enorme Wirkung. Unsere Gespräche hatten seitdem eine neue Qualität und selbst die schlimmsten Situationen im Alltag verloren nach und nach ihren Schrecken. Ein typischer Dialog sah dann so aus:

Wir haben nur Schmetterling im Kopf

Ich: Die Waffeleisenprinzen von der GEZ haben wieder geschrieben. Die wollen Geld.
Sie: Flausch! Die kleinen Purzelchen haben ja nur Flausen im Kopf.
Ich: Stimmt! Wie war die Arbeit heute?
Sie: Ganz schön Schmetterling!
Ich: Bei mir ebenfalls. Am liebsten würde ich die alle bauchpinseln!

Mehr Toleranz, mehr Verständnis, mehr Liebe. Es war einfacher, als wir uns dachten. Und wenn zum Beispiel ein Brötchen mal wieder zickt, dann rufen wir nur: »Ach, du heiliger Schmetterling! Du hast mir gerade noch gefehlt, du verflauschte Knutschkugelgeburt!«

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